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Vor 40 Jahren: Apple-CEO John Sculley lässt sich von Gates übertölpeln – und bringt beinahe Apple zu Fall

In den 90er Jahren stand Apple bekanntlich kurz vor dem Abgrund. Dafür gab es verschiedene Gründe, die von ineffizienten Produktions- und Lieferbedingungen, Fehleinschätzungen des Marktes, internem Chaos bis hin zum Scheitern bei Betriebssystem und Software reichten. Letzteres war in gewisser Weise doppelt katastrophal, denn es stand mit zweierlei Einschlägen in Verbindung: Apple konnte nicht das zunehmend veraltete System durch einen modernen Nachfolger ersetzen, gleichzeitig musste man zusehen, wie Microsoft endgültig den Markt dominierte. Dass Microsoft jedoch freie Hand hatte, war selbstverschuldet. Der Grund dafür lag in einer folgenschweren Zusage des Apple-CEO John Sculley im November 1985.


Der Pokerspieler Gates fuhr einen Triumph ein
Es war Apple-CEO Sculley damals unglaublich wichtig, dass Microsoft weiterhin Word und Excel für den Macintosh entwickelte. Aus diesem Grund ließ er sich zu der recht vage gehaltenen Zusage hinreißen, Microsoft dürfe im Gegenzug für den Fortbestand Mac-Technologie in Windows einsetzen. Für Bill Gates stellte diese Vereinbarungen einen Triumph dar. Ihm war völlig klar, dass Microsoft gar nicht auf den Mac-Markt verzichten konnte, Word und Excel hätte es also in jedem Fall weiterhin für den Mac gegeben. Seine Verhandlungsposition sah daher eigentlich nicht sonderlich stark aus. Microsoft war es ab sofort aber möglich, sich umfangreich aus dem Fundus an Apple-Entwicklungen aus dem Bereich der Nutzeroberfläche zu bedienen und das eigene Betriebssystem damit immer weiter und optisch mehr Mac-like auszubauen. Gates hatte sehr hoch gepokert - und auf voller Linie gewonnen.


Die Anfänge von Windows

Verfahren Apple vs. Microsoft wegen Ideendiebstahl
Bis in die 90er Jahre wollte Apple den Software-Giganten Microsoft vor Gericht schlagen. Der Vorwurf lautete, dass Teile von Windows ein reines Plagiat darstellten und Microsoft nur einen solchen Erfolg landen konnte, weil schonungslos bei Apple abgekupfert wurde. Microsoft hatte hingegen eine sehr erfolgreiche Verteidigungsstrategie: den permanenten Hinweis auf die Vereinbarung mit John Sculley vom November 1985, die in vielen Bereichen genau dies erlaubte. 179 der 189 Vorwürfe galten im Urteil somit auch als abgedeckt, in zehn Fällen entschied das Gericht auf "nicht schützbar".

Überlappende Fenster – Microsoft übernahm Apples Konzept

Eine schwere Unternehmenskrise folgte
Apple hatte alles auf juristischen Sieg gesetzt und darauf gebaut, den Prozess zu gewinnen – man vernachlässigte deswegen sogar technische Entwicklungen. Besagte Vereinbarung fiel dem Unternehmen jedoch dann schmerzhaft auf die Füße. Microsoft siegte, Apple stand mit leeren Händen da. Weder hatte man Microsoft in die Schranken gewiesen, noch Milliarden mit Lizenzen gemacht, noch konnte man mit einem neuen Betriebssystem Paroli bieten. "Copland", so dessen Projektname, stand in weiterer Ferne, 1996 erfolgte gar die Einstellung. Es handelte sich um die sicherlich schwerste Unternehmenskrise – und John Sculleys zehn Jahre vorher getroffene Zusage an Gates trug einen wesentlichen Teil dazu bei.

Kommentare

xcomma17.11.25 14:06
Dass Apple sich von Xerox PARC - sagen wir mal - "Inspirationen" bzgl. GUI als auch Mausbedienung geholt hat, wird - wie so oft - schamlos unterschlagen
-5
sffan17.11.25 14:13
xcomma

Dazu gehört aber auch:
Das Xerox-Management „wollte“ das System m.E. gar nicht haben/war nicht überzeugt davon. Auch deshalb war man recht freigiebig damit.
+12
Frank Blome
Frank Blome17.11.25 14:24
Tja, es wäre für alle besser gewesen, Scully hätte weiter Zuckerwasser verkauft. Das hat Jobs auch gelernt 🤷‍♂️
+12
Perry Goldsmith
Perry Goldsmith17.11.25 14:27
sffan
Das Xerox-Management „wollte“ das System m.E. gar nicht haben/war nicht überzeugt davon.

Und Apple hatte auch einen ordentlichen Vertrag mit Xerox. Wichtige Sachen, wie refresh und pull down Menüs waren bei Xerox nicht vorhanden und wurden von Apple entwickelt.

Es ist natürlich legitim, wenn man Eigenschaften, die sich nicht patentieren lassen, für die eigenen Kunden selbständig implementiert. Bei Microsoft war es allerdings so, dass sie wegen der Bürosoftware mehr über den Mac wussten, als andere: Apple gab ihnen unter Auflagen sehr viel Vorabsoftware und Entwurfsunterlagen. Ob sie da nicht auf eine Weise kopiert haben, die diesen Auflagen zuwiderlief, hat man nicht geklärt.
+7
zactech17.11.25 14:30
sffan
xcomma

Dazu gehört aber auch:
Das Xerox-Management „wollte“ das System m.E. gar nicht haben/war nicht überzeugt davon. Auch deshalb war man recht freigiebig damit.

Stimmt nicht ganz, Xerox hat einen Computer rausgebracht - vor dem Mac.
Hier wirds ganz gut zusammengefasst:
+1
SYS64738
SYS6473817.11.25 15:39
Frank Blome
Tja, es wäre für alle besser gewesen, Scully hätte weiter Zuckerwasser verkauft. Das hat Jobs auch gelernt 🤷‍♂️

... interessant in diesem Zusammenhang, daß sich auch Commodores Irving Gould damals einen Manager von PepsiCo zum CEO holte - und der seine Sache (den Umständen entsprechend) recht gut machte: Thomas Rattigan.
Im Gegensatz zu seinem Nachfolger Mehdi Ali.
+2
Moebius3k17.11.25 15:51
Welche Mac-Technologien z.B. wurden von Microsoft übernommen? Und waren die wirklich ein Grund für den Siegeszug von Windows?

Als Spätgeborener würden mich da Details interessieren, so ist der Artikel für MTN imho doch ein wenig oberflächlich.
-4
teorema67
teorema6717.11.25 16:01
Moebius3k
... Und waren die wirklich ein Grund für den Siegeszug von Windows? ...

Wohl nicht. Der Hauptgrund war, dass Windows dem auf der großen Mehrheit der damaligen Rechner laufenden MS Dos übergestülpt wurde.
„These days the truth is a fleeting thing It depends who you talk to“ (Kathleen Edwards)
+3
Retrax17.11.25 16:57
Nicht nur Apple hat Xerox PARC besucht, sondern die Herren Gates, Ballmer und Co. waren auch dort um sich ein wenig umzuschauen wenn ich es noch recht weiss.
0
Hotzenplotz2
Hotzenplotz217.11.25 17:11
„In den 90er Jahren stand Apple bekanntlich kurz vor dem Abgrund.“

Heute sind wir einen Schritt weiter.
(Pardon, der musste jetzt sein 😉)
+3

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