Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Praxistest: Ultrasone Performance 880 Bügelkopfhörer

Praxis & Klang

Zur Klangbeurteilung habe ich den Performance 880 am Mac via iTunes und BitPerfect (App Store) am erst kürzlich getesteten Meridian Explorer² DAC/Kopfhörerverstärker (Ausgabe 486) getestet. Mit seinen 32 Ohm passt der Ultrasone perfekt an den Meridian. Der relativ geringe Kennschalldruck des Kopfhörers von 94 dB stellte kein Problem dar. Es waren stets ausreichende Pegelreserven vorhanden. Auch an iDevices (getestet am iPhone 6) dürfte der Maximalpegel für die meisten Anwender völlig ausreichen, aber Extrempegel sind darüber nicht möglich, selbst wenn in den Einstellungen die EU-Lautstärkebegrenzung deaktiviert wurde.


Verglichen habe ich den 880 mit dem ebenfalls geschlossenen und preislich vergleichbaren B&W P7 (399 Euro, Testbericht in Ausgabe 405), sowie mit dem offenen, nicht für den Mobilbetrieb gedachten beyerdynamic T90 (siehe Ausgabe 331), der zwar einen Listenpreis von 499 Euro hat, inzwischen aber auch für unter 400 Euro angeboten wird.


Bevor ich zur klanglichen Einordnung komme, noch ein paar Worte zur Mechanik: Der Performance 880 ist ein relativ großer Over-Ear-Kopfhörer. Zum Transport lassen sich seine Hörmuscheln zwar in eine flache Position drehen, aber zusammenklappbar ist er nicht. Die mitgelieferte Neoprentasche ist dementsprechend auch recht groß, aber mit eingepacktem Kopfhörer auch relativ flach, sodass sich der 880 im Reisegepäck dennoch gut unterbringen lässt. Primär würde ich den Ultrasone aber eher für den stationären Einsatz empfehlen.


Sein Tragekomfort ist ausgezeichnet! Insbesondere für einen Kopfhörer geschlossener Bauweise. Gegenüber dem B&W P7 besitzt er einen etwas geringeren Anpressdruck und lässt den Ohren dank größerer Hörmuscheln ein wenig mehr Platz zum „atmen“. Standardmäßig ist der 880 mit „Proteinleder“-Ohrpolstern versehen. Ein angenehm weiches Kunstleder, das von echtem Leder kaum zu unterscheiden ist. Es sorgt für einen gut abgeschlossenen Sitz um die Ohrmuscheln, was für das Prinzip geschlossener Kopfhörer natürlich wichtig ist. Beim Modell Performance 880 liefert Ultrasone aber auch ein Paar Velours-Ohrpolster mit, die ein noch angenehmeres Tragegefühl und Ohrklima versprechen, rein theoretisch aber nicht so gut isolieren.


Das musste ich natürlich ausprobieren. Allerdings ist der Wechsel der Ohrpolster nicht so einfach und nutzerfreundlich, wie ich mir das wünschen würde, denn die Polster sind mit Haftband an die Treibergehäuse geklebt. Zum Entfernen der Lederpolster muss man mit sehr hohem Kraftaufwand an einer Kante des Polsters ziehen. Beschädigungen nicht ausgeschlossen. Auf einer Seite war die Klebefolie ein kleines Stück mit der darunter liegenden dünnen Gaze-Abdeckung des Treibers verbunden, die beim Abziehen des Polsters leicht eingerissen ist.


Die Haftleistung der Klebeschicht bleibt bei vorsichtigem Entfernen noch erhalten, solange sie nicht verdreckt. Dadurch kann man das Polster auch wieder zurück wechseln, wenn einem die Velours-Variante nicht so gut gefällt. Aber für einen häufigen Wechsel je nach Bedarf ist das natürlich nicht gemacht. Man sollte sich für eine Polstervariante entscheiden und dann dabei bleiben. Ich bevorzuge ganz klar die Velourspolster, weil diese weniger „schwitzig“ sind. Die Schallisolierung ändert sich dadurch nur geringfügig und auch klanglich gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Wer mehr unterwegs hört, sollte vielleicht bei den Lederpolstern bleiben, die minimal bessere Isolierung vor Außengeräuschen bieten.

Die Bügelmechanik und die Treiberaufhängung des 880 machen einen sehr guten Eindruck. Mechanisch sehr stabil ausgeführt, lässt sich die Länge in präzisen Raststufen schnell und dauerhaft einstellen. Allerdings machen die Treibergehäuse bei Bewegung in der Aufhängung leichte Klappergeräusche. Beim Tragen auf dem Kopf spielt das aber keine Rolle. Das Kopfband ist innen ebenfalls mit Kunstleder und Memory-Foam gepolstert.

Das Anschlusskabel der Wahl, also die Mobilvariante mit Kabelfernbedienung oder das dickere, längere Kabel für den stationären Betrieb, werden einfach per 3,5 mm Klinkenstecker an der Unterkante des linken Treibergehäuses angesteckt. Ein kleiner Dreh nach rechts verriegelt den Anschluss und verhindert so unbeabsichtigtes herausziehen. Das Mobilkabel ist zum Anschluss an die Quelle mit einem 3,5 mm Winkelstecker versehen, das lange Anschlusskabel bietet einen geraden 3,5 mm Klinkenstecker plus einen aufschraubbaren 6,3 mm Klinkenadapter.


