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Tipp: Akustische Raumkorrektur mit dem Mac und Audirvana – So klingt Ihre Anlage gleich viel besser

Man muss kein audiophiler Nerd wie der Autor dieser Zeilen sein, um guten Klang bei der Musikwiedergabe zu schätzen. Ein möglicher Weg zu glücklich machenden Soundsphären ist, sich bessere Lautsprecher und Komponenten zu kaufen. Doch bevor größere Summen in neue Audio-Hardware investiert werden, sollte man sich bewusst machen, dass die Raumakustik einen ganz erheblichen Anteil am Klang der Wiedergabekette hat und selbst die beste Anlage der Welt unter schlechten raumakustischen Bedingungen wenig Freude macht. Raumakustik und Wiedergabesystem sind das Yin und Yang des guten Klangs.

Eine vereinfachte Erklärung: Die Akustik von (Wohn-) Räumen hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Darunter die Größe, der genaue Zuschnitt, die Einrichtung, Anzahl und Größe der Fenster, das Material der Wände, Decken, Böden und mehr. Schall verteilt sich im Raum wellenförmig und nach dem einfachen Prinzip: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Hohe Frequenzen breiten sich eher gerichtet und tiefe annähernd kreisförmig aus. Von den Lautsprechern abgestrahlt treffen die Schallwellen überall im Raum auf Grenzflächen. Das sind nicht nur die Raumbegrenzungen, sondern auch Einrichtungsgegenstände mit unterschiedlichem Reflexionsverhalten. Der Schall prallt von praktisch allen Oberflächen nach dem zuvor genannten Prinzip ab (mal mehr, mal weniger stark bedämpft) und wandert weiter durch dem Raum, bis er auf die nächste Oberfläche trifft. So lange, bis die Schallenergie abgeklungen ist.

Es gibt hallige Räume (zum Beispiel mit hartem Fliesenboden und spärlicher Einrichtung), sehr stark bedämpfte Räume (z. B. mit dicken Teppichen und Vorhängen), und alles dazwischen. Die Nachhallzeit des Raumes ist einer der Grundparameter, der optimiert werden sollte. Zu viel Hall wirkt ebenso unnatürlich, wie zu wenig. Als Faustregel sollte sich die Nachhallzeit ungefähr in einem Bereich zwischen 0,25 und 0,5 Sekunden bewegen.



Ein ganz grober Test: Klatschen Sie in die Hände und schätzen Sie ab, wie lange es dauert, bis der Nachhall komplett abgeklungen ist. Besser geht es natürlich mit einer Messung wie oben mit CARMA, aber das soll an dieser Stelle nicht zu sehr vertieft werden. Zur Optimierung der Nachhallzeit können gewöhnliche Einrichtungsgegenständen und spezielle Raumakustikmodule (Diffusoren, Absorber,…) herangezogen werden. Hocheffiziente Raumakustik-Module gibt es beispielsweise bei R.T.F.S. oder über Hörzone.de

Die Nachhallzeit ist bei weitem nicht der einzige Parameter für guten Raumklang. Liegt der Nachhhall nicht ganz exakt in dem oben gezeigten Schlauch, muss das nicht automatisch schlechten Klang bedeuten. Andere Faktoren sind mindestens ebenso wichtig, wie beispielsweise die erste Reflexion (z. B. Lautsprecher > Decke > Ohr).


Richtig übel kann es werden, wenn die Musikwiedergabe durch sogenannte Raummoden, auch stehende Wellen genannt, beeinflusst wird. Raummoden entstehen im Prinzip durch ein Aufschaukeln bestimmter Frequenzen von im Raum hin und her laufenden Schallwellen. Sie führen zur Frequenzüberhöhungen oder -Auslöschungen insbesondere im Bassbereich, die beispielsweise sehr lästiges Dröhnen bewirken können. Die Prinzipien dahinter sollen an dieser Stelle nicht ausführlich behandelt werden. Das Internet ist voll mit entsprechenden Erklärungen, wie z.B. hier.

Stattdessen möchte ich hier eine Möglichkeit aufzeigen, wie mit Audirvana eine simple Frequenzgang-Analyse und -Korrektur der Raumakustik durchgeführt werden kann. Professionelle Messungen wären sehr viel komplexer und berücksichtigen viele weitere Parameter, wie Laufzeiten, Phase, frühe Reflexionen und Analysen an mehr als nur einem Punkt im Raum.


