Apples Klage gegen Leaker: Prosser ignoriert die Frist und schweigt (Aktualisierung: Stellungnahme Prossers)


Im Juli wurde bekannt, dass Apple Klage gegen den Leaker Jon Prosser eingereicht hat, welche vor dem "District Court Northern District of California" verhandelt werden soll. Der Begründung zufolge will Apple Prosser wegen Cyberkriminalität und widerrechtlicher Aneignung von Geschäftsgeheimnissen zur Verantwortung ziehen. Stein des Anstoßes waren gar nicht einmal so sehr die Gerüchte selbst, sondern die Art und Weise, wie Prosser Kenntnis davon erlangte. Konkret ging es darum, dass Prosser bereits im Frühjahr Details zum neuen UI-Design von iOS 26 enthüllte. Von Liquid Glass war damals noch nicht die Rede, doch Prosser konnte in einem Video einige Elemente davon präsentieren.
Komplize spionierte – Prosser profitierteIm April war Apple darauf aufmerksam geworden, dass sich der ebenfalls angeklagte Michael Ramacciotti Zugang zu einem iPhone verschafft hatte, welches einem Apple-Mitarbeiter namens Ethan Lipnik gehörte. Die beiden wohnten für kurze Zeit zusammen, es handelte sich also um keinen Einbruch von außen. In einer Videokonferenz demonstrierte Ramacciotti daraufhin Jon Prosser, was sich auf dem Entwickler-iPhone befand – der wiederum soll alles mitgeschnitten und auf Grundlage der Informationen Mockups für seine Reportage angefertigt haben. Ob dafür Zahlungen flossen, ist nicht erwiesen – Prosser betonte in der ersten Erwiderung außerdem, dass ihm die Herkunft des Materials nicht bekannt war, er wusste nichts von der wohnungsinternen Betriebsspionage.
Prosser lässt Frist verstreichen – Verfahren geht ohne ihn weiterJetzt kann das Verfahren in die nächste Runde gehen, denn Prosser ließ die Frist verstreichen, sich gegenüber dem Gericht zur Sache zu äußern. Sein Kompagnon Ramacciotti hatte zwar Fristverlängerung beantragt, allerdings ebenfalls keine weiteren Informationen geliefert. Apple beantragte daraufhin, die Klage ohne Ramacciotti und Prosser zu verhandeln – das Gericht stellte Verzug fest und
stimmte dem zu.
Riskante TaktikWarum sich die beiden für eine Taktik des Schweigens entschieden, ist nicht bekannt. Ein solches "Default Judgement" bedeutet, dass der Fall ohne seine Verteidigung entschieden wird, was normalerweise die Position des Angeklagten schwächt. Selbst wenn er möglicherweise die Entscheidung traf, einen aufwendigen Prozess zu vermeiden, auf eine außergerichtliche Lösung zu setzen oder sich ausschließlich öffentlich zu äußern, geht der Fortgang dennoch mit großen Risiken einher.
Aktualisierung: Stellungnahme ProsserProsser hat sich inzwischen zu Wort
gemeldet und ging auf die Aussagen ein, er ignoriere die Klage. Das stimme keinesfalls, denn er sei von Anfang an in aktivem Austausch mit Apple. Was das Gerichtsdokument sage, treffe nicht zu. Die Auslegung, zu allen Vorgängen zu schweigen, sei nicht korrekt.
Merkwürdig bleibt aber dennoch, warum Apple den Antrag auf Feststellung von Vollzug stellte, das Gericht den Anforderungen nachkam – und somit offensichtlich keine Kenntnis von Kommunikation hatte.