Analyse: Lohnt sich ein Abschluss der „Apple Developer Academy“?


Viele Apple-Nutzer haben schon einmal mit dem Gedanken gespielt, eine App zu entwickeln – für einen ganz persönlichen Bedarf, einen gemeinschaftlichen Nutzen oder schlicht für Ruhm und Reichtum. Doch die Hürden sind hoch, denn mit dem Lernen einer Programmiersprache ist es längst nicht getan: Projektmanagement, die Gestaltung von Bedienschnittstellen und die Einbindung von Server-Diensten erfordern Kenntnisse und Erfahrungen auf verschiedensten Ebenen. Um entsprechendes Wissen zu verbreiten, hat Apple „Developer Academies“ eingerichtet. Wer angenommen wird, kann kostenfrei an theoretischen Unterrichtseinheiten und praktischen App-Entwicklungskursen teilnehmen. Das Magazin WIRED nahm die einzige US-Dependance in Detroit
unter die Lupe und stellte dabei Überraschendes fest.
Die Apple Developer Academy in Detroit ist an die Michigan State University angekoppelt, deren Campus im 145 Kilometer entfernten Lansing angesiedelt ist. Apple stellt Kursinhalte, Geräte (MacBooks und iPhones für alle Studierenden) sowie begrenzte finanzielle Mittel bereit. Apples finanzielle Unterstützung beläuft sich auf etwa 11,6 Mio. US-Dollar in den ersten vier Jahren. Weitere 9,6 Millionen Dollar kamen durch Spenden des Milliardärs Dan Gilbert sowie der lokalen Credit Union (eine Art Genossenschaftsbank) zusammen. Staatliche Unterstützung sowie Kursgebühren nicht akademischer Besucher trugen im Umfang von 2,6 Mio. Dollar zum Haushalt bei.
Versteckte Kosten für öffentliche HandTatsächlich war die Förderung aus Steuermitteln allerdings um einiges höher: Der Bundesstaat Michigan zahlte jedem Besucher der Apple Developer Academy ein monatliches Stipendium von 800 bis 1500 Dollar. In vier Jahren summierten sich die Kosten auf etwa 6 Mio. Dollar. Wenn diese Stipendien einberechnet werden, liegt Apples Anteil an der Finanzierung der Gesamtkosten von rund 20.000 Dollar pro Student und Jahr bei unter fünfzig Prozent. Für viele Studierende reichte das Stipendium nicht zum Überleben, und sie mussten sich neben dem Studium einen Job suchen.
70 Prozent bestehenIn den ersten vier Jahren bestanden sieben von zehn Absolventen die Abschlussprüfung. Von diesen konnten wiederum 71 Prozent einen Vollzeit-Job in der IT ergattern – also nur knapp die Hälfte derer, welche das Studium ursprünglich begonnen haben. Absolventen zeigten sich trotzdem weitgehend zufrieden mit dem einjährigen Programm; viele wünschten sich, dass sie noch ein zweites Jahr an der Bildungseinrichtung verweilen können. Dies wird derzeit lediglich 50 der 200 Teilnehmer der einjährigen Ausbildung angeboten.
Fokus auf Teamwork und ChancengleichheitLaut Gordon Shukwit, der bei Apple für die Developer Academies zuständig ist, hat Apple klare Zielvorgaben: Man wolle die Fähigkeiten im Bereich Teamwork, Forschung und Technologie vermitteln, welche in jeder IT-Karriere von Vorteil seien. Er freue sich, dass sich viele wünschten, ein zweites Jahr lernen zu können, und zeigte sich offen für Anpassungen. Tim Cook betonte zudem, dass Apple einen Beitrag leisten müsse, um Chancengleichheit herzustellen. Wahrscheinlich wählte Apple darum Detroit als Standort – seit dem weitgehenden Zusammenbruch der dortigen Autoindustrie ist diese Stadt besonders stark von Erwerbslosigkeit betroffen. Beinahe sämtliche
Apple Developer Academies befinden sich außerhalb westlicher Industrienationen: In Europa gibt es lediglich eine im italienischen Neapel; zehn sind in Brasilien beheimatet, fünf in Indonesien, dazu kommen jeweils ein Standort in Saudi-Arabien und Südkorea.