Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Aus Apples Geschichte: Ein Anruf, der Apples Wiedergeburt und Mac OS X einleitet

Apple ist das wertvollste Unternehmen der Welt und gerade die letzten fünf Jahre gingen mit immensem Wachstum und den höchsten Verkaufszahlen der Unternehmensgeschichte einher. Wer nicht zu den alteingesessenen Mac-Nutzern zählt, kann wohl nur noch schwer nachvollziehen, wie desolat die Lage vor rund zwei Jahrzehnten aussah. Das Jahr 1996 markierte den Tiefpunkt - neben der drohenden Zahlungsunfähigkeit stand Apple auch vor dem Problem, keine zukunftsfähiges System in petto zu haben. Das klassische Mac OS war in vielerlei Hinsicht veraltet und der Versuch, mit Copland einen Nachfolger zu entwickeln, scheiterte. Bekanntlich wurden Ende 1996 aber auch wegweisende Entscheidungen getroffen, die Apples Zukunft sicherten und die Basis für lang anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg legten.


Bekanntlich übernahm Apple vor rund 20 Jahren NeXT (genauer gesagt im Frühjahr 1997) und damit auch das Betriebssystem NeXTSTEP, das die Grundlage für Mac OS X darstellte. Im Ende November 1996 begann alles mit einem Telefongespräch. Ein nur im mittleren Management angesiedelter Mitarbeiter namens Garrett Rice ergriff Initiative und rief bei Apples Technologie-Chefin Ellen Hancock an. Die Frage lautete, ob Apple es sich vorstellen könne, OpenStep zu lizenzieren. Rice stieß auf offene Ohren und schon im Dezember 1996 betrat Steve Jobs erstmals seit seinem Weggang elf Jahre zuvor wieder das Apple-Hauptquartier.


Die Idee einer Lizenzierung gedieh allerdings nicht weit - mehr als ein Testlauf auf 50 Macs wurde es nicht. Recht schnell lief nämlich alles darauf hinaus, dass Apple NeXT komplett übernahm und somit auf die gesamte Expertise des Unternehmens von Steve Jobs setzen konnte. Dies beinhaltete somit auch das komplette NeXT-System, welches von Apple bzw. den ebenfalls übernommenen NeXT-Mitarbeitern nun konsequent weiterentwickelt und wenige Jahre später als Mac OS X vorgestellt werden konnte. Mac OS X Server (noch mit alter grafischer Oberfläche) erschien Anfang 1999, die Public Beta von Mac OS X folgte im September 2000, die erste markreife Version stand ab März 2001 in den Regalen. Der eingangs erwähnte NexT-Manager Garrett Rice blieb Apple übrigens treu - heute betreut er weltweit vertretene Entwickler und trägt den Titel "Senior Partnership Manager, Worldwide Developer Relations".

Kommentare

nacho
nacho27.11.17 09:27
Eigentlich unverständlich wie Apple in den 90er den Zug verpasst hat sein OS auf aktuellem Stand zu halten.
-1
chill
chill27.11.17 09:27
Ein Jahr vorher habe mir meinem Performa 6200 gekauft. Ob Apple da fast am Tiefpunkt war wusste und interessiere mich nicht. Genervt haben eher Freunde mit ihren Windows Problemen. „Bluescreens“ etc.

Ich glaube auf meinem war 7.5.1 drauf.
MBP M1 256/16 Monterey 12.1 . iPhone 11 128 GB, iOs 15.2
+13
ChHero27.11.17 09:27
November 1996 bis heute sind genau 21 Jahre
+4
Wolpy27.11.17 10:06
Das war wohl Jobs' größter Fehler, einen Zuckerwasserverkäufer aus einer Firma einzustellen, die über 50 Jahre ein und das gleiche Produkt verkauft. Wo sollte da Innovation herkommen?!
+1
Skaffen-Amtiskaw
Skaffen-Amtiskaw27.11.17 10:26
Wolpy
Das war wohl Jobs' größter Fehler, einen Zuckerwasserverkäufer aus einer Firma einzustellen, die über 50 Jahre ein und das gleiche Produkt verkauft. Wo sollte da Innovation herkommen?!
AFAIK gab Jobs in einem Interview einmal zu, dass falsche Personalentscheide zu seinen grössten Fehlern zählte.

