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40 Jahre Unix

Schon vor 40 Jahren waren Computerspiele eine treibende Kraft für technische Innovationen. Im Fall von Unix war dies das Spiel "Space Travel" für das experimentelle Betriebssystem Multics. Es war allerdings auf diesem System sehr langsam und kostete pro Runde mit einem GE 635 Mainframe-Computer ungefähr 75 US-Dollar an CPU-Zeit. Entwickler Ken Thompson wandte sich daher recht schnell einem anderen System zu, dem Terminal-Computer PDP-7, für den er das Spiel mit Hilfe von Dennis Ritchie erneut in Assembler umsetzte. Die Erfahrung mit Multics führte schließlich dazu, dass es nicht nur bei dem Spiel an sich blieb, sondern ein ganzes Betriebssystem samt Dateisystem geschaffen wurde.
Erst mit einer Textverarbeitung gab es aber auch eine finanzielle Unterstützung durch die AT&T Bell Labs. Unix war damit geboren und unterstütze zu Beginn zwei gleichzeitig angemeldete Benutzer. 1973 wurde Unix in die Programmiersprache C überführt und begann seinen Siegeszug an Universitäten. System und Source-Code waren ohne Lizenz frei erhältlich und wurden zu Lehrzwecken und Weiterentwicklung des Systems genutzt. Es entstanden zahlreiche Unix-Varianten darunter auch BSD, was Ende der 1970er Jahre zu einer stattlichen Anzahl von 600 verschiedenen Computer-Systemen mit Unix führte.
Anfang der 1980er Jahre begann AT&T das Unix-System zu lizenzieren und kommerziell zu vertreiben. Dies schränkte den akademischen Einsatz allerdings stark ein, so dass BSD weiterentwickelt wurde und weitere innovative Funktionen erhielt, darunter auch die Integration der Internet-Basis TCP/IP. Immer neue Unix-Varianten für unterschiedliche Computer-Systeme wurden entwickelt, darunter auch SunOS. Dennoch dominierten Ende der 1980er Jahre statt Unix-Systemen die PCs mit MS-DOS die Computer-Landschaft. So verschwanden in den 90er Jahren verschiedene Unix-Varianten, nicht zuletzt auch aufgrund der Unix Wars zwischen BSD-basierten und AT&T-basierten Distributionen.
Auch die Zukunft des BSD-basierenden NEXTSTEP war in Gefahr. Doch 1997 entschied sich Apple Computer für NEXTSTEP und entwickelte daraus Mac OS X, welches nach seinem Verkaufsstart zum dominierenden Unix-basierten Desktop-System wurde. Auch andere Unix-Systeme fanden neue Eigentümer, beispielsweise SCOs Unix, welches im Jahr 2000 von Caldera (nun SCO Group) übernommen wurde. Nachdem das Unix-Geschäft aufgrund des Zusammenbruchs vieler Internet-Unternehmen ebenfalls einbrach, begann die SCO Group allerdings damit, unter anderem IBM wegen Copyright-Verletzungen an Teilen des Linux-Source-Code zu verklagen. Pikanterweise konnte IBM mit dem Unix-ähnlichen Linux zahlreiche SCO-Kunden abwerben. Die Klage der SCO Group führte allerdings zu einer Gegenklage von Novell, die das eigentliche Copyright an dem beanstandeten Source Code halten. Ein anderes Unix-System nahm dagegen den Weg des freien Linux, und wurde von SunOS zu OpenSolaris. Mac OS X ist mittlerweile nicht mehr nur auf Desktop-Computern anzutreffen, sondern dank iPhone und iPod touch auch auf Mobilgeräten. Auch in dieser Geräteklasse dürfte Mac OS X nun das dominierende Unix-basierte System sein.

Weiterführende Links:

Kommentare

Kiwi-Bodo28.07.09 11:01
Bei Wikipedia fehlen aber noch einige Unix-Varianten:
Tru64 [/url]
IRIX

Immerhin 64Bit, als der Rest noch davon träumte.
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TheDamage28.07.09 11:10
Das Tru64 ist falsch bzw schlecht gelinkt
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maybeapreacher
maybeapreacher28.07.09 11:17
Der Unix-Stammbaum:

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Kiwi-Bodo28.07.09 11:21
Da hat sich ne Klammer angehängt ...

