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Healthbook - Apples Einstieg ins Gesundheitssegment

Healthbook

Apples Einstieg ins Gesundheitssegment

Momentan ist »Gesundheit und Fitness« in der Apple-Welt lediglich eine Kategorie im App Store und beim iPhone-Zubehör. Es sieht allerdings so aus, als werde sich das noch in diesem Jahr durch die Einführung von iOS 8 ändern: Mit dem neuen Tool Healthbook möchte Apple den Markt für Gesundheits- und Fitnesszubehör revolutionieren, ähnlich wie das zuletzt mit dem Mobiltelefonmarkt durch die Einführung des iPhones gelungen ist. Ob Trainingsprogramme, Diäten oder Überwachung von Körperfunktionen - alles soll angeblich künftig in der zentralen App „Healthbook“ gehandhabt werden können.

Das Eindringen in einen neuen Markt bringt unmittelbar neue Konkurrenten mit sich: Im Gesundheitssektor würde Apple im Wettbewerb mit Nike oder Fitbit stehen. Ob auch »etablierte« Konkurrenten wie Google oder Microsoft in das neue Segment folgen, bleibt ebenso abzuwarten wie der Erfolg und die Verweildauer von Apple in diesem Bereich. Doch eines ist klar: Für Apps von Drittherstellern, die es im Augenblick für Fitness, Ernährung oder bestimmte Krankheitsbilder wie Diabetes gibt, kann es künftig schwieriger werden, den Platz in Apples App Store zu behaupten.


Personalpolitik - Die Crew für den neuen Markt

Zur richtigen Vorbereitung einer Markterweiterung gehört existenziell das richtige Personal: Menschen, die sich in dem neuen Segment auskennen, was Anforderungen, Wettbewerb, Lieferketten, Problemfelder und Kundenwünsche betrifft. Seit etwa einem Jahr hat sich Apple einige namhafte Experten für die Bereiche Fitness, Medizin, Schlafforschung und deren Verbindung zur IT eingekauft. Die wichtigsten bekanntgewordenen Verpflichtung betreffen

  • Jay Blahnik, der als Fitness-Experte bei Nikes FuleBand und Kinect Training involviert war,
  • Roy Raymann von Philips Research, ein Spezialist für die Optimierung von Aktivitäts- und Schlafphasen,
  • Sabrina Ross, Rechtsberaterin für Gesundheitswesen und Internet,
  • Michael O’Reilly, ein Arzt, der zuvor Chef der medizinischen Abteilung von Masimo war; Masimo hat einige hochwertige Pulsmessgeräte im Programm – darunter der iSpO2™ Pulse Oximeter für das iPhone
  • Nancy Dougherty, zuvor Chefin der Hardware-Entwicklung bei Sano Intelligence,
  • Ravi Narasimham, zuvor Vizepräsident für Forschung und Entwicklung bei Vital Connect.

Auch von AccuVein, C8 MediSensors und Senseonics wurden Experten abgeworben. Das Ziel dieser neuen Truppe in Zusammenarbeit mit den hauseigenen Köpfen ist die Vereinigung möglichst vieler Anwendungen im Gesundheitsbereich unter dem Dach einer einzigen App. Vor kurzem sind Bilder und Details zu dieser neuen Apple-App namens Healthbook aufgetaucht.


Healthbook - Konzept

Healthbook soll das Resultat des neuen Engagements im Gesundheitsbereich bilden und könnte in den Kanon der von Apple vorinstallierten und nicht mehr löschbaren iOS-Apps aufgenommen werden.

Nicht nur vom Namen sondern auch vom Design her wird es ersten Bildern zufolge stark an die bekannte App Passbook angepasst sein. Das Icon ist in drei bunte Felder mit kleinen Icons eingeteilt und gibt damit eine Miniaturversion der In-App-Optik wider. Diese besteht aus einer Vielzahl bunter Karteikarten, die nach Belieben des Nutzers arrangiert werden können. Die Anzahl der Reiter übertrifft die Anzeigekapazität des iPhone-Displays, deswegen wird es eine Scrollmöglichkeit geben müssen.

