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Vor 35 Jahren: Der "Diesel" wird in die Apple-Spitze berufen – um später John Sculley abzulösen

Ende der 80er Jahre war spätestens klar, dass im Unternehmen nicht mehr alles ganz rund lief. Zudem schlug sich eine Komponentenkrise auf die Margen des Unternehmens nieder. Angesichts stark gestiegener Einkaufspreise mussten die ohnehin schon nicht sehr günstigen Mac-Preise um bis zu 30 Prozent angehoben werden – und die US-Sparte kam empfindlich ins Straucheln. Ein neuer Mann für den Posten des Chief Operating Officers war erforderlich, die Wahl fiel vor genau 35 Jahren auf Michael Spindler. Das galt damals als durchaus überraschende Entscheidung: Spindler war eigentlich überhaupt kein knallharter "Operations Guy", sondern fühlte sich im Bereich Business-Strategien und globale Aufstellung sehr viel sicherer. Dennoch leitete die Berufung seinen weiteren Aufstieg bei Apple ein, der 1980 als Angestellter bei Apple Europa in Brüssel begonnen hatte.


Als Sculley gehen muss, steht Spindler bereit
1993 war nach 10 Jahren an der Spitze nämlich Schluss mit Sculleys Amtszeit als Apple-CEO. Man traute ihm nicht mehr zu, Probleme wie sinkende Umsätze und Marktanteile zu beseitigen. Auch fehlende Weiterentwicklung des Macintosh sowie zu starker Fokus auf das Newton-Projekt stießen auf Missfallen. Als Nachfolger stand "der Diesel" bereit – so lautete der Spitzname des neuen, gebürtig aus Deutschland stammenden CEO Michael Spindler. Wie man weiß, konnte auch Michael Spindler das Ruder nicht herumreißen, stattdessen verschlechterte sich die Lage bis hin zur unmittelbar drohenden Insolvenz des Unternehmens. Er ging daher als gescheiterter Apple-Manager in die Geschichte ein, mit dem kaum jemand etwas Gutes verbindet.


PowerPC und Europa-Aufbau
Dabei fielen in seine Zeit durchaus wichtige Entwicklungen. Mitte der 90er konnte Apple die ersten Macs mit PowerPC-Prozessor präsentieren. Diese waren zu Anfang schneller als PCs mit Intel-Chips, wenngleich es nicht gelingen sollte, Microsoft wieder Marktanteile abzunehmen. Spindler baute zudem Apple Europa auf, womit sich schnell Erfolge vorweisen ließen – 25 Prozent des Konzernumsatzes stammten recht schnell von dort.

Zwei gute Jahre, dann der Kollaps
1994 und 1995 waren die Verkaufszahlen zwar noch recht gut, doch 1996 folgte der komplette Absturz. Das Jahr wird oft als Tiefpunkt der Unternehmensgeschichte bezeichnet, was auch an einem offenen Brief des CEOs abzulesen ist. "Things Aren’t Going So Great", lautete dessen Titel, "die Dinge laufen nicht so toll". Eigentlich wollte er damit für Ruhe sorgen und bewirken, dass die Unsicherheit bezüglich Apples Zukunft nicht noch stärker wird, doch er erreichte exakt das Gegenteil. Spindler betont, dass Apple gut gerüstet für zukünftige Entwicklungen ist, wenn man erst einmal Copland auf den Markt bringen könne, mehr auf PowerPC basierende Produkte erscheinen, der Newton zu einem Erfolg werde und mit Pippin, die Multimedia-Plattform mit Internet-Browser, erscheine.

1996: Spindlers Apple-Zeit endet
Zwischen dem erwähnten Brief und seiner Entlassung sollten nur noch wenige Wochen liegen. Im Februar 1996 entschied Apple, den gesundheitlich schwer angeschlagenen Michael Spindler durch Gil Amelio zu ersetzen. Damit scheiterte gleichzeitig Spindlers Projekt, Apple an IBM, Philips oder Sun zu verkaufen – für Amelio war die Aufgabe der eigenen Identität und Marke keine Option (siehe dieser Artikel). Nach Spindlers Aus als CEO zog er sich fast vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und stand auch nicht mehr als Interview-Partner zur Verfügung. Michael Spindler verstarb am 5. September 2016 im Alter von 74 nach kurzer schwerer Krankheit.

Kommentare

Nebula
Nebula03.02.25 18:49
Interessant vor dem Hintergrund ist, dass Tim Cook den Laden dann doch recht erfolgreich führt, obwohl ihm das kaum einer zugetraut hatte. Viele vermissen ja den Zauber von Steve Jobs. Ich vermute aber mal, wenn sich Apple unter Steve Jobs ebenso vergrößert hätte, wäre auch bei ihm viel Zauber verloren gegangen. Schon zu Lebzeiten hatten sich ja einige "die alten Zeiten" zurückgesehnt.

Hoffentlich findet Apple wieder seinen Platz in der doch turbulenten Situation am Markt. Vieles liegt gerade im Argen: Miese Softwarequalität, kaputtes Siri, enormer KI-Rückstand, Vision Pro kein Erfolg, veraltete Displays, veralteter Mac Pro … gefühlt war der neue Mac mini das einzige Glanzlicht in der letzten Zeit.
»Wir waren schon immer schamlos darin, großartige Ideen zu stehlen.« – Steve Jobs
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Apple@Wien
Apple@Wien03.02.25 21:33
Nebula

Das ist die eine Sicht der Dinge.
Meine persönliche Sicht, ist eher gegenteilig.

Man versucht sich darin neue Märkte zu schaffen, wie z.B. die Apple Vision, machen andere aber auch und hat auch Steve Jobs getan.

Mit den M-Prozessoren, ist Apple derweil so gut aufgestellt wie selten oder gar nie zuvor.
Apple hat aktuell die schnellste CPU (abgesehen von Server Farmen) und das ohne M-Ultra, sind mit der GPU so stark wie nie.

Man bekommt Performance pro € wie noch nie zuvor.

Die Apple Watch war und ist ein Erfolg.

In Puncto Services ist alles bestens aufgestellt, iCloud, Apple Music, Apple One etc. permanentes Einkommen für Apple mit Bindungseffekt.

KI verschlafen? Ja, nicht der erste, aber verschlafen ist gar nichts, es entwickelt sich gerade erst alles.

Apple ist sehr gut aufgestellt und kein Nischenprodukt mehr, sondern Mainstream.

Gut für das Unternehmen, aber manchmal schlechter für uns, da schneller geliefert werden muss und die Softwarequalität ein wenig leidet.

Wenn ich mir aber anschaue was die anderen so abliefern, merke ich das Apple nach wie vor die beste Wahl ist.
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