Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

iPhones zusammenschrauben bei Pegatron - Einblicke durch Sommerprojekt

Ein Arbeitstag von 12 Stunden, Schlafräume für 7 Personen und verpflichtende Überstunden; so sah sechs Wochen lang der Alltag von Dejian Zeng beim taiwanischen iPhone-Monteur Pegatron aus. Der Absolvent der New York University sah seinen kurzen Einsatz beim Apple-Partner als Sommerprojekt an, in dem er die Arbeitsbedingungen der chinesischen iPhone-Konstrukteure in der Fabrik unweit von Shanghai aus erster Hand erfahren konnte. In einem Interview mit Business Insider berichtete er nun von seinen Erlebnissen aus dem Sommer 2016.



Eintönige Arbeit
Eindringlich geht er auf die Monotonie der meisten Arbeitsabläufe ein. In der ersten Zeit seiner Anstellung war er in der Produktionskette des iPhone 6s eingeteilt. Den gesamten Tag lang musste er Lautsprecher mit einer Schraube am Gehäuse befestigen, 12 Stunden lang. „Es ist einfach, aber das ist die Arbeit, die zu tun ist. Immer wieder, immer wieder. Tagelang.“ Während seiner sechs Wochen musste die Fabrik auch die ersten Probemodelle des iPhone 7 herstellen. Da wechselte seine Hauptbeschäftigung dahingehend, dass er fortan Kameragehäuse mit zwei Schrauben an die Gehäuse anbringen musste.


Lohn, erzwungene Pausen, verpflichtende Überstunden
Da die Produktion des iPhone 7 noch nicht voll angelaufen war, gab es nur wenige Modelle zusammenzubauen. Das führte teilweise zu stundenlangen Phasen ohne Aufgabe; diese erzwungenen Pausen wurden nicht bezahlt. Auf der anderen Seite gab es zu Stoßzeiten verpflichtende Überstunden. Der Lohn betrug umgerechnet knapp 425 Euro pro Monat. Nach den 12 Stunden langen Schichten stellte Pegatron den Arbeitern eine Unterkunft für die Nacht zur Verfügung, in denen sich je sieben Arbeiter auf Holzhochbetten verteilten.


Apples Visitationen und Geheimhaltungsbestimmungen
Während der Probeläufe für das iPhone 7 waren an jedem Tag auch Apple-Vertreter vor Ort, um eventuelle Produktionsprobleme im Blick zu behalten. Die Arbeiter nannten Apple einfach »der Klient«. Einerseits sorgten sie für die Visitationen zur Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen und Überstunden, andererseits legten sie auch sehr großen Wert auf die Geheimhaltung, was das damals noch nicht präsentierte iPhone 7 anging. Strikte Kontrollen an den Ausgängen, zwei Sicherheitsstationen und Metalldetektoren kamen zum Einsatz. Mitarbeiterinnen mit Bügel-BHs mussten sich für die Arbeit umziehen. Die Produktionsstraßen für das iPhone 7 waren stets mit Vorhängen verhüllt; wenn sie zum Einsatz kam, mussten alle nicht involvierten Mitarbeiter die Fabrikhalle verlassen.

Pegatron teilte sich sowohl beim iPhone 6s als auch aktuell beim iPhone 7 die Produktion mit dem prominenteren Apple-Partner Foxconn. Für die größeren Plus-Modelle setzt Apple dagegen auf Foxconn und Wistron. Alle drei Auftragshersteller kommen aus Taiwan, produzieren aber vornehmlich in Festland-China.

Weiterführende Links:

Kommentare

teorema67
teorema6712.04.17 11:55
1) Modern Times von Charles Chaplin, 2 Schrauben:




2) Ich kaufe von Herstellern, bei denen ich bessere Arbeitsbedingungen zumindest erhoffen darf.
Wenn ich groß bin, geh ich auch auf die Büffel-Universität! (Ralph Wiggum)
-8
Black Mac
Black Mac12.04.17 11:58
Dass er nur eine oder zwei Schrauben reindrehen musste, ist logisch. Diese Reduktion auf die kleinstmögliche Arbeitseinheit ist die einzige Chance, um schnell über Nacht ein paar Tausend Leute anzuheuern, die am nächsten Morgen bereits produktiv sind.
P.S.: Apple kann keine Dienste.
+5
gegy12.04.17 13:08
teorema67
2) Ich kaufe von Herstellern, bei denen ich bessere Arbeitsbedingungen zumindest erhoffen darf.

Tja, nur welcher Hersteller könnte das sein?
+10
Ghostmaster3708312.04.17 16:04
Laut Wikipedia stellt Pegatron auch für Acer, Asus, Dell, Fujitsu, Hewlett-Packard, Intel, Lenovo, Microsoft, Nokia, Panasonic, Sony und Toshiba her. Ob es in den Fabriken für diese Hersteller anders aussieht ? Klar macht es das nicht besser aber immer nur bei Apple den schwarzen Peter zu suchen kommt mir schon ein bisschen einseitig vor.
+3
teorema67
teorema6712.04.17 18:33
gegy
teorema67
2) Ich kaufe von Herstellern, bei denen ich bessere Arbeitsbedingungen zumindest erhoffen darf.

