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Wie die EU den Apple-Steuersatz von 0,005 % berechnet hat - Hintergründe zu Apples Tochterfirmen in Irland

Die Apple-Welt diskutiert in diesen Tagen vor allem über eines: die Milliarden-schweren Steuernachforderung der EU-Kommission. Bis zu 13 Milliarden Euro soll Apple dem irischen Fiskus schulden - plus Zinsen über zehn Jahre. Als Grund nennt die EU unzulässige Steuerabsprachen zwischen Irland und Apple, die zu einem effektiven Steuersatz von nur 0,005 Prozent für die in Irland ansässigen Tochterunternehmen führten, die Apples Europazentrale darstellen.

Was die EU verbietet - und was nicht
Zunächst einmal herrscht bei vielen Interessierten ein Missverständnis darüber, was genau der Kritikpunkt der EU-Kommission rund um Wettbewerbshüterin Margrethe Vestager ist.
  • Es geht nicht darum, dass Irland eigene Steuergesetze mit deutlichen Anreizen für Unternehmen verabschiedet.
  • Es geht nicht darum, dass Apple über ein Geflecht von Tochterfirmen wie die hier besonders genannten »Apple Sales International« und »Apple Operations Europe« legale Steuervermeidung betreibt.
  • Es geht darum, ob nationale Steuergesetzgebung einseitig bestimmten Unternehmen Vorteile gegenüber anderen Unternehmen einräumen. Dies wäre laut EU-Bestimmungen illegal.
Die Frage, ob die EU damit in die Souveränität Irlands eingreift, wie es häufig zu lesen ist, ist also bereits Interpretationssache. Die souveräne Steuergesetzgebung als solche wird nicht hinterfragt, sondern lediglich die nicht EU-konforme Ausführung im Fall Irlands.



Die umstrittenen »Sweetheart Deals«
Aber natürlich ist es nicht so einfach, wie sich das im ersten Moment anhört. Selbstverständlich besteht die umstrittene Vereinbarung nicht aus dem Satz »Apple muss nur 0,005 Prozent Steuern zahlen, alle anderen die üblichen 12,5 Prozent«. Stattdessen umfassen die beiden betroffenen irischen Gesetze von 1991 und 2007 lediglich die Möglichkeit, Gewinne innerhalb eines Unternehmens auf eine bestimmte Art zu allozieren (also zu verteilen). Genau dies hat Apple ausgiebig in Anspruch genommen.

So konnten beispielsweise fast alle Gewinne innerhalb der Apple-Tochter »Apple Sales International« in einen Zweig transferiert werden, der in Irland nicht steuerpflichtig war. Nur auf den bescheidenen Rest wurde die übliche irische Unternehmenssteuer fällig. So rechnete EU-Kommissarin Vestager am Beispiel des Jahres 2011 aus, dass von den knapp 13 Milliarden Euro, die das Unternehmen im Jahr 2011 erwirtschaftet hatte, nur etwa 50 Millionen Euro in Irland versteuert wurden. Die resultierenden etwa 10 Millionen Euro Steuergelder entsprechen nur etwa 0,07 Prozent des Gesamtgewinns dar. Im Jahr 2014 sank dieser berechnete, »effektive« Steuersatz auf die vielzitierten 0,005 Prozent.

Kommentare

thomas b.
thomas b.01.09.16 19:35
Danke für die Erläuterung, das was in den "Qualitätsmedien" über diese Angelegenheit berichtet wurde, trug nicht unbedingt zur Aufklärung bei.
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Lerchenzunge01.09.16 19:56
Das wichtige Wort war 'legal'.

Und die wichtige Feststellung lautet, dass das ALLE Regierungen jahrzehntelang wussten, und dennoch die Steueroase in Irland nicht geschlossen haben.

Und: vermutlich wird überall in der EU gegen diese Wettbewerbsregeln verstoßen, und das könnte erklären, warum Söder in München (da sitzt u.a. Microsoft) so vorsichtig die Position Apples verteidigt hat - und die zweite Garde der deutschen Politik so lauthals 'des Volkes Stimme' gespielt hat.