Jede der zwölf Karteikarten entspricht einer Kategorie des Fitness- und Gesundheitssektors. Die deutschen Begriffe sind noch nicht bekannt, jedoch lauten die Übersetzungen der bekannten englischen Begriffe Notfallkarte, Blutbild, Puls, Körperwassergehalt, Blutdruck, Aktivität, Ernährung, Blutzucker, Schlaf, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung. Jede Kategorie soll durch ermittelte Sensordaten und vereinzelte manuelle Eingaben Zusammenstellungen, Grafiken, Zeitreihen, Empfehlungen und Hinweise zu ihrem jeweiligen Bereich bieten.


Healthbook - Kategorien

  • Notfallkarte
    Eine Besonderheit der Healthbook-Kategorien wird die Notfallkarte darstellen. Sie ist als einzige nicht zur Darstellung von Werten oder Statistiken gedacht, sondern als Erstinformation für Helfer bei echten medizinischen Notfälle. Ist der Besitzer des iPhone bewusstlos, kann medizinisches Personal schnell kritische Informationen über den Patienten erhalten. So enthält die Notfallkarte Namen, Geburtsdatum, Wohnort und wichtige medizinische Informationen, sowie Gewicht, Augenfarbe, Blutgruppe und Organspendestatus. Rein praktischerweise muss sie vom Sperrbildschirm aus ohne Eingabe der PIN aufrufbar sein. Weiterhin soll auf der Notfallkarte der Name und die Rufnummer eines Angehörigen gespeichert werden können, der in einem solchen Notfall verständigt werden soll.

  • Aktivität
    Healthbook verfügt unter dem Reiter „Aktivität“ über die typischen Funktionen einer Fitness-Anwendung. So soll dort ein Schrittzähler laufen, der die zurückgelegte Strecke misst und in einer Zeitreihe darstellt. Somit kann überprüft werden, ob man eine gewisse Mindestbewegung erreicht hat oder in welchen Perioden mehr oder weniger gelaufen wurde. Weiterhin sollen die verbrauchten Kalorien berechnet werden können. Die Zeitreihen lassen sich auf einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr skalieren. Um eine solche Anwendung einwandfrei benutzen zu können, müssen die Hintergrundaktualisierungen aktiviert sein.

  • Ernährung
    Ähnlich bisheriger Diät-Apps von Drittherstellern soll die Kategorie „Ernährung“ die Möglichkeiten geben, die eingenommene Nahrung zu katalogisieren und daraus Empfehlungen ableiten zu lassen. Diätvorgaben sowie Einschränkungen durch Unverträglichkeiten oder Allergien können hier verwaltet werden. Eine Zusammenstellung der aufgenommenen Kalorien, Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Zucker und Ballaststoffe könnte integriert sein.

  • Gewicht
    Durch manuelle Eingabe von Größe und Gewicht können hier Bodymaßindex (BMI) und Körperfettanteil berechnet werden. Stetige Aktualisierung der Werte ergeben eine Datenreihe, die als Zeitreihe über einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr darstellbar ist. Auf diese Art und Weise soll der Nutzer den Überblick über diese Werte behalten und Auswirkungen bestimmter Tätigkeiten visualisiert bekommen. Zum Normalgewicht zählt ein BMI-Wert zwischen 18,5 und 25,0. Der Normwert des Körperfettanteils liegt je nach Alter bei Männern zwischen 8 und 25 Prozent und bei Frauen zwischen 21 und 36 Prozent.


  • Puls
    Zu den medizinischen Standarduntersuchungen gehört die Messung des Pulses. Mithilfe eines geeigneten Sensors könnte die Herzschlagfrequenz ständig festgestellt werden und ebenfalls in eine Zeitreihe übertragen werden. Es könnten auch Grenzwerte definiert werden, bei deren Über- oder Unterschreitung eine Warnung ertönt. Der normale Puls eine Erwachsenen beträgt zwischen 60 und 90 Herzschlägen pro Minute. Bisherige Apps, die die Herzschlagfrequenz des Nutzers ermitteln wollten, konnten dies durch Nutzung der iPhone-Kamera erreichen.