Tru64
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TheDamage28.07.09 11:22
Danke!
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root86ORG
root86ORG28.07.09 12:35
die konsequente Weiterentwiclung von Unix war AmigaDos ... tja ... tut weh, ist aber so ... heute noch befehlstechnisch einfach, schnell und resourcenschonend und als erstes OS, welches echtes Mutitasking bietete ... also mit Hilfe der Customchips bei 7MHz mit unmerklichem Performanceeinbruch ... immer noch top zu gebrauchen ... so, muß jetzt mein OSX ein wenig pimpen
Only Amiga made it possible !
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root86ORG
root86ORG28.07.09 12:37
nochwas ... VMS *RULEZ* und das meisteingesetzte "Unix" in Firmen ist immer noch: Linux, gefolgt von Solaris, HP-UX und ... dem kläglichen Rest ...
Only Amiga made it possible !
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cmaus@mac.com28.07.09 13:08
Und dass man von dem Unix in Mac OS X praktisch gar nix mitkriegt, hat Apple hervorragend hinbekommen!
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Impact28.07.09 13:11
Als ob 64Bit gleich mit schneller besser usw. zu setzen ist. Wer das glaubt glaubte auch in den 90ern an Intels MHz Wahnsinn

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Dr. Seltsam
Dr. Seltsam28.07.09 14:02
root86ORG

Präemptives Multitasking beherrschte, neben den diversen Unix-Versionen, bereits der Sinclair QL. Und zwar schon ein Jahr vor dem Amiga.

Bei deiner Aufzählung hast du AIX vergessen und letztlich geht es bei den von dir genannten OSen nur um den Servereinsatz. Auf dem Desktop spielt abgesehen von OS X zur Zeit kein unixoides OS eine nennenswerte Rolle, auch Linux nicht. Es ist bedauerlich, dass selbst langjährige Linux-Desktop-Unterstützer wie ID Software nun daran denken, die Entwicklung einzustellen.
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ilovengage
ilovengage28.07.09 14:15
@cmaus@mac: Das man davon praktisch nichts mitkriegt? Ich verwende das Terminal häufig und freu mich daher jedes Mal, dass OSX auf UNIX basiert ...
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sierkb28.07.09 14:17
Dr. Seltsam:

Kommt immer drauf an, wie man den Begriff "Desktop" definiert... Ist er allein dadurch hinreichend definiert, dass alles, was nicht Mainframe, nicht Server-Einsatz ist, gleich Desktop-Einsatz ist?

Wenn das iPhone zum Beispiel in dieser Hinsicht als "Desktop"-Gerät eingemeindet wird, was ist in dieser Hinsicht dann z.B. mit Routern, Navigationsgeräten à la TomTom bzw. überhaupt mit eingebetteten Systemen, wo in vielen Fällen weder Darwin drauf ist noch MacOSX noch Mach noch XNU, sondern ein Linux-Kernel wahlweise in Kombination mit anderen Unix- und Netzwerktools... Was ist mit Android-basierten oder sonstwie Linux-basierten Telefonen? Wenn das alles keine Desktop-Anwendungen sind, dann das iPhone OS bitte auch nicht heimlich zu einer solchen erklären (auch wenn es viel von MacOSX hat: es ist aber kein klassisches MacOSX, sonst hieße es auch so, und es würden dann ohne Änderung auch alle Anwendungen drauf laufen, die es für MacOSX gibt).

So gesehen, sind Linux bzw. linux-basierte Systeme nämlich mal gar nicht so unerfolgreich außerhalb des klassisch definierten Server-Umfelds. Zwar anders als so mancher es sich vorgestellt hat, aber diese Tatsachen und Verbreitungsgrade sollte man mal nicht zu kleinreden und auch mal in die Rechnung mit einbeziehen, wenn man überhaupt ein Interesse daran hat, eine faire Betrachtungsweise zu führen.

Wie definierst Du also "Desktop" (und auch "Server")?
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Dr. Seltsam
Dr. Seltsam28.07.09 15:28
sierkb

Desktop ist Desktop, damit meint man gemeinhin Desktop PCs, bzw. Notebooks, von einer Definition bei der man Router, Navis gar Kühlschränke den Desktop-OS-Installationen hinzurechnet habe ich noch nie etwas gehört und ich finde wir sollten in solche Peinlichkeiten nicht einsteigen. Ob ich in einem Router Linux oder BSD einsetze, oder in einem Navi Linux oder Windows CE einsetze, spielt für die Akzeptanz eines OS auf dem Desktop keine Rolle. Die Anwender wissen in der Regel nicht mal, was unter der Anwendung läuft.

iPhone OS zählt selbstverständlich auch nicht zu den Desktop-Osen, auch wenn es in seinem Gebiet das mit großem Abstand erfolgreichste unixoide System ist. Auch bei Smartphones und PDAs ist bis dato Linux völlig bedeutungslos. Vielleicht ändert sich das mit Android, aber ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass Android zum toten Pferd wird, kein Sex mehr. Zu wenig und das wenige viel zu spät, auch wenn nun langsam die ersten besseren Geräte kommen.