Man kann das jederzeit ändern. Die Politik will es nicht.
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jensche01.09.16 20:11
Lerchenzunge
Das wichtige Wort war 'legal'.

Und die wichtige Feststellung lautet, dass das ALLE Regierungen jahrzehntelang wussten, und dennoch die Steueroase in Irland nicht geschlossen haben.

Und: vermutlich wird überall in der EU gegen diese Wettbewerbsregeln verstoßen, und das könnte erklären, warum Söder in München (da sitzt u.a. Microsoft) so vorsichtig die Position Apples verteidigt hat - und die zweite Garde der deutschen Politik so lauthals 'des Volkes Stimme' gespielt hat.

Man kann das jederzeit ändern. Die Politik will es nicht.


Genau auf auf den Punkt gebracht.

Schönwtter politisieren kann halt jeder, machen halt auch 99% der Politiker.
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sierkb01.09.16 20:12
Lerchenzunge
Das wichtige Wort war 'legal'.
Lerchenzunge
Man kann das jederzeit ändern. Die Politik will es nicht.

Eben. Es war eben NICHT legal, es war EU-rechtlich NICHT legal, NICHT genehmigt von der EU-Kommission, was Irland und Apple da miteinander augekungelt hatten. Und Verträge, die NICHT legal bzw. sittenwiddrig sind, können auch im Nachhinein als nichtig und unwirksam tituliert und behandelt werden - völlig egal, ob einer oder beide zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses gegenteiligen Glaubens waren. Das Ganze war illegal! Illegal, weil nicht mit EU-Recht vereinbar! Apple und Irland können froh sein, dass es für beide nicht noch schlimmer kommt und sie nicht obendrauf auch noch eine saftige Strafe zahlen dürfen für dieses Vergehen.

Die Politik macht es gerade jetzt im Moment - etwas ändern. Fangen mit dem dicksten Fisch an, und danach kommen die im Vergleich dazu kleineren Fische dran, einer nach dem anderen, bzw. sind schon längst in Arbeit. Und Apple und einige Apple-Nutzer wollen es nicht. Weil Pfründe, an die man sich gewöhnt hat, die einem aber eh nie gehört haben, auf wieder einmal weggenommen werden und die rauschende Party nun vorbei ist. Wie gewonnen, so zerronnen. So ist das halt, wenn man am Recht vorbei agiert und meint, sich seine eigenen Regeln zimmern zu können, und das rauskommt und dann auf Korrektur bestanden wird.

Apples Juristen und Wirtschaftskanzlei hätte das alles wissen können und müssen. Und haben sie sicher auch. Entweder sind sie sehr dreist ("Schauen, wie lange das gut geht, schauen, wie lange man unentdeckt unter dem Radar durchfliegen kann") oder sehr uninformiert und dumm. Oder beides.

Und jetzt sind natürlich andere daran schuld, dass man beim Schummeln erwischt wurde und die ergaunerte Beute wieder zurückgeben muss. Nur zurückgeben. Ohne Strafe. Und selbst da mault man. Obwohl es angesichts des vorhandenen Reichtums eigentlich Peanuts sind, die man da zurückgeben muss, weil zu unrecht erhalten.
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Eventus
Eventus01.09.16 20:14
Grundsätzlich interessant ist, dass es Firmen auch ohne irgendeinen Steuersitz geben kann. Standort in der Cloud?
Live long and prosper! 🖖
+1
Stereotype
Stereotype01.09.16 20:16
sierkb
Apples Juristen und Wirtschaftskanzlei hätte das alles wissen können und müssen. Und haben sie sicher auch. Entweder sind sie sehr dreist ("Schauen, wie lange das gut geht, schauen, wie lange man unentdeckt unter dem Radar durchfliegen kann") oder sehr uninformiert und dumm. Oder beides.

Und schon wieder eine Verschwörungstheorie.
Warum werden die selbsternannten Skeptiker, Phobiker und Kritiker immer gedankenfauler?
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Lerchenzunge01.09.16 20:21
Würde erklären, warum alle internationalen Konzerne ins Cloud Geschäft wollen.

Zwischen Bits und Bytes versteckt sich irgendwo, gut getarnt, die Firmenzentrale.

