iPad- und AirTag-Gravuren: Forscher analysieren Apples Zensurfilter
Gewisse Wörter mit vier Buchstaben kann man von Apple in den Vereinigten Staaten bekanntlich nicht auf eines der Geräte aus Cupertino gravieren lassen. Auch im deutschen Online-Store des Unternehmens sind etliche der berüchtigten "Four-letter words" strikt tabu. Die Tatsache, dass Apple bestimmte Begriffe ausfiltert, ist kein Geheimnis. Der iPhone-Konzern selbst erklärte schon vor geraumer Zeit, dass er bei den Gravuren von iPad, iPod touch, AirTags oder Apple Pencil keine rassistischen, vulgären oder urheberrechtsverletzenden Ausdrücke akzeptiert.
Apples Filterlisten sind teilweise sehr umfangreichDie von Apple eingesetzten Filterlisten sind aber in einigen Ländern nicht nur sehr umfangreich, sondern umfassen darüber hinaus auch politische Begriffe. Das ist das Ergebnis einer
Untersuchung von Wissenschaftlern des kanadischen Forschungsinstituts "The Citizen Lab". Die Forscher nahmen hierfür die Online-Stores des kalifornischen Konzerns in China, Hongkong, Taiwan, Japan, Kanada und den Vereinigten Staaten unter die Lupe. Dabei stellten sie fest, dass Apple im Reich der Mitte insgesamt 1.045 Schlüsselwörter ausfilterte. Darunter fanden sich Begriffe wie "Politik" oder "Menschenrechte". Auch die Gravur der Zahlenkombination "8964" lehnt Apple in China ab. Diese kann als Angabe des Datums "4. Juni 1989" interpretiert werden, dem Tag des Tian'anmen-Massakers.
Anzahl der von Apple zensierten Begriffe nach Kategorie und Land
Quelle: The Citizen Lab
Auswirkungen auch auf Hongkong und TaiwanDie rigorose Zensur in China wirkt sich den Forschern zufolge auch auf Hongkong und sogar Taiwan aus. Dort werden laut der Analyse zwar nur 542 beziehungsweise 397 Begriffe abgelehnt, aber auch darunter finden sich viele politisch besetzte Ausdrücke. In der chinesischen Sonderverwaltungszone sind etwa die Wörter "Regenschirm-Revolution" und "Pressefreiheit" tabu, taiwanische Kunden müssen beispielsweise auf die Nennung der religiösen Gemeinschaft namens "Falun Gong" verzichten. Die Wissenschaftler betonen in ihrem Bericht ausdrücklich, dass es in Taiwan keine gesetzlichen Vorschriften für diese Art der Zensur gebe. In einigen Fälle wisse Apple zudem wohl selbst nicht, warum bestimmte Begriffe ausgefiltert würden. So habe das Unternehmen die Gravur von zehn chinesischen Personenbezeichnungen abgelehnt, welchen den Nachnamen Zhang enthielten.
Apple: Wir berücksichtigen Gesetze und kulturelle GepflogenheitenIn Japan, Kanada und den USA konnten die Forscher keine Ablehnungen politisch besetzter Ausdrücke feststellen. Insgesamt ist zudem die Zahl der für Gravuren unzulässigen Begriffe in diesen drei Ländern erheblich geringer als etwa in China oder Taiwan. In einem Schreiben (
PDF-Datei) an die Forscher von "The Citizen Lab" erklärte Apples Chief Privacy Officer Jane Horvath, das Unternehmen berücksichtige bei der Erstellung der Filterlisten sowohl die in dem jeweiligen Land geltenden Gesetze als auch die örtlichen gesellschaftlichen sowie kulturellen Gepflogenheiten. Dabei setze man auf einen hausinternen Review-Prozess, in welchen keine staatlichen Stellen eingebunden seien.