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Erinnerungen: "Mein" Macintosh 128k von 1984 – womit alles begann und vieles auslöste

Mitte 1984, irgendwo in einem fränkischen Dorf an der Grenze zur Oberpfalz. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die technisch modernsten Errungenschaften des Dorfs der neue John-Deere-Traktor des Bauern sowie die Zapfanlage vom Gasthaus "Zum Spiegel". Äpfel kannte man durchaus sehr gut, "Apples" hingegen waren nahezu niemandem in diesem Dorf bekannt. Wahrscheinlich konnte der Großteil der Bevölkerung Ebenrieds noch nicht einmal mit dem Konzept "Computer" an sich sehr viel anfangen.


Die Quelle führte den ersten Mac
Mein Vater, damals noch als Personal- und Ausbildungsleiter bei der Quelle in Nürnberg tätig, erlebte damals den Einzug der Computer in die Arbeitszimmer, hatte aber schnell beschlossen, sich nicht mit den herkömmlichen, auf kryptischen Befehlen basierenden PCs abzugeben. Nachdem Apple den ersten Macintosh vorgestellt hatte, führte auch Quelle den 128k im Sortiment. Aufgrund der extrem hohen Anschaffungspreise, die für das Gerät fällig wurden, fanden die ersten Würfel aber mehr Gramm Staub auf ihrem Gehäuse als Käufer, sodass sie irgendwann im Laufe des Jahres zu günstigeren Preisen für die Mitarbeiter angeboten wurden.

Auf diesem Wege begann also die abenteuerliche Reise des vielleicht ersten 128k an der Grenze zwischen Mittelfranken und der Oberpfalz.


Inbetriebnahme: Was ein Vierjähriger schon schaffte
In meiner kleinkindlichen Erinnerung weiß ich noch genau, wie dieses Gerät angeliefert wurde. Mein Vater war nicht zu Hause, sodass meine Mutter und ich das Gerät in Empfang nahm und auf dem Esstisch im Wohnzimmer platzierten. Bemerkenswert war (und das ist sicher keine frühkindliche Verklärung), dass wir den Macintosh als absolute Laien in Betrieb setzen konnten. Ebenfalls ganz genau erinnere ich mich noch an ein Lernspiel, mit dem der Benutzer an die Bedienung herangeführt werden sollte. So sah man ein Gebäude, dessen Buchstaben auf dem Boden lagen. Vermutlich waren es sogar die Lettern A, P in doppelter Ausführung, L und ein E. Lesen konnte ich zwar noch nicht, aber man bekam Rückmeldung, wenn ein Buchstabe an der richtigen Stelle lag.


Warum schaut der Mann immer in so einen Würfel?
Weitere Erinnerungsfetzen, die mir in den Sinn kommen, sind die Witze, die wir darüber machten, wenn mein Vater dann am neuen Stellplatz des 128k saß und in diese Kiste sah. Irgendwas mit "was denken wohl die Nachbarn" war das. Wie erwähnt, die kannten Äpfel, vielleicht manch weitgereister Dorf-Abenteurer auch Äpplwoi, aber Apple war etwas Neues. Hier saß nun aber ein Mann, der stundenlang in eine Art Karton schaute, durchaus merkwürdig.


MacPaint – Profitool für vierjährige Profis
Ein Programm, das ich schon als kleines Kind mit Freude bediente, war MacPaint. Ich durfte immer irgendetwas malen, das mein Vater dann mit dem Radiergummi aufräumen musste. Endlos konnte man das spielen! Die sichere Gewissheit, das von mir verzierte Dokument wieder in Ordnung bringen zu können, stärkte sicherlich mein Urvertrauen. Man kann MacPaint vieles vorwerfen; aber nicht, dass es nicht mein Urvertrauen gestärkt habe!


Ganz sicher keines meiner Gemälde

Viel mehr weiß ich dann leider doch nicht mehr vom ersten 128k. Nach zwei Jahren (glaube ich) wurde er durch einen 512k ersetzt und trat die Reise vom mittelfränkischen Dorf an der Grenze zur Oberpfalz nach Erlangen an, wo er dann von einem sehr guten Bekannten weiter bedient wurde.