Eventus
Grundsätzlich interessant ist, dass es Firmen auch ohne irgendeinen Steuersitz geben kann. Standort in der Cloud?
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sierkb01.09.16 20:22
Stereotype:

Was ist daran Verschwörungstheorie? Nur weil es Dir nicht schmeckt, ist die Beschreibung von grad' stattfindenden Vorgängen und Tatsachen noch lange keine Verschwörungstheorie. Nimm endlich mal die Realitäten zur Kenntnis und setze Dich mit dem was da grad' geschehen ist und geschieht realitätsnah auseinander, nimm die Finger aus den Ohren, die Hände von den Augen und schaue Dir an, was da geschieht.
Ich habe nichts gesagt, was nicht den grad' stattfindenden Tatsachen entspricht.
Wenn Du das alles nicht zur Kenntnis nehmen willst und lieber weiter die Reaität ausblenden und in Deiner Filterblase träumen und glauben willst, ist das Dein Bier, dafür mache bitte mich nicht verantworlich. Indem Du mich diffamierst und lächerlich machst, ändert sich nichts an den für Apple und andere gleichzeitig untersucte und noch zukünftig untersuchte Unternehmen derzeit unangenehmen Geschehnissen und Tatsachen. Apple ist erst der Anfang, weil der dickste Fisch (auch die US-Steuern betreffend). Da kommen noch mehr dran.
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Lerchenzunge01.09.16 20:24
Waren sie schon immer - sie schrieben schon immer voneinander ab. In den besten Kreisen.

Hat ebenfalls Jahrzehnte lang nicht geschadet, man konnte sogar als 'Jungspund' mit Copycat Syndrom für einige Zeit Wirtschaftsminister sein - aber ab und an wird dann doch mal einer von der Wirklichkeit überholt.

Und mittlerweile sind die Leser sensibler.

Stereotype
sierkb
Apples Juristen und Wirtschaftskanzlei hätte das alles wissen können und müssen. Und haben sie sicher auch. Entweder sind sie sehr dreist ("Schauen, wie lange das gut geht, schauen, wie lange man unentdeckt unter dem Radar durchfliegen kann") oder sehr uninformiert und dumm. Oder beides.

Und schon wieder eine Verschwörungstheorie.
Warum werden die selbsternannten Skeptiker, Phobiker und Kritiker immer gedankenfauler?
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Lerchenzunge01.09.16 20:28
Oha: Wer den Widerspruch sieht, kann ihn dem Autor um die Ohren hauen:

"Apples Juristen und Wirtschaftskanzlei hätte das alles wissen können und müssen. Und haben sie sicher auch."
vs.
"Ich habe nichts gesagt, was nicht den grad' stattfindenden Tatsachen entspricht."

Gut, dass wir einen Insider haben, der uns die damaligen Diskussionen bei Apples Juristen und Wirtschaftskanzlei erklären kann.

Bitte Wort für Wort - aber ohne hätte, müsste, könnte, würde, sollte, durfte, wahrscheinlich, bestimmt, und vermutlich

Oh, von Deinem Kommentar bleibt nix übrig. Hmm, so ein Mist aber auch.

Bist Du etwa kein Insider?

PS: Bitte keine Antwort, ich bin an Fantasy nicht interessiert. Es ist eh schon schwer Deine Kommentare zu übersehen. Danke.
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sierkb01.09.16 20:32
Lerchenzunge:

Mach' Dich nicht lächerlich. Schieß' Dich mal lieber auf Apple ein statt auf mich, dass die so einen Blödsinn überhaupt gemacht haben! Und dass ein Tim Cook Apple auf diese Weise grad' sehr in die unangenehme Scheiße geritten hat, die ihm jetzt komplett um die Ohren fliegt (schon zu Zeiten als Steve Jobs sein CEO war statt er selbst jetzt, der das aber alles mitgewusst, mitgetragen oder gar noch mehr hat, nahm das ja seinen Anfang). Der Image-Schaden, den Apple von dem Ganzen davontragen wird, der ist noch gar nicht sichtbar. Aber imageförderlich wird das Ganze sicherlich nicht sein für Apple – von wegen: Wir sind die Guten!
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Lerchenzunge01.09.16 20:45
Ich schrieb doch - nicht ansprechen. Ist das so schwer? Apple schreibt keinen Unsinn.
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sierkb01.09.16 20:51
Lerchenzunge
Apple schreibt keinen Unsinn.