Vielleicht wird's ja noch, ansonsten bleibt immer noch die Hoffnung Palm, mit Web OS, was ja auch auf Linux basiert.
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sierkb28.07.09 17:00
Dr. Seltsam:

Bzgl. Desktop PCs und der Vorherrschaft besonders eines bestimmten Herstellers auf eben diesen, sollte man nicht außer acht lassen, dass derlei Vorwürfe und Untersuchungen wie aktuell auch jene , hier wieder, nicht ungenannt sein sollten, wenn es darum geht, warum und weshalb Linux auf dem klassischen Desktop PC bisher nicht so zum Zuge kommt. Man macht es sich zu leicht, allein nur Linux bzw. den Linux-Distributoren die Schuld zuzuschieben.

Dergleichen könnte man provokativ fragen: "Welches unixoide Betriebssystem bzw. Unix" hat es bisher auf dem Desktop überhaupt zu nennenswerter Verbreitung geschafft, wenn man mal von MacOSX absieht? Hat MacOSX seine Verbreitung in erster Linie deshalb, weil es unter der Haube ein Unix ist, oder hat es seine Verbreitung, weil es in erster Linie ein Mac-Betriebssystem ist und in erster Linie bzw. legal auf attraktiver Apple Hardware läuft?

Sollte nicht fairerweise konstatiert werden, dass MacOSX vor allem als Mac Betriebssystem so hohen Anklang bei den Benutzern findet und weniger deshalb, weil es als Unterbau Unix hat? Wie Du richtigigerweise ja sagst: die meisten Benutzer (allen voran Mac-Nutzer) interessiert überhaupt nicht, was unter der haube werkelt. Hauptsache, es läuft und ist schön anzusehen.

Wäre MacOSX weniger erfolgreich, wenn es mit einem Linux-Kernel liefe (der ganze Rest des Unix Userlands ist ja eh ziemlich gleich aufgrund von POSIX, GNU und den vielen anderen Unix-Anwendungen)?

Gemessen an der Verbreitung von Windows auf den Desktop-PCs dieser Welt -- welchen Anteil nimmt da MacOS(X) ein? Hat der Mac, hat MacOS, hat MacOSX seine bisherigen Erfolge vor allem deshalb, weil es auf Unix aufbaut, oder hätte es den Erfolg evtl. auch gehabt, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre und man sich damals nicht entscheiden hätte, NeXTStep als Grundlage zu verwenden?

Wieso wird bzgl. Linux und dem Desktop-PC sich eigentlich immer an dem geweidet und sich daran orientiert, was maßgeblich vor allem durch die fragwürdig erreichte Präsenz von Windows zustandegekommen ist? Die ganzen anderen Erfolge, wo seit langem auf Linux zurückgegriffen wird mit steigender Tendenz, zählen so gar nicht?

Es IST schwer, neben Microsoft auf dem Desktop-PC überhaupt eine Chance zu bekommen. Selbst für MacOSX ist es schwer. Und Apple schafft das bestimmt nicht alleine deshalb, weil man auf eine Unix-Grundlage baut -- die ist bei der Betrachtung, finde ich, eher nebensächlich. Apple hätte seine Erfolge sicher auch feiern können (oder würde es), wenn man MacOSX auf einem Linux-System aufbauen würde, da bin ich mir ziemlich sicher. Weil Apple eben Apple ist und in seiner bisherigen Firmenphilosophie eben kein zweites Mal existiert.

Stattdessen baut sich Apple eben sein eigenes Unix-System, dass es so in dieser Form bisher kein zweites Mal in der gesamten Unix-Welt gibt. Mit entsprechenden Stärken, aber eben auch mit entsprechenden Fehlern und Problemstellen. Weil Fehler und Problemstellen so gut wie immer auftauchen, wenn man etwas Tradiertes und Gewachsenes entgegen dem was andere tun, verändert und umbaut. Erst die längerfristige Historie wird zeigen, ob MacOSX wirklich das bessere Unix im Vergleich zu anderen Unices bzw. unixoiden Betriebssystemen ist. Das Schickere, das Glänzendere ist es, keine Frage. Aber es gehört ein wenig mehr dazu, als nur gut auszusehen...

Deshalb eifere ich schon sehr lange nicht mehr dem nach, dass Linux nun unbedingt und auf Biegen und Brechen nun die Desktop-Hoheit gewinnen muss. Mir reicht eigentlich völlig aus, wenn die Vorherrschaft von Windows bzw. Microsoft'schen Produkten durchbrochen werden kann -- egal womit, egal von wem (i.d.R. geht's sowieso nur durch gemeinsame Kraftanstrengungen gleich mehrerer Interessenten).

