
Apple Music: Die ersten Tage mit Apples Musik-Streamingdienst
Vorläufiges FazitDrei Tage sind viel zu kurz, um – neben anderen täglichen Verpflichtungen – Apple Music und die neuen Apps allumfassend zu erforschen. Abgesehen von den im Text genannten und noch nicht behobenen Problemen mit der iCloud-Mediathek und iTunes funktioniert das Angebot vom Start weg wie versprochen. Für einen Plattform-Start in diesem Maßstab ziemlich beeindruckend.
Natürlich schießen derweil viele Vermutungen ins Kraut, ob und wie erfolgreich Apple damit sein wird. Meine Einschätzung dazu: Mit rund 75 Mio. Nutzern, davon aber nur 20 Mio. Abonnenten, setzt Spotify momentan die Pace. Ich gehe davon aus, dass Apple (nach Ablauf der ersten drei Monate, in denen viele das kostenlose Probeabo auskosten) innerhalb weniger Monate diese Vorgabe erreichen und an Spotify vorbeiziehen wird.
Allein die schiere Menge an vorhandenen iTunes Accounts (man spricht von ca. 800 Mio.) und der sagenhaft einfache Einstieg, gepaart mit der sonst nirgendwo zu findenden Integration in die Landschaft der Mac und iOS-Devices, plus PCs mit iTunes und später Android, sind gute Argumente. Hinzu kommt das sehr große und mit Sicherheit weiter stark wachsende Musikangebot, das vom Start weg mindestens mit Spotify gleichzieht oder dieses sogar schon übertrifft. Last but not least werden auch viele Anbieter von Audio-Streamingkomponenten (z.B. die bereits erwähnten Sonos Lautsprecher, aber auch viele andere Hersteller) alles daran setzen, Apples Dienst in ihre Systeme zu integrieren, um einer enorm großen Kundenbasis einen wichtigen Kaufanreiz zu verschaffen – was wiederum die Verbreitung von Apple Music steigern wird.
Die Systemvoraussetzungen, also mindestens iOS 8.4 oder iTunes 12.2, bedeuten allerdings, dass nur diejenigen partiziperen können, die ihre Systeme auf den neuesten Stand aktualisieren. Die Gruppe der Update-Verweigerer, welche Gründe diese auch immer haben mögen, ist zwar insbesondere unter den Apple-Usern vergleichsweise klein, verringern aber die
theoretische Basis von ca. 800 Mio. Inhabern eines iTunes-Accounts und verlangsamen damit in gewisser Weise die Verbreitung von Apple Music. Demgegenüber stehen eine Menge User anderer Streaming-Dienste (insbesondere auch hier wieder Spotify), die nur darauf gewartet haben, dass Apple seinen eigenen Streamingdienst an den Start bringt. Was einen gewissen Verlust an Usern für Spotify bedeuten dürfte. Im MTN-Forum gab es jedenfalls schon einige Kommentare, in denen Spotify Lebewohl gesagt wurde.
Liest man die vielen Kommentare zu Apple Music im MTN-Forum und auf anderen Plattformen, wird deutlich, dass noch ein großer Aufklärungsbedarf besteht und eine Menge Überzeugungsarbeit von Apple geleistet werden muss. Viele User sehen nach wie vor keinen Vorteil darin, Musik nur hören zu dürfen, diese aber nicht zu besitzen. Ein Umstand, der sich wahrscheinlich nicht so leicht aus den Köpfen vertreiben lassen wird. Ebenso wie die Natur eines Abonnements mit den damit verbundenen monatlichen Zahlungen. Immerhin: Die dreimonatige Probephase bietet jedem die Gelegenheit, das Angebot ausgiebig und ganz in Ruhe ausprobieren zu können.
Apple Music im Überblick – Das fiel auf:- Probephase bzw. Abo starten ist kinderleicht
- Streaming funktioniert bislang sehr zuverlässig und ohne Aussetzer
- das Musikangebot entspricht oder übertrifft etablierte Konkurrenz
- gelungene Musikvorschläge mit Verbesserungspotential durch Herz-Wertungen
- in Apple Music ist keine Favoritenliste auf Basis der Herz-Wertungen vorhanden
- Funktionsumfang der iOS-Apps ist derzeit besser als iTunes
- in iTunes gibt es keine Offline-Bereitstellung [Korrektur: Siehe Text]
- iCloud-Mediathek kann zu Problemen mit der eigenen Musik-Library führen (z.B. Cover-Austausch)
- ohne Aktivierung der iCloud-Mediathek gibt es nur eingeschränkten Funktionsumfang (z.B. Musik kann nicht der eigenen Sammlung hinzugefügt werden)
- kostenloser, moderierter Radiosender Beats 1 verfügbar
- bislang sechs weitere, unmoderierte Radiostationen (playlistbasiert)
- Klangqualität mit 256 kbit/s AAC in Ordnung, aber nicht High End
- Apps benötigen insgesamt noch mehr Feinschliff, besonders iTunes ist teilweise nicht sehr intuitiv
- Kündigung des Abos monatlich und unbürokratisch per "Schalter" möglich (siehe unten)
Übrigens: Wer das sich automatisch verlängernde Abo nicht fortführen will, braucht dazu lediglich in den Account-Einstellungen (Das User-Icon in der Titelleiste von iTunes oder der iOS-App) unter
"Accountinformationen" > Einstellungen > Abos > Verwalten anklicken und den Punkt
"Automatisch verlängern" deaktivieren. Damit kann das Abo auch nach Ablauf der Probefrist monatlich gekündigt werden.