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Zensur -Vorwürfe gegen Apple

Fox 69
Fox 6907.01.1012:19
Zensur-Vorwürfe gegen Apple

Apple prüft nicht nur die technische Funktion der mehr als 100.000 Anwendungen in seinem App Store, sondern auch deren Inhalte. Damit schafft Apple weltweit Zugangskontrollen nach eigenen Regeln. Kritiker sprechen sogar von Zensur. So können beispielsweise Abonnenten der seit Dezember erhältlichen "Bild"-App bereits um 22 Uhr die Ausgabe des Boulevardblatts des folgenden Tages auf dem iPhone herunterladen. Doch wer vergleicht, bemerkt Abweichungen zur gedruckten Ausgabe: So sind auf dem Mobiltelefon Nacktfotos und Sex-Anzeigen mit weißen Überblendungen entschärft ("geblitzt").

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Grund sind die Apple-Regeln. Entweder liefern die Anbieter ihre Inhalte so, dass sie nicht beanstandet werden oder Apple greift selbst ein und löscht diese. "Nicht erlaubt sind Anwendungen mit beispielsweise pornografischen, illegalen oder die Privatsphäre verletzenden Inhalten", erklärt Apple-Sprecher Georg Albrecht. Die genauen Richtlinien veröffentlicht das Unternehmen jedoch nicht, und weitere Erklärungen möchte Albrecht dazu auch nicht abgeben. Wegen der fehlenden Transparenz können die Nutzer kaum ermessen, ob nur Schmuddelbilder aus dem Verkehr gezogen werden oder vielleicht auch andere vermeintlich "anstößige Inhalte", wie in manchen Blogs kritisiert wird.

Für den Vorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbandes, Michael Konken, ist klar: "Da wird in die Berichterstattung eingegriffen, das darf nicht sein. Das kann man sogar als Zensur bezeichnen." Konken sieht die Glaubwürdigkeit von Informationen auf dem iPhone insgesamt erschüttert. "Der Provider ist nur der Lkw, der die Ladung transportiert, er darf nicht die Fracht bestimmen." Schließlich gebe es Mediengesetze und im Streitfall Gerichte, die über die Pressefreiheit wachen.

Mit den restriktiven Regeln machte kürzlich der Stern Erfahrung: Apple löschte die Anwendung wegen einer Erotik-Bilder-Strecke. Das Magazin kritisierte das als praxisfern und verwies darauf, dass solche Bildergalerien völlig normal seien. Bei "Bild" gehört das Entschärfen zum normalen Produktionsprozess, um einer Sperre zu entgehen. "Die Redaktionsleitung entscheidet, welche Bilder im Zweifel 'geblitzt' werden müssen", erklärt der stellvertretende "Bild"-Chefredakteur Michael Paustian. "Die Regeln richten sich zum einen nach den Vorgaben von Apple – zum anderen nach dem gesunden Menschenverstand und der Einschätzung, welche Nacktdarstellungen in anderen Ländern und Kulturkreisen eventuell anstößig sein könnten. Natürlich muss man sich auch an die geltenden Spielregeln halten, um im App-Store zu erscheinen." Es gehe aber nur um die Entschärfung von Erotik, betont Paustian. Eingriffe in journalistische Inhalte seien ausgeschlossen.

Für den Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Helmut Heinen, ist die Prüfung der Inhalte problematisch. "Zensur ist sicher nicht die Zielsetzung der Plattformbetreiber, aber wir müssen als Inhalteanbieter den Anfängen wehren. Eingriffe müssen öffentlich gemacht werden, da wird es sicher noch Diskussionen geben." Da das iPhone weit verbreitet und die Plattform einfach zu bedienen ist, kommt ein Anbieter, der seine Inhalte mobil verbreiten möchte, an Apple nur schwerlich vorbei. Medienunternehmen erhoffen sich zusätzliche Einnahmen von den Apps, da die Nutzer oft bereit sind, dafür Geld zu bezahlen – im Gegensatz zu Internetangeboten. Inzwischen wurden weltweit mehr als drei Milliarden Apps heruntergeladen.

Der Berliner Medienwissenschaftler Norbert Bolz hat allerdings Verständnis für den Konzern. "Es kam mehrfach vor, dass Provider in kritischen Fällen für Darstellungen auf ihrer Plattform zur Verantwortung gezogen wurden. Insofern handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme aus juristischen Gründen." Allerdings müssten die Kriterien offengelegt werden. Bolz sieht die größere Gefahr im vorauseilenden Gehorsam von Journalisten. "Die Redaktion kann mit Rücksicht auf iPhone-Nutzer eine Schere im Kopf verinnerlichen und von vornherein auf problematische Inhalte verzichten." (Rolf Westermann, dpa) / (anw)

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Kommentare

Fox 69
Fox 6907.01.1012:22
Teil 2

Für den Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Helmut Heinen, ist die Prüfung der Inhalte problematisch. "Zensur ist sicher nicht die Zielsetzung der Plattformbetreiber, aber wir müssen als Inhalteanbieter den Anfängen wehren. Eingriffe müssen öffentlich gemacht werden, da wird es sicher noch Diskussionen geben." Da das iPhone weit verbreitet und die Plattform einfach zu bedienen ist, kommt ein Anbieter, der seine Inhalte mobil verbreiten möchte, an Apple nur schwerlich vorbei. Medienunternehmen erhoffen sich zusätzliche Einnahmen von den Apps, da die Nutzer oft bereit sind, dafür Geld zu bezahlen – im Gegensatz zu Internetangeboten. Inzwischen wurden weltweit mehr als drei Milliarden Apps heruntergeladen.