Allerdings scheint er daraus gelernt zu haben, denn Cook leistet hervorragende Arbeit. Seine Ernennung zum Nachfolger war vermutliche Jobs letzte grosse Entscheidung, die von Erfolg gekrönt war und ausserdem sein Vermächtnis sicherte.
+1
gfhfkgfhfk27.11.17 11:23
Unter Sculley wurde Apple erst zu einer wirklich großen Firma, die Probleme kamen nachdem Sculley das Unternehmen verlassen hatte.

Der erste Mac war mehr oder minder ein nettes Spielzeug, aber zum ernsthaften Arbeiten taugte er nicht viel, weil z.B. viel zu wenig RAM darin verbaut war. Aber RAM war damals teuer und man wollte den Lisa Fehler korrigieren. Unter Sculley wurde dann die MacII Serie entwickelt dazu kam der LaserWriter und mit diesen Produkten setzte dann so richtig die DTP Revolution ein. Unter Sculley wurde auch A/UX entwickelt, was bis auf ein modernes Framework für GUI-Applikationen sehr ähnlich zu MacOS X ist. Der große Fehler war, dass Apple A/UX nicht zum Standard mit PowerMacs gemacht hatte. Wäre das der Fall gewesen, wären die schlimmsten Probleme nicht mehr existent gewesen.

Statt dessen hat man sich mit P.ink, Taligent, Copland etc. total verheddert und wollte die eierlegende Wollmilchsau, das scheiterte. Man sollte aber auch erwähnen, dass zwischenzeitlich BeOS als Nachfolger des klassischen Mac System gehandelt wurde.
+6
Megaseppl27.11.17 11:49
chill
Ein Jahr vorher habe mir meinem Performa 6200 gekauft. Ob Apple da fast am Tiefpunkt war wusste und interessiere mich nicht. Genervt haben eher Freunde mit ihren Windows Problemen. „Bluescreens“ etc.

Ich glaube auf meinem war 7.5.1 drauf.
Naja, so wirklich stabil waren die Systeme aber auch aus dem Hause Apple zu der Zeit nicht. Ein Einfrieren des ganzen Systems gab es schon recht oft.
Windows 95 war später, mit aktivem Speicherschutz soger stabiler als MacOS 8. Womit wir halt weniger Probleme hatten waren DLL-Inkompatiblitäten, Treiber-Probleme, defekte Registries.
+2
chill
chill27.11.17 11:57
Megaseppl

„Fehler 1“ Mit der Bombe 😀
MBP M1 256/16 Monterey 12.1 . iPhone 11 128 GB, iOs 15.2
+6
gfhfkgfhfk27.11.17 11:58
Richtiger Speicherschutz gab es nur mit Windows NT und dessen Nachfolgern. Die Windows 95, 98 und ME Versionen hatten nur eine Schmalspurvariante mit Guard Pages, was auch in MacOS 8.x und 9.x vorhanden war. Kein Vergleich zu A/UX, NeXTSTEP (allgemein UNIX) oder Windows NT.
+4
Opa0127.11.17 12:17
Ich habe mir damals den Performa 6300 gekauft.
Schon damals eine Riesenerleichterung gegenüber Windows, womit ich in der Firma arbeiten mußte.
Als ich mir einen neuen Apple kaufte, ich weiß nicht mal mehr welcher Typ, bekam meine Tochter den 6.3 für ihre Praxis und der gesamte Schriftverkehr wurde bis letztes Jahr darauf gemacht.
Mein jetziger iMac ist nun auch schon fast 7 Jahre alt und immer noch Spitze.
Wo läuft noch so ein alter Windows-Rechner ?
+7
schaudi
schaudi27.11.17 13:30
chill
Ein Jahr vorher habe mir meinem Performa 6200 gekauft. Ob Apple da fast am Tiefpunkt war wusste und interessiere mich nicht. Genervt haben eher Freunde mit ihren Windows Problemen. „Bluescreens“ etc.

Ich glaube auf meinem war 7.5.1 drauf.