Klang
Wie von Ultrasone nicht anders erwartet, bietet der Performance 880 ein sehr angenehmes, warmes Klangbild und ist dabei für einen geschlossenen Kopfhörer erstaunlich luftig. Die Musik wird über den 880 nicht so „intraaural“ übertragen, wie man es von anderen geschlossenen Kopfhörern oder gar In-Ears kennt. Diese extreme Direktheit ist einer der Gründe, warum ich offene Kopfhörer in der Regel bevorzuge, weil man darüber weniger das Gefühl hat, die Musik in einem viel zu kleinen Raum und mit Druckkammereffekten eingeflößt zu bekommen.


Der Ultrasone verhält sich in diesem Punkt sogar noch vorbildlicher als der ebenfalls sehr angenehme B&W P7. Der 880 kommt einem halboffenen oder offenen Klangcharakter schon recht nah, auch wenn er die akustische Intimsphäre noch nicht ganz so gewissenhaft respektiert wie der beyerdynamic T90, der im positiven Sinne noch ein Stück mehr Abstand einhält und die Musik dadurch noch bühnenhafter darstellt.

Im Vergleich zum P7 bietet der 880 eine geringere Bassbetonung, wirkt dadurch aber keinesfalls schlapper oder klangfarbenschwächer. Im Gegenteil: Seine Luftigkeit, gepaart mit dem angenehm ausgewogenen und zugleich satten Grundton bei sehr tiefreichendem und differenziertem Bass ist eine ausgesprochen gelungene Kombination. Damit liefern sich der Performance 880 und der P7 ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. In manchen Kurven schiebt sich der P7 mit seinem noch satteren, aber keineswegs unpräziseren Bass leicht vor den Ultrasone, der dann auf der Geraden aber wieder dank besserer Neutralität und Leichtfüßigkeit die Führung zurück erobert und am Ende mit der berühmten Nasenlänge Vorsprung zuerst über die Ziellinie geht.


Das Rennen gegen den beyerdynamic T90 beendet der Ultrasone mit einem Fotofinish. In Sachen Detailauflösung, Antrittsschnelligkeit und Dynamik kann er dem Heilbronner nicht ganz folgen, ist ihm aber zumindest am Meridian Explorer² extrem dicht auf den Fersen, denn an diesem kann der 250-Ohm-T90 sein volles Potential nicht ganz so gut entfalten wie an einem kräftigeren Kopfhörerverstärker. Damit fällt der T90 quasi wegen zu dünner Gemischeinstellung minimal zurück und am Ende entscheidet die Kombination Explorer² plus Performance 880 das Rennen nach Punkten für sich. – Glückwunsch Ultrasone!


Die Abstimmung des Performance 880 ist wirklich sehr gut gelungen und dürfte viele Musikhörer unmittelbar ansprechen. Bei einem genaueren Vergleich mit vielen unterschiedlichen Musikrichtungen kann er den offenen T90 zwar nicht vom Thron stoßen, aber er zieht locker mit dem B&W P7 gleich und übertrifft diesen mit seiner etwas ausgewogeneren und neutraleren Spielweise sogar leicht. Allerdings nur stationär. Für Mobilplayer bleibt der P7 u.a. dank seines höheren Kennschalldrucks und seiner für lautere Umgebungen besser geeigneten Bassabstimmung erste Wahl. Er überträgt zudem weniger Kabelgeräusche.

Kommentare

barabas21.06.15 11:12
Gerade das mit der "Kleberei" beim Wechsel der Ohrpolster schreckt mich von dieser Art Hörer für den mobilen Betrieb ab.
Ich hatte erst kürzlich den Fall das an meinem Edition 8, der sein Dahsein eigentlich sowieso überwiegend in einer Schublade fristet, diese sich ohne Fremdeinwirkung zwanglos lösten. Mit Ultrasone kurzgeschlossen gab es zwei Möglichkeiten, entweder Einschicken oder selber probieren. Die Gefahr das man dabei das Finish des Hörers beschädigt ist hier, wie im Artikel schon angedeutet, ebenfalls nicht zu unterschätzen
Letzteres versuchte ich dann, wobei insbesondere das Entfernen der Klebereste ein ziemlich zeitaufwändiges Gefrimel war. Nach dem Anbringen bin ich auch nicht davon überzeugt ob das ganze jetzt wieder "so schön" wie ursprünglich ist und vor allem wie lange es hält.

Ich denke in der heutigen Zeit gibt es mechanisch bessere Lösungen wie die Hörer von B&W hier zeigen, da bevorzuge ich dann schon mal diese wenngleich der subjektive Eindruck des Testers hier den Ultrasone klanglich hauchdünn den Vorzug gibt.
0
Borbarad21.06.15 19:15
Komisch. Ich kann Ultrazone nichts abgewinnen. Egal welchen ich bisher gehört habe. aber das gleiche ist auch wenn nicht ganz so arg mit AKG und Beyerdynamics.

Dann schon viel eher Audeze, Sennheiser (HD800), Hiifman (560 oder größer), Oppo PM1 oder den B&W P7.

Der Master1 von Pioneer soll auch seht interessant sein. Gehört habe ich ihn noch nicht(wie die meisten noch nicht

B
0

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.