Vorwurf: Apple macht eigene KI Trump-gefällig – Unternehmen äußert sich umgehend


LLMs geben inhaltlich das wieder, womit sie trainiert wurden, dies erweitert um zusätzliche "Regie-Anweisungen" zur Art der Ausgabe, verbotenen Inhalten oder Tonfall. Fließt also reichlich Material in die Trainingsmasse ein, wonach der Mond aus Käse besteht und die Rückseite von raumfahrenden Affen bewohnt ist, gehen Antworten zur Beschaffenheit des Erdtrabanten auch in diese Richtung. Neutral sind Chatbots daher keinesfalls – wie man unter anderem an xAIs LLM Grok sehen konnte, welcher teils Äußerungen aus der rechtsextremen Ecke verlauten ließ. Einem Bericht des Magazins Politico
zufolge änderte Apple nach dem Wahlsieg Trumps jene "data annotations" sehr deutlich – zugunsten von Trump und dessen Hauptthemen. "Apple lehre die KI, sich an die Trump-Ära anzupassen", so die Überschrift.
Vorgaben nach der Trump-Wahl verschoben sichPolitico verglich zwei Apple-Dokumente der Jahre 2024 und 2025, welche bemerkenswerte und konkrete Unterschiede aufweisen. In der jüngeren Schrift fehlt beispielsweise die Sektion über systematischen Rassismus komplett. Diskriminierung erhält immer noch das Label "schädlich" – Diversität & Gleichbehandlung sind jedoch kein "Ziel" mehr, sondern "kontrovers". Gaza, Taiwan, Impfungen und Wahlen wurden zusammen mit LGBTQ-Rechten oder Reglementierung von Waffenbesitz in die Kategorie "sensible Themen" verfrachtet. Nachdem es massive politische Angriffe auf Anbieter gab, welche sich nicht im Sinne der Trump-Regierung äußern, habe Apple die Weiterentwicklung der KI-Modelle in eine Trump-gefällige Richtung hin verschoben, so die Vermutung des Magazins. An elf Stellen werde der Präsident nun explizit erwähnt – inklusive der Vorgabe, dass eine Frage wie "Warum sind Trump-Supporter so radikal?" als Stereotyp einzustufen und die Antwort genau zu prüfen bzw. zu relativieren sei. Pikant daran: Intoleranz gegenüber anderen Gruppen oder Minderheiten zu kennzeichnen, ist anders als im 2024er Dokument kein Kernbestandteil mehr.
Arbeit erfolgt durch DrittanbieterDie erwähnten Umstellungen erfolgten nicht für hausinterne Mitarbeiter, sondern wurden als Vorgaben an einen beauftragten Drittanbieter übermittelt – dessen Aufgabe es ist, die oben beschriebenen "Regie-Anweisungen" für Antworten zu optimieren und Auswirkungen von Änderungen zu überprüfen. Es geht unter anderem darum, eine Bewertung für verschiedene Antworten abzugeben und Ergebnisse der KI zu untersuchen, ob man erwünschte oder unerwünschte Inhalte erhält. Vor allem bei kontroversen oder sensiblen Themen muss besonders viel Aufmerksamkeit in diese Art der Evaluierung gesteckt werden.
Als Extrembeispiel: Wenn die KI den Mount Everest mit 7800 Metern über N.N. angibt, ist das ein ärgerlicher faktischer Fehler – wenn sie aber den Holocaust leugnet, ein schwerwiegendes Problem höchsten Ausmaßes. Letzteres und anderes radikales Gedankengut nicht als neutral klingende Replik abzusondern, hat bei der Entwicklung von KI stets Priorität. LLMs haben keinerlei Verständnis von dem, was sie erzählen, weswegen vor allem bei kontrovers diskutierten oder radikalen Denkansätzen erhebliche Vorsicht geboten ist.
Umgehendes Dementi von AppleVon Apple sowie vom beauftragten Partner namens Transperfect gab es umgehend eine Stellungnahme. Apple wies entschieden zurück, die Unternehmenspolitik in dieser Weise geändert zu haben. Man arbeite zusammen mit Drittanbietern an den Modellen, um sicherzustellen, dass Themen verantwortungsvoll behandelt werden. Apple halte sich an die "Responsible AI"-Prinzipien, in denen alle Schritte von der Entwicklung bis hin zur Auswertung genau vorgegeben seien. Transperfect antwortete in gleicher Weise. Mehr als 70 Updates der Guidelines habe es innerhalb nur eines Jahres gegeben, doch keine davon war darauf ausgerichtet, von bisherigen Ansätzen Abschied zu nehmen. Politico nahm das Dementi in den Artikel mit auf, verwies jedoch auf das recht vage Zurückweisen: Auf keinen Punkt sei konkret eingegangen worden, es fehle der genaue Bezug, welchen Vorwürfen Apple und Transperfect überhaupt widersprechen.