Bis 2001 war 7.5.1 das einzige Computer System, welches ich kannte (meine Mutter hatte sich mitte der 90er einen Performa 6300 gekauft). So richtige "Probleme" von Computern hatte ich ich erst danach kennengelernt, als ich mir im jugendlichen Leichtsinn und auf rat meiner Mitschüler einen Windows PC kaufte. Klar war es erstmal toll was der alles so mehr konnte, aber herrje nach einer weile hat Windows nur noch genervt.

PS.: der 6300 steht heut noch bei meinen Eltern und läuft 1A
Hier persönlichen Slogan eingeben.
+1
Marcel_75@work
Marcel_75@work27.11.17 14:33
Wenn ich mich recht entsinne, war ja damals nicht nur BeOS im Gespräch (allerdings hatte man dort "zu hoch gepokert", sprich - zu viel für Be Inc. verlangt), sondern sogar HP-UX als Grundlage für einen "Mac OS Classic"-Nachfolger.

BeOS war, was die Performance betraf, beeindruckend. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass BeOS nicht auf "Multiuser"-Betrieb ausgelegt war (also keine strikte User- und Gruppen-Rechte-Trennung beinhaltete) und somit kein "echtes" UNIX war - vermutlich wäre das eine ziemliche Sackgasse geworden ...

Und kam nicht auch von IBM etwas?

Müsste man mal die alten MacWelt, MacUp etc. heraus kramen um zu erfahren, was da alles in der Gerüchte-Küche so brodelte zu der Zeit ...

In jedem Fall war für einen ehemaligen AMIGA-User wie mich völlig klar, dass der Nachfolger meines A4000/040 mit "Picasso IV"-Grafikkarte definitiv kein x86er Windows-PC werden sollte, sondern ein Rechner mit PowerPC!

Letztlich wurde es dann ein Umax Pulsar, da dieser für 2.000,- DM rausgehauen wurde (statt 6.000,- vorher oder sogar nahezu 12.000,- DM für einen gleichwertigen PowerMac 9500/9600).

So günstig wurden die auch nur deshalb angeboten, weil die Lizenz für Clones auslief (das war eine von Steve Jobs' ersten Amtshandlungen).

Bis Mac OS X wirklich für den Alltag nutzbar wurde, dauerte es aber noch eine ganze Weile, ich glaube ab 10.2 bin ich umgestiegen. Mac OS 8 und später 9 liefen durchaus stabil genug mit Quark XPress, Photoshop & Co., wenn man aufpasste, was man macht.

Und heute arbeiten wir alle mit x86er-Basis, wer hätte das gedacht.
+7
gfhfkgfhfk27.11.17 15:25
Marcel_75@work
Wenn ich mich recht entsinne, war ja damals nicht nur BeOS im Gespräch (allerdings hatte man dort "zu hoch gepokert", sprich - zu viel für Be Inc. verlangt), sondern sogar HP-UX als Grundlage für einen "Mac OS Classic"-Nachfolger.
Ich kenne persönlich sowohl HP-UX wie auch AIX, das ist schon deutlich anders als alles was es bisher von Apple gab. Allerdings waren die IBM RS/6000 mit PowerPC deutlich schneller als die Apple PowerMacs, denn in denen wurden nicht die schrottigen Apple ASICs genutzt (Apple hat es nicht auf die Reihe gebracht schnelle ASICs zu fertigen, so dass der Systembus deutlich langsamer laufen musste als technisch durch die CPU möglich war) und AIX lief gleich zu 100% nativ. Erst mit den PowerMacs G3 hat dann Apple Motorola Chipsätze verbaut und die Fähigkeit der CPU wirklich ausgenutzt. Übrigens waren die letzten IBM RS/6000 mit PPC604e schneller als die ersten PowerMacs mit G4. Die damals parallel erhältlichen POWER3 ohnehin.

Aber anstatt HP-UX oder AIX hätte Apple einfach bei A/UX bleiben sollen. Denn das hatte eine UNIX fähige Macintosh Toolbox, d.h. so etwas wie Carbon gab es schon zu 68k Zeiten. Normale Mac Programme liefen sowohl auf Mac System wie A/UX und spezielle A/UX Software lief mit Mac GUI mit vollen UNIX Rechten. Klassische UNIX Software mit X11 Ausgabe konnte man auch ausführen.