  • Blutdruck
    Auch die Blutdruckmessung gehört zum Standard bei ärztlichen Untersuchungen und soll ab iOS 8 von einem Apple-Gerät übernommen werden können. Zeitreihen und Grenzwerte wären auch hier denkbar. Unter dem Blutdruck versteht man die Kraft pro Fläche zwischen dem Blut und den Gefäßwänden. Da dieser durch das Pulsieren ständig wechselt, gibt man in aller Regel zwei Werte an: den maximalen (systolischen) und den minimalen (diastolischen) Wert. Der optimale Blutdruck beträgt 120 / 80 Millimeter Quecksilbersäule, wobei individuelle Abweichungen berücksichtigt werden müssen.

  • Blutbild
    Eine besondere Fähigkeit von Healthbook soll das Verwalten mehrerer Blutwerte sein, die ein Blutbild ergeben. Welche Werte auf welche Weise gemessen werden, ist noch unbekannt. Das Aufstellen eines Blutbildes gehört zur Routine-Überwachung von Organen wie etwa Leber, Nieren, Herz oder Schilddrüse und ist bislang nur beim Arzt möglich. Typische Blutwerte sind die Leukozytenzahl (weiße Blutkörperchen, die für die Immunabwehr wichtig sind), die Erythrozytenzahl (rote Blutkörperchen für den Sauerstofftransport), das Hämoglobin (notwendig zur Sauerstoffbindung, gemessen in Gramm pro Deziliter) oder die Thrombozytenzahl (Blutplättchen, die bei der Blutgerinnung Bedeutung haben).

  • Sauerstoffsättigung
    Auch die Messung der Lungenqualität und die Effektivität des Sauerstofftransports, also die »Atemqualität« soll in Healthbook einsehbar sein. Gemessen wird dieser Wert als Anteil des mit Sauerstoff gebundenen Hämoglobin vom gesamten verfügbaren Hämoglobin. Ein Wert an die 100% ist dabei anzustreben. Sinkt der Wert unter etwa 85%, kann es zu Atmungsstörungen, Ermüdung, kognitive Störungen und Kopfschmerzen kommen. Ein Überblick über den eigenen Sauerstoffsättigungswert und die Eingabe eines Grenzwerts können bei solchen Symptomen von Vorteil sein.

  • Blutzucker
    Diabetes gilt als Volkskrankheit Nummer Eins. Es handelt sich dabei um einen dauerhaft erhöhten Glucoseanteil im Blut, also einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Der Normalwert liegt hier bei bis zu 110 Milligramm pro Deziliter, unmittelbar nach dem Essen bis zu 140. Das Hormon Insulin senkt den Blutzuckerspiegel. Bei Diabetes wird entweder zu wenig Insulin produziert (Typ 1) oder der Körper entwickelt eine Resistenz gegen Insulin (Typ 2). Viele Apps von Drittherstellern beschäftigen sich mit diesem Thema mithilfe von Ernährungshinweisen oder Erinnerungen an die Insulinspritze. Eine autarke Messung des Blutzuckerspiegels kann allerdings bisher keine App leisten, da sie nur invasiv möglich ist.

  • Körperwassergehalt
    Hinreichend viel zu trinken ist einer der grundlegenden Tipps, die man von Ärzten erhält. Wenn es mit iOS 8 möglich sein wird, den eigenen Körperwassergehalt zu messen, kann man bald selbst bewerten, ob man diesen Hinweis ausreichend beachtet. Ein durchschnittlicher Mann besteht zu etwa 60% aus Wasser, eine Frau zu etwa 55%. Beleibtere und muskulöse Personen weichen davon etwas ab. Zu wenig Wasser birgt die Gefahr der Austrocknung - zu viel Wasser dagegen kann zu Einlagerungen, sogenannten Ödemen, führen. Wasser wird durch Schwitzen und Urinieren ausgeschieden, daher sollte man jeden Tag genügend Wasser, mindestens 1,5 Liter, trinken.

