

Das iPad ist ein grandios guter Helfer für unterwegs, im Studio/Büro oder daheim, insbesondere in seinen neuesten und leistungsstärksten Varianten mit Apples M4 Prozessor. Doch eingefleischte Mac-User beklagen bis heute zahlreiche Limitierungen von iPadOS gegenüber macOS. Als Nutzer sowohl eines Desktop-Mac, eines MacBook Pro M4 und eines iPad Pro M4 kann ich ein Lied davon singen. Vor allem wenn es um eine komfortable Dateiverwaltung geht, greife ich immer wieder schnell zum MacBook. Die meisten Aufgaben ließen sich zwar auch
irgendwie mit dem iPad erledigen – vor allem, wenn man ein Case mit Bluetooth-gekoppelter Tastatur nutzt – aber eben längst nicht so effizient wie auf dem Mac.
KompaktVerfügbarkeit | | sofort / September |
Zudem gibt es aus meiner Sicht wegen der grundsätzlichen Auslegung zur Touch- statt Mausbedienung mit diversen Programmen, die ich vom Mac gewohnt bin, erhebliche Umgewöhnungsprobleme. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ich arbeite u. a. mit Programmen wie Lightroom, Photoshop und der Affinity Suite. Diese Programme existieren auch für das iPad. Aber jedes Mal, wenn ich versuche, damit auf dem iPad eine kleine Bearbeitung auszuführen, bin ich mehr damit beschäftigt, nach den vom Mac gewohnten Funktionen zu suchen. Ein ganz krasses Beispiel ist die simple Aufgabe, ein Dokument zu speichern. Während das auf dem Mac seit Jahrzehnten in jedem Programm ganz konsistent mit den Befehlen „Speichern“ und „Speichern unter…“ geht, finden sich diese Optionen nicht in gleicher Form auf den iPad-Versionen der Apps. Mal geht das nur über Export-Optionen, mal sind die Optionen für die Speichereinstellungen völlig abweichend – oder gar nicht wie auf dem Mac vorhanden. Ich habe schlicht nicht die Zeit und die Lust, diese komplexen Programme für das iPad noch mal komplett neu erlernen zu müssen. Also was mache ich? Ich greife zum MacBook.
Mit den letzten Montag zur WWDC angekündigten Änderungen in der nächsten
iPadOS-Version 26 könnte sich einiges ändern. Apple verkündete die Implementation einiger vom Mac bekannten Bedienelemente, unter anderem einer Menüleiste, mit der gewöhnte Befehle wie die Speichern-Dialoge endlich aufs iPad kommen könnten. Da lohnt sich die Anschaffung eines Tastatur-Case für das iPad umso mehr und vielleicht kann der Eine oder Andere damit auf ein zusätzliches MacBook verzichten.
Es gibt es unzählige so genannte Tastatur-Cases. Das sind zumeist Schutzhüllen, die wie ein Buchcover um das iPad gehüllt werden und die über ein integriertes, manchmal auch abnehmbares Keyboard verfügen. Einige sogar über ein Touchpad, was für das kommende iPadOS 26 noch interessanter wird.
Vorstellung Logitech Flip FolioAuch der Zubehör-Riese Logitech hat solche Hüllen in unterschiedlichen Varianten im Angebot. Vom Universal Folio und Slim Folio für iPad, die aktuell für unter 60 bzw. unter 80 Euro zu haben sind, bis hin zum Premium-Modell Combo Touch for iPad Pro, das mit Preisen bis ca. 280 Euro schon sehr kostspielig ist, aber noch lange nicht an die Luxusvariante namens
Magic Keyboard für 13" iPad Pro (M4) von Apple heranreicht, die mit bis zu 399 Euro zu Buche schlägt.
In dieser Woche hat Logi sein Angebot an iPad-Tastatur-Cases um ein weiteres Modell der gehobenen Preisklasse ergänzt. Das Flip Folio genannte Zubehör ist für iPad Pro und iPad Air in 11 und 13 Zoll verfügbar und verspricht robusten Schutz für die Vorder- und Rückseite des Tablets, eine komfortable Aufstellung in variablen Winkeln, Nutzung des iPad auch im Hochformat und als Highlight bietet es eine abnehmbare Bluetooth-Tastatur.
Im Gegensatz zu anderen Tastatur-Cases ist das Schreibbrett des Flip Folio nicht wie bei einem Notebook streng unterhalb des Bildschirms in die Schutzhülle eingearbeitet, sondern sie haftet magnetisch an der Außenseite des Case, wo sie mittels einer farbigen Grifflasche ganz einfach abnehmbar ist.