Minimalvoraussetzungen:
> Ein Mac mit aktuellem OS
> Audirvana Plus als Playersoftware (ca. 68 Euro)
> iPhone oder iPad
> eine einfache, kostenlose App wie Audio Spektrum Analysator


Besser:
> Ein Mac mit aktuellem OS
> Audirvana Plus als Playersoftware (ca. 68 Euro)
> ein Messmikrofon (z. B. das miniDSP UMIK-1; ca. 100 Euro)
> (kostenlose) Mess-Software für den Mac wie Room EQ Wizard (REW) oder Audionet CARMA



Kommentare

DanAm
DanAm11.01.20 08:57
Klasse Beitrag. Vielen Dank!
Ist es möglich die Music App (Catalina) zur Verwaltung der Musik zu benutzen und über Audirvana diese Musik (samt der vorgenommenen Einstellungen) zur Musikausgabe zu verwenden? Denn bei der Music App habe ich Apple Music mit integriert.
+2
sonorman
sonorman11.01.20 09:14
Man kann seine lokale Musik aus iTunes/Music in Audirvana synchronisieren. Ob das auch mit Streaming-Playlists von Apple Music geht, weiß ich nicht. Aber ich fürchte nicht. Kann ich leider nicht ausprobieren, da ich Apple Music nicht abonniert habe.
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Hot Mac
Hot Mac11.01.20 09:49
Tolle Sache!
Danke für den Tipp.

In meinem Fall hat sich der Händler auf die im Netzwerkspieler integrierte »Space Optimisation Technologie« und seine Lauscher verlassen, um die optimale Aufstellung zu finden.
Hat ganz schön lange gedauert.
In meiner Wohnung hallt es wie in einer Kathedrale.
+1
Orbital
Orbital11.01.20 10:20
Elektronische Raumkorrektur halte ich für einen riesigen Fortschritt. Bei mir ist die ganze puristische Technik samt Röhrenverstärkern schon seit längerem von einem AV-Receiver mit Einmesssystem abgelöst worden. Das war natürlich ein harter Schnitt aber schon nach der ersten Einmessung waren alle Probleme mit Raummoden verschwunden, die ich sonst mühsam durch Aufstellung und Akustikelemente immer nur halbwegs in den Griff bekam. Es tut zwar weh lieb gewordenes in Frage zu stellen aber für mich hat es sich mehr als gelohnt alte Zöpfe abzuschneiden.

Ich kann nur jedem empfehlen sich mit dem Thema zu befassen, sei es in „Handarbeit“ wie im Artikel oder automatisch mit aktuellen Gerätschaften.
+3
albertyy11.01.20 13:03
Mojave geht bei mir auch
0
Bitsurfer11.01.20 14:02
Sonorman, du hast doch mal den Dirac live getestet. Das war ja eher zwiespältig. Wie ist das im Vergleich?
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Toowok11.01.20 14:23
Frequenzgänge kann man mit dem MiniDSP-Mikro übrigens auch ganz prächtig mit dem iPad messen: Audio Tools von studiosixdigital. Dort FFT verwenden, das Testsignal-Rauschen kommt am besten via Bluetooth auf die Anlage. Und dann als wichtige Faustregel: erstmal nur Absenkungen im Frequenzgang vornehmen! Wenn anheben, dann wie beschrieben nur schwach und möglichst breitbandig, mehr als +2-3 dB würde ich keinesfalls irgendwo draufgeben. Schmalbandige Einbrüche am besten ignorieren, die haben meist einen Grund (im Raum) und es macht überhaupt keinen Sinn, hier noch mehr Schallenergie rein zu stecken, das überlastet eher die Lautsprecher.
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Toowok11.01.20 14:29
Nachtrag: Und wem Audirvana zu teuer ist, sollte sich mal Soundsource von Rogue Amoeba anschauen, das klinkt sich einfach vor die Audioausgänge im Mac. Hier kann man auch verschiedene Profile anlegen.
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DanAm
DanAm11.01.20 15:21
Toowok
Nachtrag: Und wem Audirvana zu teuer ist, sollte sich mal Soundsource von Rogue Amoeba anschauen, das klinkt sich einfach vor die Audioausgänge im Mac. Hier kann man auch verschiedene Profile anlegen.

Ahh.... Super. So meinte ich das auch, als ich fragte, ob das mit Audirvana geht.
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mr_jo11.01.20 17:47
Das ist ja alles schön und gut, aber mein iMac ist im Arbeitszimmer und meine Musik höre ich zu 90% im Wohnzimmer über iPhone-Airplay-Receifer-5.1 Lautsprecher. Da bräuchte ich eine iOS App über die ich Apple Musik abspielen könnte wie bei Sonus. Gibt es sowas für Airplay Wiedergabe?
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mat6311.01.20 18:49
iTunes-Bibliothek wird synchronisiert, sofern die Titel/Alben gekauft sind. AppleMusic nicht.
Ich kann bestätigen, dass Audirvana eine Supersache ist. Mit der entsprechenden App (iPhone - lostenpflichtig, aber sehr gut) bekommt man eine sehr komfortable Fernbedienung.

Zu mr_jo: Sofern man einen Verstärker hat, der Netzwerkfähig ist, braucht man einen virtuellen Server, ich nutze zB Twonky (19,99€ - lässt sich aber testen), dann geht das auch ohne Airplay. Bei Twonky kann man einstellen, welche Ordner im Netzwerk freigegeben werden sollen. Dann in Audirvana in den Einstellungen iTunes-Ordner synchronisieren anklicken und schon ist die Bibliothek (sofern physische Titel) da. Tidal und Qubuz und Roon und highresaudio lassen sich ebenfalls in Audirvana einbinden.
Nur zu Info: Ich bin nur Nutzer, kein Verkäufer, Entwickler der Software
+1
Bitsurfer11.01.20 19:27
Für die Fernbedienung von iTunes gibt es Remote. Und weil dann itunes rödelt klappt es auch mit den EQs
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sonorman
sonorman11.01.20 19:49
Bitsurfer
Für die Fernbedienung von iTunes gibt es Remote. Und weil dann itunes rödelt klappt es auch mit den EQs
Womöglich verwechselst Du da was. (Oder in iTunes/Music hat sich etwas geändert, was ich nicht kannte.)