  • Atemfrequenz
    Die Überwachung der Atemfrequenz ist das Ziel dieser Kategorie. Zu diesem Zweck könnte die Verarbeitung in einer Zeitreihe und das Setzen von Grenzwerten nützlich sein. Normal ist bei einem Erwachsenen eine Frequenz von 12 bis 15 Atemzügen pro Minute. Zu häufiges Atmen wäre Hyperventilation, zu seltenes führt zu einer Kohlenstoffdioxidnarkose. In beiden Fällen sinkt die Sauerstoffkonzentration im Körper.

  • Schlaf
    Drittanbieter-Apps, die Tiefschlafphasen und Unruhephasen messen, existieren bereits im App Store. Ein Reiter Schlaf innerhalb von Healthbook könnte Informationen über Länge, Tiefe und Ruhe in der nächtlichen Erholung geben. Außerdem könnte der optimale Aufweckpunkt oder Zubettgehzeit errechnet, Statistiken erhoben und Besonderheiten protokolliert werden.

Mögliche Datenquellen

Die Healthbook-App steht und fällt mit der Qualität der Daten, mit der sie gefüttert wird. Je weniger davon manuell eingetragen werden müssen (außer Angaben wie Größe, Gewicht, Name, etc.) desto mehr Sensoren werden benötigt. Dem kommt der im vergangenen Herbst im iPhone 5s vorgestellte M7-Koprozessor zur Sensordatenerfassung zu Gute. Dieser könnte auch gut zur Verarbeitung der notwendigen Sensordaten für Healthbook verwendet werden.

Doch welche Sensoren werden benötigt? Die Fitness-Kategorien Aktivität, Gewicht und Ernährung könnten mit der bisherigen iPhone-Ausrüstung auskommen: Der Beschleunigungssensor und das Gyroskop für die Aktivitäten, Gewicht und Ernährung basieren auf manuellen Eingaben und Informationen aus dem Internet. Die medizinischen Kategorien dagegen verlangen neue, bisher nicht vorhandene Sensoren: einen Pulsmesser, Blutanalyse und vielleicht auch einen UV-Sensor. Während letzterer in einem neuen iPhone integriert werden könnte, wird für die anderen Sensoren ein Gerät vonnöten sein, das direkt auf der Haut des Benutzers liegt. Hierfür böten sich entweder zusätzliche externe Geräte oder die viel diskutierte Apple-Smartwatch an. In letzter Zeit deutet vieles darauf hin, dass eine iWatch notwendig sein könnte, um Healthbook vollwertig benutzen zu können.

Doch auch eine iWatch bräuchte neuartige Sensoren. Während Puls und Blutdruck durch das Armband gemessen werden könnten, sind für die anderen Kategorien andere nichtinvasive Methoden zu finden. Beispielsweise kann die Sauerstoffsättigung mittels Durchleuchten der Haut festgestellt werden. Methoden zur selbstständigen Ermittlung von Blutbild, Blutzuckergehalt und Körperwassergehalt würden in der Tat einen Meilenstein in der Gesundheitssparte darstellen. Für die Überwachung des Schlafs könnten Beschleunigungssensor und Vibrationsfunktion ausreichen.


Wird Healthbook ein unter iOS 8 eine Standard-App oder funktioniert sie nur in Verbindung mit einer iWatch? Wird es eine abgespeckte Healthbook-Version für diejenigen Kategorien geben, die auch ohne Hilfsmittel wie die Apple-Uhr mit Daten versorgt werden können? Die immer zahlreicheren Gerüchte und Hinweise auf einen gleichzeitigen Start von iOS 8, iPhone 6 und iWatch machen einen engen Zusammenhang wahrscheinlich.