Und eigentlich kann man ja jetzt schon für den Desktop-PC sagen: es gibt entweder Windows für PCs oder es gibt Unix für PCs. Und da ist es mir völlig wurscht, ob dieses Nicht-Windows bzw. dieses Unix nun MacOSX heißt oder ein Linux-System ist oder irgendein anderes unixoides System ist. Es ist ein unixoides System bzw. nicht Windows. Und in dieser Hinsicht sollten Mac-Freunde, Unix-Freunde und Linux-Freunde mal langsam an einem Strang ziehen und sich weniger untereinander madig machen und bekriegen und bekritteln. Der große, gemeinsame Konkurrent auf dem Desktop heißt Windows. Jeder Familienstreit unter den Unices, wer denn nun "den Längeren" habe, kommt am Ende nur einem Nutznießer gelegen: Microsoft.

Können wir uns auf diese gemeinsame Linie verständigen?
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Richard Fish
Richard Fish28.07.09 17:34
sierkb

danke - vor allem für die letzten 2 Absätze, denen man nur vollinhaltlich zustimmen kann!

der fish
When All Else Fails, Discontinue the use of All Else
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Philundseincube
Philundseincube28.07.09 20:40
sierkb

Ahmen
Wir sind die Architekten unseres eigenen Lebens.
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ratti
ratti28.07.09 22:48
Das mit dem „alle an einem Strang“ unterschreibe ich dir so nicht. Alle Unixer werden Brüder…?

Für mich persönlich ist die Frage, ob ein System „frei“ oder „unfrei“ ist. Mac OS ist mindestens genau so unfrei wie Windows.

Man kann sich nächtelang die Köpfe darüber heiss reden, ob der eine oder der andere „unfreier“ ist. Der eine nimmt eine Onlineüberprüfung der Registrierung vor, der andere betreibt geschlossene System wie iTunes-Shop oder iPhone und nagelt sein System vorsätzlich an eigene Hardware.

Ist mir letztlich egal, wer da „schlimmer“ ist. Mac OS X ist jedenfalls unfrei im Sinne von: Nicht OpenSource. DAmit steht es auf der anderen Seite des Zauns, bei Bill.

Jeder muss entscheiden, was das für ihn bedeutet. Ich empfehle nicht-Technikern meist, die Finger von Linux und Windows zu lassen und sich einen Mac zu holen, aber auf MEINEN Schreibtisch kommt Mac OS X ebensowenig wie Windows. Beide böse. Ich nehme gerne erhebliche Aufwände in Kauf, um Closed Source Software zu vermeiden.

Ich arbeite (=Beruf) mit Mac OS X, ich schreibe auch diesen Text auf einem iBook G4 der Firma, aber als Verbündeten sehe ich Apple keinesfalls. Never ever. Warum sollte ich? Weil sie (in Marktanteil) weniger erfolgreich sind als Microsoft? Und weil sie deswegen *noch* rücksichtsvoll agieren müssen, z.B. was einen Kopierschutz angeht? Bis sie entsprechende Marktanteile haben…

Bereits jetzt lässt die Patentpolitik von Apple schlimmes befürchten.

Nix für ungut, jeder soll verwenden, was er will, aber DIE Allianz sehe ich nicht. Nicht bei mir, nicht bei anderen Linuxern.

Gruß,
Jörg
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sierkb29.07.09 00:02
ratti:

So ganz kann Dein Vergleich ja irgendwie nicht stimmen -- Du kannst mir dann auch sicher sagen, wo Microsoft seine Sourcen für Windows (oder wenigstens einen Großteil davon) offengelegt hat, so wie Apple das für einen Großteil von MacOSX bzw. Darwin tut, wie man u.a. hier: und hier: , hier: und hier: . Bietet Microsoft was Vergleichbares an? Bzw. vergleiche den OSS-Anteil als Bestandteil von Windows und den OSS-Anteil als Bestandteil von Darwin/MacOSX. Da liegen Welten zwischen!

Ist das wirklich vergleichbar und auf eine Stufe zu stellen, wie Du das tust?

Bin grad' heute wieder über das Thema OSS und MacOSX gestolpert im Zusammenhang mit SmartCard-/Kartenleser-Treibern für MacOSX. Das sind u.a. dieselben CCID-Treiber (/usr/libexec/SmartCardServices/drivers/ifd-ccid.bundle) wie die für Linux, und die betreffenden Entwickler tauschen sich da mit Apple aus (und umgekehrt), weil Apple auf diese Treiber zurückgreift und sie verwendet: , , .

