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Test 1More FIT S50 und S30 SE True Wireless Earphones – Ist Open-Ear das neue In-Ear?

1MORE hat kürzlich zwei kabellose Sport-Kopfhörer vorgestellt. Vor längerer Zeit hatte der Hersteller schon mal eine Reihe von Sport-Kopfhörern unter dem Namen iBFree im Angebot. Seitdem wurden keine speziellen Kopfhörer für den Sport- und Fitnessbereich vorgestellt, auch wenn viele der nachfolgenden 1More Kopfhörer durchaus für das Training geeignet waren und sind. Mit dem neuen S30 SE und dem S50 will 1More in diesem Bereich sozusagen wieder Fuß fassen.

Beide Modelle sind sich vom Konzept her ähnlich, wobei der S30 eine preisgünstigere Version des S50 darstellt. Der reguläre Preis für den S50 beträgt 160 Euro, während der S30 für 80 Euro zu haben ist. (Für beide Modelle gibt es derzeit deutliche Rabatte bei Amazon.) Das teurere Modell S50 unterscheidet sich neben seinem besseren Klang auch durch andere Eigenschaften, wie einer IPX7-Einstufung und 38 Stunden Akkulaufzeit mit drahtloser Auflademöglichkeit vom kleineren Modell.

Die Neuheiten sind sogenannte Open-Ear Kopfhörer. Das ist eine noch recht junge Konstruktionsweise, die das typisch abschottende Tragegefühl herkömmlicher In-Ears vermeidet. Open-Ears werden nicht in den Hörkanal gesteckt, sondern liegen locker auf bzw. direkt vor dem Hörkanal. Dazu ist ein Ohrbügel nötig. Open-Ears ermöglichen ein sehr luftiges Tragegefühl, ähnlich wie Over-Ear-Kopfhörer offener Bauart, nur eben so klein und leicht wie In-Ears. Ein Beispiel für diese Bauart und ein Vorreiter dafür ist der hier getestete Shokz OpenFit.


Funktional unterscheiden sich die Hörer nur geringfügig voneinander. Genaue technische Daten entnehmen Sie bitte der jeweiligen Produktseite. Ich konzentriere mich hier auf die praktischen Aspekte. Prinzipbedingt bietet keines der Modelle eine aktive Geräuschunterdrückung. Durch die offene Konstruktion ist eine Schallauslöschung einfach nicht möglich oder zumindest nicht praktikabel. Hier geht es eher um das Gefühl der Offenheit, bei der Außengeräusche ungefiltert und umgedämpft an die Ohren gelangen.

Telefoniefunktionen sind bei beiden 1More-Modellen wie auch bei den Shokz vorhanden. Jeweils zwei MEMS-Mikrofone pro Hörer sollen für gute Sprachverständlichkeit sorgen. 1More wirbt bei den S50 allerdings mit einem KI-gestützten Algorithmus. Der Hersteller schreibt: „4 Hochleistungs-MEMS-Mikrofone und ein KI-gestützter DNN-Algorithmus (Deep Neural Network) erfassen die menschliche Stimme präzise und eliminieren Hintergrundgeräusche um bis zu 30 dB, selbst in geschäftigen Menschenmengen sind bidirektionale Gespräche immer noch klar zu verstehen.“


Auch bei der Treiberbestückung soll der S50 einen deutlichen Vorteil durch „40% höhere Leistung im Vergleich zu herkömmlichen Modellen“ bieten.

Produktwirkung und Tragekomfort
Der Hersteller hat mir zum Test sowohl den S50, als auch den S30 zur Verfügung gestellt. Schon bei der Verpackung wird der Preisunterschied von rund 50% deutlich. Während der S30 in einer kleineren Schachtel ohne viele Chi-Chi geliefert wird, macht der S50 die Reise zum Kunden in einer etwa 30% größeren Verpackung mit Magnetverschluss und liebevollerer Gestaltung.Das ist zwar nett, aber auch verzichtbar. Zumal die Schachtel sowieso nach der Inbetriebnahme irgendwo in der Ecke oder auf dem Müll landet.


