Da sich keiner traut eröffne ich mal den Juli. Meines Erachtens sind wir in einer langweiligen Seitwärtsbewegung mit Zug nach Unten.

Mir scheint der Zug geht im Moment eher nach oben.

Der Wechselkurs hilft im Moment und stützt den Kurs in Euro. Die Kehrseite ist, dass die Apple-Produkte hierzulande teurer werden. Ein 2.000 Dollar MacBook würde bei uns bei einem Kurs von 1,40 bei 1.499 liegen; bei dem fast Pari eher aber bei 2.099 Euro.

Ansonsten lässt sich nichts groß prognostizieren in diesen Zeiten. Ich denke nach wie vor, dass Apple sehr solide aufgestellt ist und noch viele Produkte verkaufen wird. Was mich besonders beeindruckt hat ist, wie Apple es u. a. durch die M-Prozessoren geschafft hat, der Ur-Produktkategorie Mac neuen Sexappeal zu verpassen.

Meine AAPL bleiben also im Depot.

Das größte Risiko sehe ich in der Teilung der Welt in West (USA, ...) und China (BRIC?) und einer Aufteilung, sodass zwei riesige politische Richtungen und abgeschottete Märkte entstehen. Also in dem, was alles noch nach dem Ukraine-Krieg passieren könnte (Taiwan, ...).

Wann lag denn bitte der € zu Dollar Kurs bei 1,4?

Also wenn eine Firma für die Zukunft gut aufgestellt ist, dann sicherlich Apple. Der Services Bereich wächst immer weiter und ich sehe da auch noch keine Sättigung. Damit wächst der Umsatz weiter und die iPhone Sparte macht zum Glück bald nicht mehr 50% des Umsatzes aus. Und im Mac Markt sind ja auch noch enorme Wachstumsraten denkbar, wenn man bedenkt wie gering der weltweite Marktanteil ist.

2008, sogar mal 1,50

Ok, wenn man so lange zurück geht, ok. Aber in den letzten Jahren hat sich da nicht sooo viel getan.

Vermutlich meine letzte Analyse oder zumindest eine der letzten.

Weswegen ich versuchen will, nochmal einen möglichst übersichtlichen Ausblick zu geben.


Das erste Halbjahr ist ja nun zu Ende und man kann nochmal ein paar Statistiken Revue passieren lassen. Das erste Mal 8 Wochen hintereinander Minus im Dow Jones Industrial seit 1922, das schlimmste erste Halbjahr im Dow Jones Industrial seit 1962, das schlimmste im S&P 500 seit 1970 (davor gab es nur noch zwei schlimmere Jahre, 1932 und 1940) und das schlimmste im NASDAQ, seit es ihn gibt. Aber die abgefahrenste Statistik kam von der Bank of America: Legt man den realen (inflationskorrigierten) S&P 500 zugrunde und nicht den nominellen, so war es das schlimmste erste Halbjahr nicht seit 1970, sondern seit 1872!

Die Statistiken ließen sich fast beliebig fortsetzen; sie alle besagen, dass sich der Aktienmarkt grundlegend gewandelt hat, seit der S&P 500 das obere Ende des Jahrhunderttrendkanals erreicht hat.

Optimisten schöpfen daraus nun die Hoffnung, dass die zweite Jahreshälfte umso besser werden müsse. Statistisch begründen lässt sich das aber nicht, dazu sind vergleichbare Situationen viel zu selten aufgetreten. Wahrscheinlich findet der Markt erst einen Boden, wenn es niemanden mehr in den Fingern juckt, bei Kursschwäche nachzukaufen. Auch hierzu noch eine leicht beängstigende Statistik: Während die Kleinanleger bei den Kurseinbrüchen Ende 2018 und Frühjahr 2020 (Covid) riesige Summen aus dem Aktienmarkt abzogen und in Geldmarktfonds parkten, kaufen sie dieses Jahr bislang netto unverdrossen so, wie sie es im statistischen Durchschnitt in steigenden Märkten immer tun (Quelle: Wall Street Journal vom 24. Juni). Es scheint so, als sei der Covid-Crash das letzte psychisch konditionierende Ereignis gewesen, dass die Anleger noch gebraucht hätten, um überzeugt zu sein, dass man jeden Kursrückgang durchhalten sollte. Das kann nicht gutgehen.



