Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Offizielle Dokumente: Warum Intel Spectre und Meltdown nicht meldete

Das Jahr 2018 begann mit einem Paukenschlag, nämlich mit dem Bekanntwerden der wohl weitreichendsten Sicherheitslücke seit langer Zeit. "Spectre" sowie "Meltdown" sind zwei architekturbedingte Schwachstellen aktueller Prozessoren - theoretisch können Skripte auf Webseiten die Kontrolle des gesamten System übernehmen und von restlicher Software unbemerkt arbeiten. Eilends mussten alle großen Hersteller Sicherheitsupdates liefern, da neben Intel-Prozessoren auch AMD sowie ARM-Chips betroffen waren. Lediglich der Systemchip der Apple Watch setzt auf eine andere Art des Vorhersagemechanismus' zur Verarbeitungen von Instruktionen, weswegen kein Sicherheitsupdate erforderlich war.


Nachdem sich die Aufregung gelegt und die Sicherheitslücken durch Workarounds beseitigt werden konnten, sickern inzwischen auch Hintergründe zur Kommunikationspolitik durch. Apple, Alphabet und Intel gaben dazu einige Details preis und informierten Regierungsstellen über die Vorgänge. Beispielsweise musste sich Intel der Frage stellen, warum nicht umgehend staatliche Stellen in Kenntnis gesetzt wurden. Intel argumentiert, man habe die Lücken bewusst nicht kommuniziert, da es zu jenem Zeitpunkt keine Hinweise auf aktive Ausnutzung der Lücke gab. Das US-CERT (United States Computer Emergency Readiness Team) erhielt daher erst Anfang Januar ein Schreiben - also sechs Monate, nachdem erste Forscher auf das grundlegende Problem hingewiesen hatten.

Betroffene Technologieunternehmen erhielten schon im letzten Jahr konkrete Hinweise von Intel. AMD fügt hinzu, dass Google eine Deadline gesetzt habe, bis wann das Sicherheitsteam die Erkenntnisse publik mache. Diese sei vom 3. auf den 9. Januar verschoben worden. Apples Stellungnahme samt Ankündigung der erforderlichen Updates erfolgte am 4. Januar (siehe diese Meldung ). Derlei Fristen bis zur Darlegung einer Lücke sind übrigens ganz normales Prozedere in der Cybersecurity-Branche. Hersteller haben damit Zeit, Fehlerbehebungen bereitzustellen, bevor Lücken allgemein bekannt und damit von allen Hackern ausnutzbar werden.

Kommentare

RyanTedder23.02.18 13:30
Das ist ja generell ein zweischneidiges Schwert mit dieser öffentlichen Herangehensweise an Sicherheitslücken. So macht man viele kriminelle ja erst aufmerksam darauf das eine Lücke besteht, den schließlich war die Arbeit von Wissenschaftler notwendig um diese überhaupt zu finden. Anderer seits muss man ja auch Druck ausüben, damit die IT Firmen wirklich tätig werden und die Lücke schließen.Wie schön wäre die Welt, wenn das Beste des Kunden nicht sein Geld, sondern wirklich seine Zufriedenheit und Sicherheit wäre
+5
sierkb23.02.18 15:21
RyanTedder
Das ist ja generell ein zweischneidiges Schwert mit dieser öffentlichen Herangehensweise an Sicherheitslücken. So macht man viele kriminelle ja erst aufmerksam darauf das eine Lücke besteht

Nö. Diese Lücken und noch weitere waren und sind einschlägigen Experten und Wissenden seit mehreren Jahren bekannt, zum großen Teil öffentlich einsehbar, wurden schon vor mehreren Jahren mehrfach bemängelt und von den Herstellern seitdem nur totgeschwiegen und leider nicht behoben.
Jeder, der ein bisschen Einblick hatte, weiß&wusste davon (u.a. Theo de Raadt von OpenBSD, z.B. er hat schon vor einigen Jahren angemahnt, dass das Ganze eines Tages uns um die Ohren fliegen würde, weil sich besonderns in Intels Prozessoren zahlreiche eklatante und haarsträubende Lücken aneinanderreihen würden, u.a. auch diese jetzt in Rede stehenden, er ging vor Jahren schon sogar soweit, aus diesen Gründen von Intels Prozessoren komplett abzurücken, weil sich da haarsträubende Lücke an haarsträubende Lücke reihe).
Geheimdienste wussten garantiert davon, Kriminelle konnten es wissen, diese Lücken sind seit Jahren offen und es wurde drüber debattiert.

