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iOS-Apps auf dem Mac – wie kann das funktionieren? Was bisher bekannt ist

Am Montagabend ließ Apple die Bombe platzen: Der Mac wird künftig nicht mehr auf Intel-x86-Prozessoren setzen, sondern auf die Apple-eigenen, auf der ARM-Architektur basierenden A-Chips. Ferner gab Apple bekannt, dass auf zukünftigen ARM-Macs und macOS Big Sur iPhone- und iPad-Apps ohne jede Modifikation auf dem Mac laufen. Dies bedeutet, dass der Nutzer auch diverse iOS-Programme, welche zurzeit nicht auf dem Mac zur Verfügung stehen, einfach auf dem Mac nutzen kann. Doch wie kann das gehen?


Da sich die ARM-Prozessoren des iPhones und iPads von der grundlegenden Architektur nicht von den Mac-Chips unterscheiden, ist das Ausführen von iOS-Apps auf dem Mac von der Hardware her erstmal kein Problem. Bezüglich der Software sagt Apple, dass sich iOS-Apps auf dem Mac die Frameworks mit einer anderen Technologie teilen: Mac Catalyst. Mit dieser Technik lassen sich durch kleinere Modifikationen iPad-Apps auf den Mac bringen. Noch immer merkt man zwar deutlich, dass es sich dabei um keine "vollwertigen" Mac-Apps handelt, doch die Resultate sind meist zufriedenstellend.


Fenster? Benutzeroberfläche?
Jede iPhone- oder iPad-App läuft in einem eigenen Fenster auf dem Mac-Desktop. Unterstützt die iOS-App unterschiedliche, dynamische Bildschirmgrößen, ist es sogar möglich, das Fenster zu vergrößern oder zu verkleinern. Die Fenster lassen sich auch minimieren – genau wie andere Mac-Fenster. Für manche Apps ist es sogar möglich, mehrere Dokumente in unterschiedlichen Fenstern zu öffnen.

Apple hat sich bei der Umsetzung Mühe gegeben: Öffnen-Sichern-Dialoge werden vom Mac verwendet, genau wie Dark Mode, Drucken oder Drag & Drop.


Touch? Tastatur?
Der Mac hat keinen Touchscreen – als Fingerersatz kommt also nur die Maus oder das Trackpad in Betracht. Leider geht Apple derzeit nicht darauf ein, wie Apps mit Multi-Touch-Eingaben funktionieren sollen. Die Mac-Tastatur kann für Eingaben in Textfeldern oder Dokumenten verwendet werden – man muss nicht die On-Screen-Tastatur des virtuellen iPhones/iPads nutzen.

Alle iOS-Apps?
Nicht alle Apps sind kompatibel. Apple geht vor dem Start von macOS Big Sur den App Store durch und schaltet automatisch alle Apps frei, welche softwaretechnisch kompatibel sind. Dabei wird aber nicht jede App individuell angesehen, sondern nur überprüft, ob diese Frameworks oder Funktionen nutzen, welche auf dem Mac nicht bereitstehen. Zum Beispiel macht eine Taschenlampen-App, welche diese Funktionalität nutzt, auf dem Mac keinen Sinn – die entsprechende Programmierfunktion steht nicht bereit.

Entwickler haben die Möglichkeit, Installationen von iOS-Apps nicht auf dem Mac zu gestatten. Dem muss aber explizit widersprochen werden und ist standardmäßig aktiv, sobald der Entwickler dem neuen Distributionsvertrag mit Apple zugestimmt hat.

Performance?
Die Geschwindigkeit von iOS-Apps auf ARM-Macs dürfte im Vergleich mit dem iPhone oder iPad gleich oder schneller sein. Es ist zu erwarten, dass Apple keine oder kaum Funktionen in Software emulieren muss, welche auf dem iPhone oder iPad nativ bereitstehen – daher sollte die Ausführgeschwindigkeit hoch sein.


Wo gibt es die Programme?
Hier herrscht noch etwas Unklarheit: Im "State of the Union"-Entwicklervideo gab Apple bekannt, dass iOS-Apps automatisch in der Liste der gekauften Apps im Mac App Store auftauchen – falls diese kompatibel sind. Dies würde aber bedeuten, dass man zwingend ein iOS-Gerät benötigt, um überhaupt iOS-Apps auf dem Mac nutzen zu können.

Apple wird also wahrscheinlich noch eine weitere Möglichkeit schaffen, um iOS-Apps auf dem Mac auffindbar zu machen. Eine Möglichkeit wäre, dass diese Apps auch in der Suche des Mac App Stores auftauchen – allerdings wird es besonders anfänglich eine Menge von iOS-Apps geben, welche auf dem Mac kaum oder gar nicht funktionieren. Noch ist nicht klar, welchen Weg Apple hier geht.

Hardware-Voraussetzungen?
iOS-Apps werden sich nur auf ARM-Macs ausführen lassen – Intel-Macs bleiben hier außen vor. Eine Emulation der ARM-CPU wäre wahrscheinlich noch im Bereich des Möglichen, doch die Apple-GPU, welche sich deutlich von anderen GPUs unterscheidet, lässt sich nicht performant und einfach nachahmen. Daher steht diese Funktionalität nur auf Macs mit "Apple Silicon" bereit.