Der Vorteil von NeXTSTEP war, das man auf Lizenzzahlungen an AT&T verzichten konnte, da NeXTSTEP nur auf BSD basiert und nicht auf System V wie AIX, A/UX oder HP-UX.
Marcel_75@work
Und kam nicht auch von IBM etwas?
Es gab einmal ein Servermodell von Apple mit AIX und Apple hatte zusammen mit IBM an Taligent entwickelt. Erst sollte es ein komplettes OS sein, dann wurde daraus nur ein Framework. IBM wollte Taligent sowohl für OS/2 als auch AIX ausrollen. Z.B. gab es OpenDoc sowohl für Mac System wie auch AIX als vertriebenes Produkt.
+3
Leif27.11.17 15:58
Selbst der Windows NT Kernel (nicht Windows!!) was damals im Gespräch. Es war also eigentlich richtig offen, auf welches Pferd sie setzten wollten. Und nun erfreuen wir uns an einem Betriebssystem, dass in seinen Wurzel (BSD) nun auch schon 40 Jahre auf dem Buckel hat.
+1
gfhfkgfhfk27.11.17 16:39
Man fing mit der Entwicklung von UNIX im Jahr 1969 an, die erste lauffähige Version gab es intern in den Bell Labs November 1971. Oktober 1973 wurde es dann öffentlich angekündigt. Nicht ohne Grund ist der Startzeitpunkt für die UNIX Epoch 01.01.1970 00:00 Uhr Weltzeit.

Also bald ist goldenes Jubiläum.

Zu Anfangs war es noch ein 16Bit Betriebssystem ohne Speicherschutz. Es wurde aber recht schnell auf 32Bit System portiert und der Speicherschutz wurde bald zu einem de facto Standard. Anfangs der 1990er wurde es dann auf 64Bit Systemen portiert. Das erste 64Bit UNIX war wohl OSF/1 auf DEC Alpha.
+1
milk
milk27.11.17 16:47
gfhfkgfhfk
Aber anstatt HP-UX oder AIX hätte Apple einfach bei A/UX bleiben sollen. [...] Der Vorteil von NeXTSTEP war, das man auf Lizenzzahlungen an AT&T verzichten konnte, da NeXTSTEP nur auf BSD basiert und nicht auf System V wie AIX, A/UX oder HP-UX.
Der wirkliche Vorteil von NEXTSTEP (bzw. eigentlich OpenStep) war, dass es eine wunderbare Plattform zum Entwickeln war. Nicht umsonst gab es relativ schnell ordentliche native Software unter OS X und sehr schnell große Akzeptanz vom iOS-SDK.

Die damals übliche Kombination aus CodeWarrior und Macintosh-Toolbox wirkt dagegen äußerst vorsinntflutlich.
+3
gfhfkgfhfk27.11.17 17:52
milk
Der wirkliche Vorteil von NEXTSTEP (bzw. eigentlich OpenStep) war, dass es eine wunderbare Plattform zum Entwickeln war. Nicht umsonst gab es relativ schnell ordentliche native Software unter OS X und sehr schnell große Akzeptanz vom iOS-SDK.
Hier spielst Du auf das Framework an, was dann unter OSX als Cocoa bezeichnet wurde. Denn der Rest von NeXTSTEP ist eher nicht so der Hit, da sind die anderen UNICES deutlich besser. Ja, das war lange bekannt und deshalb hat man ja mit IBM an Taligent gearbeitet.
milk
Die damals übliche Kombination aus CodeWarrior und Macintosh-Toolbox wirkt dagegen äußerst vorsinntflutlich.
Mit Metrowerks wurde PowerPlant mitgeliefert, ein eigenes Framework von Metrowerks und das war damals sehr beliebt. Das klassische Framework von Apple war MacApp.
0
milk
milk27.11.17 19:02
Hier scheint es ja sehr viel um "Ich weiß es aber besser" zu gehen, da halte ich mich raus. Aber würdest du bitte noch folgenden, meiner Meinung nach doch recht gewagten, Kommentar erläutern?
gfhfkgfhfk
Denn der Rest von NeXTSTEP ist eher nicht so der Hit, da sind die anderen UNICES deutlich besser.
0
Marcel_75@work
Marcel_75@work27.11.17 19:15
Hey, habt Euch doch mal lieb - aus dem Alter des OS-bashings sind wir doch alle längst raus, oder?

