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Vor 30 Jahren: Apple verklagt Intel und Microsoft wegen Codediebstahls – und bekommt Microsofts Macht knallhart zu spüren

Ein Entwickler namens San Francisco Canyon hatte in den frühen 90er Jahren den Auftrag von Apple erhalten, QuickTime für Windows zu portieren. Im November 1992 war es dann so weit und QuickTime stand für Microsofts Betriebssystem zur Verfügung – was damals übrigens Windows 3.11 war. Einige Monate später wechselte Canyon jedoch den Arbeitgeber und stand fortan bei Intel unter Vertrag. Dort arbeitete er an "Video for Windows", tausende Zeilen Code daraus waren aber in Cupertino entstanden.

Dies sollte in einen Rechtsstreit resultieren, der gleichzeitig deutlich machte, wie die Kräfteverhältnisse damals verteilt waren. Apple verklagte nicht nur besagten Entwickler, sondern gleichzeitig Microsoft und Intel. Zunächst sah es vor Gericht ziemlich gut aus, denn ein Richter untersagte Microsoft im selben Jahr die Verbreitung der Multimedia-Software. Redmond war also gezwungen, eine neue Version aufzulegen, die ohne jene von Intel lizenzierten Komponenten auskam.


Microsoft verweigert Apple Zugriff
Apple bekam jedoch Microsofts Ärger zu spüren, denn rund 40.000 Entwickler konnten bereits Windows 95 und darin enthaltene Technologien erproben, Microsoft verwehrte Apple aber fortan jeglichen Zugang. Wenn Apple nicht alle Klagen fallen lasse, werde dies auch so bleiben, hieß es recht unverblümt. Gleichzeitig forderte Microsoft, dass Apple die Entwicklung von OpenDoc einzustellen habe, denn hierbei handelte es sich um Konkurrenz zu Microsofts "Object Linking and Embedding".

Microsoft-Stellungnahme und damalige Kommentare
Von einem Microsoft-Sprecher hieß es, man sei in keiner Weise dazu verpflichtet, anderen Unternehmen Betasoftware zur Verfügung zu stellen. Wenn dies geschehe, dann um die Produkte zu verbessern oder jenen zu helfen, die auf Windows angewiesen seien. Beides treffe jedoch auf Apple nicht zu. In vielen Kommentaren war damals zu lesen, wie deutlich man inzwischen Microsofts Taktik erkenne: 85 Prozent Marktanteil seien nicht genug, die restlichen, von Apple gehaltenen 15 Prozent müssen mit allen Mitteln ebenfalls erobert werden.

1997: Apple lässt alle Klagen fallen
Zu einem endgültigen Urteil des Verfahrens kam es übrigens nie, denn 1997 zog Apple tatsächlich sämtliche Klagen zurück. Dies erfolgte im Rahmen der Vereinbarung, dass Microsoft 150 Millionen Dollar in nicht stimmberechtigte Aktien investierte, den Mac weiterhin mit Software unterstütze – wohingegen der Internet Explorer zum Standardbrowser auf allen Macs wurde. Für das schwer angeschlagene Unternehmen, welches im Jahr zuvor wenige Wochen vor der Insolvenz gestanden hatte, war der Deal ein Rettungsanker. Man sieht aber dennoch sehr gut, wie sehr sich die damalige Aufteilung der Machtverhältnisse von den heutigen unterscheidet. Schlagzeilen, ein wesentlich stärkeres Unternehmen habe Apple per Machtdemonstration in die Knie gezwungen, darf man wohl auf absehbare Zeit ausschließen.

Kommentare

Nebula
Nebula14.02.25 15:39
Mir war nicht klar, dass OpenDoc eine Problem für MS war. Habe mich immer gewundert, warum das nie weiter verfolgt wurde. Das Konzept findet man ja nur noch in ähnlicher Form bei Affinity, wo ich ein Photo-Dokument in Designer einbetten kann, dass sich dann live aktualisiert. Zumindest gab's das bei Version 1, habe es mangels Bedarf nie genutzt.
»Wir waren schon immer schamlos darin, großartige Ideen zu stehlen.« – Steve Jobs
0
don.redhorse14.02.25 21:42
Viel schlimmer fand ich das MS damit durchgekommen ist. Siehe auch die Erpressung von Vobis immune Escom. Vobis hatte DEC Alpha im Sortiment, dazu OS/2 Warp 4 Lizenzen. Auf Druck von MS nahm Vobis OS/2 aus dem Programm, damit sie Windows95 verkaufen dürfen.


Einer der Gründe weshalb ich MS immer noch meide wie der Teufel das Weihwasser und wie sehr ich gegrient habe, als MS mit Windows CE und Folgeversuche auf die Nase gefallen ist, bis hin zur Versenkung von Windows mobile, dem katastrophalen Windows 8 etc.


