Amazon testet Gebühren für verpackte Retouren


Amazon überarbeitet derzeit seinen Rückgabeprozess und erprobt neue Regeln für Retouren. In ausgewählten Fällen entfällt die Möglichkeit, Artikel wie bisher kostenfrei im eigenen Versandkarton zurückzuschicken. Stattdessen fordert der Konzern eine sogenannte „unverpackte“ Rückgabe – das bedeutet: Die Ware muss lediglich in ihrer Originalverpackung abgegeben werden. Im Paketshop übernimmt das Personal das weitere Handling und verpackt die Rücksendung in standardisierte Versandtaschen oder -boxen. Für Amazon hat das klare Vorteile: Die einheitlichen Verpackungen sparen Platz im Transport und vereinfachen die Logistik. Und für die Kunden? Laut Amazon soll das neue Verfahren der Umwelt zugutekommen – doch viele stellen diese Begründung infrage.
Auch Prime-Abonnenten betroffenWer die Retourenware lieber selbst verpacken und per Post zurücksenden möchte, stößt mitunter auf zusätzliche Gebühren – oder findet diese Option im Rückgabeprozess gar nicht mehr vor. Laut verschiedenen Medienberichten betrifft das auch Kunden mit kostenpflichtigem Prime-Abo. Ein eigener Test zeigte jedoch: Bei mehreren kürzlich bestellten Produkten stand uns stets auch eine kostenfreie Rücksendeoption mit eigener Verpackung zur Auswahl. Offenbar hängt die Verfügbarkeit dieser Option weder vom jeweiligen Artikel noch vom Versanddienstleister oder dem Rückgabezeitpunkt ab. Vielmehr handelt es sich um einen Testlauf, der möglicherweise nur für bestimmte Bestellungen oder Kundengruppen gilt.
Amazons notdürftiger ErklärungsversuchAuf Anfrage des Bayerischen Rundfunks erklärte Amazon die Änderung der Rückgaberichtlinien mit einem laufenden Testverfahren. Wörtlich heißt es in der Stellungnahme: „Wir testen regelmäßig Möglichkeiten, um Produktrücksendungen für unsere Kund:innen so einfach und umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.“ Im Rahmen dieses Tests stehe ausgewählten Accounts aktuell ausschließlich die Rückgabe ohne Versandkarton – also die sogenannte „Retoure unverpackt“ – als kostenfreie Option zur Verfügung. Wer stattdessen eine klassische Rücksendung mit eigener Verpackung bevorzugt, könne dies zwar weiterhin tun, müsse dafür jedoch mit Zusatzkosten rechnen.
Es gibt berechtigte KritikFraglich bleibt allerdings, wie nachhaltig der neue Rückgabeprozess tatsächlich ist. Wenn Kunden den Original-Versandkarton entsorgen müssen und stattdessen in der Paketannahmestelle eine neue Versandtasche zum Einsatz kommt, entsteht zusätzlicher Verpackungsmüll – ganz im Widerspruch zum postulierten Umweltschutz. Auch der praktische Ablauf wirft Fragen auf: Wer etwa sensible oder intime Produkte zurückgeben möchte, steht vor der unangenehmen Situation, diese in der Produktverpackung – für Dritte sichtbar – in einer Filiale abgeben zu müssen. Datenschutz und Privatsphäre geraten dabei schnell ins Hintertreffen: Nicht jeder möchte, dass wildfremde Menschen Einblick in den Inhalt der Amazon-Bestellungen erhalten.