Ich finde alles rund um die Geschichte all der verschiedenen Betriebssysteme äußerst spannend, und sicher hat jedes OS seine individuellen Vorteile wie auch Nachteile.

Wobei, manche sind ganz einfach Sch****!!!
0
Pixelmeister27.11.17 20:24
gfhfkgfhfk
Es gab einmal ein Servermodell von Apple mit AIX
Oh ja, so ein Gerät habe ich unter dem Schreibtisch stehen:


Apple Network Server (Codename Shiner), der einzige Apple Rechner, auf dem auch optional kein Apple Betriebssystem lief.
+5
Marcel_75@work
Marcel_75@work27.11.17 23:14
Pixelmeister: Für was genau hat man das denn damals genutzt?

Einfach nur als File-Server? Mit AFP-Netzwerkfreigaben? Oder auch für andere Dienste?

Mitte bis Ende der 1990er kannte ich eigentlich nur Windows NT basierte OPI-Server in vielen Agenturen und Verlagen, oft wurden diese auch gleichzeitig als File-Server genutzt. Nur selten sah ich auch mal Mac OS oder ein Unix-System (wenn, dann meistens Sun) als Netzwerk-Server. Wobei, an Novell NetWare kann ich mich auch noch dunkel erinnern, man ist das alles schon lange her ...

Danke für weitere Infos.
0
gfhfkgfhfk28.11.17 00:10
milk
Aber würdest du bitte noch folgenden, meiner Meinung nach doch recht gewagten, Kommentar erläutern?
gfhfkgfhfk
Denn der Rest von NeXTSTEP ist eher nicht so der Hit, da sind die anderen UNICES deutlich besser.
NeXTSTEP ist im Grunde nicht viel mehr als ein Standard BSD mit einem Mach Kernel. Das Binärformat (MachO) für Programme ist besser als das alte a.out Format, aber hat so ziemlich die gleichen Macken wie COFF. MachO hat gegenüber ELF nur einen Vorteil, man kann verschiedene Maschinencodes darin ablegen. Sonst ist ELF besser (Stichwort dlopen), z.B. ist das Erstellen von Plugins und Libraries identisch, so dass man hier nicht umständlich zwei verschiedene Prozeduren sich einprägen muss und der Ladevorgang von Plugins ist mit ELF deutlich runder. Es gibt natürlich kein shmem, weil das System V ist und ein so altes BSD 4.x natürlich das noch nicht eingebaut hat.

Das Filesystem UFS von NeXTSTEP ist ziemlich basic. Es ist alles Notwendige vorhanden und die maximale Partitionsgröße ist 2GB, aber das war es dann aber auch schon. Es gibt keine ACLs, keinen LVM (Logical Volume Manager), keine garantierte IO Raten, keine Besonderheiten für kleine Dateien oder große Dateien, keine großen Partitionen, …
HFS+ Support wurde erst mit MacOS X eingebaut. Wenn man das mit den anderen FS der damaligen Zeit vergleicht ist ziemlich dünn. Spätestens mit Openstep for Mach hätte da was besseres implementiert werden sollen.

Der Networkstack ist BSD Socket basiert. Sockets sind als API super, aber fürs System sind die System V Streams besser, da man während der Laufzeit verschiedene Protokolle laden und entladen kann. Seit V.4 gibt es auch für System V die Sockets API über Streams implementiert, da ist dann System V.4 deutlich überlegen.

Generell der ganze BSD Unterbau ist bei NeXTSTEP/Openstep for Mach ziemlich altbacken und eher spartanisch. Viele haben sich deshalb diverse GNU Tools nachinstalliert. Bei NeXTSTEP 3.3 war die csh dabei, und die ist eher eine Pein im Vergleich zur System V ksh.
+4
gbkom28.11.17 07:46
Moin!
Sehr interessant, dieser Thread, Danke dafür.

Ersten Kontakt mit Mac hatte ich bereits 1984 mit dem Ur-Mac: Ein internes und ein externes Disketten-LW, deren Disks man ständig wechseln musste. Dazu gab's eine frühe Version vom PageMaker mit einer Seite pro Datei. War aber viel besser, als das Geschneide und Geklebe mit Fixogum...

