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Scharfer Streit zwischen Apple und US-Regierung: iPhone eines Dreifachmörders geknackt

Das FBI und die Regierung in Washington baten Apple bereits vor Monaten um Hilfe bei der Entsperrung der zwei iPhones eines dreifachen Mörders. Das kalifornische Unternehmen erklärte sich zwar zur Zusammenarbeit bereit, lehnte jedoch wie stets in solchen Fällen den Einbau von Backdoors strikt ab. Das führte zu einer scharfen Auseinandersetzung mit Justizminister William Barr und US-Präsident Donald Trump. Diese hält unvermindert an, obwohl die Ermittler sich mittlerweile ohne Apples Zutun Zugriff auf die Daten verschaffen konnten.


FBI untersucht Dreifachmord in Pensacola
Hintergrund des seit Monaten schwelenden Streits zwischen Washington und Cupertino ist die Tat eines Angehörigen der saudi-arabischen Luftwaffe. Dieser hatte Anfang Dezember vergangenen Jahres auf einem US-Marinestützpunkt in Pensacola drei Menschen erschossen und war anschließend von Sicherheitskräften getötet worden. Um die Hintergründe des Dreifachmords aufzuklären, wollte das FBI die Inhalte von zwei dem Täter gehörenden iPhones untersuchen und bat Apple um Mithilfe bei der Entsperrung. Der kalifornische Konzern übermittelte der US-Bundespolizei zwar alle Daten, über die er verfügte, sah sich aber zu einer weitergehenden Zusammenarbeit nach eigenen Angaben nicht in der Lage.

"Gewinn wichtiger als öffentliche Sicherheit"
Mittlerweile sei es dem FBI gelungen, die beiden iPhones aus eigener Kraft zu knacken, gab der US-Justizminister jetzt in einer Pressemitteilung bekannt. Die Auswertung der Daten habe ergeben, dass der Täter Verbindungen zur Terrororganisation Al-Kaida unterhielt. Gleichzeitig verschärfte William Barr den Ton in Richtung des iPhone-Konzerns: "Dank der großartigen Arbeit des FBI – und ohne Dank an Apple" sei man in der Lage gewesen, die Geräte zu entsperren. Die nationale Sicherheit dürfe nicht im Ermessen großer Unternehmen stehen, denen ihr Gewinn wichtiger sei als die öffentliche Sicherheit, heißt es in der Mitteilung. "Die Zeit für eine gesetzliche Regelung ist gekommen", so Barr. Gemeint ist damit eine Verpflichtung von Herstellern wie Apple, in ihre Geräte Hintertüren für die Ermittlungsbehörden einzubauen.

Apple weist falsche Anschuldigungen zurück
Apples Reaktion auf die Mitteilung des US-Justizministeriums ließ nicht lange auf sich warten. In einer Erklärung betont das Unternehmen Bloomberg zufolge die wiederholt erfolgte Zusammenarbeit mit Strafverfolgern, lehnt Backdoors jedoch weiterhin rigoros ab. Für Ermittler vorgesehene gesetzlich vorgeschriebene Hintertüren könnten auch von Kriminellen oder Terroristen ausgenutzt werden. Das gefährde nicht nur die Privatsphäre der Nutzer, sondern auch die nationale Sicherheit, wiederholt der iPhone-Konzern einmal mehr seinen seit langem bekannten Standpunkt. "Es gibt keine Backdoors nur für die Guten", so Apple wörtlich. Das Unternehmen betont darüber hinaus, dass die falschen Anschuldigungen der US-Regierung nur als Vorwand dienen sollten, um die starke Verschlüsselung und andere Sicherheitsmaßnahmen zu schwächen.