Schlagzeile heute: "Apple-Chef nennt EU-Entscheidung "'politischen Mist'". Na, wenn der Apple-Chef das sagt, dann muss es ja wohl stimmen. Apple steht schließlich über dem Gesez, weiß es besser, besser als alle – mea culpa, ich vergaß. Auch den USA gegenüber meint Apple offenbar, es besser zu wissen und zu dürfen. Nun denn. Schaun mer mal, was draus wird und wie es enden wird.
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tranquillity
tranquillity01.09.16 21:04
Dabei ist "crap" (so hat er es genannt!) mit "Mist" noch nett übersetzt ...
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stargator01.09.16 21:06
Steuergesetze sind lokal, Firmen international, dass hier Optimierungen stattfinden ist klar. Einfache übergeordnete Regeln, die den Ländern immer noch eine gewisse Freiheit einräumen, könnten dafür sorgen, dass es so krasse Lücken nicht geben kann und immer ein Steuersatz in einem vernünftigen Bereich abgeführt wird.
Auch ist es bisher immer möglich Gewinne von Produkten in andere Länder als die, in denen sie verkauft werden, zu transferieren, nur weil dort weniger Steuern verlangt werden. Gäbe es hier einen festen Schlüssel der international gilt, wäre das nicht mehr möglich.
Es ist schon dreist eine 10 Jahre bekannte Lücke als rückwirkend unrechtmäßig zu erklären, und dann für die ganze Zeit das entgangene Geld einfordern zu lassen, von einem Staat, der es anscheinend gar nicht haben will. Auch bei uns werden in jeder Stadt legale Deals mit Großkonzernen gemacht, mit denen sie durch ihre Ansiedlung Steuern sparen können. Wird hier jetzt auch die EU prüfen und für 10 Jahre die zu wenig verlangten Steuern zurückerlangen lassen?
Damit Konzerne fair zahlen müssen, müssen Politiker vorher erstmal international wirksame und sinnvolle faire Steuergesetze machen auch wenn diese sich dann lokal unterscheiden.
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sierkb01.09.16 21:10
stargator:

Solltest Du beiläufig vergessen haben, dass ausgerechnet der Staat Irland am Tropf der EU hing und vor der Pleite stand und die EU ihn durch den Euro-Rettungsschirm u.a. mit Steuergeldern aller übrigen EU-Länder geholfen hat, nicht pleite zu gehen und wieder auf die Beine zu kommen?
Pleite gegangen und kein Geld in der Kasse nicht ausschließlich aber u.a. auch wegen solcher im Grunde selbstschädigender Deals - wären sie nicht gewesen, hätte Irland mehr Geld in der Tasche gehabt, hätte der EU-Rettungsschirm entweder gar nicht oder in kleinerem Umfang stattfinden müssen, weil Irland mehr eigene Mittel und Einnahmen gehabt hätte, um das eigene Überleben zu sichern?
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tranquillity
tranquillity01.09.16 21:26
thomas b.
Danke für die Erläuterung, das was in den "Qualitätsmedien" über diese Angelegenheit berichtet wurde, trug nicht unbedingt zur Aufklärung bei.

Vielleicht kennst du einfach nicht die richtigen Qualitätsmedien ...

In der ZEIT von heute steht z.B. ein guter Artikel zum Thema ... Allerdings muss man dazu die Zeitung kaufen (print oder digital, einzelner Artikel bei blendle ). Hier wird u.a. auch der Aspekt betont, dass die USA natürlich lieber selbst die Steuern (oder einen Teil) kassieren möchten (sie planen eine sogenannte tax holiday) und dass ein Teil des Problems auch die mehr als zwei Billionen Dollar sind, die Apple und andere Konzerne in Steueroasen geparkt haben um sie dem Fiskus zu entziehen.
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Lerchenzunge01.09.16 21:47
Die EU hat kein einheitliches Steuerrecht, und das ist das Problem. Ein Geburtsfehler von zweien: keine einheitliche Steuer, keine einheitliche Regierung.

