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Mac OS X 10.5 Leopard

Wie gut ist der erste Eindruck vom System?

Mehr als zwei Jahre musste man sich als Mac-Anwender gedulden, bis Apple mit Mac OS X 10.5 Leopard endlich das nächste "Major Release" auf den Markt brachte. Eigentlich für April geplant, verschob sich die Veröffentlichung noch bis zum 26. Oktober und kann nun erworben und installiert werden.

1) Installation
Der Installationsvorgang offenbart keine Überraschungen. Auf den ersten Blick fällt aber das geänderte OS-Design auf, natürlich sind die Elemente des Installationsprogrammes schon in den neuen Formen und Farben gehalten. Bei der Installation kann der Nutzer wie immer angeben, ob der das Update über die alte Version installieren möchte, sich für Archivieren und Installieren entscheidet oder die Festplatte löscht und eine saubere Installation vornimmt. Über die Vor und Nachteile wurde schon ausführlich diskutiert, Archivieren und Installieren scheint aber in den meisten Fällen die beste Lösung zu sein, die zudem nicht mehr Zeit einnimmt.

2) Erster Start
Nach dem ersten Start wird das System erst einmal relativ zäh reagieren, zudem ist hohe Festplattenaktivität zu verspüren. Dies sollte nicht verunsichern, da man bei der ersten Installation von Tiger etwas ähnliches erlebte. Der Grund dafür liegt bei Spotlight, das eine Index-Datei anlegt und dazu natürlich den kompletten Festplatteninhalt durchsucht und indiziert. Sobald dieser Vorgang abgeschlossen ist, der je nach Festplattengröße einige Zeit dauern kann, funktioniert alles gewohnt zügig.

3) Erste Eindrücke
Viel diskutiert wurde bereits über die geänderten UI-Elemente. Die Schatten sind deutlich kräftiger als zuvor gehalten, zudem verfügt das Dock über eine neue Spiegeloptik. Etwas schlecht zu sehen ist, welches Programm momentan aktiv ist. Die Markierung aus älteren Versionen von OS X zeigte dies deutlich an, der kleine Punkt, der sich jetzt unter laufenden Anwendungen befindet, verschwindet teilweise in der Spiegelfläche. Auch die Menüleiste ist nun transparent und verändert den optischen Eindruck natürlich, je nachdem welches Hintergrundbild man wählt. Auch das Ordnersymbol wurde verändert, zudem erscheinen einige Programme und Einstellungen mit neuem Symbol. Diese Neuerungen kann man gut oder schlecht finden, Fakt ist, dass sie nun zu Leopard gehören und die neue Oberfläche ausmachen. Ob diese Änderungen als schön oder hässlich aufgefasst werden, muss jeder für sich selbst entscheiden.

4) QuickLook
Schon nach dem ersten Benutzen möchte man auf diese Funktion nicht mehr verzichten. Wer auf seinem Intel-Mac einen schnellen Blick in ein Word-Dokument werfen möchte und sich darüber ärgert, wie lange es dauert, bis Word endlich über Rosetta gestartet wurde, ist sicherlich begeistert, per QuickLook die Datei direkt aus dem Finder heraus betrachten zu können. Dies ist mit einer Vielzahl an Formaten möglich und stellt eine enorme Verbesserung dar, obwohl der Befehl recht versteckt im Kontextmenü zu finden ist.


5) Cover Flow im Finder
In iTunes schon lange bekannt, nun auch ein Bestandteil des Finders: Cover Flow. Wer möchte, kann neben den schon lange vorhandenen Darstellungsoptionen auch per Cover Flow durch Ordnerinhalte navigieren. Dies klappt recht flüssig, wenn auch etwas Zeit benötigt wird, um die Vorschaubilder zu generieren. Auch an dieser Stelle muss jeder für sich selber entscheiden, inwieweit sich Nutzen aus dieser Möglichkeit ziehen lässt. Ärgerlich ist, dass es kein Kontextmenü bei in Cover Flow dargestellten Dateien gibt, was die Anwendungsmöglichkeiten leider stark einschränkt.

6) Stacks - Ordner im Dock ablegen
Ein ebenfalls nach kurzem Ausprobieren kaum noch wegzudenkendes Feature ist die Ordnerablage im Dock. Dies ist zwar an sich schon lange möglich, allerdings nicht mit der Funktionalität aus Leopard. Legt man einen Ordner im Dock ab und klickt diesen dann an, so wird einem der Ordnerinhalt präsentiert und Objekte lassen sich in einer Voransicht betrachten. In einen Unterordner navigieren ist leider nicht möglich, dieser lässt sich lediglich direkt öffnen. Nach der Installation befindet sich ein Download-Ordner im Dock, in dem alle Browser-Downloads abgelegt werden. Etwas verwirrend ist das automatisch gewählte Symbol der Ordner im Dock. Dieses erlaubt häufig keinen Rückschluss auf den Inhalt, je nachdem welches Icon vom System für die Voransicht gewählt wurde.

