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Geheimnisdiebstahl bei Apple wird zum Politikum zwischen USA und China

Aufgrund Apples zweiten Fall von chinesischer Industriespionage innerhalb von sechs Monaten haben zwei Journalisten nun eine Reihe von ähnlichen Fällen zusammengetragen. Sie sollen zur Antwort auf die Frage beitragen, ob die chinesische Wirtschaft systematisch Geschäftsgeheimnisse aus den USA stiehlt. Im Hintergrund arbeiten die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt daran, ihren Handelskrieg beizulegen.


300 Milliarden US-Dollar Schaden
Eine Argumentation der Regierung von Präsident Trump, weshalb man unter anderem hohe Strafzölle auf chinesische Produkte erhoben hat, betrifft den Diebstahl von us-amerikanischem geistigen Eigentum. Trump spricht von 300 Milliarden US-Dollar Schaden. Woher er diese Zahl bezieht, bleibt unklar. Nun haben sich zwei Journalisten für die Nachrichtenagentur AP mit dem Thema auseinandergesetzt. Neben einem halben Dutzend konkreter Fälle zitieren sie Geheimdienste und Behörden zum Thema.

Diebstahl und Erpressung
US-Beamten haben den Autoren gesagt, dass die chinesische Regierung nicht nur Geschäftsgeheimnisse stehle, sondern auch amerikanische Unternehmen dazu dränge, Technologien preiszugeben, um Zugang zum riesigen chinesischen Markt zu erhalten. Dazu passt die Aussage der Europäischen Handelskammer in China, die im vergangenen Jahr feststellte, dass sich jedes fünfte ausländische Unternehmen dazu gezwungen sieht, Technologie als Preis für den Martkzugang an die Chinesen zu übertragen.

Nicht alle Fälle landen vor Gericht
Aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen zögerten die meisten US-Unternehmen, entsprechende Vorfälle zu melden. Zudem hätten viele gar nicht die Mittel und Einrichtungen, um systematisch Diebstähle aufzudecken. Dementsprechend kommen viele Fälle eher durch Zufall ans Tageslicht. Der Bericht zählt einige eklatante Verstöße auf. So habe ein Huawei-Ingenieur 2013 versucht, einen Roboterarm aus einem Labor von T-Mobile USA zu stehlen. Man fand das Bauteil von „Tappy“ in seiner Laptop-Tasche. Der Roboter soll Handyprobleme durch die Imitation des menschlichen Umgangs mit Smartphones erkennen können. Der Mann gab das Bauteil zurück, T-Mobile erstattete Anzeige. Es kam ebenfalls heraus, dass Huawei Boni an Mitarbeiter vergab, die erfolgreich Technologie von anderen Unternehmen entwendeten. Ein Fall vom November 2016 betraf den US-Halbleiterhersteller Micron Technology. Ein staatliches Unternehmen Chinas soll Geschäftsgeheimnisse an sich genommen haben, um auf den DRAM-Markt Fuß zu fassen. AMSC stellt Steuersoftware für Windturbinen her. Ein US-Bundesgericht verurteilte das chinesische Unternehmen Sonovel Wind Group, die Software gestohlen zu haben. AMSC gibt an, dass Sinovel in China geschätzte 8000 Turbinen (20 Prozent der Windräder) mit der entwendeten Software steuert.

Titan-Diebstähle dienen als Präzedenzfall
Am intensivsten beleuchtet der Bericht den Fall von Jizhong Chen und Xiaolang Zhang. Beide Apple-Angestellte waren dabei erwischt worden, wie sie Geheimnisse aus Apple-Labors des Projektes „Titan“ stahlen. Chen hat laut FBI Hunderte Fotots von vertraulichen Arbeiten angefertigt, eines nur eine Woche nach dem Besuch eines Geheimhaltungsseminars. Zhang speicherte sensible Prototypen-Daten auf verschiedenen Geräten, bevor er von Apples Sicherheitsdienst überführt wurde. Chens Diebstahl fällt zusammen mit seiner Bewerbung bei einem ungenannten chinesischen Unternehmen, während von Zhang bekannt ist, dass er zu Xiopeng Motors wechseln wollte. Das chinesische StartUp arbeitet ebenfalls an selbstfahrenden Autos und Elektrofahrzeugen. Den Dieben drohen 10 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe in Höhe von 250.000 US-Dollar.