Kommentare

Gammarus_Pulex
Gammarus_Pulex19.05.20 12:42
Man liest doch in letzter Zeit immer wieder von allerhand Sicherheitslücken in iOS, iPad OS und Mac OS. Da werden doch sicher ein paar dabei sein, die das FBI da nutzen kann.
Überhaupt frage ich mich, warum da jedes Mal so ein trara drum gemacht wird. Man könnte fast meinen, die müssten bei jedem iPhone, das sie entsperren wollen, das Rad neu erfinden. Die Täter werden ja nicht ihr individuelles abgesichertes System auf dem Gerät laufen haben.
+1
don.redhorse19.05.20 12:54
Die Lücken werden geschlossen, sobald bekannt. Du kannst jetzt davon ausgehen das es jeweils nur eine Frage der Zeit ist bis ein iPhone offen ist. Diese haben jetzt mehrere Monate gedauert.

Es ist aber halt einfacher, wenn es einfach eine Backdoor gibt. Telefon mit dem Rechner verbinden, Backdoor ansprechen, voll Zugriff. Das wollen die Behörden.
0
maculi
maculi19.05.20 13:03
Was fbi und andere 3-Buchstabenorganisationen nicht kapieren (oder nicht wahrhaben wollen), es ist wie Apple sagt: "Es gibt keine Backdoors nur für die Guten".
Was passiert wohl, wenn bekannt wird, das Hintertüren eingebaut wurden? Dann wird von Kriminellen solange gesucht, bis der Zugang gefunden wurde. Und wenn das nicht gelingt, dann wird eben das fbi oder wie in der Vergangenheit schon passiert die nsa gehackt, und dort dann die Infos abgegriffen. Wer glaubt denn im Ernst, das Behörden es auf Dauer schaffen, das Wissen darüber unter Verschluss zu halten?
+5
MrWombat
MrWombat19.05.20 13:08
Gammarus_Pulex
Überhaupt frage ich mich, warum da jedes Mal so ein trara drum gemacht wird. Man könnte fast meinen, die müssten bei jedem iPhone, das sie entsperren wollen, das Rad neu erfinden. Die Täter werden ja nicht ihr individuelles abgesichertes System auf dem Gerät laufen haben.
Weil die Amerika halt gern bei allem Marketing machen und sehr gerne alles ins maßlose übertreiben. Das dabei oft Fakten auf der Strecke bleiben - ist dabei nicht so wichtig.
+5
Nightraider19.05.20 13:09
don.redhorse
Die Lücken werden geschlossen, sobald bekannt. Du kannst jetzt davon ausgehen das es jeweils nur eine Frage der Zeit ist bis ein iPhone offen ist. Diese haben jetzt mehrere Monate gedauert.

Es ist aber halt einfacher, wenn es einfach eine Backdoor gibt. Telefon mit dem Rechner verbinden, Backdoor ansprechen, voll Zugriff. Das wollen die Behörden.
... und die Kriminellen... haben die eigentlich auch Lobbyisten im Politikbetrieb?
Oops – Letzteres ist eigentlich keine Frage sondern eher eine sozialpsychologische Anwandlung…
+3
Mecki
Mecki19.05.20 13:35
Jetzt schreien sie alle Backdoors... bis dann die Terroristen aus dem nahen Osten diese verwenden, um damit die Anti Terror Strategie der US Regierung auszuspionieren, Unternehmen in China damit Wirtschaftsspionage bei US Konzernen betreiben und sich Hacker aus Russland zugriff auf US Rüstungspläne verschafft. Und dann? Treten dann Trump und der US Justizminister zurück? Nein, natürlich nicht. Sondern dann heißt es, dass Apple schuld ist, weil sie keine Lücken gebaut haben, die nur US Behörden nutzen können, was aber faktisch unmöglich ist. Und alleine weil diese beiden Personen geistig zu beschränkt sind, das zu verstehen, sollten sie eigentlich sofort zurück treten, denn was sie hier fordern ist im höchsten Maße gefährlich für die nationale Sicherheit der USA, so gefährlich, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob diese beiden nicht schon lange für eine der zuvor genannten Gruppierungen arbeiten.
+7
Mecki
Mecki19.05.20 13:49
Nightraider
... und die Kriminellen... haben die eigentlich auch Lobbyisten im Politikbetrieb?
Sicherlich nicht Trump oder seine Minister, denn Kriminelle sind entweder schlau oder im Knast, und da Trump und sein Stab die durchschnittliche geistige Reife eines 14-jährigen besitzen, sind sie nicht kriminell, sonst wären sie alle schon weg vom Fenster, die sind einfach nur ungebildet und geistig unreif.

