Apples eilige Notfallmaßnahmen gegen Zölle: Abkehr bisheriger Prinzipien, Einlagern wie nur irgendwie möglich


Als Apple in den 90er Jahren kurz vor dem finanziellen Kollaps stand, war unter anderem die Lieferkette ein maßgebliches Problem. Nach der Rückkehr von Steve Jobs war diesem bald ein gewisser Tim Cook aufgefallen, der sich einen Namen bei IBM, Intelligent Electronics und Compaq gemacht hatte. Sein Ansatz war genau, was Apple benötigte: weg vom ineffizienten Vertrieb und den ausufernden Lagerbeständen, welche Apples Vermögen auffraßen. „Ich bin Attila der Hunne für das Inventar!“ – so soll Cooks Motto gelautet haben, als er das hocheffiziente Vertriebssystem schuf. Das beinhaltete, den Lagerbestand auf rund fünf Prozent des vorherigen Wertes zu drücken, das bei dennoch kürzeren Lieferzeiten. Apple lagert nur in Flugzeugen, Schiffen und den Transportfahrzeugen der Spediteure, so die seitdem üblichen Abläufe.
Einlagern, was man nur irgendwie in den USA einlagern kannIn diesen Tagen ist es wohl erneut Cook, der noch einmal in Sachen Lieferkette persönlich gefragt sein dürfte. Es geht davon, in Windeseile die weltweiten Abläufe so umzustricken, um die schädlichen Auswirkungen der hohen Zölle zu minimieren. Einem Bericht
zufolge greift man dabei zu einem Mittel, das Apple seit mehr als 25 Jahren nicht mehr anwendete: So viel wie irgendwie möglich auf Lager haben und ungeachtet des aktuellen Absatzes die Produkte nur so stapeln. Wenn Trumps Zölle ab Mittwoch in voller Härte greifen, will man Zeit mit bereits importierten Geräten überbrücken – in der Hoffnung, dass sich die Situation doch irgendwie entspannt.
Natürlich keine DauerlösungEs ist nicht bekannt, wie lange Apple Bestellungen aus den eilends zu füllenden US-Lagern bedienen kann, doch hat das Unternehmen dadurch etwas mehr Zeit, nach weiteren Wegen zur Anpassung von Lieferabläufen zu suchen. Allerdings ist es nicht möglich, alles auf Vorrat zu halten, denn BTO-Konfigurationen sind normalerweise nur in extrem niedrigen Stückzahlen verfügbar – stattdessen werden diese normalerweise direkt ab Produktionsweg in den weltweiten Versand gegeben. Das trifft weniger auf das iPhone, wohl aber auf den Mac zu.
Drohung: Trump will Zölle noch einmal verdoppelnWährend die amerikanische Tech-Branche (und viele weitere) bereits unter den potenziell existenzbedrohenden Zöllen ächzt, schob Trump mit einer weiteren Drohung nach. Sollte China ebenfalls Zölle einführen, werde man die aktuellen 54 Prozent gar auf 104 Prozent Einfuhrzoll anheben. Das wäre wohl ein Niveau, welches aus China importierte Waren schlicht unverkaufbar macht. Trotz aller Diversifizierung stammen übrigens mehr als 90 Prozent der produzierten iPhones aus China.