Wenn Dir nicht gefällt, dass Apple da unterm Strich proprietären Code hinzufügt und ein Closed-Sorce-Produkt draus macht, so ist zu konzidieren, dass das Apples gutes Recht ist, die vielfach verwendete BSD-Lizenz erlaubt das bzw. genau das macht OSS-Software unter einer BSD-Lizenz für kommerziell orientierte Unternehmen so begehrenswert. Trotzdem stellt Apple regelmäßig seine OSS-Source offen dar (inkl. eigener Änderungen) und bietet sie zur Einsicht, zum Download und zum Recompilieren jedem Interessenten an. Und das ist sicher nicht wenig, was Apple da anbietet. Erst recht gemessen an Microsoft.

Ich sehe da im Gegensatz zu Dir in dieser Hinsicht WELTEN zwischen Apple und Microsoft liegen, was Open Source angeht und was diesbzgl. Verwendung derselben und Engagement bzgl. derselben angeht.

MacOSX und sein OSS-Fundament bzw. die Verwobenheit mit OSS steht für mein Dafürhalten mitnichten auf einer auch nur annähernd gleichen Stufe wie das von Dir (in meinen Augen völlig ungerechtfertigt) gleichgestellte Windows.

Hier den verbissenen OSS-Puristen rauszukehren, ist ein wenig an den realen Gegebenheiten vorbei, finde ich. Der Unterschied zwischen einem Linux-System und einem Darwin/MacOSX-System ist unter Berücksichtigung obiger Gesichtspunkte mit Sicherheit kleiner (und die gemeinsamen Berührungs- und Schnittpunkte größer) als der zwischen MacOSX und Windows.
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ratti
ratti29.07.09 20:47
Da möchte ich dir doch auf heftigste widersprechen.

Vorab: Ja, ich habe Darwin getestet.

Apple stellt seinen Kernel unter einer OS-Lizenz zur Verfügung. Dazu kommt ein bisschen Userland. Was man da erhält, ist keinen Cent wert. Tschuldigung. Aber was will man damit?

Was da frei zugänglich ist, haben wir schon. Diverse Kernel existieren, diverse „drumherums“ auch. Was da von Apple kommt, ist in keinster Weise interessant oder wertvoll, eher ist es schon dazu geeignet, dass andere ihre Low-Level-Tools an Darwin anpassen können, also der Vorteil bei Apple liegt.

Wenn man dann tatsächlich einen Spezialfall findet, bei dem ein nacktes Darwin sinnvoll wäre, z.B. ein Mac-kompatibler Fileserver, so kann man sich zeitnahe Sicherheitsupdates auch in die Haare schmieren. Wenn ich mich daran erinnere, wie lange Apple z.B. den Leo-Kernel zurückgehalten hat — also, Engagement sieht anders aus.

Das Ding taugt zum Studienobjekt.

Alles, was bei Apple lecker oder interessant wäre, ist zugenagelt. Die ganzen schönen Frameworks, z.B. für PDF-Handling, WLAN, Farbmanagement, der ganze Desktop, all das ist „dicht“.

Es ist von meiner Seite her auch unbestritten, dass das „legal“ ist. Ohne Zweifel ist es das. Aber es ist Closed Source, und CS ist böse. Das ist eben der Nachteil der BSD-Lizenz, ich werde zeitlebens nicht verstehen, wie man seine Software darunter stellen kann. Das kommt dann dabei raus, Unternehmen bedienen sich und geben nix.

Es ist ja auch schön, dass es Projekte wie den Kalenderserver gibt, aber so insgesamt gesehen würde ich sagen: Apple verschenkt, was keiner haben will. Apple behält, was interessant ist. Das ist unfreie Software, das ist böse.

Gruß,
Jörg

P.S.: Ich fasse den „verbissenen OSS Puristen“ nicht als Beleidigung auf. Es stimmt ja.
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sierkb29.07.09 22:06
ratti:

Ich bin sehr geneigt, Dir in fast allen Punkten zuzustimmen (besonders, was Deine Kritik und die Aussagen zu Darwin & Co. angehen), eigentlich denke ich sehr ähnlich. Bzgl. Linux und OSS bin ich bis heute seit 1997 sehr verbunden und weiterhin engagiert.

Nur weicht meine Bewertung und Einschätzung bzgl. Deiner verwendeten Begriffe "unfrei" und "böse" im Zusammenhang mit MacOSX ein wenig von der Deinigen ab. Ich komme da zu einer weniger "schwarz oder weiß"-Bewertung. Für mich gibt's auch noch was dazwischen.

Zumal Apple, wenn sie sich originäre, gewachsene OSS-Projekte wie z.B. CUPS oder WebKit aneignen und zuwenden, hier durchaus lernt auch zu geben und nicht nur zu nehmen und in beiden Richtungen mit der OSS-Community zusammenzuarbeiten. Ähnliches dürfte auch für Apples Engagement beim GCC und bei auch bei X.org sein: man ist auch bereit, zu geben bzw. gibt in Form von Code und Entwicklern.

