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EU im Clinch mit den USA: Apple und Co. droht die Digitalsteuer

Apple dürfte dieser Tage gespannt auf Brüssel blicken. Die Europäische Kommission geht einer Beschwerde nach, die dem Unternehmen vorwirft, seine Monopolstellung im App Store auszunutzen, um Anbieter ähnlicher oder gleicher Produkte zu benachteiligen. Apple Pay steht ebenfalls auf dem Prüfstand und wird einer kartellrechtlichen Untersuchung unterzogen. Nun droht Anbietern digitaler Produkte weiteres Ungemach: Die Europäische Union wird jedenfalls eine Steuer auf digitale Dienste erheben.


USA kehren Plänen den Rücken
Bereits seit geraumer Zeit erarbeiten die EU und die USA Pläne der OECD, um ein globales Abkommen zur Besteuerung digitaler Produkte zu realisieren. Am Mittwoch haben sich die USA aus den Verhandlungen zurückgezogen. Sie wittern eine unfaire Benachteiligung US-amerikanischer Unternehmen, da sich die geplante Steuer vor allem gegen die sogenannten GAFA-Firmen richtet. Dabei handelt es sich um Google, Apple, Facebook sowie Amazon, allesamt US-Konzerne. Die EU kündigt nun an, nicht mehr länger warten zu wollen.

EU verliert die Geduld
Paolo Gentiloni, EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung, findet deutliche Worte. Er bedaure, dass die Vereinigten Staaten die Verhandlungen gebremst hätten. Gentiloni beteuert, die Pläne der OECD weiterhin als sinnvoll zu erachten und verweist darauf, gegebenenfalls einen Vorstoß auf EU-Ebene zu machen. Sollten die USA nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren um dieses Jahr eine Lösung zu verwirklichen, werde die EU im Alleingang handeln.

Aktuelles Steuersystem nicht mehr zeitgemäß
Herkömmliche Steuermodelle gelten für die Besteuerung digitaler Produkte mittlerweile als antiquiert. Großkonzerne sind in der Lage, ihre Gewinne so zu verschieben, dass möglichst geringe oder gar keine Steuern fällig werden. Irland spielt in diesem Gefüge eine oft unrühmliche Rolle: Das „Double Irish With a Dutch Sandwich“-Modell sei an dieser Stelle stellvertretend für eine Reihe von Praktiken genannt, die der kreativen Vermeidung von Abgaben dienen.

Frankreich dürfte erleichtert sein
Bislang gibt es noch keine Reaktionen auf die Ankündigung des EU-Kommissars. Einigen Staaten wird das Unterfangen durchaus gefallen: Spanien, Italien und Österreich schlugen in der Vergangenheit bereits nationalstaatliche Umsetzungen einer solchen Steuer vor; Frankreich reagierte bereits im Vormonat auf die transatlantische Kritik gereizt und erklärte, eine solche Steuer noch 2020 umsetzen zu wollen. Die USA drohten daraufhin, französische Produkte mit Einfuhrzöllen zu belegen.

Kommentare

mmm4318.06.20 16:35
Heißt das nicht einfach, daß alle digitalen Produkten in Europa für Endkunden im die Steuer teurer werden?