Man versuchte den Spagat zwischen 'zusammen' (gemeinsames Geld, Reisefreiheit, gewisse Grundstandards, teilweise einheitliche Gesetze, etc.) und 'getrennt' (Nationalstaaten, dezentrales Steuerrecht, keine gemeinsame Innenpolitik, keine gemeinsame Außenpolitik).

Und all das ermöglicht es internationalen Konzernen Rosinen-Picking zu betreiben - und alle Nationalstaaten gegeneinander auszuspielen. Legal.

Und die Politik kennt die Schwächen, die Probleme, die Steueroasen, die legalen Tricks, die Ungerechtigkeiten - und ändert nichts daran.

Weil es eben wirklich gewollt ist.

Und er Ansatz über das Wettbewerbsrecht quasi durch die Hintertür für ein 'bisschen' Steuerharmonie zu sorgen, das wird nicht funktionieren.

Weil eben alle anderen einfach nur stillhalten müssen - weil ihnen so oder so nichts droht: wer geprüft wird, zahlt eben nach. Wer nicht geprüft wird, freut sich weiter über die gesparten Gelder.

Und außerhalb Irlands werden weiterhin rote Teppiche ausgerollt, und versteckte Subventionen gewährt - und das Spiel munter weitergespielt.

Die 'Empörung' wird in vier Wochen abgeebt sein, und keiner der Politiker wird noch irgendein Wort darüber verlieren. Business as usual.

Und wer dann denkt, er müsse Apple 'abstrafen' und deswegen Microsoft Produkte kaufen? Na, Microsoft sitzt auch in Irland.

Und Samsung? Die werden noch offener (variabler Steuersatz - Geschäfte gut, etwas mehr, Geschäfte schlecht, deutlich weniger) unterstützt.

Deren konzernweiter Steuersatz lag (letzte mir bekannte Zahl) bei 17%, weil der Staat, was sonst, in Steuerfragen individuelle Vereinbarungen pflegt.

Zum Vergleich: Apple 25%, Microsoft 21-23%, Google 19%.

Der Kapitalismus lässt grüßen, das Kapital hat die Macht.


stargator
Steuergesetze sind lokal, Firmen international, dass hier Optimierungen stattfinden ist klar. Einfache übergeordnete Regeln, die den Ländern immer noch eine gewisse Freiheit einräumen, könnten dafür sorgen, dass es so krasse Lücken nicht geben kann und immer ein Steuersatz in einem vernünftigen Bereich abgeführt wird.
Auch ist es bisher immer möglich Gewinne von Produkten in andere Länder als die, in denen sie verkauft werden, zu transferieren, nur weil dort weniger Steuern verlangt werden. Gäbe es hier einen festen Schlüssel der international gilt, wäre das nicht mehr möglich.
Es ist schon dreist eine 10 Jahre bekannte Lücke als rückwirkend unrechtmäßig zu erklären, und dann für die ganze Zeit das entgangene Geld einfordern zu lassen, von einem Staat, der es anscheinend gar nicht haben will. Auch bei uns werden in jeder Stadt legale Deals mit Großkonzernen gemacht, mit denen sie durch ihre Ansiedlung Steuern sparen können. Wird hier jetzt auch die EU prüfen und für 10 Jahre die zu wenig verlangten Steuern zurückerlangen lassen?
Damit Konzerne fair zahlen müssen, müssen Politiker vorher erstmal international wirksame und sinnvolle faire Steuergesetze machen auch wenn diese sich dann lokal unterscheiden.
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Lerchenzunge01.09.16 22:03
@tranquillity

"sie planen eine sogenannte tax holiday"

Der Hintergrund ist, dass es ein anachronistisches Gesetz gibt, das Unternehmen, die mangels Patriotismus, ihre Produktion ins Ausland verlegen, dort erwirtschaftete Gewinne nur unter Zahlung einer 35%-40% Strafsteuer in das Heimatland überführen dürfen. Zusätzlich zur im Ausland gezahlten Steuerlast und zu den sonstigen Steuern. Sobald das Geld eingeführt wird, gehen 35%-400% an den Fiskus.