Und es wirft ein verehrendes Licht auf die US Bevölkerung, die doch in großen Teilen so jemand ernsthaft gewählt hat. Andererseits, was kann man von einem Land erwarten, in dem gute Bildung teuer und daher nur kleinen, gehobenen Eliten vorbehalten ist? Wenn nicht jedem ein freier Zugang zu guter Allgemeinbildung gewährt wird und der Staat nicht auch massiv dahinter ist, dass diese am Ende auch wirklich jeden zu Teil wird, dann muss es zwangsweise zu einer Volksverdummung kommen.

Und unter den Blinden ist der Einäugige König. Trump hat von nichts eine Ahnung, aber er weiß sich zu verkaufen und er kann reden. Wie viele, die irgendwann mal erkennen, dass sie eigentlich gar nichts auf dem Kasten haben und geistig der Mehrheit unterlegen sind, hat er die Flucht nach vorne ergriffen, wirft mit Schuldzuweisungen um sich (schuld sind immer die anderen), verwirrt sein Gegenüber mit abstrusen Thesen und Behauptungen, redet alles das schlecht, was man selber nicht versteht, behauptet es gibt für alles eine viel einfachere und bessere Lösung, ohne selbst jemals konkret eine Lösung vorzuschlagen (weil man selber keine hat). Solche Luftnummern gibt es viele und sie landen irgendwann mal im Management, aber nicht weil sie etwas können, sondern weil sie gelernt haben geschickt zu verschleiern, dass sie nichts können. Im Grunde leben diese Menschen ihr ganzes Leben ein Lüge, aber sie leben sie so perfekt, dass sie irgendwann mal anfangen diese Lüge selber zu glauben und nicht einmal mehr merken, dass sie eigentlich komplett unfähig sind.
+10
sierkb19.05.20 14:11
heise (18.05.2020): Pensacola-Anschlag: FBI konnte iPhone offenbar doch entsperren
Die US-Bundespolizei hat die iPhone-Daten des Schützen einem Bericht zufolge mit eigenen Mitteln entschlüsselt. Apple wies Hilfeanfragen mehrfach ab.

The Verge (18.05.2020): The FBI successfully broke into a gunman’s iPhone, but it’s still very angry at Apple
Attorney General Barr says voters and Congress should make encryption decisions — not Apple

Wie kamen sie hinein?

CNBC News (18.05.2020): iPhone spyware lets police log suspects' passcodes when cracking doesn't work
A tool, previously unknown to the public, doesn't have to crack the code that people use to unlock their phones. It just has to log the code as the user types it in.

Warum das Ganze?

The Daily Fodder (18.05.2020): FBI: Saudi officer’s Pensacola Naval Station Attack Was an AL-Qauida Terrorist Strike

Außerdem:

Forbes (04.05.2020): Apple Fights U.S. Government Intervention In iPhone Copyright Case
Apple is fighting a Department of Justice intervention in its copyright suit against cybersecurity startup Corellium, according to recently unsealed court documents.

Staatliche Behörden bzw. Strafverfolgungsbehörden sind Kunden von Corellium, Zerodium, Cellebrite, Grayshift/GrayKey & Co. Jene Unternehmen kaufen nicht nur Sicherheitslücken auf, welche sie Behörden zur Verfügung stellen bzw. nutzen, um Behörden Zugang zu verschaffen, sondern sie haben auch Experten in ihren Reihen, darunter ehemalige Security-Ingenieure von Apple, welche iOS und Apples Geräte und deren Schwachstellen und wie man sie ausnutzt, umgeht, aushebelt kennen wie kaum ein anderer.