Das relativ flache Keyboard des Flip Folio ist logi-typisch ordentlich verarbeitet, wurde aber, um das Gesamtgewicht des Case nicht explodieren zu lassen, sehr leicht gestaltet. Jedenfalls im Vergleich zu Desktop-Tastaturen. Nur knapp über 200 g bringt die Tastatur auf die Waage, bietet dabei aber ein sehr gutes Tippgefühl. Das eigentliche Schutz-Case ist hingegen (in der getesteten Version für iPad Pro 13“) mit nachgewogenen 622 g schon ganz schön schwer. Zusammen mit der Tastatur und dem Eigengewicht des iPad reden wir da von einem Transportgewicht von über 1.400 g. Nur zum Vergleich: Das MacBook Air M4 wiegt nur 1.240 g und selbst das MacBook Pro M4 14“ wiegt nur rund 100 g mehr als das iPad im Flip Folio. – Allerdings ohne irgendeine Schutzhülle. Das Logi-Case macht aus dem iPad also einen ganz schön schweren Brocken.
Verarbeitung und HandlingDas Buchcover-Prinzip des Flip Folio wurde so ausgelegt, dass das iPad möglichst einfach in das Case eingesetzt und herausgenommen werden kann. So wie man ein Blatt Papier in eine Mappe legt oder heraus nimmt. Es ist also nicht als Case für den dauerhaften Einsatz ausgelegt, sondern nur bei Bedarf schnell umgeschlagen. Das iPad wird für den Transport innen auf der Rückseite des Covers aufgelegt, wobei eine Aussparung für die Kameras vorhanden ist, die somit auch die Richtung diktiert. Es gibt eine leichte magnetische Haftwirkung für das iPad, aber die ist nicht so stark, dass das iPad in jedem Winkel fest und unverlierbar an der Innenseite des Cases klebt.
Zum Aufstellen wird der Deckel des Case aufgeklappt und an seinem vertikal verlaufenden Gelenk (erkennbar an einer „Knickfalte“) etwa im 90°-Winkel nach oben geknickt. Dann wird der „Buchdeckel“ nach hinten geklappt und dient so als Stütze. So kann das iPad wie ein Notebook aufgestellt werden. Der Bildschirmwinkel kann durch Anpassungen des „Knicks“ justiert werden. Bei Bedarf kann das iPad ganz einfach gelöst und hochkant aufgestellt werden. Eine kleine feste Kante im unteren Bereich sorgt dafür, dass das iPad nicht nach unten wegrutscht. Ist das iPad hochkant aufgestellt, bleibt sogar noch etwas Platz, um daneben ein iPhone zu platzieren.
Wird die Tastatur benötigt, greift man einfach nach der (in meiner graphit-farbigen Version) türkisen Gummilasche und löst sie von der magnetischen Halterung. Die Tastatur besitzt an der Oberkante einen On/Off-Schalter. Im Auslieferungszustand ist der Schalter auf On, aber zum Aktivieren muss erst eine Sicherungsfolie aus dem Batteriefach gezogen werden. Die Tastatur befindet sich dann sofort im Pairing-Modus.
Über die Tastatur werden natürlich alle von iPadOS gebotenen Tastaturkommandos unterstützt, was geübten Benutzern beispielsweise den App-Wechsel über cmd-Tab deutlich erleichtert und viele andere Kommandos bietet. Was im Gegensatz zum Top-Case von Logitech und vielen anderen Herstellern fehlt, ist ein Touchpad. Darauf wurde aufgrund des Konzeptes und des nötigen Platzbedarfs verzichtet. Zum Scrollen und für andere Touchbedienungen muss daher immer zum Bildschirm gegriffen werden. (Mit den Pfeiltasten und der Leertaste kann auch gescrollt werden, was aber nicht in jeder App funktioniert.)
Wie bei solchen Bluetooth-Tastaturen mittlerweile fast Standard, kann auch die des Flip Folio mit bis zu drei Geräten gekoppelt werden, wobei die Umschaltung über entsprechend farbig markierte Tasten erfolgt. Außer dem iPad kann damit also beispielsweise auch der Smart-TV oder (wie bei mir) ein als Server eingesetzter Mac mini M4 bedient werden.
Zur Stromversorgung. Die Tastatur hat keinen fest verbauten, wiederaufladbaren Akku, sondern wird über vier Knopfzellen vom Typ CR2016 gespeist, die bis zu zwei Jahre lang durchhalten sollen. Der Wechsel der Knopfzellen ist etwas fummelig und ein Fingernagelkiller. Erst müssen zwei versenkte Verriegelungen mit einer Büroklammer oder einem (stabilen) Zahnstocher gelöst werden und dann irgendwie das Schubfach mit den Knopfzellen herausgefummelt werden. Es gibt dort keine Vertiefung um anzusetzen. Logi selbst empfiehlt die Verwendung eines spitzen Gegenstandes zum Herausnehmen, aber dabei bekommt die Oberfläche mit ziemlicher Sicherheit Macken. Immerhin handelt es sich nicht um einen fest verbauten Akku, was die Entsorgung erschweren würde.