Die Rede ist hier von Audio Units. Diese Plug-Ins sind für Programme wie Logic Pro X, GarageBand, Final Cut Pro und andere Host-Applikationen wie Audirvana gedacht, aber meines Wissens nicht für iTunes/Music. Der „EQ“ in iTunes hat nicht viel mit dem parametrischen Equalizer des AU-Plug-in zu tun. Mit dem iTunes-EQ kannst Du beispielsweise nicht sauber die in diesem Beispiel genannte Frequenzüberhöhung bei ca 90 Hz bekämpfen und auch keine Bandbreite für die Wirkung einstellen (Q-Faktor).
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Bitsurfer11.01.20 20:09
Ich hatte das mal eingerichtet. Da war die Ausgabe jeweils das Audio Unit. Das konnte man in den Systemeinstellungen bei „Ton“ hinterlegen und dann aus jeder beliebigen App auswählen. Auch iTunes. So wie interner Lautsprecher, Kopfhörer, oder eben das Audio Unit. Und das Audio Unit hat dann auf den entsprechenden Ausgang weitergeleitet. Welche App mir jetzt das ermöglicht hat muss ich erstmal hinterher.
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Tirabo11.01.20 21:15
Der hier nicht erwähnte größte Nachteil solcher softwaretechnischen Einmess-Optimierung ist der, dass ein nur extrem kleiner Sweet Spot auf dem Hörplatz entsteht, nämlich genau da, wo das Messmikrofon stand.

Sobald man diesen Spot auch nur gering verlässt, es kann dabei sogar eine Kopfneigung bereits ausreichen, bekommt man völlig andere und möglicherweise noch schlimmere Differenzkurven um die Ohren gehauen.

Das ist der Fluch dieser Einmesssysteme. Im Projektstudio, wo der Hörer immer nah am Nahfeld-Monitor sitzt und immer die gleiche Position hat, klappt das natürlich ganz gut, solange man keine weiteren Zuhörer hat. Aber gerade bei HiFi-Lautsprechern, die nie im Nahfeld stehen, sondern Immer im Mittel oder Fernfeld und bewusst den Raum akustisch mitnutzen, kommt dies natürlich besonders kontraproduktiv zum Tragen. Es gibt dadurch kaum einen vernünftigen SweetSpot, der durch Einmesssoftware erst einigermaßen geschaffen werden soll. Bei größeren Entfernungen im Diffusfeld eines Raumes aber wird ein SweetSpot aber immer instabiler.

Daher ist im Studio immer das Konzept wichtig, den Raum möglichst akustisch „auszuschließen“ bzw. gezielt zu akustisch manipulieren, damit eben im größeren und weiteren Hörbereich Probleme auch eliminiert werden.
+1
Quickmix
Quickmix11.01.20 22:35
Top!
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Pjotr13.01.20 23:14
wenn man die Messung schon mit REW macht, kann man mit diesem Programm auch direkt die Filter für den gewünschten Frequenzgang berechnen lassen, die Filter exportieren und über ein Convolver PlugIn benutzen. Ich benutze dazu das PlugIn Convology XT.

Das ist deutlich eleganter als das Gefummel mit dem parametrischen Equalizer.
Leider gibt es für den Mac nur wenige Convolver PlugIns, und unter Audirvana 3.5 laufen sie auch nicht mehr. Ich benutze deshalb wieder Audirvana Plus 3.2
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BogusPomp29.01.20 08:57
Das ist wirklich ein guter Beitrag, danke. Habe mir damit eine Bass-Resonanz weggedämpft.

Was ich auch sinnvoll fände: Ein Test verschiedener USB-DACs für den Mac.

Ich habe neulich meinen iMac von 2013, der einen sehr brauchbaren SPDIF-Ausgang hatte (zumindest um im Arbeitszimmer auch Musik hören zu können), durch einen neuen iMac ersetzt. Der hat ja bekanntlich keinen digitalen Audio-Ausgang mehr.
Nach viel Sucherei habe ich mir eine LogiLink USB Sound Box 7.1 gekauft, die auch funktioniert. Allerdings war das auf gut Glück, da eine macOS-Kompatibilität nicht angegeben war. Ich musste auch erst mit Audio-MIDI-Setup die richtigen Einstellungen tätigen, bevor das mit meiner 5.1 Logitech-Anlage funktioniert hat. Hinweise dazu findet man nur mühsam.
Wundert mich eigentlich, dieses Problem müssten doch viele Mac-User mit aktuellen Geräten haben.

Ein Vergleich von solchen Geräten bzgl. Kompatibilität und Klang würde ich also begrüßen.
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