Dass Apple hier noch Einiges an Spielraum für Verbesserungen in puncto Offenheit hat, dass OSS eigentlich grundsätzlich nicht nur in eine Richtung laufen sollte, sondern im Idealfall ein Geben und Nehmen ist und ein konstruktiver Austausch mit der OSS-Community, das ist auch von mir unbestritten, und das zeigt sich auch u.a. in Apples nur für enge Mitglieder offenem Bug-Tracking-System (bei Opera leider übrigens sehr ähnlich verschlossen gehandhabt), dem mit Open Radar ja von der Community etwas entgegengesetzt wird (und wovon sogar einige Apple Entwickler Gebrauch machen).

Alles in allem, meine ich weiterhin, dass Dein Stellen auf gleiche Stufe mit Microsoft aufgrund dieser Faktenlage einfach ungerechtfertigt ist und eben die Faktenlage teilweise völlig entgegengesetzt ist, um diesen Schluss ziehen zu können.

Ich hätte mich MacOSX nie zugewendet (ich betone: ich habe mich gleichzeitig von Linux nicht abgewendet und habeauch nicht vor, das zu tun), wenn ich diesbzgl. hätte feststellen müssen, dass OSS von Apple stiefmütterlich behandelt würde bzw. kein so wesentlicher Bestandteil des Betriebsystems wäre. Da dem aber für mein Dafürhalten und in meiner bisherigen Wahrnehmung nicht so ist, kann ich damit bisher ganz gut leben. Apple, MacOSX hat von mir seine Chance erhalten: ich kann bisher ganz gut mit Linux UND mit MacOSX. Beide Unices haben bisher ihre eigenen Vor- und Nachteile. Jedes auf seine Art und Weise. Bisher. Raum für Verbesserung, Annäherung und Synergien ist immer gegeben (dank OSS). Und wird auch in dem einen oder anderen Fall genutzt. Auf beiden Seiten.

Und bzgl. gewisser angeblich nicht freigegebener Kern-Frameworks von MacOSX:
Ich nehme an, , GNUstep und étoilé sind Dir bekannt?

Ein paar Kronjuwelen abseits davon, die Apple unter Verschluss behält, wirst Du Apple doch sicher zugestehen oder (vielleicht ändert Apple das ja mal irgendwann und gibt MacOSX völlig frei, wer weiß)? Sonst wäre man ja ein "gewöhnlicher" OSS-Distributor wie RedHat, Canonical, Novell etc., und Apple war und ist seit jeher alles, aber eben nicht "gewöhnlich"
Sun hat es letztlich auch nicht wesentlich weitergeholfen, Solaris vollständig zu öffnen und als OSS freizugeben, gerettet hat es Sun auch nicht, der späte (und begrüßenswerte) Schritt konnte den Niedergang auch nicht aufhalten.
P.S.: Ich fasse den „verbissenen OSS Puristen“ nicht als Beleidigung auf. Es stimmt ja.

Debianer? Oder/und treuer Stallman-Anhänger?
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ratti
ratti30.07.09 22:19
Mahlzeit!


Wenn man nur lange genug sucht, findet man auch was. Auch Microsoft hat irgendwo Code freigegeben, andererseits frage ich mich auch, wie „wertvoll“ die Dinosaurier sind, auf die Du da verlinkt hast. Letztlich geht es aber ja auch gar nicht darum, Steve und Bill ein Bösimeter rektal einzuführen und die Werte zu vergleichen. Möglicherweise sollte ich die Verwendung des Begriffes „böse“ einfach einschränken.

Mir geht es einfach darum: Ich werde als Anwender immer wieder eingeschränkt, wenn ich mit CS-Software zu tun habe. Nur ein paar Beispiele:

Als Admin einer kleinen Firma möchte ich gern aus Gründen der „Softwarehygiene“ auf allen Rechnern das gleiche OS haben. Aber jedesmal, wenn bei Apple ein neues OS rauskommt, läuft auf den Rechnern nur das, nicht mehr das alte. Darunter läuft dann aber wieder nur die aktuelle Creative Suite. Oder nicht der alte Druckertreiber. Oder Filemaker. Oder. Der „Schaden“, dass wir um der Lauffähigkeit willen dauernd irgendwas Upgraden müssen, geht für uns jährlich in die Zehntausende Euros. Wir wären glücklich mit OSX 10.3 und Creative Suite 2, wenn es denn auf aktuellen Macs liefe, deren Rechenpower wir teilweise brauchen.