Sowie (betreffend backdoors):
Matthew Green, cryptographer, via Twitter, 16.01.2020
It’s amazing to me that police are still able to unlock even recent-model iPhones. Either it’s really hard to secure a Secure Enclave Processor, or Apple prefers to leave these vulnerabilities in place because it takes the heat off.
Q:


Warum die Aufregung seitens der Behörden, obwohl sie genug Backdoors haben bzw. bekommen (teils von Apple selbst geliefert), was sie wollen? Kosten für die Allgemeinheit bzw. Steuergelder, die verbraten werden – wenn es für sie leichter wäre, wäre es für den Steuerzahler halt billiger und manches Verbrechen ggf. schneller aufgeklärt. Bisher sind sie noch überall rangekommen, wo sie wollten, teilweise mit Apples Hilfe, in dem Apple Daten rausgerückt und den Strafverfolgungs-Behörden/Gerichten überhändigt hat (u.a. in manchem Fall auch von Trumps korruptem Gefolge, wie auch grad' wieder vor ein paar Tagen offenbar geworden), teilweise ohne.
-2
sierkb19.05.20 15:08
Mecki
Nightraider
... und die Kriminellen... haben die eigentlich auch Lobbyisten im Politikbetrieb?
Sicherlich nicht Trump oder seine Minister, denn Kriminelle sind entweder schlau oder im Knast, und da Trump und sein Stab die durchschnittliche geistige Reife eines 14-jährigen besitzen, sind sie nicht kriminell, sonst wären sie alle schon weg vom Fenster, die sind einfach nur ungebildet und geistig unreif.

9To5Mac (14.05.2020): FBI obtained data from Senator Richard Burr’s iCloud account via Apple warrant

L.A. Times (13.05.2020): FBI serves warrant on senator in investigation of stock sales linked to coronavirus

Fast Company (04.06.2018): Manafort’s iCloud shows he tried to tamper with witnesses, says Mueller

AppleInsider (23.09.2018): How iCloud helped convict Paul Manafort
-1
tranquillity
tranquillity19.05.20 15:39
Andi Scheuer ist da schlauer, dee
löscht einfach vorher 😑
+1
don.redhorse19.05.20 20:06
Um die iCloud Daten geht es ja nicht, dass Apple die rausgibt ist ja bekannt. Es geht explizit ums Telefon. In meinen Augen müssten die iCloud Daten auch voll verschlüsselt sein, auch für Apple nicht lesbar.
0
Pixelmeister20.05.20 09:46
don.redhorse
In meinen Augen müssten die iCloud Daten auch voll verschlüsselt sein, auch für Apple nicht lesbar.
Sind die meisten ja auch. Das Backup stellt eigentlich die große Ausnahme dar.

Was manche immer wieder irritiert: Da kommen Bundesbehörden doch tatsächlich an Daten des Smartphones heran – mit welchen Mitteln auch immer. Natürlich tun sie das! – und weder Apple noch Samsung oder Google können das letztlich verhindern.

Was Apple versucht, ist, das Unterfangen möglichst teuer für die Bösen, wie für die Regierung, zu machen. Gänzlich verhindern können sie es nicht – aber wenn der "Einbruch" teuer wird, dann wird es halt nur in wichtigen Ausnahmefällen gemacht, siehe Dreifach-Mörder. Für den normalen, unbescholtenen Bürger in einer Demokratie reicht diese Art von Schutz komplett aus, denn damit ist sichergestellt, dass nicht massenhaft und bei jeder kleinen Ordnungswidrigkeit in das Smartphone geguckt werden kann.

Whistleblower, Diplomaten und Journalisten in diktatorisch geführten Regimes sollten allerdings immer das neueste Modell mit den neuesten System-Updates haben, um die Sicherheit noch weiter zu erhöhen. Viel mehr können die letztlich nicht tun, egal mit welchem Gerät.