MacTechNews und Synium? Es liegt auch an diesem 128k!
Es folgten noch viele, viele weitere Macs, der bedeutendste war aber der 128k. Wer kann alles von sich sagen, schon als Vierjähriger an einem Macintosh "gearbeitet" zu haben – und zwar an DEM Macintosh! Es war ganz sicher dieser Frühkontakt, der mich in die Apple-Welt einführte, Faszination auslöste, mich stets die wichtigsten Geschehnisse verfolgen ließ und dazu führte, dass es MacTechNews und auch Synium in dieser Form gibt.


Wir stoßen auf meinen Vater und den 128k an

Mein Vater durfte noch viele Jahre lang beobachten, was aus jenem Funken wurde, den er vor knapp 40 Jahren in einem Ebenrieder Wohnzimmer ausgelöst hatte. Er verstarb leider im Sommer 2022 und erlebte nicht mehr eines der absoluten Highlights meines Apple-Lebens mit, nämlich das Abendessen mit Tim Cook Ende 2022. Die Geschichte meines ersten Macintosh und wie ich in die Apple-Welt kam, habe ich Tim Cook aber erzählt und wir konnten auf diese bedeutenden Geschehnisse von 1984 und meinen Vater anstoßen.

Kommentare

Troubadixderdritte24.01.24 14:29
😁Sehr schöne Geschichte. Danke, dass Du uns an Deinen Erinnerungen Teilhaben lässt.
+40
Anton Ochsenkühn
Anton Ochsenkühn24.01.24 14:37
Und wie kommt man dazu mit Tim auf einem Foto zu sein?
Mein erster Mac war ebenfalls der Würfel - noch ohne HD und man durfte permanent Disketten auswerfen und reinschieben - egal was man gemacht hat - Word oder PowerPoint. Mal ne Systemdiskette - dann wieder ne Programmdiskette.
Aber es war sehr cool, mit dem Mac zu arbeiten. Mausbedienung und Fenster waren damals sensationell und dann noch wenig später der Multifinder mit 6.07, um mehrere Programme gemeinsam zu verwenden ...
+2
baschdie24.01.24 14:37
Schöner Artikel happy Birthday, Mac
+12
Electric Dave24.01.24 14:40
Danke für die Geschichte - mir wird warm ums Herz. Wir scheinen der gleiche Jahrgang zu sein und auch bei mir war es mein Vater, der den ersten Mac in Haus brachte - das war 1988, als er übers Wochenende seinen (vermutlich) SE mitbrachte. Ich weiß noch, wie ich es geliebt habe, am Wochenende mit ihm in den Verlag zu fahren, denn dort durfte ich an den Quadra 700ern der Layouter rumspielen. Quark, Freehand oder Illustrator auf einem Doppelseitenmonitor - Wahnsinn!
+9
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck24.01.24 14:45
Anton Ochsenkühn
Und wie kommt man dazu mit Tim auf einem Foto zu sein?

Das war bei der Verleihung des App-Of-The-Year-Awards im Winter 2022 für unser MacStammbaum!
+27
MacMann72
MacMann7224.01.24 14:53
Ganz so lange zurück reicht meine Apple Geschichte nicht, obwohl ich noch ein paar Jahre älter bin, aber seit 1992 bin ich auch dabei. Bei mir war es die Mutter, die mich an den Computer heran geführt hat und Bruder und Schwester, die mich auf den rechten Pfad gebracht haben



Happy Birthday Macintosh!
+5
t.stark24.01.24 14:54
Ich erinnere mich noch wie ich meinen ersten PC in Betrieb nahm. Ich war nicht 4 sondern 16 und es war auch kein Macintosh, sondern ein normaler PC mit DOS und Windows 3.11. Ich musste als erstes etwas im BIOS konfigurieren und die Änderungen am Ende abspeichern. Dann kam die Frage, ob man das Speichern will Y oder N. Y gedrückt, nichts passiert. Verzweiflung, Abbruch, Selbstzweifel.
Erst ein Arbeitskollege meines Vaters, der sich mit diesen Dingern auskannte, hatte eine Idee...
+7
cfkane24.01.24 15:10
t.stark
Erst ein Arbeitskollege meines Vaters, der sich mit diesen Dingern auskannte, hatte eine Idee...
Zzzzzzzz ... was kann das wohl für eine Idee gewesen sein ?