7) Spaces
Zu den ganz großen neuen Funktionen zählt Spaces. Aus dem Linuxbereich kennt man multiple Schreibtische schon länger, auch für den Mac gab es vor Leopard entsprechende Erweiterungen. Mit Leopard hat Apple diese Möglichkeit aber fest ins System integriert und ermöglicht so ein organisierteres Arbeiten. Spaces und Exposé teilen sich ein Einstellungsfeld, in dem sich Tastenkürzel zuweisen lassen. Bis zu 16 Arbeitsflächen können angelegt werden, durch die es sich unter anderem per Tastenkürzel navigieren lässt. Wer möchte, legt nun zum Beispiel Safari und Mail in eine Arbeitsfläche, Bildbearbeitungsprogramme in eine weitere und Office-Programme auf den dritten Schreibtisch. Wählt man im Dock eines der Programme aus, so wechselt das System direkt auf den entsprechenden Schreibtisch. Es wird sicherlich zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig sein, die Programme auf diese Art und Weise zu organisieren, doch nach dieser Einarbeitungsphase gehört auch Spaces schnell zur normalen Bedienung dazu. Die Systemeinstellungen erlauben es zudem, Arbeitsflächen feste Programme zuzuordnen, die dann immer auf diesem virtuellen Schreibtisch geöffnet werden.

8) Time Machine
Ebenfalls eines der "Killerfeatures" aus Leopard ist der Backup-Dienst Time Machine. Die Funktionsweise an sich klingt erst einmal unspektakulär: Regelmäßig führt Time Machine Backups auf ein anderes Laufwerk durch, sodass man auf ältere Bearbeitungszustände zurückgreifen kann. Apples Umsetzung hingegen begeistert schon beim ersten Ausprobieren: Optisch sehr eindrucksvoll verändert sich der Bildschirm und über Kontrollregler kann man in der Zeit zurückreisen. Was auf einem Desktop-Rechner wunderbar funktioniert, da hier zum Beispiel eine zusätzliche interne Festplatte als Backup-Volume ausgewählt werden kann, ist beim Notebook etwas umständlicher zu nutzen. Unterwegs hat man in den meisten Fällen keine externe Festplatte dabei und Backups über ein Netzwerk sind nur sehr eingeschränkt möglich. Wer sein Notebook stationär benutzt und immer eine externe Festplatte angeschlossen hat, bekommt hier keine Probleme. Beim komplett mobilen Einsatz eines Notebooks ist Time Machine eher bedingt nutzbar. Ärgerlich auch, dass Apple die Unterstützung für AirPort Disk gestrichen hat, was den Nutzen noch weiter einschränkt. Diese Funktion soll Gerüchten zufolge aber mit einem späteren Update nachgeliefert werden.

9) iChat
Auf der WWDC demonstrierte Apple auf der Bühne eine neue Funktion von iChat, nämlich einen fremden Hintergrund einblenden zu können. Dazu muss der Anwender kurz aus dem Bild, damit der Hintergrund registriert werden kann, anschließend sollte die Einblendung eines neuen Hintergrundbildes eigentlich funktionieren. Dies ist zum momentanen Zeitpunkt allerdings noch nicht gut umgesetzt, da es zumindest in unserem Test noch zu vielen Bildfehlern kam und der halbwegs realistische Eindruck von der Bühnenpräsentation nicht gehalten werden kann. Sobald sich der Hintergrund bewegt, ist die Einblendung ohnehin nicht mehr möglich. Am besten funktioniert dies mit einer Wand im Hintergrund, sobald das Bild aber zu komplex wird, scheitert die Software an dieser Herausforderung. Die gilt natürlich im selben Maße auch für Photo Booth. Gut funktioniert iChat Theater, das die Präsentation eines Filmes oder einer Diashow über ein iChat-Fenster ermöglich. Auch das iChat Screen Sharing bietet interessante Möglichkeiten. Es ist damit möglich, dem Chatpartner den eigenen Bildschirm zu zeigen.