Das wäre also eine Doppelbesteuerung UND Strafe dafür, dass man ja nicht patriotisch sei. Nur wäre es schwer 150-200 Millionen iPhones in den USA zu produzieren - zumal sie dann außerhalb der USA kaum wettbewerbsfähige Produkte wären. Wer in China baut, hätte massive Vorteile.

Politisch ist also allen klar, dass die international produzierenden Unternehmen keine echte Alternative haben - und also aus dieser Sicht diese Strafsteuer falsch ist. Nur traut sich da keiner ran, um es zu ändern, weil beide großen Parteien befürchten als 'unpatriotisch' gegenüber ihren Arbeitern zu sein.

Andererseits gibt es keine Pflicht diese Gewinne nach Hause zu holen. Also bleibt das Geld im Ausland. Denke, das würde jeder von uns genauso machen.

Zumal Unternehmen nicht dem Staat, sondern den Aktionären verpflichtet sind. Wenn diese patriotisch sind, können sie ja privat spenden.

Worauf wird aber gewartet? Nicht auf Godot. Sondern auf eine Art 'Steueramnestie', so wie es m.E. bereits zu Reagans Zeiten einmal passiert ist:

Rücküberführung zu einem deutlich niedrigeren Steuersatz als 35-40% (im Gespräch waren etwa 10%), nebst Verpflichtung einen Großteil der eingesparten Steuern binnen x Jahren innerhalb der USA (Patriotismus Juhee!) zu investieren, und ein komplettes / teilweises Verbot diese eingeführten Gewinne an die Aktionäre auszuzahlen (Sonderdividende, Dividende).

Was ist dabei der Gedanke? Lieber der Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. 10% von einer Summe X sind mehr als 0% von dieser Summe. Die US Arbeitnehmer haben etwas davon. Und am Ende will man die US Unternehmen auch nicht schädigen, die sollen ja weiter im Ausland US Produkte verkaufen, und die Demokratie und das Wirtschaftssystem exportieren.

Alles etwas verworren, hochpolitisch, und absolut inkonsequent - konsequent wäre ein an die Globalisierung angepasstes Steuerrecht - ohne diesen Anachronismus.

Genauso inkonsequent, wie auch die einheitliche Steuerregelung innerhalb der EU fehlt, und Subventionen mal so, mal anders fließen.

Und auch da: das fernhalten der im Ausland erwirtschafteten Gewinne mag zwar US Politiker wurmen, wie auch EU Politiker sich nun über Irland echauffieren, aber es ist legal.

Und die Politik könnte das jederzeit ändern und dadurch das Problem lösen. Sie machen es nicht.

Weil sie es in letzter Instanz nicht wollen.

Hoffe, es halbwegs verständlich beschrieben zu haben. :-]
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jensche01.09.16 22:05
**Off topic**

Bitte mal Begriffserklärung von Verschwörung.
Die Klugscheisser hier sollten das am besten wissen.

Um zu "verschwören" brauchts immer 2.
einfaches Beispiel ist 9/11.

100% eine Verschwörung. Fakt. Punkt... aus.

Wenns keine wäre hätte der Terrorist der ja alleine handelte Flugzeug 1 und auch Flugzeug 2, in die Häuser fliegen müssen. Dann wärs keine Verschwörung.

Ergo: mindestens 2 Leute dabei, die sich zusammen getan haben = per Definition eine Verschwörung.

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jensche01.09.16 22:07
In (max.) zwanzig Jahren lachen wir über das.... Dann ist "hoffentlich" auch die EU Geschichte.

Zu EG Zeiten und ohne Euro war ja noch alles ok.

Danach kam Merkel, Euro, ein Riesen Bürokratie-Apparat usw.... der Anfang vom Ende...
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barabas01.09.16 22:10
Lerchenzunge
Die EU hat kein einheitliches Steuerrecht, und das ist das Problem. Ein Geburtsfehler von zweien: keine einheitliche Steuer, keine einheitliche Regierung.