Auch bei den Akku-Cases und den Ohrhörern selbst sieht man den Preisunterschied deutlich. Der S50 wirkt ein gutes Stück hochwertiger. Der Klassenunterschied zieht sich weiter wie ein roter Faden durch die Produkterfahrung, bis hin zum Tragekomfort und dem Klang.

Verglichen mit den Shockz fällt vor allen die etwas andere Oberflächenbeschichtung der 1More auf. Die ist beim S50 nicht ganz so soft, aber dadurch nicht weniger angenehm. Beim S30 gibt es noch mehr Plastikoberflächen statt Silikon. Im direkten Vergleich beim Tragekomfort liegen Shokz und 1More S50 etwa gleichauf. Einmal korrekt auf die Ohrmuschel gesetzt verschwinden die leichten Hörer schon nach wenigen Augenblicken aus der Wahrnehmung ihrer Träger. Auch bei stärkeren Kopfbewegungen sitzt alles sicher und man hat nie das Gefühl, dass die Hörer möglicherweise abrutschen könnten.


Bei den deutlich günstigeren S30 ist das nicht ganz der Fall. Zwar sitzen auch die nahezu unverlierbar sicher auf den Ohren, aber bei starken Kopfbewegungen spüre ich zumindest eine leichte Bewegung des Hörergehäuses. Nicht schlimm, aber das neutrale Tragegefühl der teureren Modelle erreichen die S30 nicht ganz.

Auffällig beim S50: Die Hörer haben an der Schall-Austrittsöffnung eine sehr weiche und flexible Silikon-Tülle montiert, die offenbar für eine bessere Fixierung bzw. Ausrichtung des Treibers zu den Hörkanälen sorgt. Das fördert sowohl den Klang als auch den sicheren Sitz. Zu spüren ist diese Tülle praktisch nicht. Sowohl der S30 als auch der Konkurrent von Shokz bieten keine vergleichbare Schallführung.


Genau hier liegt auch der größte Schwachpunkt von Open-Ear-Hörern. Dadurch, dass der Schallaustritt nicht direkt an den Hörkanal angekoppelt ist, ergeben sich unvermeidbar Leistungsverluste. Vor allem Bassenergie geht verloren. Drückt man die Hörer etwas näher an die Ohren – was jedoch nicht der natürlichen Tragweise entspricht – steigert sich die Bassleistung. Wer bislang noch keine Erfahrung mit Open-Ears gemacht hat, wird das für ein Problem halten, aber in der Klangauslegung ist der Leistungsverlust eigentlich mit eingerechnet. Die bislang von mir getesteten Open-Ears liefern allesamt nicht die Bassperformance guter In-Ears oder Bügelkopfhörer. Auch der Maximalpegel ist eingeschränkter. Aber sowohl der Pegel als auch die Bassperformance sind ausreichend, wenn man die Messlatte nicht zu hoch hängt.


Klangvergleich
Im direkten Vergleich mit den Shokz können die 1More mit einer etwas präziseren Darstellung von Mitten und Höhen punkten, doch die Bassenergie ist beim Shokz höher. Oder genauer gesagt, tiefer. Die Shokz klingen etwas substanzieller. Hier wie dort kann es passieren, dass die Treiber etwas verzerren, wenn man ans obere Lautstärkelimit gelangt. Für Lauthörer sind Open-Ears meiner bisherigen Erfahrung nach nicht geeignet.


Die 1More S30 fallen gegenüber dem S50 und den Shokz etwas zurück. Das Klangbild wirkt insgesamt weniger Präzise, tonal nicht so stimmig und Kraftvoll. High-Endige Ansprüche kann keines der Modelle erfüllen, aber für den täglichen Einsatz unterwegs oder beim Sport dürfte das Gebotene den meisten Hörern ausreichen.


Der große Vorteil liegt schlicht in der „Offenheit“. Die Hörer können stundenlang getragen werden, ohne zwischendurch die Ohren auslüften zu müssen, was insbesondere bei Sport natürlich ein großer Vorteil ist. Aber auch für diejenigen, die häufig Telefonate führen sind Open-Ears eine Alternative, die sie unbedingt einmal ausprobieren sollten.