Struktur

Um den Wald nicht vor lauter Bäumen aus den Augen zu verlieren, beschränke ich mich diesmal auf einen Tageschart des S&P 500 mit den obersten Hierarchieebenen.

Ich hatte schon angesprochen, dass es zur Zeit zwei denkbare Interpretationsmuster gibt, die ich hier im Vergleich gegenüberstelle (ich habe die Hierarchieebenen insgesamt um eins abgesenkt (d.h. aus der bisherigen 1 wird eine 0.1), um flexibler in der Darstellung zu sein. Sachlich ändert sich dadurch nichts; die Nummern stellen ja keine absoluten Werte dar und dienen nur der Verständigung):



Die linke Seite interpretiert die Kursbewegung seit dem Top als einen bereits aus drei Sub-Abwärtsschüben bestehenden und daher vollständigen Abwärtsschub von 0 zu 1. In diesem Fall hätte am 17. Juni eine Aufwärtskorrektur der gesamten bisherigen Abwärtsbewegung seit dem Top bei 0 begonnen. Die sollte klassischerweise zumindest ein Drittel der Abwärtsbewegung zurücknehmen; oft läuft sie zum Punkt 4 der vorangegangenen Bewegung, hier also 0.4. Sie kann strukturell gesehen aber sogar bis ans Top bei 0 zurücklaufen und, sollte es sich insgesamt um den ersten Schub einer insgesamt zweischübigen Abwärtskorrektur ab dem Top bei 0 handeln, sogar darüber hinaus. Sicher ist nur, da der erste Abwärtsschub von 0 bis 1 aus drei Sub-Schüben bestand, dass vor dem Ende der Korrektur die Kurse unter 1 fallen werden.

Das Problem mit dieser Interpretation ist, dass sich die Punkte 0.1 und 0.4 selbst auf Schlusskursbasis minimal überlappen, was eigentlich nicht sein darf. Man muss bei dieser Interpretation also beide Augen zudrücken; das macht sie weniger wahrscheinlich.

Die andere Interpretation auf der rechten Seite ist bis zum Punkt 0.2 identisch, doch alle Kursbewegungen ab da interpretiert sie als Ausdifferenzierung in mehreren Sub-Hierarchiebenen. Dadurch sind Überlappungen kein Problem mehr, da sie nur auf derselben Hierarchiebene „verboten“ sind.

Der 2. und üblicherweise stärkste Abwärtsschub beginnt stets an Punkt 2 der Nummerierung. Im Augenblick steht der Markt an Punkt 0.2.2.2 (ich habe den Punkt vorläufig zwischen die beiden jüngsten kleinen Hochs gelegt, da noch nicht klar ist, ob der S&P 500 das Hoch vom 28. Juni nochmals übertrumpfen kann), einem zweiten Abwärtsschub auf gleich drei Hierarchieebenen. Das beinhaltet das Potential, dass der in dieser Interpretation der Struktur unmittelbar bevorstehende Abwärtsschub der bislang schlimmste wird.

Der zukünftige, gestrichelt skizzierte Verlauf ist wie immer ausschließlich strukturell zu verstehen, nicht auf Zeit- oder Kursziele bezogen. Er ist rein nach Gesichtspunkten grafischer Übersichtlichkeit gezeichnet.

Wenn in dieser Interpretation 0.3 erreicht wird, wird sich die Frage stellen, ob damit eine insgesamt zweischübige Abwärtskorrektur beendet ist oder auf eine zweite Aufwärtskorrektur hin noch ein dritter Abwärtsschub erfolgt. In letzterem Fall wäre die gesamte Abwärtsbewegung bis dahin nur ein erster von mehreren Abwärtsschüben und der Bärenmarkt bliebe uns wohl für einige Jahre erhalten.