Mein Mac SE von '87 steht Original-verpackt auf dem Dachboden und alle paar Jahre starte ich ihn mal. Auf der (damals sauteuren) 100 MB HD ist noch System 7.5 -- die alte 20 MB HD mit System 6.01 gibt es auch noch. Nur ins Internet komme ich nicht, weil der Ethernet-Adapter verloren ging...

Über IIsi, IIcx, 8500, Bondiblue und mehrere G4 bin ich zu meiner geliebten Käsereibe gekommen, die nun bald 10 Jahre alt ist und dank SSD noch schnell genug für den täglichen Geschäftsalltag ist (ich schreibe Handbücher).

Ja, bin Apple-Fan
+2
SchaubFD28.11.17 08:10
Das ist mal ein Thread, bitte stehen lassen, bzw. einfrieren! Danke für so viel Info! Sehe vieles sehr ähnlich, bin aber erst seit 2004 mit Mac aktiv.
+1
SchaubFD28.11.17 08:20
Schade um den Dec Alpha und auch die Intel i860 damals. Ich habe die Zeit leider nicht mehr so genau im Kopf, aber es gab doch auch die Motorola 88K CPU in 64 Bit, wenn auch wohl nicht so erfolgreich. Da es AIX (IBM 6150) schon vor der Dec Alpha gab, war das noch nicht 64 Bit? Denke da auch an die Dinge wie Inmos Transputer oder TAOS was kaum jemand kennt, einer Art OS welches über Platformen und Netzwerk verteilt werden konnte.
+1
gfhfkgfhfk28.11.17 12:35
Die Motorola 88k CPU Serie sah nur 32Bit RISC CPUs vor. Die erste CPU 88100 musste mit dem MMU+Cache Controller 88200 kombiniert werden. Das ermöglichte bis zu 4 CPUs auf einem Board, aber trieb den Preis für single CPU-Systeme in die Höhe. Bei 88110 wurde das kombiniert, um Kosten zu senken.

NeXT hatte an einer Motorola 88k Workstation gearbeitet, wurde aber von der AIM-Allianz überrascht. Es gab noch den Versuch auf den PowerPC 601 umzusatteln, aber Jobs und seine IBM Aversion sorgten wohl für das Ende der schwarzen Hardware. Wichtiges Detail am Rande der PowerPC 601 übernahm das Busprotokoll der 88k CPUs, so dass man eigentlich überall in der Industrie schnell von den 88k Systemen auf PowerPC wechseln konnte. Es gab lauffähige 88k Prototypen bei NeXT und zumindest einen Entwurf eines Prototypen einer PowerPC 601 Workstation. Fotos von den Systemen finden sich im Netz.

Die IBM RT Serie ist in der Tat die erste RISC UNIX Workstation von IBM. Aber diese war nicht sehr erfolgreich. Der nächste Entwurf waren dann die ersten RS/6000 mit POWER1 Systeme, das Design hat man von den PS/2 übernommen. IBM RT und POWER sind nicht binärkompatibel, d.h. Software von den RT lief nicht auf den neuen RS/6000. PowerPC ist als 32/64Bit Architektur entwickelt worden, d.h. nur die ersten CPUs waren reine 32Bit CPUs und später folgten dann 64Bit CPUs.

Das Verhältnis zwischen den Befehlssätzen von POWER, PowerPC und PowerPC AS64 war relativ kompliziert, weil IBM in jeden der drei CPU Serien unterschiedliche Befehlssätze implementierte. Die PowerPC AS64 sind die Nachfolger der 48Bit CPUs aus den AS/400 Systemen. Da man dort schon 48Bit Adressraum hatte, musste IBM unbedingt eine 64Bit CPU bringen, um die AS/400 CPUs zu ersetzen. Der Wechsel ging bei den AS/400 vollkommen geräuschlos, weil IBM in OS/400 nie vorsah, dass man da nativen Code laufen lässt sondern einen Bytecode verwenden muss. Die PowerPC AS64 sind für Geschäftsanwendungen optimiert und haben sehr hohe IO-Bandbreiten und man konnte schon viele davon im System haben. Zu allem Überfluss gibt es die PPC AS64 in Ausführungen für AS/400 und für RS/6000, nur die RS/6k Version hatte eine FPU, denn unter OS/400 wird nur Dezimalarithmetik (BCD) genutzt.