Meine PC-Laufbahn begann auch mit DOS und Win 3.1, auf einem 486DX-33.
Einen Mac hatte niemand, lernte ich erst an der Uni kennen. In der ersten Stunde des Mac-Seminars spielten alle immer wieder begeistert die Quicktime-Demo ab, weil sie das vom PC nicht kannten. Der Tutor verzweifelte, weil das Video viel interessanter als sein Stoff war .
+2
jkollar24.01.24 15:18
Rein visuell könnte auch Tim dein Vater sein .
+18
M1kRR24.01.24 15:30
Meine "PC Karriere" begann irgendwann in den mittleren 80ern auf einem Schneider PC. "Prince of Persia" war die erste "ernsthafte" Beschäftigung auf dem Gerät. Zum Mac bin ich erst 2021 gekommen, und leide bis heute unter den verschiedenen Mängeln der Mac Dateisysteme. Geniesse allerdings auch die Vorteile z.B. einer gemeinsamen Zwischenablage mit allen iOS Geräten etc.. Ich bin also absoluter Jungspund, zumindest was den Mac anbelangt.
+1
M1kRR24.01.24 15:31
t.stark
Erst ein Arbeitskollege meines Vaters, der sich mit diesen Dingern auskannte, hatte eine Idee...
Ja, das Thema mit den unterschiedlichen Tastaturbelegungen kennen zumindest die Älteren unter uns recht gut
+5
ilig
ilig24.01.24 15:32
jkollar
Rein visuell könnte auch Tim dein Vater sein.
Genau das war auch mein erster Gedanke als ich das Bild sah.
+4
Oli N24.01.24 17:13
Ebenried- da radle ich oft durch
Mein erster Mac war ein sünd teures 15" Power Book von 2004.
+3
ERNIE24.01.24 18:38
Schöne Geschichte und gut, dass die Dinge kamen, wie sie kamen.
Allerdings:
Wenn meine Familie mir die Auspackzeremonie abnehmen würde, wäre ich "not amused"
+3
tomax24.01.24 19:24
Als „Ossi“ kam ich erst 10 Jahre später dazu - 1994 kaufte ich über Otto ein PowerBook 150. Im gleichen Jahr ging ich über Systematics auch gleich online über das MagicVillage - Systematics oder besser Fritz Borgstedt waren ja auch Mac Pioniere hier in Deutschland… 30 von den insgesamt 40 Jahren miterlebt und knapp 20 Jahre für und mit Apple sogar mitgestaltet.
+3
marm24.01.24 22:38
Mir hat ein Freund einen Mac aus seinem Bestand 2013 geschenkt. Ich wäre sonst nie auf die Idee gekommen einen Mac auszuprobieren. Tja, seitdem habe ich den Spaß wiedergefunden, den ich ungefähr bis 1990 mit C64/Amiga hatte. Dazwischen liegt die dunkle Zeit, in der ich privat zeitweise ganz auf einen Computer verzichtet habe, weil Windows so öde war.
+3
wolleK
wolleK25.01.24 09:17
Ich bin seit 2003 dabei, also immerhin die Hälfte des Weges. Ich brauchte für mein Studium einen neuen Computer und hatte mir bei Vobis schon einen Laptop gekauft. Nach drei Tagen arbeiten damit war ich dermaßen unzufrieden, dass ich diesen in der zweiwöchigen Rückgabefrist zurückgegeben hab.
Ich war dann irgendwann danach beim Kölner Gravis-Store und das Titanium-Powerbook, dass auch ein Freund von mir besaß, hatte es mir sehr angetan. Der Verkäufer meinte aber, ich solle mal ne Woche warten. Die Gerüchte würden besagen, dass es bald ein neues Powerbook gibt.