Der nächste Laden ist ganz klar Intel. Was die in den 90ern abgezogen haben um AMD Cyrix und, wie hieß die viert X86 Bude noch? Klein zu halten. Deswegen habe ich mir einen Keks gelacht als die ersten Specs zu AMDs Opterons veröffentlicht wurden und der Athlon den Markt aufgerollt hat. Leider ist es ja so, dass ein Laden wie Intel eine Fehlplanung wie Itanium und Pentium 4 so wegstecken konnte, während AMD am Hammer-Design fast gestorben ist. Aber noch beeindruckender ist AMDs Comeback mit Ryzen und EPIC, EPIC hat jetzt 35% Marktanteil beim Neukundengeschäft und das Servergeschäft ist Ultrakonservativ.


Also MS Probleme seit Vista und Intels derzeitigen Vollversagen ist absolut lustig.
+16
1Ampere15.02.25 12:29
„85 Prozent Marktanteil seien nicht genug, die restlichen, von Apple gehaltenen 15 Prozent müssen mit allen Mitteln ebenfalls erobert werden.„

Das war und ist Unsinn. MS hat ja grade deswegen investiert, um ein Kartellverfahren wegen marktbeherrschender Stellung abzuwenden. Da ging es um den Browserkrieg gegen Netscape, weil der IE ja an Windows gekoppelt war. Wäre Apple insolvent geworden, hätte MS de facto ein Monopol gehabt.
Zudem gabs obendrauf noch die Zusage, Mac Office weiterzuführen.
-2
yeti15.02.25 17:14
don.redhorse

Meinst Du „Weitek“ als vierten Hersteller?🙃
Oder „IIT“?

cu
Stefan
0
don.redhorse15.02.25 17:32
yeti
don.redhorseMeinst Du „Weitek“ als vierten Hersteller?🙃
Oder „IIT“?

cu
Stefan

IDT WinChip
0
rafi16.02.25 18:15
Warum bekam 1Ampere downvotes? ist doch absolut richtig was er/sie schreibt oder kann mir das jemand erläutern?
+1
don.redhorse16.02.25 21:54
rafi
Warum bekam 1Ampere downvotes? ist doch absolut richtig was er/sie schreibt oder kann mir das jemand erläutern?

nee, ist es nicht. M$ hat den Deal mit Apple nur deswegen abgeschlossen um eben nicht vom Kartellamt zerlegt zu werden, sie standen da ganz knapp vor. AT&T hatte so etwas schon hinter sich und IBM ebenfalls, dass wollten sie nicht.

Aber M$ hat halt den illegalen Code im System behalten und Apple damit unter Druck gesetzt, dass Office for Mac eingestellt wird.

Also jemanden der dir ein Messer an die Kehle hält, dann aber eben nicht zusticht ist deswegen trotzdem kein Lebensretter.
+2
rafi16.02.25 22:31
aber das schreibt er doch 😂
+2
don.redhorse16.02.25 22:37
rafi
aber das schreibt er doch 😂

da klingt es aber eben erst so wie das Beispiel mit dem Lebensretter:

"Zudem gabs obendrauf noch die Zusage, Mac Office weiterzuführen."

Hätte M$ Office for Mac eingestellt hätten sie bestimmt Kunden verloren. Apple sicherlich mehr, deswegen war es ja eine wirksame Drohung, aber M$ hätte auch dafür bezahlt. Dann kann man eben nicht behaupten das M$ als Retter aufgetreten ist, sie wollten sich damit selbst retten (ja, dass hat er geschrieben), sie haben aber keinen Bonus oben drauf gelegt und das kam so rüber.
-1
1Ampere17.02.25 01:21
don.redhorse
rafi
Warum bekam 1Ampere downvotes? ist doch absolut richtig was er/sie schreibt oder kann mir das jemand erläutern?

nee, ist es nicht. M$ hat den Deal mit Apple nur deswegen abgeschlossen um eben nicht vom Kartellamt zerlegt zu werden, sie standen da ganz knapp vor. AT&T hatte so etwas schon hinter sich und IBM ebenfalls, dass wollten sie nicht.

Aber M$ hat halt den illegalen Code im System behalten und Apple damit unter Druck gesetzt, dass Office for Mac eingestellt wird.

Also jemanden der dir ein Messer an die Kehle hält, dann aber eben nicht zusticht ist deswegen trotzdem kein Lebensretter.

Ich habe überhaupt nix zum Code geschrieben. Lediglich dazu, dass MS angeblich Apple komplett ausschalten wollten.
Was eigentlich schon offensichtlich falsch ist, wenn man wenigstens ein bisschen Ahnung von Wirtschaftsrecht etc. hat.
MS hätte größte Probleme bekommen, wäre Apple insolvent geworden.
+2

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