Immer mehr Emulatoren: "PlayStation Portable"-Emulator und RetroArch im App Store verfügbar
Anfang April gab Apple eine weitreichende Änderung der Regeln im App Store bekannt: Es ist nicht länger verboten, ausführbaren Code oder interpretierbare Befehle in Apps nachzuladen. Mit dieser Anpassung ist es nun möglich, Emulatoren für beliebte Spielekonsolen oder Retro-Computer im App Store für iPhone, iPad und Apple TV anzubieten. Auf dem Mac, PC und Android sind derartige Apps beliebt und weit verbreitet – doch bislang war es aufgrund Apples Vorgaben nicht möglich, derartige Programme auf viele Plattformen des Konzerns zu bringen.
Immer mehr EmulatorenSeit der Regeländerung erschienen einige Emulatoren im App Store und über den AltStore, beispielsweise für
PlayStation-Spiele und für viele
Nintendo-Konsolen. Manche der Emulatoren, welche Apple für den App Store freigab,
verschwanden allerdings kurze Zeit wieder aus
unterschiedlichen Gründen.
PPSSPP: Dedizierter PlayStation-Portable-EmulatorNun steht ein weiterer Emulator im App Store zum
kostenfreien Download (und wohl ohne Werbung) bereit: Mit PPSSPP lassen sich Spiele der beliebten "PlayStation Portable"-Handheld-Konsole von Sony direkt auf dem iPhone oder iPad ausführen. Neben einigen kostenfreien Homebrew-Games lassen sich auch kommerzielle Spiele im .ISO- or .CSO-Format in den Emulator laden und ausführen – ein BIOS der PlayStation Portable ist hier nicht erforderlich. Der Hersteller liefert auch eine
Anleitung, wie man eigene PlayStation-Portable-Spiele von der Konsole legal herunterladen und in einem passenden Format speichern kann.
Gute PerformanceEin erster Test mit "God of War: Ghost of Sparta" verlief auf einem betagten iPhone 12 Pro Max sehr positiv: Trotz Skalierung auf 1080p läuft die Wiedergabe komplett ruckelfrei.
Viele Optionen, nervige OberflächePPSSPP ist auf vielfältige Art und Weise anpassbar. Beispielsweise lässt sich die Render-Auflösung von den nativen 480 × 272 Pixeln der PlayStation Portable erhöhen, sodass die Grafik auf modernen iPhone-Bildschirmen weniger verpixelt wirkt. Wer jedoch auf eine intuitive Benutzerführung hofft, wird enttäuscht: Die Menüs sind schwer verständlich, die Navigation unlogisch – mit etwas Experimentierfreude gelangt man jedoch ans Ziel. Positiv ist aber, dass die Benutzeroberfläche auch in Deutsch zur Verfügung steht.
RetroArch: Emulatoren-Suite ab sofort im App StoreNeben PPSSPP ist auch eine weitere, sehr bekannte Emulatoren-Suite im App Store erschienen: RetroArch. Mittels RetroArch lassen sich eine ganze Fülle von verschiedenen Systemen auf dem iPhone, iPad und Apple TV nachahmen – nämlich:
- Amstrad - CPC/GX4000
- Atari - 2600
- Atari - 5200
- Atari - 5200
- Atari - 7800
- Atari - Lynx
- Bandai - WonderSwan/Color
- Commodore - Amiga
- Commodore - C128
- Commodore - C64
- Commodore - CBM-II 5x0/6x0/7x0
- Commodore - PET
- Commodore - PLUS/4
- Commodore - VIC-20
- Dinothawr
- Fairchild ChannelF
- GCE - Vectrex
- Game Music Emu
- Handheld Electronic
- MSX/SVI/ColecoVision/SG-1000
- Mattel - Intellivision
- NEC - PC Engine / SuperGrafx / CD (Beetle PCE)
- NEC - PC-98
- Nintendo - DS
- Nintendo - DS
- Nintendo - Game Boy / Color
- Nintendo - Game Boy Advance
- Nintendo - NES / Famicom
- Nintendo - Nintendo 64
- Nintendo - SNES
- Nintendo - Virtual Boy
- PocketCDG
- Quake
- Rick Dangerous
- SNK - Neo Geo CD/Pocket
- ScummVM
- Sega - Master System
- Sega – Mega Drive
- Sega - Saturn
- Sharp - X68000
- Sinclair - ZX Spectrum
- Sony - PlayStation
- Sony - PlayStation Portable
- Texas Instruments TI-83
- Thomson - MO/TO
- Vircon32
- VirtualXT
- WASM-4
- Watara - Supervision
Dabei bietet RetroArch oftmals mehrere Backends für bestimmte Systeme, welche auf unterschiedliche Anwendungsfälle optimiert sind: Manche bietet eine komplett akkurate, aber langsamere Emulation – andere präferieren Geschwindigkeit. Auch die Anpassungsmöglichkeiten von RetroArch sind gewaltig – und oftmals aufgrund der Einstellungsvielfalt überfordernd.
RetroArch ebenfalls mit gewöhnungswürdiger BenutzeroberflächeWer bei RetroArch auf eine an iOS, iPadOS oder Apple TV angepasste Benutzeroberfläche hoffte, wird leider auch hier enttäuscht: Die Benutzerführung ist verwirrend, die Bedienung mehr als hakelig. Die entsprechenden Emulatoren ("Cores" genannt) müssen nach Download der App nachgeladen werden – daraufhin gilt es, entsprechende Inhalte wie ROMs oder Disketten-Abbilder hinzuzufügen. Danach funktioniert die Emulation, hier am Beispiel des Nintendo 64, aber zufriedenstellend:
RetroArch sogar für Apple TVRetroArch steht nicht nur für iPhone und iPad zum
kostenfreien Download bereit, sondern auch auf dem Apple TV: Hierdurch lassen sich ab sofort viele Retro-Spiele auch auf der Set-Top-Box spielen – ein echter Mehrwert.
Eindämmung alternativer App Stores?Apple hielt seit Erscheinen des App Stores an der Regel fest, dass Apps keinen ausführbaren Code nachladen durften – und korrigierte diese erst, als der Konzern von der EU gezwungen wurde, alternative App Stores zuzulassen. Das Timing dieser Entscheidung legt nahe, dass Apple hiermit wahrscheinlich die allzu starke Verbreitung alternativer App Stores verhindern will. Denn: Stehen Emulatoren auch im offiziellen App Store zum Download bereit, wird der Nutzer kaum den Weg (schwierigen) über einen alternativen App Store beschreiten – und bleibt so dem Apple-eigenen Ökosystem treu.