S&P 500

Hier ein aktueller Tageschart des S&P 500:



Der Aufwärtstrend 2009 – 2018 hat erstmal gehalten; das war zu erwarten. Die Reaktion nach oben war bislang allerdings ausgesprochen mickrig, miese Breite, wenig Umsatz. Und im Augenblick hängt der S&P 500 schon wieder am kurzfristigen Abwärtstrend 5. Das wirkt alles so, als habe es sich lediglich um die traditionell freundlichen Tage um den 4. Juli herum gehandelt. Ein überzeugender Auftakt für ein nachhaltigeres Tief am Aufwärtstrend 2009 – 2018 ist das nicht. Wahrscheinlicher ist ein Durchbruch nach unten; sollte auch noch die Rote Linie fallen, wäre das nächste Kursziel der Aufwärtstrend 2009 – 2020 bei etwa 3000.



AAPL

Auch hier ein aktueller Tageschart:



AAPL hat sich relativ gut gehalten und ist noch einiges von ihrer Zielzone entfernt. Die jüngste Aufwärtsbewegung ist bislang klar zweischübig, also eine Aufwärtskorrektur, und hängt aktuell an dem kurzfristigen Abwärtstrend 1 fest. Entwickelt sich ein dritter Aufwärtsschub, fällt auch dieser Abwärtstrend, und es sieht kurzfristig deutlich besser für die Aktie aus. Umgekehrt würde ein Fall unter das Zwischentief bei 133,77$ die Zweischübigkeit der Aufwärtsbewegung zementieren; ein möglicherweise drastische Kursrückgang stünde dann vermutlich bevor.



tl;dr

Der Markt steht im Augenblick an einer Weggabelung. Hält das jüngste Tief, ist eine deutlichere Erholung als bislang möglich; ein Unterschreiten des Tiefs könnte zu einem drastischen neuen Abwärtsschub führen. Sowohl strukturelle wie charttechnische wie technische (Marktbreite, Verhalten der Kleinanleger) Indizien lassen Letzteres wahrscheinlicher erscheinen, trotz laut zahlreicher Stimmungsindikatoren großem Pessimismus.

Was ich im Abschnitt Struktur vergessen habe, ist die explizite Angabe der Falsifikationskriterien für die beiden Szenarien: Das linke Szenario entfällt, wenn der S&P 500 vor einer weiteren Erholung unter Punkt 1 fällt; das rechte Szenario entfällt, sobald der S&P 500 über Punkt 0.2.2 steigt.

Eigentlich kann hier niemand einen "Daumen hoch" setzen - bei diesem ersten Satz ... :'(

Wenn es nur eine Chance geben könnte, Dir zu helfen, Weia - nenne Sie uns!

Würde auch gerne helfen wenn möglich ... werde deine Analysen vermissen... Ich persönlich glaube das wir erst am Anfang einer riesigen Krise stehen wo noch mehr den Bach runter gehen wird...

Naja, Du weißt doch um die Situation?
Das ist lieb. Ein öffentliches Forum ist halt nicht der Platz, um über meine Situation zu berichten. Wenn Du magst, kurze PM, dann schreib ich Dir, was lost ist.
Dass das sehr gut sein kann, versuche ich ja seit geraumer Zeit zu vermitteln.

Wow. Apple ist so ein richtig langweiliges Investment geworden. Liefern solide Zahlen und hohe Cashflows wie ein Uhrwerk. Quartal für Quartal. Ab und zu gibt es sogar ein wenig Dividende. Ein Investment ganz nach meinem Geschmack.

WAS kann man mehr wollen?

Ich freue mich schon auf die $220 bei AAPL 🥰

Wie kommst du auf 220$?

Vielleicht ein klein wenig mehr Dividende, die Dividendenrendite ist mit aktuell 0,57% doch äussert mager für ein so profitables Unternehmen.

thomas b.

Ja, wenigstens 1% wäre schon schön.

Naja, durch die $/€-Parität kommt bei uns schon deutlich mehr auf das Konto, als vorher