Umso sträflicher, dass von den Prozessor-Herstellern so getan wurde als sei alles in Ordnung und beschönigt wurde (DAS kannste als unverantwortich geißeln!) und als das jetzt so richtig an die Öffentlichkeit kam, auch nur ein ausgewählter Kreis Infos und Patches zugänglich gemacht wurden. Theo de Raadt und auch ein Linus Torvalds haben sich völlig zurecht über dieses völlig inakzeptable und unverantwortliche Verhalten vor allem Intels aufgeregt und endlich Offenheit und Transparenz und Ehrlichkeit eingefordert auch in der Kommunikation statt dem Gemauschel und Totgeschweige bisher, und auch ein Linus Torvalds machte angesichts des Desasters und des Schweigekartells jüngst deutlich, wenn Intel diesbzgl. nicht sein Verhalten und Schöngerede ändere und da Offenheit und Transparenz bzgl. dieser und auch weiterer Lücken einkehre auch und gerade in der Kommunikation mit den Betriebssystem- und Software-Herstellern, könne man Intels Prozessoren wohl nicht mehr empfehlen und müsse den Fokus und das Interesse besser auf einen anderen, vertrauenswürdigeren Hersteller fokussieren, der sein Handwerk besser verstehe.
den schließlich war die Arbeit von Wissenschaftler notwendig um diese überhaupt zu finden
.

Nein, die waren nicht die ersten, die es gefunden haben. Die haben es höchstens ebenso gefunden und das bisherige Wissen nur nochmal bestätigt und durch ihren Fund und deren Publikmachung ist es nun endlich gehört worden, zuvor sind ähnliche Stimmen und Funde jahrelang im Nirvana verhallt, es hatte niemanden geschert, am wenigsten die Prozessorhersteller.

Da schlummern seit Jahren noch ganz andere Lücken, Sicherheits- und Krypto-Legende Bruce Schneier hat uns diesbzgl. noch teilweise viel unangenehmere Funde und ein diesbzgl. ziemlich unangenehmes und holpriges Jahr 2018 prognostiziert, auch er weiß da von einigem Exposivem, das da noch schlummert. Eben weil es da Lücken gibt, teilweise eklatante Lücken, die Experten seit Jahren bekannt sind und die bisher nicht gefixt sind, da bisher nach außen so getan wurde von den Herstellern, als existierten diese Lücken nicht und als könne man sie aussitzen.
Anderer seits muss man ja auch Druck ausüben, damit die IT Firmen wirklich tätig werden und die Lücke schließen.

Siehe grad' Gesagtes.
Der öffentliche Druck ist JETZT endlich da. Eben durch diese Veröffentlichungen und weil soviel drüber geredet und geschrieben wurde und wird. Nachdem er jahrelang leider nicht da war, obwohl dieselben eklatanten Lücken und noch einige mehr, über die bisher noch nicht berichtet wird, aber das Jahr 2018 hat ja erst angefangen, durchaus bekannt sind aber eben totgeschwiegen worden sind bisher.

Und wenn Intel da jetzt endlich den Mund aufmacht und endlich mitteilsam ist, so ist das nicht zuletzt DIESEM öffentichen Druck geschuldet und auch solchen empörten Äußerungen wie denen von Linus Torvalds, Theo de Raadt und einigen anderen, die hier von Intel und anderen Prozessorherstellern schlicht und einfach lautstark und mit Nachdruck verantwortliches Handeln einfordern statt bisher gelebte und im Grunde als kriminell zu bezeichnende Unverantwortlichkeit und Mauschelei.
+6
RyanTedder23.02.18 15:45
@sierkb

Vielen Dank für die ausführliche Zusammenfassung. Interessant mal zu erfahren wie schwerwiegend das Problem wirklich ist.

Aber meine Aussage trifft ja somit trotzdem zu, nur eben noch viel mehr als ich es eigentlich dachte. Ich hatte nicht geahnt das wirklich soviel Druck von Außen notwendig ist, damit endlich mal an der Oberfläche gekratzt wird. Gerade von Intel hätte ich da mehr erwartet. Wie bereits von mir beschrieben, würde wohl der typische Internet Raudi niemals einen Weg finden eine solche Lücke überhaupt zu erkennen. Da gehört schon enorme kriminelle Energie dazu um das ganze professionell zu machen. Man könnte gar vermuten, das da stattliche Einrichtungen hinter stecken müssen. Noch schlimmer sogar, staatliche Einrichtungen beklauen andere staatliche Einrichtungen. Kein Wunder das die Chinesen ständig alle bis in Detail kopieren
-1

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.