10) Safari
Mit Leopard wird die finale Version von Safari 3 erscheinen, die bereits seit einiger Zeit als Betaversion für Mac und erstmals auch Windows ausprobiert werden kann und schnellere Rendergeschwindigkeit, zahlreiche neue Funktionen wie anpassbare Text- und Eingabefelder und eine verbesserte Suche bieten kann. Im Vergleich zur Betaversion bieten sich keine Überraschungen mehr. Wer sich noch nicht näher mit Safari 3 beschäftigt hat, wird sich mit dem Update auf einige neue Funktionen freuen können. So lassen sich direkt Widgets von einer Internetseite erstellen, Apple führte eine dynamische Suche ein, Fenster mit mehreren Tabs können nach dem versehentlichen Schließen wieder in dieser Form geöffnet werden, zudem erhält der Nutzer eine Warnmeldung, auch die "Privacy"-Funktionen wurden verbessert. Schon als Betaversion war Safari 3 ein großer Schritt, mit der finalen Version ist Apple eine deutlich sichtbare Verbesserung gelungen.

11) Mail
Auch Mail 3.0 aus Leopard wird noch einmal ein gutes Stück aufgewertet. So kann der Anwender seine Mails, anstatt nur Text zu verschicken, grafisch ansprechend gestalten und ähnlich wie bei iWeb durch Vorlagen modifizieren. Zudem kann sich der Anwender auch ToDo-Listen anlegen und sich erinnern lassen. Ebenfalls hinzugefügt wurde die Notizbuch-Funktion und der integrierte RSS-Reader. Der RSS-Reader ist eine sinnvolle Ergänzung. Wer nur sein Mail-Programm immer geöffnet hält und nicht surft, erhält neue Meldungen über RSS-Feeds nun direkt aus Mail, zudem hat Apple die Implementierung einfach und übersichtlich gelöst.

12) Spotlight
Spotlight gehörte in Tiger zu den umstrittenen Neuerungen. Viele Nutzer waren hellauf begeistert, andere konnten sich nicht mit der neuen Technologie anfreunden. Spotlight aus Leopard sollte einige Kritiker aber zufrieden stellen, da Apple endlich die Möglichkeiten der Suche verbessert hat und nun auch verschachtelte Suchanfragen mit zusätzlichen Suchbedingungen anbietet. Die gefühlte Geschwindigkeit hat sich ebenfalls erhöht. Wie eingangs schon erwähnt, muss vor dem Ausprobieren aber die erneute Indizierung der Festplatte abgewartet werden. Durch die Angabe von Meta-Attributen kann man nun außerdem Dateinamen suchen und mit anderen Dateieigenschaften kombinieren. Für die Dateisuche gibt man beispielsweise name: "PDF-Dokument finden.pdf" ein. Weiterhin lassen sich auch bestimmte Begriffe ausschließen. Dazu schreibt man vor dem entsprechenden Wort bzw. der entsprechenden Textpassage ein NOT.

Erstes Fazit:

In den ersten Stunden des Testens kann Leopard bislang überzeugen. In kürzester Zeit hat man sich an die neuen Funktionen gewöhnt und fragt sich, wie man ohne diese Möglichkeiten vorher arbeiten konnte. Auch von der Stabilität her macht Leopard einen sehr guten Eindruck. Bisher ist noch kein Programm abgestürzt, auch ärgerliche Bugs tauchten nicht auf. Die hohen Erwartungen, die im Vorfeld an das neue System gerichtet worden waren, dürften für die meisten Anwender auch erfüllt werden. Über das neue Oberflächendesign lässt sich streiten, wobei sich Apple hier um eine stärkere Konsistenz bemühte, als es zum Beispiel noch bei Tiger der Fall war, wo verschiedene UI-Elemente in Konkurrenz standen. Der neue Plastik-Look wurde nun systemübergreifend eingeführt, ein Durcheinander von Aqua und Metall ist Geschichte. Alleine Time Machine sowie QuickLook und die Ordnerablage im Dock wären schon das Update wert. Verglichen mit Windows hat Apple nun mit Sicherheit einen noch deutlicheren Vorsprung hergestellt, zumal trotz zahlreicher Animationen und beeindruckender Effekte eine komplett flüssige Bedienung möglich ist, was viele als Manko an Windows Vista bemängeln. Wer sich immer noch unsicher ist, ob der Umstieg auf Leopard lohnt, sollte vielleicht einmal in ein Computergeschäft gehen und auf einem ausgestellten Mac ein wenig durch Leopard klicken. Ansonsten dürften in Kürze eine Vielzahl weiterer Testberichte und Eindrücke zur Verfügung stehen. Wir können den Umstieg auf Leopard hingegen voll empfehlen und gratulieren Apple zur gelungenen Produkteinführung. Sicherlich wird noch der ein oder andere Fehler auftauchen, denn ein fehlerfreies System ist ein Ding der Unmöglichkeit, doch auch daran dürfte Apple jetzt bereits arbeiten. Die lange Wartezeit auf Leopard hat sich gelohnt!

Weitere Bilder

Das neue Dock:


Die neue Hilfefunktion:


Stacks im Einsatz