Denn rein kommt die Regierung auch in jeden Androiden – nur wahrscheinlich viel billiger. Zumindest hört man bei der US-Regierung keinerlei Preis-Geweine oder Betteleien in Richtung Google, wenn sie Androiden freischalten wollen/müssen.
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Legoman
Legoman22.05.20 08:13
Gestern sagte jemand: "Was wir 'die Bösen' nennen, sind anderswo 'die Guten'. Wo will man also entscheiden, wer zugreifen darf und wer nicht? Kann Deutschland wollen, dass ein ausländischer Geheimdienst die Handydaten eines Deutschen erlangt?"
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don.redhorse22.05.20 11:30
darum geht es nicht. Es geht darum das NIEMAND Zugriff auf MEINE Daten hat. Also heisst es Vollverschlüsselung und keine Backdoors. Das ist eine ganz einfache Sache und hat auch nichts mit irgendwelchen Kriminellen zu tun.

Das ganze ist ganz einfach. Darf jemand einfach so in deinem Haus eindringen und es durchsuchen? Ganz klar nein und jede Regelung die das weiter aufweicht ist eindeutig falsch.
Ein Zugriff auf mein digitales Leben, sei es durch den Bundestrojaner, sei es durch Überwachung des Netzwerktraffics (am DE-CIX z.B.) oder sei es die Backdoor auf mein Telefon verletzt ganz einfach meine privat Rechte.
Die ganze Diskussion darum ist so hanebüchen wie nur irgendetwas.
Jede Backdoor, jedes generelle Recht des "Staates" auf Datenzugriff ist nichts anderes als den Schlüssel deinen Hauses offen auszuhändigen, da können sie quatschen und labern wie sie wollen, dass kann niemals Recht sein.
Ohne dringenden Tatverdacht gibt es das nicht und fertig und wenn das gebogen und missbraucht wird gehören diese Leute ganz einfach in den Knast und nichts anderes. Da ist mir auch egal wer da etwas fordert, ob dass der rechte Haufen der AfD ist, oder die ultra Linken aus ner Kommunistenpartei (nein, die Linke ist noch rechts von denen). Überwachung, anlasslose Datenspeicherung, Nutzung dritter Quellen (z.B. Kennzeichenscanning), Bundestrojaner und eben das Verlangen nach einer Backdoor ist anstößig und ganz klar Unrecht. Um das zu Recht zu machen basteln die alle ganz tolle Gesetze, mit denen die Verfassungen der Länder umgangen werden sollen. Aber wenn man sich das genau anguckt, dann ist das alles Verfassungswidrig und da gibts auch kein Abwägen o.ä.
Wie das ganze abläuft sieht man in Polen und Ungarn. Mit Bush hat es in den Staaten angefangen und der PatriotAct läuft weiter, bzw. ist gerade verlängert worden. Bei uns sind es die Polizeigesetze.
+1
Legoman
Legoman23.05.20 09:05
Der Vergleich ist nett, aber rein praktisch gesehen hinkt er ganz leicht.
1. Sehr wohl darf die Strafverfolgungsbehörde in dein Haus eindringen und es durchsuchen, wenn die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen.
2. Jeder hat das Recht, sich so heftig einzubunkern, wie er will und wie er es sich leisten kann.
3. Wenn die Polizei die Berechtigung zum Betreten deines Hauses erwirkt hat (bzw. eine entsprechende Gefahr vorliegt), wird sie bei dir klingeln. Dann darfst du entscheiden, ob du die Tür öffnest oder nicht. Das kommt dann auf deine ganz eigenen Interessen an.
4. In der Tat gibt es keine Verpflichtung für Hersteller von Türen, Schlössern, Sicherheitssystemen etc, dem Staat "Generalschlüssel" auszuhändigen. Anders als in amerikanischen Filmen hat bei uns auch kein Vermieter einen Nachschlüssel und öffnet einfach so deine Wohnung.
5. Die Behörden kämen hoffentlich nie auf die Idee, solche "Generalschlüssel" gesetzlich einzufordern.
6. Wenn die Polizei also in dein Haus (und vielleicht in deinen Tresor) will und du lässt sie nicht - dann wird sie sich an anderer Stelle eine der Lage angemessene Möglichkeit zur Öffnung verschaffen. Das reicht dann vom Schlüsseldienst bis zu einer kleinen Ladung Sprengstoff.
7. Gleiches gilt für den Einbrecher. Gäbe es einen "Generalschlüssel", ist es bei ausreichend großem Interesse überhaupt kein Problem, sich diesen zu verschaffen.