Tja, nur welcher Hersteller könnte das sein?
Die, die noch in Südkorea oder Japan produzieren
Wenn ich groß bin, geh ich auch auf die Büffel-Universität! (Ralph Wiggum)
-1
Wolfgang D.12.04.17 19:45
teorema67
Die, die noch in Südkorea oder Japan produzieren
Sogar Samsung nutzt Billigkräfte aus Nordkorea (Sonderwirtschaftszone). Welches Mobile wird noch in Japan gebaut, wo sogar die Auftragshersteller eher in China oder Vietnam produzieren lassen?
+3
mac-mark
mac-mark12.04.17 22:56
Wolfgang D.
teorema67
Die, die noch in Südkorea oder Japan produzieren
Sogar Samsung nutzt Billigkräfte aus Nordkorea (Sonderwirtschaftszone). Welches Mobile wird noch in Japan gebaut, wo sogar die Auftragshersteller eher in China oder Vietnam produzieren lassen?
bzgl. Nordkorea: Dem ist seit einem Jahr auch nicht mehr so.
0
Wolfgang D.12.04.17 23:28
mac-mark
bzgl. Nordkorea: Dem ist seit einem Jahr auch nicht mehr so.
Neue Fabriken haben etwas Vorlaufzeit: 2015 sollten in Vietnam schon 40% der Samsung-Smartphones produziert werden, laut Heise https://www.heise.de/newsticker/meldung/Samsung-produziert-mehr-Smartphones-in-Vietnam-2064906.html
0
CooperCologne13.04.17 07:13
teorema67
Die, die noch in Südkorea oder Japan produzieren

Wer soll das sein? Mittlerweile wird doch fast alles bei Pegatron und Foxconn zusammen geschraubt, von der PlayStation bis zum LCD TV. Lediglich 'High-End' kommt doch noch aus Japan bzw. Südkorea direkt, von Sony z.B. die Heimkino-Projektoren und von LG die OLED TVs - was sich dann aber auch im Preis entsprechend niederschlägt. Selbst wenn man wollte, dort würden gar nicht die benötigten Produktionskapazitäten für ein iPhone/Galaxy gestemmt werden können, um den globalen Markt bedienen zu können.
+2
jogoto13.04.17 09:06
teorema67
Die, die noch in Südkorea oder Japan produzieren
Wenn es Dir um menschenwürdige Arbeitsbedingungen geht, dürftest Du gar nichts kaufen, was in Südkorea produziert wird. Und über Japan wurde gerade erst über die unmenschliche Arbeitsbelastung und dem Druck berichtet, dem vor allem junge Leute ausgesetzt sind. Sorry, aber wenn Du schon Unterschiede finden willst, solltest Du Dich ein wenig besser informieren.
Was China betrifft, Arbeitszeit, Lohn und Unterkunft sind Dinge, die für die meisten Arbeiter dort eine enorme Verbesserung gegenüber anderen Arbeitsplätzen auf dem Land bedeuten, wo viele herkommen.
+1
valcoholic
valcoholic13.04.17 12:17
Ich denke dass hier nur die chinesische Politik was ändern kann. Ich bezweifle, dass dies hier so unüblich für Arbeitsbedingungen in chinesischen Fabriken jeglicher Art ist und jeder, der irgendein Produkt Made in China kauft, sollte sich bewusst sein, was das heisst. Die Situation wird sich auch nicht von heute auf morgen ändern, aber derartige Dokumentation erhöhen zumindest das Bewußtsein der Endkunden und den Druck auf die Politik. Der bis dato so gut wie gar nicht besteht und wohl auch noch viele Jahre oder Jahrzehnte anwachsen muss, bis sich was ändert. Und China's wirtschaftlicher Aufschwung wird diese Situation dank wachsender lokaler Nachfrage auch nicht bessern.

Alles in allem finde ich die hier dargebrachte Dokumentation aber nicht sonderlich überraschend oder schlimm. Von Billiglohnländern hat man wirklich schon weit schlimmeres gesehen. Selbstverständlich macht es das nicht besser, aber ich frage mich, was sich mancheiner, der über sowas den Kopf schüttelt ernsthaft erwartet hat?
Das ist der Preis für unsere Wohlstandsgesellschaft und sofern sich keine größere Gruppe an Menschen findet, die bereit ist entweder den Stand der Technik um 5 Jahre zurückzudrehen oder das doppelte für ein Smartphone auszugeben, wird sich das auch nicht ändern.

Und ich stimme komplett mit jogoto's letztem Absatz zu. China ist ein Land mit über einer Milliarde Einwohner. Da gibt's wahrlich alles. Menschen die in endlosem Luxus leben und Menschen die mehr oder minder in einem Erdloch ohne Strom hausen.
0
teorema67
teorema6713.04.17 16:55
CooperCologne
Wer soll das sein?
Auf meinem Phone steht zumindest mal Made in Korea.


jogoto
Wenn es Dir um menschenwürdige Arbeitsbedingungen geht, dürftest Du gar nichts kaufen, was in Südkorea produziert wird.
Hab ich auch nicht geschrieben. Ich hatte es von Herstellern, bei denen ich bessere Arbeitsbedingungen erhoffen darf als bei Pegatron China oder Foxconn China. In diesem brutalen Land könnte eventuell der Diebstahl eines iPhones für einen Termin beim Henker genügen. In Südkorea definitiv nicht.
Wenn ich groß bin, geh ich auch auf die Büffel-Universität! (Ralph Wiggum)
+1
mac-mark
mac-mark14.04.17 15:51
Wolfgang D.
mac-mark
bzgl. Nordkorea: Dem ist seit einem Jahr auch nicht mehr so.
Neue Fabriken haben etwas Vorlaufzeit: 2015 sollten in Vietnam schon 40% der Samsung-Smartphones produziert werden, laut Heise https://www.heise.de/newsticker/meldung/Samsung-produziert-mehr-Smartphones-in-Vietnam-2064906.html
Ich bezog mich nur auf die Sonderwirtschaftszone, die ist nämlich stillgelegt.
0

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.