Diebstähle und Strafzölle
Weil die wenigen Einzelfälle des Berichts zum Teil viele Jahre her sind, taugen sie zur Untermauerung der Grundthese nur bedingt. Industriespionage hat es schon immer gegeben und auch das Anstellen von Mitarbeitern von Konkurrenten dient häufig der Information über deren Geschäftsgeheimnisse. Mehr Sorgen machen die Eingriffe durch systematische Erpressung von denen Behörden berichten. Es ist allerdings fraglich, ob Trumps Strafzoll-Offensive hilft, dem Problem Herr zu werden.

Kommentare

teorema67
teorema6701.02.19 12:05
MTN
… Es kam ebenfalls heraus, dass Huawei Boni an Mitarbeiter vergab, die erfolgreich Technologie von anderen Unternehmen entwendeten ...

Jetzt verstehe ich, warum sie das praktisch beste Smartphone bauen.

Sie hätten bitte noch die microSD-Technologie stehlen sollen, denn mit dem neuen proprietären Slot ist ein Mate 20 für mich nicht brauchbar
Wenn ich groß bin, geh ich auch auf die Büffel-Universität! (Ralph Wiggum)
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Schweizer
Schweizer01.02.19 12:07
teorema67
MTN
… Es kam ebenfalls heraus, dass Huawei Boni an Mitarbeiter vergab, die erfolgreich Technologie von anderen Unternehmen entwendeten ...

Jetzt verstehe ich, warum sie das praktisch beste Smartphone bauen.

Sie hätten bitte noch die microSD-Technologie stehlen sollen, denn mit dem neuen proprietären Slot ist ein Mate 20 für mich nicht brauchbar

Hatten keine Zeit mehr, kommt im Mate 30 Pro.
+1
Zerojojo01.02.19 12:31
Da versteht man schön langsam, warum sich Steve Jobs nicht sonderlich um den chinesischen Markt bemüht hat... Kann der Ideenklau mit ein Grund sein, warum Apple momentan mit Innovationen oft hinterher zu sein scheint? Dual/Triple-Kameras, All-Screen Front...

Wenn sich diese Fälle weiter häufen, wird man jedenfalls sämtlichen, im Ausland arbeitenden Chinesen bald große Skepsis entgegenbringen. Da schadet das Land seinen eigenen Leuten, aber das scheint in China keine große Sorge zu sein.
+5
piik
piik01.02.19 12:34
Zerojojo
Kann der Ideenklau mit ein Grund sein, warum Apple momentan mit Innovationen oft hinterher zu sein scheint?
Kann das ein Symptom beginnender Verschwörungstheorien sein?
Ich tippe mal auf "ja".
+2
thomas b.
thomas b.01.02.19 13:18
Die Holzhammer-Prävention wäre wohl, keine Ingenieure oder Mitarbeiter mit Zugang zu Geschäftsgeheimnissen mit chinesischer Staatsbürgerschaft mehr zu beschäftigen.
+2
ruphi
ruphi01.02.19 17:34
MTN
Es ist allerdings fraglich, ob Trumps Strafzoll-Offensive hilft, dem Problem Herr zu werden.
Bin ich der einzige, dessen Zwiebelfisch Aua schreit? 🙈
+1
LoCal
LoCal01.02.19 18:06
thomas b.
Die Holzhammer-Prävention wäre wohl, keine Ingenieure oder Mitarbeiter mit Zugang zu Geschäftsgeheimnissen mit chinesischer Staatsbürgerschaft mehr zu beschäftigen.

Ich wusste gar nicht, dass Geschäftsgeheimnisse eine Staatsbürgerschaft haben.
Ich hab zwar keine Lösung, doch ich bewundere dein Problem
+1
Stefan S.
Stefan S.02.02.19 00:08
Also, wenn der Apple-Mitarbeter sich in China erst bewerben muss, dann scheint das wohl kein Fall von staatlicher Spionage zu sein. Zudem hat er sich ja anscheinend selten doof angestellt. Dafür sollte China ihm die Staatsbürgerschaft entziehen.

Jedoch vertrete ich nicht die These, China würde keine Spionage betreiben.
Das machen die, genauso wie alle anderen Staaten auch. Und wer sich an Snowden erinnert, weiß auch, dass Prism & Co auch den amerikanischen Firmen Know How verschafft hat.
+1
My2Cent02.02.19 08:44
Es wäre verwunderlich, wenn ausgerechnet China _keine_ Wirtschaftsspionage betreiben würde.
Aber wahrscheinlich bildet man sich in den USA ein, nur sie dürfen das.

Siehe auch:
https://netzpolitik.org/2015/internes-dokument-belegt-bnd-un d-bundeskanzleramt-wussten-von-wirtschaftsspionage-der-usa-g egen-deutschland/
+2

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