Offener Brief eines Apple-Veteranen: Harsche Kritik an Cooks und Apples moralischem Wandel


Vor zehn Jahren erkannte Apple das Thema Datenschutz mehr denn je für sich. Zwar war Privatsphäre schon vorher als Wert verankert, doch 2015 wurde diese zum essenziellen Kernnarrativ. Auslöser war die Forderung des FBI, ein iPhone 5c des Attentäters von San Bernardino zu entsperren. Apple verweigerte das medienwirksam und berief sich auf den Schutz der Privatsphäre und Datensicherheit aller Nutzer – der Streit markierte aber den Beginn von Apples offensiver Datenschutz-Positionierung.
Ein ehemaliger Marketingveteran Apples namens Wiley Hodges, der seine Karriere schon bei NeXT begonnen und 22 Jahre bei Apple in leitenden Funktionen verbracht hatte, geht in einem
offenen Brief an Tim Cook auf den moralischen Wandel des Unternehmens seitdem ein. So lobt er die klare Position, welche man damals an den Tag legte, allen vehementen politischen Forderungen zum Trotz. Tim Cook habe damals eindeutig für eine richtige Sache gestanden und darum gekämpft. Leider sei die Lage im Jahr 2025 gänzlich anders.
Regierung fordert, Apple gehorchtDie Entfernung der App ICEBlock aus dem App Store (siehe
Meldung) war laut Wiley Hodges aber ein moralischer Tiefpunkt. Er stimmt damit den Aussagen des ICEBlock-Entwicklers Joshua Aaron zu, welcher sagte, Behauptungen, dies sei nach Gewaltandrohungen gegenüber Strafbehörden erfolgt, entbehren jeglicher Grundlage. Anstatt "den Terror der aktuellen Regierung" zu bekämpfen, kapituliere man schlichtweg. Das hält Hodges für höchst problematisch: Jeden Raum, den man totalitären Regimes einräume, gebe diesen noch mehr unrechtmäßig erlangte Macht.
War das nur der Anfang?"Was würde Apple heute wohl sonst noch tun?", lautet die Frage im Brief. Überreicht man auch die Identität derer, die ICEBlock verwendeten? Verschwinden regierungskritische Podcasts? Hoffentlich seien das einfach nur lächerliche Fragen, so Hodges. In jedem Fall müsse es Offenheit und ehrliche Erklärungen geben, wie genau es zur Entfernung besagter App kam. Nicht nur er, auch der Entwickler der App sieht den Vorgang als rechtsstaatlich nicht gedeckt an. Nachdem das US-Innenministerium CNN wegen eines Berichts über ICEBlock bedrohte, und Justizministerin Pam Bondi den Entwickler mit "er solle besser auf sich aufpassen" anging, wirft die Sache doch ein sehr unangenehmes Licht auf das Vorgehen.
Eine dunkle Phase in der Geschichte – welche erst recht Moral benötigtMan befinde sich an einem kritischen Punkt der Geschichte und die konstitutionelle Republik stehe vor Gefahren. Jeder müsse dazu beitragen, dass Befolgen von Gesetzen und nicht das Gutdünken einzelner Leute im Vordergrund stehe. Apple repräsentierte stets, wie Amerika sein könnte – und er hoffe auf eine Rückkehr jener Werte, für die man einst so öffentlich kämpfte. Im Mai 2025 war noch ein Apple-Schreiben erschienen, in dem es um "Unser Bekenntnis zu Menschenrechten" ging, doch auf Regierungsdrohungen zu reagieren, ohne dass normale rechtliche Abläufe in Gang treten, widerspricht dem. Tim Cook sei ein großartiger CEO, der ihm zudem durch offen verkündete moralische Werte imponierte. Momentan blicke Hodges jedoch mit Wut auf die gesamte Situation.