Oder: Warum läuft SnowLeopard nicht unter PowerPC? Die Tools liegen bei Apple vor, um Universal Binaries zu erzeugen. Niemand hätte etwas dagegen gesagt, wenn der sehr hardwareabhängige Code zur Nutzung der GPU deaktiviert wäre, aber z.B. zur gemeinsamen Nutzung der Organizer-Funktionen von iCal & Co. wäre eine homogene Basis für uns wünschenswert. Die Treiber gibt es ja schon, es kommen ja keine neuen PowerPCs raus, für die man was neues bauen müsste. Ein DualCore-G5 ist noch lange kein altes Eisen für Praktikanten, erst recht nicht für Buchhaltung und Empfang. Auch hier werden einfach mal gute Rechner mutwillig geplättet.

Oder: Wie oft stellte sich heraus, dass ein Programm, welches angeblich erst ab Prozessor XYZ läuft, einfach mit Gewalt auf Installationsfähigkeit geprügelt, dann eben doch rennt. Ohne einen bestimmten grafischen Effekt, aber „geht“.

Es ist ja nett von Apple, Gnustep in die Welt zu setzen. Der von dir verlinkte Supportartikel wurde übrigens das letzte mal geändert, da hatte ich noch ein Windows 98 und keine Ahnung, was ein Unix ist. … Aber: Ich habe, solange Apple auf den Kronjuwelen sitzt, einfach nicht die VORTEILE, die ich von Freier Software habe. Ich brauche kein Gnustep, ich brauche SnowLeopard für PowerPC, oder Tiger für brandneue Rechner.

Ich weiss, dass Du kein reiner Heimuser bist. Für andere Mitleser schreibe ich mal kurz auf, was das Problem heterogener Umgebungen ist.
Ich habe heute bei uns in der Firma versucht, herauszufinden, warum unser Internetzugriff gerade so langsam ist. Ich weiss, dass einige Kollegen dauernd Skypen, was sie nicht sollen. Also habe ich per AppleRemoteDesktop einen Befehl an alle Rechner geschickt, alle laufenden Skypes zu suchen. Unter Tiger liefert der Befehl im Erfolgsfall eine Fehlermeldung, unter Leo ein OK. Beides ist „richtig“, aber es ist nicht einheitlich. Wie soll man so arbeiten?

Anderes Beispiel: Ich verteile die Software mit einem selbst erstellten Skript, welches Firefox, VLC, Cyberduck etc. auf dem aktuellen Stand hält. Eine zweite Komponente spielt Systemupdates von OS X so ein, dass sie im Betrieb heruntergeladen werden und NACH einem Systemstart durch den Anwender eingespielt werden. Auf die Weise lassen sich den Anwendern Updates einspielen, ohne ihre Arbeit zu stören. Tiger und Leo verhalten sich dabei unterschiedlich.

Das stört alles nicht in einem drei-Mann-Laden oder Otto Normaluser zuhause. Für mich ist es ein PROBLEM, wenn der Server einen Neustart verlangt, weil „Safari“ upgedatet werden soll, das auf einem Server überhaupt nix zu suchen hat und von mir vollkommen unerwünscht ist.

Oder nehmen wir die Tatsache, dass das Softwareupdate, eigentlich eine schöne Sache, aber nur Apple-Paketen offensteht…


Vieles davon kann man umgehen. Klimmzüge. Freie Software würde diese Beschränkungen wahrscheinlich nicht enthalten, weil sie im Marketing begründet sind. Wenn man zu gute Software macht, kauft keiner die neue Version, also wird die alte Version mutwillig ruiniert, den Kunden gegenüber nennt man das dann „alte Zöpfe abschneiden“. Inzwischen kommen bei uns die Haare mit dem wachsen gar nicht mehr nach, bei dem Tempo, in dem Closed-Source-Software hinten „alte“ Zöpfe abschneidet.

Closed Source ist böse, weil sie mir als verlängerter Arm der Marketingabteilung ständig Knüppel vor die Füße wirft, damit ich die neue und angeblich entknüppelte Version kaufe.

Es dürfte uns allen klar sein, dass Apple niemals auf ein OSS-Geschäftsmodell setzt. Ich verstehe das zu gut, aber es ist schlecht für mich. Denn so fehlt die Community, die die Software verbessert, die ich brauche. Ich brauche nicht: Gnustep.

Gruß,
Jörg
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sierkb31.07.09 00:28
ratti:

Eigentlich kann ich Dir nur 100% zustimmen, möchte jedoch einschränkend zu bedenken geben, dass all die Nachteile und Problemzonen, die Du da aufführst, theoretisch und in manchem Fall auch praktisch auch bei Software auftauchen können, die zu 100% OSS ist. Weil's nämlich dann abhängig ist, wie diese Software gepflegt wird und vom wem sie gepflegt und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst wird. Nicht jeder ist Programmierer und kann diese Anpassungen selber vornehmen, nicht jeder kann sich Programmierer leisten, die das dann für einen machen, sollte man selber nicht inder Lage dazu sein.