Der Berliner Medienwissenschaftler Norbert Bolz hat allerdings Verständnis für den Konzern. "Es kam mehrfach vor, dass Provider in kritischen Fällen für Darstellungen auf ihrer Plattform zur Verantwortung gezogen wurden. Insofern handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme aus juristischen Gründen." Allerdings müssten die Kriterien offengelegt werden. Bolz sieht die größere Gefahr im vorauseilenden Gehorsam von Journalisten. "Die Redaktion kann mit Rücksicht auf iPhone-Nutzer eine Schere im Kopf verinnerlichen und von vornherein auf problematische Inhalte verzichten." (Rolf Westermann, dpa) / (anw)

Quelle : Heise.de
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drstan07.01.1017:55
die sache ist doch recht einfach - als diensteanbieter haftet (auch) apple für die inhalte des app stores...

daher prüft apple - so einfach ist das.
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jogoto07.01.1019:07
Also wenn der erste politische Artikel bei Bild geblitzdingst wird, dann schreie ich auch "Zensur". Bis dahin eignet sich die Papiervorlage eh besser, hat man doch gleich was zum abwischen.
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ultrapaine07.01.1019:40
Dann müssten sie streng genommen auch den Safari zensieren! Es gibt absolut keinen akzeptablen Grund für diese Ausuferungen...
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jogoto07.01.1019:57
Dazu müsste sich in der Rechtsprechung durchsetzen, dass Apps, die Inhalt nachladen, wie ein Browser behandelt werden. Dann dürfte Apple die Apps verkaufen ohne Klagen fürchten zu müssen. So weit sind wir aber noch nicht. Ich nehme an, die aktuelle Rechtsprechung weiß noch nicht, was eine App überhaupt ist.
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ma.07.01.1020:11
drstan
die sache ist doch recht einfach - als diensteanbieter haftet (auch) apple für die inhalte des app stores...

daher prüft apple - so einfach ist das.

Richtig, jetzt sind wir schon zwei dies gerafft haben.

Erwähnenswert ist noch, dass nicht Heise, somdern ein Rolf Westermann, dpa hier die Gunst der Stunde CES nutzt und ganz bestimmt nicht uneigennützig sein Dumpfplampet veröffentlicht hat.
Wenn Microsoft schon nichts Sinnvolles in der Pipeline hat, dann kann man doch wenigstens niedere Instinkte schüren. *sick*
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Schnapper07.01.1020:24
Der Begriff "Zensur" ist - wie fast immer, wenn es um solche Diskussionen geht - fehl am Platz. Zensur geht vom Staat bzw. einer staatlichen Behörde aus. Eine einzelne Firma kann nicht "zensieren". Sie kann maximal Erfüllungsgehilfe einer staatlich verordneten Zensur sein (Beispiel: Google filtert in China Inhalte aufgrund staatlicher Vorgaben).

Hier (wie meist, wenn irgendwelche Rabauken "Zensur" schreien) geht es eher um die Ausübung eines "virtuellen Hausrechts". Wenn ein Plattformbetreiber Regeln für den durch Dritte auf seiner Plattform angebotenen Content aufstellt, hat er auch das Recht, diese Regeln durchzusetzen. Das hat aber nichts mit Zensur zu tun.
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Schoko1
Schoko107.01.1020:28
Die Bildleser haben mein MItleid
„Recht ohne Macht ist wirkungslos. Macht ohne Recht ist Tyrannei. “
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dreyfus07.01.1020:43

Richtig. Mit Zensur hat es Nichts zu tun. Allerdings kann sich Apple freilich genau so vor Verantwortung für verlinkte Inhalte (nichts anderes ist das) schützen, wie das jeder Webseitenbetreiber in der EU auch tut. Solange man im Falle einer Beschwerde reagiert und strafrechtlich bedenkliche Inhalte in einem zumutbaren Tempo entfernt, passiert da auch Nichts. Eventuell anfallende Kosten für Abmahnungen, etc. kann man vertraglich auf den App-Anbieter abwälzen.

Die Frage ist eher: Wie bekommt man Apple dazu, in nationalen Stores auch ortsübliche Kriterien anzusetzen? Die Definition von bspw. Pornographie weicht in Deutschland und den USA stark ab und selbstverständlich kann Apple im Buch- und Zeitschriftengewerbe einpacken, wenn die meinen, sie könnten alle Inhalte hier nach US-Kriterien verwursten. Dann sollten sie es lieber gleich lassen. Tatsache ist: Die Bild, so bescheuert sie auch sei, steht auf keinem Index und wird meines Wissens legal auch an Kinder abgegeben. Nackte gibt es selbst tagsüber in der Werbung, Zeitschriften mit Nacktmodellen auf dem Cover stehen unverhüllt in Supermärkten in denen Kinder herumlaufen, Prostitution kommt selbst in Vorabendkrimis vor... Das ist für US Bürger alles abartig und unvorstellbar... nur möchte ich deren bigottes Wertesystem auch nicht von Apple aufgenötigt kriegen. Die Entscheidung, was ich mir ansehen möchte liegt, so lange es legal ist, alleine bei mir (die Bild gehört nicht dazu, aber wie einmal jemand sagte: "Wehret den Anfängen").
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