Und so war es und das erste Alu-Powerbook G4 wurde meins und auf diesem wurde 2004 mein Architekturdiplom gezeichnet. Es war damals ziemlich teuer für mich als Student, aber ich habe es nie bereut. Mein damaliger Chef war auch so angetan, dass das Büro wenige Jahre später komplett von PCs zu Macs geswitcht hat.
Und heute arbeite ich in meinem eigenen Büro immer noch auf nem Mac und hab schon viele von den Vorzügen dieser Geräte und der Software überzeugen können.
Thinking Different
+2
Retrax25.01.24 10:13
@fen
Du hast doch sicherlich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ausführlich mit Deinem Vater über seine damalige Motivation sprechen und diskutieren können.

Mich würde sehr interessieren, wieso er sich gegen den aufkommenden "Standard" in den Büros entschieden und für einen relativ teuren "Außenseiter" entschieden hat bei dem man zum damaligen Zeitpunkt noch nicht wissen konnte ob sich Apple gegen das PC-Lager wird durchsetzen können - oder aber sang und klanglos wieder in der Versenkung verschwindet (wie so viele andere zur damaligen Zeit).

Dann würde mich interessieren wieso Dein Vater nicht den Commodore Amiga 1000 im Blick hatte. Farbmonitor und so vieles mehr was der erste Macintosh nicht hatte.

Commodore hatte mit dem C64er ja schon einen großen Bekanntheitsgrad erreicht - von daher war das Risiko geringer "aufs falsche Pferd zu setzen". (im Nachhinein ist man klüger...).

Also die Frage nochmal konzentriert:

Was hat Deinen Vater an Apple und dem Mac so gereizt, dass er bereit war viel Geld auszugeben ohne zu wissen wie die Zukunft mit Apple sein wird?

Danke vorab!
+2
Fenvarien
Fenvarien25.01.24 11:07
Ich glaube, dass ihn vor allem das Fehlen von Text-Befehlen sowie die elegante Oberfläche überzeugt hat. Insgesamt war es aber wohl eher ein Glücksgriff, über das "richtige Pferd" hat er sich in der frühen Phase der Computergeschichte bestimmt nicht viele Gedanken gemacht. Wenn ich mich richtig erinnere, war der Kauf auch nicht übermäßig teuer, denn Quelle bekam die Dinger einfach nicht los und hat sie intern vertickt.
Ey up me duck!
+6
LoMacs
LoMacs25.01.24 19:20
Ui, Ebenried, mitten im Drive-an-der-Autobahn-vorbei-Country
0
LoMacs
LoMacs25.01.24 19:25
Ich bin auch in der Nähe einer Autobahn aufgewachsen, Rohrdorf bei Rosenheim.

Haben wir noch mehr hier, deren Schicksal uns in diesem Punkt biografisch näher bringt?
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Logan6
Logan622.02.24 00:06
Privat hatte ich damals einen Amiga, deshalb wollte ich einen Beruf ergreifen, der was mit Computern zu tun hat. Ich wurde Mediengestalter (damals nannte man das Schriftsetzer) und saß ab 1987 vor einem Macintosh IIfx mit 68030er, s/w Monitor und Photoshop 1.0 Die Grafikkarte konnte nicht mal Graustufen, es gab tatsächlich nur schwarz und weiß. Was haben wir uns gefreut, als wir irgendwann mal Graustufen darstellen konnten. Dann kamen Quadra 700 und 900/950 und irgendwann die PowerMacs.
Heute ist es nach vielen anderen Macs ein Mac Studio den ich aber in meiner eigenen Firma einsetze.
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Tai
Tai23.02.24 22:19
Bei mir war es, vielleicht etwas ungewöhnlich, ein Atari mit Mac Emulator. Zweite Hälfte Achtziger. Für Musiker wie mich waren PCs damals ein absolutes no go. Hatte aber einen, den meine Frau nutzte. Dann ein SE30 mit RAM Vollausbau, gigantische 8 MB, die ein Vermögen kosteten, aber gleichzeitig die erste Option in einem Musikprogramm neben MIDI auch Audio einsetzen zu können. Ach ja, meine Tochter war noch keine 2, als sie an einem Classic malte.
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