Apple und das FBI befinden sich derzeit bei Punkt 4. Der eine will was haben - und der andere will es ihm nicht geben. Beide haben ihre nachvollziehbaren Gründe.

(Zu 5.: Für Reisegepäck gibt es in den USA spezielle Schlösser, die sich zur Nachkontrolle z.B. am Flughafen zerstörungsfrei öffnen lassen. Das ist aber eine rein freiwillige Angelegenheit. Der eine muss an den Koffer und der andere will nicht, dass was kaputt geht. Greift dieser Schlüssel nicht, wird der Kofferöffner einen anderen Weg finden. In Deutschland gibt es diese Schlüssel nicht.)
+1
don.redhorse23.05.20 10:13
Das ist schön zusammen gefasst. Die Polizei darf aber erst bei dringenden Tatverdacht in deine Wohnung, nicht einfach so. Und genau an diesem Punkt muss das auch digital bleiben. Zudem hast du bei einer Hausdurchsuchung ja auch noch Rechte. Wenn sie bei dir ankommen und dir sagen die wollen deinen Computer, weil du das aktuelle Taylor Swift Album verteilt hast (weshalb man das auch immer tun sollte), dann kannst du denen die Sachen einfach geben und sie dürfen die Bude nicht auf den Kopf stellen. Zudem hast du das Recht dabei zu sein und einen Zeugen dazu zu holen.
Das ganze hast du bei einer Backdoor eben nicht. Da können sie auf das Smartphone zugreifen, ne Wanze draus machen und Dinge die wir uns noch gar nicht vorstellen können.

Es geht dabei ja nicht um den Schutz von schwer Kriminellen, ich bin auch dafür das sie Pädophilie, Drogendealer, Waffenschmuggler und Kinderporno Verbreiter dingfest machen, dass steht doch gar nicht zur Diskussion. Aber es darf nicht am Recht des Einzelnen gerüttelt werden, sonst sind wir schneller bei 1984 als wir gucken können. Außerdem zählen die Durchsuchungsbefehle schon lange auch für digitale Geräte, ist ja nicht so das die Möglichkeit nicht bestehen. Das Problem ist eher das unsere Leute nicht geschult sind und nicht die Ausrüstung haben so etwas durchzuziehen.
+2
Legoman
Legoman23.05.20 10:54
don.redhorse
Die Polizei darf aber erst bei dringenden Tatverdacht in deine Wohnung, nicht einfach so.
Nein. Zur Gefahrenabwehr geht das auch. Wenn also z.B. irgendwo jemand schreit oder auch ein Feuer zu sehen ist, kann die Wohnung betreten und in Augenschein genommen werden. Aber nicht durchsucht.
Aufs Handy bezogen: Wenn du irgendwo bewusstlos rumliegst, dann darf die Polizei dein Handy in die Hand nehmen und schauen, ob ein Notfallpass hinterlegt ist, ob eine passende Nummer im Adressbuch zu finden ist o.ä. - aber Fotos durchstöbern oder gar aus dem Telefon ziehen ist nicht gestattet.


Rest aber absolut korrekt!
0
don.redhorse23.05.20 12:19
Dagegen spricht ja auch nichts. Ganz im Gegenteil, den Notfallpass habe ich ja genau aus diesem Grunde hinterlegt.

Wenn die Polizei zur Gefahrenabwehr die Wohnung öffnet und nen Kilogramm Koks auf dem Tisch findet darf sie aktiv werden. Aufs Handy bezogen, wenn der Lockscreen von einem nackten Kind „verziert“ wird, darf sie auch aktiv werden. Sind aber auch naheliegende Gründe. Und vor allem, dass durfte sie auch schon lange vor den neuen Polizeigesetzen und dazu braucht es keine Backdoor.
+2

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