Umberto Eco: Die religiöse Sphäre hinter Mac vs. DOS


Vergangenen Freitag ist der italienische Schriftsteller, Philosoph und Semiotiker Umberto Eco verstorben. Seinen größten Ruhm hatte er durch Romane wie »Der Name der Rose« oder »Das Foucaultsche Pendel« erlangt. Allerdings stammt von ihm auch ein Text aus dem Jahr 1994, der sich mit dem
ewigen Streit der Apple- und Microsoft-Fans befasste und Parallelen zum Widerstreit der Konfessionen im Christentum zog.
Mac vs. DOSUnter dem Titel »Der Heilige Krieg« schrieb Eco in der italienischen Tageszeitung L’Espresso vom 30. September 1994: „Ich bin der felsenfesten Meinung, dass sich die Welt zwischen Nutzern von Macintosh-Computern und Nutzern von MS-DOS-fähigen Computern aufteilt. Ich bin felsenfest der Meinung, dass der Macintosh katholisch ist und DOS protestantisch.“ Denn während der Mac fröhlich, freundlich und versöhnlich sei, verlange DOS Schriftlichkeit und schwierige Entscheidungen. Der Mac sagt seinen Anhängern, was sie Schritt für Schritt zu tun hätten, um ein gewisses Ziel zu erreichen; beim DOS-Computer gelangten nicht alle Nutzer zur Erlösung.

Zum Zeitpunkt des Aufsatzes setzte Bill Gates’ Microsoft gerade zum Siegeszug durch die grafische Benutzeroberfläche Windows an. Auch diese findet Widerhall in Ecos Text, er vergleicht das System mit dem Anglikanismus des frühneuzeitlichen England. Große Zeremonien kehren in den Protestantismus ein, die Ähnlichkeiten mit dem ursprünglichen Katholizismus (also mit dem Mac) haben. Trotzdem sei nach wie vor der Protestantismus (DOS) unter der Oberfläche vorhanden.
Der Maschinencode übrigens, der beiden Systemen zugrunde liegt, sei das Alte Testament der Computer-Gläubigen. In gewissem Sinne also das Judentum…
Umberto EcoNatürlich wird Eco nicht wegen dieses Zeitungsaufsatzes in Erinnerung bleiben. Doch auch bei seinen großen Erfolgsromanen spielt Religion jeweils eine große Rolle. Der berühmte, später mit Sean Connery verfilmte Roman »Der Name der Rose« spielt etwa in einer christlichen Abtei des Spätmittelsalters. Das Buch ist auch in Apples iBooks Store für 11,99 Euro zu erwerben (Zum Store:
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