Vor 20 Jahren: Das iTunes-Handy "ROKR" – eines der schlechtesten Produkte, das Apple je zeigte


Gerüchte rund um ein "iPhone" gab es schon in den Anfangstagen von MacTechNews. Die Spekulationen rund um jenes ominöse Produkt rankten von einem iPod mit Telefonfunktion bis hin zu einem Anrufbeantworter. Vor 20 Jahren veranstaltete Apple dann ein Musik-Event, welches angeblich zeigen sollte, wie sich Apple die Zukunft des Mobiltelefons vorstellte. Allerdings erschien im September 2005 kein iPhone, sondern das in Zusammenarbeit mit Motorola entworfene "
ROKR", ausgesprochen "Rocker". Dabei handelte es sich um ein reguläres Motorola-Handy mit iTunes als Musik-Software. Das ROKR gilt jedoch als eines der schlechtesten Machwerke in Apples Geschichte, denn nahezu nichts daran war gut.
Man sah, wie viel Jobs davon hieltSelbst Steve Jobs schien von Anfang an nicht begeistert, denn die Präsentation wirkte lustlos und wenig überzeugt. Viele Beobachter meinten damals, er wirkte fast beschämt, dieses "halbe iPod-Handy" präsentieren zu müssen. Intern soll er das Gerät abfällig kommentiert haben – "piece of junk" ist aus Apple-Kreisen überliefert. "Who would buy this?" ist ebenfalls eine Aussage, die Jobs angeblich intern tätigte. Jobs war beim Launch 2005 neben Motorola-CEO Ed Zander auf der Bühne – und sein Auftreten sprach Bände. Er zeigte kaum Enthusiasmus, machte keine große Show, dies ganz im Gegensatz zum Anpreisen echter Apple-Produkte. Mit einem "quite good, actually!" hätte er ganz sicher kein großes Feature eines hauseigenen Produkts versehen.
Mieseste ReviewsDas Motorola ROKR verfügte zwar über iTunes, konnte jedoch gerade einmal 100 Songs speichern. Bis auf die Funktionalität, Lieder vom Mac auf das Gerät übertragen zu können, bot das Handy keinerlei fortschrittliche Funktionen. Das Presse- und Testecho fiel daher vernichtend aus. "Hardware: Schlecht. System: Schlecht. Software: Schlecht." fasst zusammen, was die Fachwelt vom ROKR hielt, welches auf ganzer Linie enttäuschte. Viel häufiger kam daher eine andere Bezeichnung zum Einsatz, spöttisch wurde aus dem ROKR das STINKR.
Warum stellte Apple etwas vor, das man selbst für schwach hielt?Mitte der 00er Jahre war klar: Musikplayer und Handys würden zusammenwachsen. Apple hatte mit dem iPod riesigen Erfolg, aber keine Ahnung vom Handy-Business (Carrier-Deals, Funktechnik, Zulassungen). Motorola war damals Marktführer bei Mobiltelefonen und schien ein logischer Partner. Apple hätte 2004/2005 noch kaum die Macht gehabt, alleine mit AT&T oder Vodafone ein Apple-Handy voranzubringen. Das Joint-Venture mit Motorola war eine Art Türöffner. Ed Zander, Motorolas CEO, wollte Apple zudem unbedingt dabei haben und prahlte schon früh mit einem "iTunes-Handy". Apple konnte nur noch schlecht zurückrudern. Jobs stellte es also wohl zähneknirschend vor, um die Beziehung zu Motorola und Carriern nicht zu zerstören.
... und doch sollte das ROKR Apple und die Welt verändernTrotz dieses kolossalen Fehlschlags ist das ROKR aber dennoch maßgeblich für Apples Erfolg der letzten beiden Jahrzehnte verantwortlich. Das Debakel führte Cupertino deutlich vor Augen, sich nicht auf Partner verlassen zu können, sondern es selbst versuchen zu müssen – mit einem Mobiltelefon/Smartphone in Eigenregie. Die Entscheidung fiel rasch: Apple benötigt eine Hardware- und Software-Plattform, die als ganzheitlicher Ansatz entstehen sollte. Die bislang nur nebenbei erfolgte Entwicklungsarbeit am iPhone wurde erheblich ausgeweitet und so gelang es, weniger als eineinhalb Jahre später die erste Version des Apple-Smartphones zu präsentieren.