Kommentare

Zerojojo25.06.20 09:02
Ich hoffe, das wird besser funktionieren, als die iPhone Apps auf dem iPad. Die durch die Skalierung übergroßen Buttons und Texte waren da schon eine ziemliche Notlösung. Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, das mit Maus/Trackpad am Mac bedienen zu müssen...
+4
Crypsis8625.06.20 09:08
cool finde ich es allemal. apple macht ja grade das, was microsoft vor 6-7 jahren erreichen wollte und kläglich gescheitert ist und grade alle dinge in der richtung zurückbaut.
ob dann über diesen weg endlich eine netflix app realität wird..
+2
Gammarus_Pulex
Gammarus_Pulex25.06.20 09:23
Zerojojo
Ich hoffe, das wird besser funktionieren, als die iPhone Apps auf dem iPad. Die durch die Skalierung übergroßen Buttons und Texte waren da schon eine ziemliche Notlösung.

Oder gar solche Apps, die keinen Horizontalmodus haben und auf dem iPad nicht mal mit der Tastaturhülle genutzt werden können ohne einen rechten Winkel in den Hals zu bekommen...
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ssb
ssb25.06.20 09:31
Apple wird es deswegen machen, weil man sonst nur darauf warten muss, bis es ein anderer tut. Die Hardware gibt es her, die Frameworks sind da und macOS ist so offen, dass man die anderen Hürden durch Reverse-Engineering auch aus dem Weg räumen kann. Damit ist dieses Unterfangen deutlich einfacher, als iOS auf einem Android-Gerät zu installieren - und was machbar ist, wird gemacht - dann soll Apple es besser selbst machen und hoffentlich auch gut.

Ich bin mir nur nicht sicher, ob sich viele der App-Entwickler über die Risiken bewusst sind. Eine Banking-App lässt sich auf einem Mac viel leichter Hacken...
+1
BaciVE25.06.20 09:47
Also eine iOS-Virtualisierung war bisher nicht allzuschwer - warum sollte das also zukünftig nicht gehen?
+2
xcomma25.06.20 09:57
ssb
Eine Banking-App lässt sich auf einem Mac viel leichter Hacken...
Schätze du liegst damit richtig. Aber ich gehe davon aus, dass Entwickler die Geräteklasse bzw. die Ablaufumgebung eruieren können und entsprechend eine Ausführung unterbinden können - wenn das im Sinne der App ist (und bei Banking Apps dürfte das der Fall sein), so wie heutzutage Banking Apps bereits den Dienst versagen, wenn ein Jailbreak festgestellt wird auf einem iPhone.

Leider werden wir noch eine Zeit lang im Nebel rumstochern, aber ich vermute mal, dass Apple den Entwicklern ebenfalls etwas mit an die Hand geben wird um Apps explizit für den "Operational on a Mac" freigeben zu können - oder es eben zu lassen, so dass im "iOS App for Mac AppStore" Apps - sofern es der Wille des Herstellers ist - erst gar nicht angeboten werden.
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Marc Perl-Michel25.06.20 10:46
Geht das dann auch andersherum, also Mac-Apps auf dem iPad?
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Metty
Metty25.06.20 11:20
Leider geht Apple derzeit nicht darauf ein, wie Apps mit Multi-Touch-Eingaben funktionieren sollen.
Wer Android Apps entwickelt weiß, dass der Emulator bei der Entwicklung (auch auf dem Mac) Multi-Touch-Eingaben mittels Shift, Control und Option erlaubt. Auf einem Android Emulator kann man auch beliebige andere Apps installieren. Das geht auf dem iOS Emulator unter Xcode nicht. Apple kommt also auch hier der Android Welt entgegen, nicht umgekehrt.
Und im schlimmsten Fall sollte sich jemand die Bedienhilfen unter iOS anschauen. Da sind Multi-Touch Eingaben mit nur einem Finger schon seit langem möglich. So etwas nennt man Accessibility.
+1
Der echte Zerwi25.06.20 11:54
Die Maus Unterstützung in iOS macht in dem Kontext Sinn.
Vorbereitung auf die Verwendbarkeit unter MacOS.
+1
kleinanzeige25.06.20 13:03
macbook mit touch und fertig. deckt 90prozent aller macs ab. imac und co. dann halt wie oben beschrieben.
macbook ohne touch wäre zukünftig extrem weird.
-2
Dibbuk25.06.20 13:57
Bin mal gespannt, ob man in Zuge zunehmender Konvergenz dann auch mal seine iTunes-Musik-Bibliothek wie auf einem Mac mit iOS-Geräten kuratieren kann.
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geobat03.07.20 12:19
Viel lustiger wird es dann in ein paar Jahren, wenn alles auf ARM läuft ...

Ich bin gespannt, ob man dann auch ein iPhone an einen Externen Monitor anschliessen kann, und so unter OS 11 arbeiten kann anstatt dem iOS das man für unterwegs nutzt

DAS WÜRDE ECHT SINN ERGEBEN
Linux am Server, Mac zum arbeiten, Windows zum spielen :)
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