Allein die Tatsache, dass die Sourcen zu 100% frei zugänglich sind, macht OSS Software noch nicht per se nützlicher und gebrauchstauglicher als Closed Source Software. Sie muss auch gepflegt und angepasst werden (durch wen auch immer) und nicht allein nur die theoretische Möglichkeit dazu bieten. Das ist für mein Dafürhalten ein ganz großes Missverständnis innerhalb der ganzen OSS-Szene. Es gibt auch schlechte, verwaiste bzw. kaum wartbare bzw. kaum gebrauchstaugliche OSS, so ist es ja nun nicht.

Und dass selbst seitens der großen OSS-Distributoren alte Zöpfe irgendwann auch mal abgeschnitten werden bzw. es feste Release- und Support-Zeiträume für deren Software gibt, das dürfte Dir ebenso klar sein. Auf ewig supporten die alte Hard- und Software auch nicht. Wenn dea gewisse Zeiträume überschritten sind, dann muss man eben selber zusehen, wie man zurandekommt. Entweder man macht sich die Mühe und nimmt es selber in die Hand, oder man sucht sich Leute, die das machen. Nicht immer geht das, und eher selten ist so ein rückwärtsgewandter Aufwand überhaupt notwendig/bezahlbar.

Ansonsten kann ich Dir nur sagen: was gibst Du Dich überhaupt mit MacOSX ab, wenn für Dich sooo deutlich 100% OSS und Linux in allen Belangen die bessere Alternative ist? Weshalb bist Du überhaupt hier?

Gute 12 Jahre habe ich mich mit Linux beschäftigt bzw. 10 Jahre davon fast ausschließlich. Seit 2006 gebe ich MacOSX eine Chance bei mir auf dem Notebook (auf dem Server um Gottes Willen nicht, da ist bei mir nach wie vor Linux der Platzhirsch der Wahl, vielleicht schaue ich mir demnächst in der Hinsicht auch mal OpenSolaris näher an -- mal sehen, wie es unter der Oracle-Führung damit weitergeht), und ich sehe Vorteile und auch Nachteile. Bei mir gibt es da kein "Entweder - oder", bei mir geht's auf gleicher Augenhöhe. Linux und anderer OSS bleibe ich weiterhin treu, und ich engagiere mich da weiterhin. Daran ändert MacOSX nichts. Apple kann von der OSS Community viel lernen (und tut es zuweilen auch, auch wenn's manchmal schleichend langsam zu gehen scheint oder auch manchmal hakt). Umgekehrt in manchem Belang aber eben auch (z.B. GUI, Desktop, User Experience und Konsistenz -- Shuttleworth und ein IBM Manager haben das vor Monaten ja auch schon mal konstatiert).
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ratti
ratti31.07.09 10:10
Hallo sierkb,

Jepp, ich denke, das wir da die gleichen Erfahrungen machen. Natürlich ist CSS nicht des Teufels und OSS nicht die Offenbarung. Meine persönliche Erfahrung geht dahin, dass meine Server, Linux, besser zu verwalten sind als meine Clients, Mac OS X. Trotzdem ist das nur die Norm und keine Garantie für den Einzelfall.
Auf der anderen Seite sieht man auf dem Desktop, dass OSS einfach die normierende Kraft eines „Chefs“ fehlt, der z.B. einheitliche Guidelines anordnet, Punkt. „You have the choice“ bei OSS ist oftmals Fluch statt Segen.

Warum ich hier bin: Ich bin Mac Admin. Das ist mein Job. Wir sind eine Designagentur, und nutzen „natürlich“ Macs. Ich sehe dazu keine Alternative, weil wir wohl kaum mit Gimp und Inkskape rumhühnern könnten.

Im privaten Bereich stehen Macs rum, weil ich „Altmetall“ aus der Firma z.B. zur Fernadministration nutze. Und wenn man einen Linux-Desktop und ein Apple-iBook hat, rate mal, womit man Abends im Bett noch surft… Hint, hint: Ich bastel gern, daher ist der Linux-Rechner auch n coh ein Bigtower

Daher die Absurdität, mit einem Mac-Rechner in ein Mac-Forum zu kommen und über Apple zu schimpfen.

Gruß,
Jörg
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exAgrajag31.07.09 17:22
ratti
Daher die Absurdität, mit einem Mac-Rechner in ein Mac-Forum zu kommen und über Apple zu schimpfen.
Ich nutze einen Mac UND OSX und schimpf über Apple...
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