Ja, dies ist die offizielle Darstellung aber es gibt auch noch inoffizielle wie sie ARTE schon vor einigen Jahren mal recherchierte.
Denn diese offiziellen Steuersätze, egal wie unterschiedlich sie sowieso schon sind, liegen in Wahrheit inoffiziell oft noch viel tiefer. Im Fall von Deutschland kann man grob sagen das zb. gewisse Großkonzerne, vielleicht gerade wenn überhaupt, die Hälfte der Steuern abführen die sie eigentlich von Gesetzeswegen müssten, - und dies im übrigen durchaus mit Wissen von höchsten Regierungsstellen. Auf dieses Thema angesprochen, reagierte zb. unser Finanzminister Herr Schäuble damals sehr ungehalten und war um Ausflüchte nicht gerade verlegen.
Im Grunde geht es bei diesem Handeln um Konkurrenz innerhalb der EU. Grosskonzerne, wie hier Apple, siedeln sich bevorzugt dort an wo sie am günstigsten produzieren und am wenigsten Steuern zahlen müssen. Und um hier nicht abgehängt zu werden, sind die anderen Staaten gezwungen hier mitzuziehen.

Ich denke wenn man hier (nur) auf Apple und Irland zeigt, könnte dies letztendlich als Bummerang auch auf andere Staaten und Konzerne zurückkommen und in einer herrlichen Schlammschlacht enden.
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Dante Anita01.09.16 22:40
Meine Freundin hat ein Einzelunternehmen angemeldet. Nach nichtmal 2 Wochen stand der Steuerprüfer vor der Tür. 🙄 Sie hatte damals noch keine 100 Euro Umsatz gemacht.

Selbst wenn das alles rechtlich gedeckt ist was Apple macht, FAIR ist es nicht. Weder von Apple, noch von Irland, noch von der EU.
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Eventus
Eventus01.09.16 22:55
Die schwierigste Frage ist: Wie soll bei international/global tätigen Unternehmen bestimmt werden, wo der Gewinn erwirtschaftet wurde? Die Frage erstreckt sich auch in die vierte Dimension: Welche Vorleistung hat wie viel zum heuer erwirtschafteten Gewinn beigetragen?

Wenn ein Startup dank optimaler Bedingungen im Land A entstand, hätte nicht dieses Land am fairsten Anspruch auch auf Gewinne, die fünf oder zehn Jahre später das mittlerweile grosse Unternehmen erwirtschaftet indem es das im Land A entwickelte Produkt (auch) im Land B verkauft? Das Land B hat vielleicht zum Produkt gar nichts beigetragen. Es stellt aber den Markt zur Verfügung. Der Käufer im Land B gibt allerdings vielleicht Geld aus, das er im Land C verdient hat…
Live long and prosper! 🖖
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mr.-antimagnetic01.09.16 23:16
"Es geht nicht darum, dass Apple über ein Geflecht von Tochterfirmen wie die hier besonders genannten »Apple Sales International« und »Apple Operations Europe« legale Steuervermeidung betreibt."

Das kann man auch anders sehen .Hier wird auf infame Weise quasi zu 100 Prozent Steuern vermieden . Genau diese Konstruktionen sorgen doch für den Unmut . Keine Ahnung wie man das als nebensächlich bewertet ..
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Lerchenzunge01.09.16 23:37
@barabas

Natürlich wissen das die deutschen Regierungsstellen - die Konzerne geben ja jedes Jahr brav ihre Steuererklärung ab, in der steht, wie sie ihre Steuern herunterrechnen. Da ist nix geheim zwischen Unternehmen und Staat/Fiskus.

Das meinte ich ja: jeder Staat glaubt, dass er mit der aktuellen Situation am besten fährt, und keiner will daran etwas ändern - sonst käme der ganze Mist heraus, und dann hätten alle ein Problem, wie sie das dem gemeinen Bürger erklären können.

Alle wissen sehr genau, was sie wem an versteckten Subventionen gezahlt oder erlassen haben - das ist alles fein dokumentiert. Nur: wo kein Kläger, da kein Beklagter. Eine Krähe, viele Krähen.

Und Irland hat schlicht und einfach versucht sein Stück vom Kuchen abzukriegen - es ist ja nicht so, dass sich Politiker bereichert hätten. Im Grunde geht es nur darum, dass jeder Staat irgendwie überleben will.