Das betrifft doch gar nicht die Firmen selbst? Ist wie eine Mehrwehrtsteuererhöhung: betrifft Endkunden, aber nicht die Firmen, außer das gegebenenfalls die Leute weniger Geld ausgeben.
+6
Bitsurfer18.06.20 17:11
Das Problem ist dass die Firmen keine Gewinnsteuer im jeweiligen Land abliefern. Eigentlich im jeweiligen Land gar keinen Umsatz generieren.
Genauso wie Starbucks welches in Deutschland 0,0€ Steuern zahlt.
0
eyespy3918.06.20 17:22
Das gilt natürlich letzten Endes für jede Steuer, auch z.B. die Lohnsteuer für die Angestellten oder die Einkommenssteuer, die ein Vermieter auf die Miete bezahlen muss - es wird über kurz oder lang eingepreist.
Die Gegenfrage bleibt folgerichtig: soll ausgerechnet die Digitalwirtschaft, die zum Teil mit verhältnismäßig wenig Material und Personal große Umsätze und hohe Gewinne erzielt, generell weniger (zum Teil praktisch gar keine) Steuern bezahlen als Wirtschaftszweige, die sich nicht transnational organisieren können? Wenn nein, wie sollte man hier kalkulieren und verteilen?
+4
kackbratze
kackbratze19.06.20 08:02
Produkte sollten nicht teurer werden, sondern der Marktteilnehmer wird aufgrund seiner Umsätze besteuert, es wird in dem Fall die Gewinnsteuer/Unternehmenssteuern oder wie sie Europaweit auch alle heissen, neu formuliert. Nicht mehr anhand des Sitzes wird versteuert, sondern anhand des Umsatzes des Marktteilnehmer in einem bestimmten Land. Wenn Apple keinen Sitz in D hätte, aber via online Store Waren verkauft, die via irland organisiert werden, so fällt der umsatz nicht in D sondern in IRL an - dort werden dann auch die Steuern fällig und D schaut in die Röhre! Das ist meiner Meinung nach auch ungerecht und nicht mehr zeitgemäss. Es wird Zeit das Staaten an den Umsatz beteiligt werden und Steuern kassieren!
Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. Einstein
+2
JeDI19.06.20 09:05
kackbratze
Das ist meiner Meinung nach auch ungerecht und nicht mehr zeitgemäss. Es wird Zeit das Staaten an den Umsatz beteiligt werden und Steuern kassieren!
Ist das so? M.M.n. zahle ich Steuern weil ich in dem Land lebe oder meine Firma dort ist und ich Infrastrukturen nutze die der Staat bereitstellt. Wenn ich digitale Produkte in einem Land vertreibe in dem ich keinen Firmensitz habe nutze ich diese Infrastrukturen nicht. Außerdem nimmt der Staat ja auch bereits jetzt Steuern auf diese Umsätze, nämlich die Umsatzsteuer. Die wird ja bereits in dem Land berechnet in dem der Umsatz anfällt.

Was viele auch vergessen ist das wir als "Exportweltmeister" mehr exportieren als importieren. D.h. das wir unsere Steuereinnahmen dadurch in Zukunft reduzieren(!) werden wenn das überall auf der Welt so gehandhabt wird.

Außerdem sehe ich die Gefahr das Gewinne dann evtl. doppelt besteuert werden, einmal in dem Land in dem sie anfallen und in dem Land des Firmensitzes. Das würde aber bedeuten das die Produkte teurer werden müssen.
-1
JeDI19.06.20 09:21
Noch eins. Alle sehen immer nur Google, Apple u.s.w. Was ist mit den Millionen kleiner Entwickler die ihre Software weltweit verkaufen, aber nur sehr wenige Verkäufe pro Monat in einzelne Länder haben. Diese Entwickler sollen dann in Zukunft in jedem Land eine Steuererklärung abgeben? Oder wie soll das laufen?

Diesen Aufwand können sich viele gar nicht leisten oder sie müssten ihre Produkte massiv teurer machen. Oder sie ziehen sich vom Markt zurück und es gibt weniger Auswahl.
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Lailaps
Lailaps19.06.20 10:03
JeDI
Außerdem nimmt der Staat ja auch bereits jetzt Steuern auf diese Umsätze, nämlich die Umsatzsteuer. Die wird ja bereits in dem Land berechnet in dem der Umsatz anfällt.

Die Umsatzsteuer (USt) in Deutschland (umgangssprachlich meist Mehrwertsteuer (MwSt) genannt)!!!

Ist in Grunde eine Verbrauchssteuer. Diese ist für Lebensmittel niedriger als für Konsumartikel (7% / 19%)
Da haben die Firmen, hier Apple, überhaupt nichts mit zu tun, nur an den Staat abzuführen (siehe auch Nettopreis / Bruttopreis).
Her mit der Pizza-Mix
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JeDI19.06.20 10:08
Lailaps
Da haben die Firmen, hier Apple, überhaupt nichts mit zu tun, nur an den Staat abzuführen (siehe auch Nettopreis / Bruttopreis).
Das stimmt zwar, aber trotzdem generiert der AppStore in DE nunmal USt. Wenn es die Verkäufe hier nicht gäbe hätte der Staat weniger Einnahmen.

Und im Endeffekt zahlt der Verbraucher auch alle anderen Steuern weil diese so wie alle Kosten auf den Verkaufspreis umgelegt werden.
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pcbastler19.06.20 10:42
Ich weiß nicht, was da immer das Problem der Konzerne ist... sie geben die Steuern doch eh an die Endkunden weiter.

Was in dem Zuge eher mal eine Aktion wäre, alle in der EU angebotenen Services ein paar Tage lang abzuschalten und sich dann über alle Platformen hin zu entschuldigen für die "Panne, die im Rahmen einer techn. Klärung um die Steuerpläne der EU passiert ist".
Die Aktion bitte koordiniert über alle der betroffenen Anbieter.
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