Fazit – Give it a try
Das Fazit für die beiden 1More Open-Ears fällt sehr ähnlich wie das für die Shokz aus. Zumindest, was das allgemeine Hörerlebnis anbelangt. Die Hörer sind für Sport wie für den Alltag gleichermaßen geeignet, haben aber auch die gleichen Einschränkungen. Vor allem im Bereich Maximalpegel und Bassenergie. Auch für Vieltelefonierer sehe ich die S50 und die Shokz ungefähr auf Augenhöhe. Da ist es letztlich eher eine Frage, welche Konstruktion und welches Bedienkonzept einem persönlich besser gefällt.

Müsste ich eine Wahl zwischen 1More und Shokz treffen, wären die Letztgenannten meine Favoriten. Die 1More S50 sind den Shokz aber dicht auf den Fersen. Die S30 sind eine preislich sehr attraktive Alternative, können den S50 und den Shokz aber klanglich nicht ganz folgen. Und auch der Tragekomfort der teureren Modelle ist besser.

Hier wie dort gilt: Unbedingt einmal selbst ausprobieren. Da es sich bei Open-Ears nicht um „Schmalzbohrer“ handelt, können diese im Fachhandel gerne mal ausprobiert werden, ohne dass dafür die Ohrpassstücke jedes Mal ersetzt werden müssen.

Plus/Minus 1More S50:
+ sehr angenehmes Tragegefühl, langzeitgeeignet
+ keine Abschottung von Außengeräuschen
+ luftiger, präziser Klang
+ sehr gute Sprachqualität bei Telefonie
+ gut für Sport geeignet

– eingeschränkter Maximalpegel und Bass


Plus/Minus 1More S30 SE:
+ sicherer, langzeittauglicher Sitz
+ keine Abschottung von Außengeräuschen
+ ordentliche Sprachqualität bei Telefonie
+ auch für Sportliche Aktivitäten geeignet

– eingeschränkter Maximalpegel und Bass

Kommentare

Niederbayern
Niederbayern18.11.23 09:10
Netter Beitrag👍Wäre schön gewesen wenn du ein Bild gemacht hättest wie die Teile am Ohr selber aussehen, sprich wenn man sie trägt.
+2
marm18.11.23 09:37
Seit Shokz als Erste mit Open-Ears auf dem Markt kamen gibt es eine Flut von Neuerscheinungen. War das alles schon vorher in der Entwicklung oder schmeißen diese Firmen das innerhalb von einem Monat auf den Markt?

Sind die Shokz/1More besser zum Telefonieren als die AirPods Pro?
+1
Hot Mac
Hot Mac18.11.23 11:29
Interessant, vielen Dank für den Artikel.

BTW: In der Headline ist ein »ist« zu viel.
0
Huba18.11.23 11:43
Niederbayern
Netter Beitrag👍Wäre schön gewesen wenn du ein Bild gemacht hättest wie die Teile am Ohr selber aussehen, sprich wenn man sie trägt.

Die Fotomontage im Anreisser des Artikels zeigt es im Ohr der Dame mit der netten Frisur.
0
sonorman
sonorman18.11.23 12:35
Hot Mac
Interessant, vielen Dank für den Artikel.

BTW: In der Headline ist ein »ist« zu viel.
Ups! Ja, danke.☺️
Ist ist weg. 😀
0
martzell18.11.23 16:56
War Apple nicht Vorreiter der Open-Ear-Bauweise mit EarPods und AirPods?
0
pogo3
pogo318.11.23 17:10
Als Träger von Hörgeräten bin ich für die Entwicklungen der letzten Jahre diesbezüglich wirklich dankbar. Da alle irgendetwas im oder am Ohr tragen, ist das Tragen von "Verstärkern" am Ohr üblich geworden, endlich etabliert. Ich hoffe auf neue Formgebung von Hörgeräten die jetzt beides sein können, gute Hörgeräte und noch bessere Audio Devices. Also das bessere Notwendige und noch mehr Lustvolles in einem Gerät.
Ich schmeiss alles hin und werd Prinzessin.
+5
Legoman
Legoman18.11.23 17:11
Sind das dann solche Kopfhörer, die den Mitreisenden in der Bahn ein lautes aber dafür schön plärriges Mithören aufzwingen?
+4

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