Bei uns dürfte es wegen starker Lobbys deutlich fragwürdiger zugehen - da werden dann mitunter sehr direkt Interessen der Industrie vertreten.

Siehe Beispiel Automobilindustrie - seit Jahren wussten alle damit befassten Behörden, dass VW (und möglicherweise andere) bescheixxen. Und passiert ist - nix. Im Gegenteil. EU-weite Gesetze werden mit Hilfe und in engem Dialog mit der Autolobby entworfen. Nichts geht als Gesetz durch, was der Automobilindustrie in Deutschland schaden könnte.

Niedrigere Steuer für Diesel? Klar, bleibt. Deutsche Autobauer sind führend im Dieselsektor. E-Mobilität? Nö, besser das tote Pferd Diesel noch etwas länger reiten.

Dass das nun mit Irland passiert ist, ja, das könnte auf sehr viele andere zurückfallen.

Bummerang ist der treffende Ausdruck.
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Lerchenzunge01.09.16 23:40
Gib ihr den Rat nach München/Bayern umzuziehen. Da ist es Politik keine Steuerprüfer zu haben.

Dante Anita
Meine Freundin hat ein Einzelunternehmen angemeldet. Nach nichtmal 2 Wochen stand der Steuerprüfer vor der Tür. 🙄 Sie hatte damals noch keine 100 Euro Umsatz gemacht.

Selbst wenn das alles rechtlich gedeckt ist was Apple macht, FAIR ist es nicht. Weder von Apple, noch von Irland, noch von der EU.
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don.redhorse01.09.16 23:42
Ist ja echt nett hier. Bis jetzt Ideen wir das die EU Kommission der Meinung ist das u.a. Apple Steuervermeidung betreibt. Das ist erstmal nicht illegal. Illegal sind ihrer Meinung nach das aufgebaute Konstrukt. Wie dem wirklich ist werden die Gerichte entscheiden, ich denke das gar nicht alles bekannt ist wie es eigentlich sein sollte. In meinem Augen Fakt ist, dass es ungerecht ist wenn ein deutscher Handwerksbetrieb einen Steuersatz von 30% hat, große Konzerne aber mir deutlich weniger auskommen. Wer sagt das das richtig ist hat IMHO ein interessantes Rechtsbewusstsein. Fakt ist in meinen Augen aber auch das es sehr seltsam ist das die EU erst im Jahre 2014/ 2015 auf die Idee kommt das ein Gesetz aus dem Jahre 1991 nicht mit EU recht zu vereinbaren ist. Ebenso eines aus dem Jahre 2007. 10 Jahre später ist es auf einmal ein Problem? Ich bin der Meinung das es keine Steuerschlupflöcher geben darf für Internationale Konzerne. Es ist in der Hand der Nationen diese Probleme zu lösen.

Ich glaube nicht das Apple am Ende viel wird zahlen müssen, aber ich bin mir sicher das sie nicht ohne davon kommen. Hauptsache es werden alle Firmen abgestraft, also auch BP und GE.
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Eventus
Eventus02.09.16 01:00
don.redhorse
Fakt ist in meinen Augen aber auch das es sehr seltsam ist das die EU erst im Jahre 2014/ 2015 auf die Idee kommt das ein Gesetz aus dem Jahre 1991 nicht mit EU recht zu vereinbaren ist. Ebenso eines aus dem Jahre 2007. 10 Jahre später ist es auf einmal ein Problem?
Blöd ist die EU-Kommission nicht. Sie musste nur beobachten und feststellen, dass die Umsätze von Jahr zu Jahr wachsen. Je später sie Apple zur Kasse bittet, desto mehr kann sie einfordern. Sie musste dann vermutlich aktiv werden, als sich die Änderung der Firmenstruktur abzeichnete. Und – Spekulation – damit es gewissen Beamtinnen zeitlich in die eigene Karriereplanung passte.
Live long and prosper! 🖖
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b4iT02.09.16 07:39
Traurig ist, dass keiner mehr Ehre hat und genau diese Gruppe an Personen, die sich so (egal ob es legal war oder nicht) das Geld "verdienen" die ehrliche Arbeit und die mit viel Herzblut entwickelten Produkte in den Dreck ziehen!
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