Mit iOS 10 weitet Apple die Funktionalität von 3D Touch massiv aus. Bisher wird das Feature noch vergleichsweise wenig genutzt, weil einerseits bisher nur iPhone 6s und 6s Plus über das drucksensible Display verfügen und andererseits noch vergleichsweise wenig damit möglich ist. MacTechNews stellt zusammen, auf welchem Stand 3D Touch mit iOS 9 ist und wohin sich die neue Technologie mit iOS 10 entwickeln soll.

Was ist 3D Touch?
Eine Displaytechnologie, die bisher nur beim iPhone 6s und 6s Plus zum Einsatz kommt (auch das neuere iPhone SE besitzt kein 3D Touch). Sie erkennt die Druckintensität, mit der ein Nutzer auf das Display tippt. Das ermöglicht zwei neue Gesten: Peek und Pop.


Wofür kann man 3D Touch aktuell in iOS 9 verwenden?
Im Wesentlichen gibt es zwei Bereiche, in denen die Technologie zum Einsatz kommt: App-Kontextmenüs und Peek-Vorschau.

• App-Kontextmenüs: Im Home-Bildschirm lässt sich durch kräftigen Druck auf kompatible Apps ein spezifisches Kontextmenü anzeigen. Beispielsweise erlaubt die Einstellungen-App einen Schnellzugriff auf die Bereiche Hintergrund, Batterie, WLAN und Bluetooth. Mit iOS 9.3 hatte Apple fast alle vorinstallierten Apps mit solchen Kontextmenüs ausgestattet. Auch zahlreiche Dritthersteller unterstützen inzwischen 3D Touch im Home-Bildschirm, so beispielsweise vielgenutzte Anwendungen wie WhatsApp, Facebook, SnapChat, maps.me, Chefkoch und Onefootball.
• Peek-Vorschau: Seltener ist dagegen die eigentlich Funktionalität von Peek und Pop vertreten. Sie ist etwa in Safari, dem App Store und vielen Apple-Apps, aber auch beispielsweise in Netflix implementiert. Durch leichten Druck auf einen Link öffnet sich eine Vorschau der Zielseite in einem Overlay und erlaubt somit einen »Peek«. Wem das reicht, der lässt hier los und die Vorschau verschwindet. Alternativ kann durch Zunahme des Drucks der Link tatsächlich ausgelöst werden, die sogenannte Pop-Geste.

Neben diesen beiden Hauptfunktionen lässt sich 3D Touch aktuell auch in der digitalen iOS-Tastatur verwenden, um den Cursor in Textfeldern leichter und genauer positionieren zu können. Außerdem ist es in jeder App mit einem kräftigen Druck auf den linken Displayrand möglich, zur vorherigen App zu wechseln. Vollzieht man an der Stelle die Pop-Geste, kommt man zum App Switcher.



Welche Funktionen kommen mit iOS 10 hinzu?
Die für iOS 10 geplante Ausweitung von 3D Touch betrifft fast alle Systembereiche, vom Sperrbildschirm bis zum Kontrollzentrum. Im Folgenden die wichtigsten Neuerungen für die Funktionalität auf der Systemoberfläche, also nicht innerhalb von Apps:

• App-Symbole: Eine Neuerung gibt es schon bei den oben beschriebenen App-Kontextmenüs. Bei einigen Anwendungen umfassen diese künftig nicht mehr einfach nur eine Liste von Kurzbefehlen, sondern ein richtiges Widget. Die Wetter-App zeigt etwa schon an dieser Stelle das aktuelle Wetter an, sodass man auch hier von »Peek« sprechen könnte.
• Ordner: Auch Ordner bieten unter iOS 10 ein Kontextmenü durch 3D Touch. Normalerweise umfasst dieses nur die Möglichkeit, den Ordner umzubenennen. Ist der Ordner aber mit einer roten Zahl für ungelesene Benachrichtigungen markiert, zeigt das Kontextmenü auch genau auf, zu welcher App sie gehören.
• Downloads: Während des Downloads oder Updates einer App erscheint ihr Symbol bereits auf dem Home-Bildschirm, allerdings eingegraut und mit einem Fortschrittsdiagramm überblendet. Auch dieses erhält nun ein Kontextmenü, um per Shortcut den Download zu pausieren oder abzubrechen.

• Sperrbildschirm: Großen Wert legte Apple bei iOS 10 auf die Verbesserung des Sperrbildschirms. Eigentlich gibt es ihn nur, damit man in der Hosentasche nicht versehentliche Berührungen durchführt - jetzt ist der Trend gegenteilig: Möglichst viel soll direkt vom Sperrbildschirm aus getan werden können. So lassen sich nun im Sperrbildschirm aufgelaufene Benachrichtigungen mit 3D Touch auswählen. Je nach App bietet dies die Möglichkeit, auf sie zu reagieren. Beispielsweise lassen sich Nachrichten auf diese Art rasch und noch im Sperrbildschirm beantworten. Geräte ohne 3D Touch erreichen diese Funktionalität über einen Wisch der Benachrichtigung nach rechts, was ein Kontextmenü einblendet.
• Spotlight: Peek und Pop funktionieren nun auch bei den Siri-Vorschlägen im Spotlight-Bildschirm.
• Mitteilungszentrale: Die Sammelstelle für alle Mitteilungen lässt sich weiterhin durch einen Wisch vom oberen Displayrand nach unten hervorbringen. Jede Nachricht ist mit einem Kreuz versehen, um sie aus der Zentrale zu löschen. Ein kräftiger Druck auf dieses Kreuz mit 3D Touch legt die Funktion »Alle Mitteilungen entfernen« offen, eine willkommene Abkürzung.
• Kontrollzentrum: Kontextmenüs verbergen sich ab iOS 10 auch in den App-Shortcuts im Kontrollzentrum, welches durch Wischen vom unteren Displayrand nach oben aufgeklappt werden kann. Die Taschenlampenfunktion bietet beispielsweise die Möglichkeit, die Lichtintensität zu regulieren und der Timer schlägt verschiedene Countdown-Längen vor.

Das folgende Video von MacRumors fasst viele der neuen 3D-Touch-Funktionen zusammen. Allerdings wird hier irrtümlicherweise gesagt, dass in der Nachrichten-App nur mithilfe von 3D Touch auf die neuen Blasenanimationen zugegriffen werden kann. Dies ist nicht richtig - das funktioniert bei allen Geräten durch langes Drücken auf das Senden-Symbol.