G1
Der PowerPC 601 ist eigentlich ein Zwitter, denn er kann sowohl POWER1 Programmcode wie auch ein Großteil des PowerPC Codes ausführen. Erst die PowerPC 603 und 604 waren dann die ersten vollständigen PowerPCs. Fast zeitgleich mit dem PowerPC 601 wurde von IBM der POWER2 vorgestellt. Der POWER2 hat gegenüber dem POWER1 einen erweiterten Befehlssatz, der POWER2 SC ist eine Singlechip Variante, die sich kostengünstiger und mit höherer Taktrate herstellen ließ.

G2
Der PowerPC 604 ist IBMs 32Bit Workstation und Entry Server CPU gewesen, der PPC603 war für Notebooks vorgesehen und daneben hat IBM sich noch den Luxus der PowerPC 4xx Serie geleistet für embedded Anwendungen. IBM hat sich sogar einmal an einem Handy-CPU versucht. Der erste 64Bit PowerPC (PPC620) war relativ langsam und wurde deshalb meines Wissens nur in einem Supercomputerprojekt verwendet.

Außer in wenigen Notebooks hat IBM nie den PPC603(e) verbaut.

Nachdem der PPC604e entwickelt war, kam es zum Bruch der AIM-Allianz. IBM hatte keinerlei Interesse mehr an einem 32Bit Workstation Prozessor (Nachfolger des PPC604e) und Apple war der Nachfolger des PPC 603e der neue PPC750 für Desktops gut genug. Deshalb gingen Apple sowie Motorola und IBM auf der anderen Seite fortan getrennte Wege.

G3
Bei IBM erfolgt die erste Produktbereinigung. Der Nachfolger des PPC620 wird als PPC630 angekündigt, aber am Schluss aufgebohrt und als POWER3 bzw. POWER3-II auf dem Markt gebracht. Damit ist es möglich die POWER2 Systeme und die PowerPC Systeme zu vereinheitlichen. Nur noch in den AS/400 und den Business RS/6000 sind PowerPC AS64 verbaut. IBM hat auch noch die Rechte am PPC750 Design und entwickelt immer weiter eigene Verbesserungen des PPC750. So findet etwa der letzte "G3" mit 1GHz seinen Weg in ein Apple iBook.

G4
IBM bringt den POWER4 auf den Markt und konsolidiert die komplette Serverfamilie. Es gibt jetzt nur noch eine Hardwareplattform für OS/400 und AIX. Der POWER4 wird dazu erweitert, so dass er nun auch die PowerPC AS64 ersetzen kann.

Bei Motorola steht G4 für die diversen Varianten des PPC74xx einer aufgebohrten Version des PPC750 mit Altivecs. An diesem Design hat IBM keinerlei Rechte, deshalb kann IBM auch keine CPUs fertigen als Motorola das nicht hinbekommt und Apple verzweifelt auf Besserung hofft. Erst als die Entwicklung des Nachfolgers scheitert, wendet sich Apple an IBM um den "G5" entwickeln zu lassen. Technisch handelt es sich beim "G5" um einen abgespeckten POWER4 mit einer zusätzlichen Altivec Einheit und erhöhter Taktrate. Da der IBM Überprozessor POWER4 für Bigirons entwickelt wurde, ist Stromsparen bei dessen Entwicklung kein Thema gewesen. Der POWER4 ist hocheffizient, wenn er ständig unter Vollast läuft. Trotzdem schafft es IBM in jeder der drei existierenden Überarbeitungen (PPC 970, PPC 970FX und PPC 970MP) den PPC970 stromsparender zu machen. Danach kommt die Ankündigung von Apple auf Intel zu wechseln. IBM stellt daraufhin die Weiterentwicklung der PowerPC970 komplett ein.

IBM setzt die drei Varianten des PowerPC 970 auch in eigenen Produkten ein, unter anderem in Blades und Workstations.

G5
IBM entwickelt seit dem Weggang von Apple nur noch CPUs für die eigenen Bedürfnisse POWER5 bis zum POWER8, der POWER9 wird in kürze ausgeliefert. Mittlerweile stimmt das auch nicht mehr so ganz, d.h. mit der OpenPower Initiative will IBM z.B. bei Google, Facebook & Co. in die RZ einziehen. Dazu werden die OpenPower Systeme nur als Linux Systeme vermarktet mit einer FOSS Firmware auf dem Board, und es gibt sie nicht mehr nur von IBM.


