
Test Audeze EL-8 Titanium mit Lightning CIPHER-Kabel für aktuelle und kommende iDevices
Audeze EL-8 Titanium und CIPHER-Kabel – Praxis und KlangDie Inbetriebnahme des EL-8 Titanium mit CIPHER ist natürlich, wie bei Kopfhörern üblich, kein Hexenwerk. Dennoch gibt es hier etwas mehr anzumerken als sonst. Zum Anschluss an die Ohrmuscheln benötigt das Kabel spezielle Stecker, die entfernt an Lightning erinnern, aber nur in einer Richtung eingesteckt werden können. Dadurch passen an den EL-8 und andere Audeze Kopfhörer auch nur Kabel des Herstellers. Anders herum bedeutet das: Die CIPHER-Lösung ist derzeit nicht für Fremdkopfhörer verfügbar. Zwar soll das CIPHER-Kabel demnächst auch einzeln erhältlich sein (vermutlich um 100 Euro), aber eben nur zum Anschluss an Audeze-Kopfhörer. Da so ziemlich jeder Kopfhörer-Hersteller, der Modelle mit wechselbarem Kabel im Angebot hat, sein eigenes Süppchen in Bezug auf die Anschlüsse kocht, wäre es für Audeze ziemlich schwierig, das CIPHER-Kabel für fremde Kopfhörer anzubieten. In dieser Hinsicht sind Lösungen, wie der in
Ausgabe 510 getestete HRT i-dSp, deutlich universeller nutzbar, aber der bietet wiederum keinen DSP mit speziellen Klangoptionen und modellspezifischen Anpassungsmöglichkeiten.
Sobald man das Lightning-Kabel des CIPHER an ein iDevice anschließt, erscheint ein Hinweis, dass die Begleiter-App von Audeze noch nicht installiert ist (sofern das nicht vorher geschehen ist). Diese kann man sich natürlich kostenlos unmittelbar aus dem App Store saugen. Die Installation der App ist für den Betrieb allerdings keine Voraussetzung. Natürlich kann man auch ohne sie Musik dudeln und die klingt dann auch nicht anders. Der DSP im CIPHER arbeitet dann einfach in klanglicher Neutralstellung.
Die App selbst hat derzeit noch keinen sonderlich großen Funktionsumfang. Man kann sich über Schieberegler den Frequenzgang nach Geschmack zurechtbiegen und zwei Einstellungen als Presets abspeichern. Die Einstellungen werden nicht von der Software im iPhone umgesetzt, sondern vom DSP im CIPHER. Damit wirken sich die Einstellungen auf alle Anwendungen im iPhone aus, die Ton ausgeben, Darüber hinaus können über die App Firmware-Updates eingespielt werden. Während meiner Testphase war das einmal der Fall. Die Installation einer neuen Firmware ist in ein bis zwei Minuten abgeschlossen.
Ansonsten ändert sich gegenüber der Benutzung mit herkömmlichen kabelgebundenen Kopfhörern eigentlich nichts. Anstöpseln… Wiedergabe starten… genießen…
Und genießen kann man mit dem EL-8 Titanium und CIPHER ganz hervorragend! Am iPhone habe ich nie zuvor einen so klasse auflösenden, luftigen und zugleich kraftvoll aufspielenden Kopfhörer erlebt. Jedenfalls nicht ohne aufwendige und große externe Wandler/Verstärker. Der kleine Kasten im CIPHER-Kabel mag zwar nicht so winzig sein wie herkömmliche Kabelfernbedienungen, aber er fällt überhaupt nicht störend ins Gewicht oder vermindert gar den Tragekomfort. Okay, bei einem so großen und schweren Kopfhörer wie dem EL-8 ist das zwar nicht verwunderlich, aber trotzdem. Die Tasten am CIPHER lassen sich sehr gut unterscheiden und die Steuerung ist damit haptisch um einiges besser als mit den üblichen Winzlings-Fernbedienungen. Ihr Druckpunkt könnte allerdings eine Spur fester sein, um nicht versehentlich bei Bewegungen durch Kontakt mit der Kleidung eine Funktion auszulösen. Ist mir zwar nicht passiert, halte ich aber für durchaus wahrscheinlich.

Der EL-8 ist für seinen Einsatzzweck natürlich als geschlossener Kopfhörer ausgelegt. Als solcher isoliert er den Außenschall sehr effizient. Die meisten derart stark isolierenden Kopfhörer sorgen beim Träger leider auch für ein auf Dauer unangenehmes Gefühl der akustischen Abschottung (Okklusionseffekt). Beim EL-8 ist das kaum der Fall. Zudem wirkt er akustisch kaum wie herkömmliche geschlossene Kopfhörer, bei denen man oft das Gefühl hat, die Musik quasi direkt aufs Trommelfell gedrückt zu bekommen. Vielmehr klingt er wunderbar offen und weiträumig. Sogar noch etwas mehr als der in dieser Hinsicht schon hervorragende Sonus faber PRYMA (Test in
Ausgabe 511).
Auch in anderen Disziplinen kann sich der EL-8 noch ein kleines Stück vom PRYMA absetzen. So ist er in den Mitten noch etwas verfärbungsfreier und offener. Im Bassbereich spielt er absolut konturiert und unbestechlich, mit ordentlichem Punch, aber ohne zu übertreiben. Er kann diesbezüglich durchaus noch als neutral abgestimmt bezeichnet werden. Der PRYMA macht hier und da noch etwas mehr Druck im Bass, ist dafür in den Mitten nicht ganz so neutral.
Erst im direkten Vergleich mit dem 990 Euro teuren beyerdynamic T 1 an einem hervorragenden Kopfhörerverstärker (siehe
Ausgabe 525) findet er seinen Meister. Hier wird dem EL-8 seine minimal eingeschnürte und irgendwie „nasal“ wirkende Mitteltonwiedergabe zum Verhängnis. Wobei das jetzt vermutlich dramatischer klingt, als es gemeint ist. Aber der T 1 kann dem EL-8 in Sachen absoluter Neutralität, Verfärbungsfreiheit, Feindynamik und Schnelligkeit davonziehen. Wie das wohl gegen die größeren Audeze-Modelle aussieht (die allerdings auch deutlich teurer sind)? Das werde ich zu gegebener Zeit sicherlich mal in Erfahrung bringen.