Die Oberflächen des zu 37% aus recyceltem Kunststoff hergestellten Flip Folio sind samtmatt und fühlen sich sehr angenehm an. Deckel und Rücken sind relativ dick, womit das geschlossene Case mitsamt iPad auf eine Höhe von etwa 14,2 mm an der dicksten Stelle kommt. Misst man die magnetisch aufgesetzte Tastatur mit, sind es dort rund 20 mm.
Die magnetische Haltekraft der Tastatur ist übrigens gut, aber nicht so fest, dass sie sich beim Transport in einer Tasche oder beim Tragen und einem Stoß an einer ungünstigen Stelle nicht lösen könnte. Im Großen und Ganzen halte ich diese Lösung aber für voll praxistauglich.
Auch wenn die Kanten des iPad bei diesem Case nicht mit umschlossen werden, ist das Tablet doch sehr gut geschützt. Display und Rückseite sind durch das sehr solide wirkende Material gegen so ziemlich jeden Angriff bestens abgeschirmt. Über Kratzer in der samtmatten Oberfläche des Flip Folio, die unvermeidlich sein dürften, sollte man sich keine Gedanken machen. Schließlich ist es in gewisser Weise auch die Aufgabe einer solchen Hülle, als Prügelknabe zu dienen.
Schön bei dieser Konstruktion ist übrigens auch, dass man nicht gezwungen ist, die Tastatur zu jedem Ausflug mitnehmen zu müssen. Wird sie nicht benötigt, nimmt man sie einfach ab, was die Schutzwirkung des Case in keiner Weise beeinträchtigt. Und das spart immerhin rund 200 g Gewicht.
Fazit: Guter Schutz und MehrfachnutzenDiejenigen, die das iPad nicht als MacBook-Ersatz nutzen können (oder wollen), werden auch mit einem
Logitech Flip Folio nicht auf macOS verzichten wollen. (Was sich mit iPadOS 26 vielleicht noch ändern könnte.) Doch für iPad-Intensivtäter geht das Konzept mit der magnetisch an der Außenseite haftenden Tastatur sehr gut auf.
Das Flip Folio bietet neben ordentlichem Schutz für die empfindlichsten Seiten des iPad auch die Wahl zwischen reiner Schutzhülle und Arbeitshilfe mit flexiblen Aufstellungsmöglichkeiten des Tablets und Schreibkomfort per echter Tastatur. Allein wegen der Wahlmöglichkeit, die Tastatur auch mal zuhause lassen zu können und das iPad bei Bedarf hochkant nutzen zu können, würde ich das Flip Folio ernsthaft in Betracht ziehen.
Zu den wenigen nennenswerten Kritikpunkten zählt das recht hohe Gesamtgewicht und der Verzicht auf ein Trackpad für Touch-Funktionen. Auch wer partout eine Tastatur mit beleuchteten Tasten braucht oder will, muss sich anderweitig umsehen. Preislich ordnet sich das Flip Folio im oberen Mittelfeld ein. Es geht noch teurer, aber es gibt auch sehr viele deutlich günstigere Alternativen, vornehmlich von No-Name-Herstellern.
Preise: 179 Euro für 11-Zoll-iPad Pro- und iPad Air-Modelle, 199 Euro für 13-Zoll-iPad Pro- und iPad Air-Modelle. Die getestete Version in Graphite ist ab sofort verfügbar. Im September sollen noch die Farboptionen Pale Grey und Lilac hinzu kommen.
Plus/Minus: Logitech Flip Folio+ guter Schutz für Vorder- und Rückseite (aber offene Kanten)
+ iPad kann auch hochkant genutzt werden (mit Platz für ein iPhone daneben)
+ leichte, abnehmbare Tastatur mit gutem Schreibkomfort
+ angenehme Haptik des Hüllenmaterials
+ verstellbarer Betrachtungswinkel
+ lange Batterie-Lebensdauer der Tastatur (4 x CR2016, bis zu 2 Jahre)
+ kann auch ohne Tastatur als Schutzhülle genutzt werden
+ Tastatur kann mit 3 Devices gekoppelt werden, einfache Umschaltung
+ iPad einfach herausnehmbar, wenn Folio nicht gebraucht wird
– insgesamt relativ schwer
– kein Touchpad
– Tastatur kann sich beim Transport lösen
– keine Tastenbeleuchtung
– Batteriewechsel etwas fummelig