Der erste 64Bit Prozessor überhaupt war der MIPS R4000, und eines der ersten Systeme damit war die SGI Indigo. Aber für Alpha gab es das allererste 64Bit OS überhaupt (OSF/1 auch ein UNIX), da die Alphas nur im 64Bit Modus laufen konnten.
+2
Axel728.11.17 13:17
Der Thread fängt ja etwas holprig an, hat sich aber dann aber zu einem sehr informativen und sachlichem Thread entwickelt.

Vielen Dank an die Beitragenden!
0
Marcel_75@work
Marcel_75@work28.11.17 13:17
gfhfkgfhfk

Super interessant, Danke für diesen umfangreichen Rück- bzw. Einblick.

Eine Frage hätte ich da noch: Hieß es damals nicht auch mal, der PPC 620 (als Nachfolger des PPC 604e) solle auch x86er Code ‚native‘ ausführen können? Also parallel zum eigenen PPC Code?

Zumindest in der Gerüchteküche glaube ich etwas in der Art damals gelesen zu haben ...
0
gfhfkgfhfk28.11.17 13:40
Der PPC620 war ein reiner PowerPC Prozessor und genau genommen kein Nachfolger des PPC604e sondern ein parallel dazu entwickelter Prozessor. Genau genommen gibt es keinen Nachfolger des PPC604e.

So ungefähr sieht der Stammbau aus, die unter Varianten habe ich weggelassen.
                       PowerPC AS64 I-IV --
                                           \
                                            \
                       PPC 620    POWER3  POWER 4  POWER5            POWER6  POWER7  POWER8
                                /                      \                    /
          POWER2         /                         PPC970 u.V. /
        /
POWER1  PPC 601 - PPC604(e)
                   \
                     PPC603(e)  PPC750 u.V.  PPC7400 u.V.

Es gab bei IBM interne Varianten des PPC601 und/oder PPC604 die x86 Code verarbeiten konnte. Aber die Dinger wurden nie offiziell gezeigt, d.h. nur unter NDA konnte ausgewählte Personen sie im Einsatz sehen. IBM hat irgend wann in die BigIrons einfach echte x86 mit eingebaut, die liefen auf speziellen Erweiterungsboards.

Edit: die Codeumgebung wird leider umgebrochen
0
milk
milk28.11.17 19:39
gfhfkgfhfk
Generell der ganze BSD Unterbau ist bei NeXTSTEP/Openstep for Mach ziemlich altbacken und eher spartanisch. Viele haben sich deshalb diverse GNU Tools nachinstalliert. Bei NeXTSTEP 3.3 war die csh dabei, und die ist eher eine Pein im Vergleich zur System V ksh.
Damit hast du sicher recht. Ich habe mir auf allen NeXTen als erstes die tcsh installiert, weil ich zwar die Syntax der csh mochte, auf ein wenig Komfort aber nicht verzichten wollte.

Für viele Standardtools gab es in den Peanut-Archiven einen NeXT-Port.

Generell interessierte die Anwender bei NEXTSTEP genau wie OS X der Unterbau eher wenig. Viel interessanter war das Display Postscript und wie gesagt die Developer Tools, mit denen ohne allzu große Kenntnisse gut und schnell Software zu entwickeln war.

Hübschestes Beispiel ist für mich, dass Doom und Quake auf NeXT entwickelt und dann auf PC portiert wurden, weil das scheinbar angenehmer war, als auf dem PC zu entwickeln.

Ich finde es immer wieder interessant, wie sehr sich die Unix-Fraktion auf den Unterbau stürzt. Klar hatten HPUX, AIX und Solaris die cooleren Features. (IRIX lasse ich mal außen vor, das ist für mich bei aller Liebe zu SGI-Hardware immer ein Klotz gewesen.) Aber für die Endanwender hatte NeXT eine Menge praxisnaher Dinge, mit denen sich andere Unices lange schwer taten.

Aber was solls. Ich mag NeXT einfach. Und habe heute noch immer beruflich mit Openstep zu tun.
0
Weitere News-Kommentare anzeigen

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.