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Der Homo Kannichalleine

HauDrauf
HauDrauf23.02.0513:44

Den kennt doch jeder hier im Forum:


Der Homo Kannichalleine


Gehören Sie etwa auch zu der ebenso genialen wie geplagten Spezies Mensch,
die alle Gebrauchsanleitungen grundsätzlich ungelesen wegschmeißt? Diese
Gattung des Homo Kannichalleine folgt einem unwillkürlichen Impuls, wenn
neue Sachen in Gebrauch genommen werden.
Der Homo Kannichalleine gehört nicht zu denen, die Verpackungen zartfühlend
aufpulen, um das erworbene Gut danach mit chirurgischer Präzision
freizulegen. Bei ihm, werden die Verpackungen weggefetzt. Das erworbene Gut
muss sofort in Betrieb genommen werden.
Bei Ikea-Regalen führt das dazu, dass sie schief und futuristisch anmuten,
ehe sie wieder in sich zusammenbrechen. Computer und Zubehör verweigern
hingegen ebenso unspektakulär wie hartnäckig ihren Dienst.
SCHEIßE, GEHT NICHT ist der erste Satz, den der Homo Kannichalleine nach dem
typischen WILL ICH HABEN über die Lippen bringt. Die Frustration über das
Gerät, das frecherweise seinen Dienst verweigert, schlägt in hektische
Betriebsamkeit um.
Der Homo Kannichalleine fummelt an allen Kabeln und Steckverbindungen herum
und würdigt der Bedienungsanleitung keines Blickes.
Denn es gilt: DAS GERÄT IST IMMER SCHULD, DER BENUTZER NIE! Wenn das
störrische Ding, nehmen wir mal an, es handele sich um ein externes
CD-ROM-Laufwerk, weiter streikt, tritt der Homo Kannichalleine in die
Bastelphase ein. Hier blüht er richtig auf. Jetzt gelten keine Gesetze mehr,
jetzt wird radikal an allem manipuliert. Bei der Treibersoftware werden die
Parameter verstellt, bis von den DÄMLICHEN Werkseinstellungen nichts mehr
übrig ist.
Dabei gilt, nie eine Sache nach der anderen verändern, sondern immer
möglichst viele auf einmal. Das verhindert nicht nur eine planmäßige
Fehlersuche, sondern garantiert auch, dass die lustvolle Bastelphase
unendlich verlängert werden kann.
UND DAS SCHÖNSTE BEI DIESER EXPERIMENTIERPHASE IST, DASS DAS HANDBUCH IMMER
NOCH UNBERÜHRT IN DER ECKE LIEGEN BLEIBEN KANN.
Wenn die Bastelei an der Software keinen Spaß mehr macht, weil nur
merkwürdige Dinge geschehen, tritt der Homo Kannichalleine in die
Hardwarephase ein.
Völlig unangetastet von Selbstzweifeln - er hat ja wirklich alles versucht -
folgert der Homo Kannichalleine messerscharf:
WENN ES NICHT AN DER SOFTWARE LIEGT KANN NUR NOCH DIE HARDWARE SCHULD SEIN.
Entschlossen greift er zum Schraubenzieher. Jetzt kann ihn nichts mehr
aufhalten. Egal, ob die Garantieansprüche durch die Öffnung des Geräts
erlöschen oder er unachtsam einen Schaden verursacht - jetzt muss er
schrauben.
Tiefenpsychologen gehen davon aus, dass es Menschen gibt, die erst dann das
Gefühl haben, ein Gerät wirklich zu besitzen, wenn sie das nagelneue Stück
selbst auseinandergenommen und es sodann, mehr schlecht als recht, wieder
zusammengebaut haben. Wenn das Gehäuse abgenommen ist, überlaufen den Homo
Kannichalleine wohlige Schauer.
ENDLICH LIEGT DAS ALLERHEILIGSTE VOR IHM.
Mit archäologischer Vorsicht wird zunächst das Kabel und Platinengewirr in
Augenschein genommen. Wissend grummelt der Homo Kannichalleine vor sich hin,
wenn es ihm gelingt die Bedeutung der Bauteile zu enträtseln. Dann beginnt
er einzelne Kabel beiseite zu schieben, um auch entlegenere Platinen
betrachten zu können. Danach folgt die Zupfphase, in der hier und da an
Bauteilen gezogen wird, um ihren Sitz zu prüfen. Wenn das nichts nützt, was
es nie tut, aber keinen Homo Kannichalleine je zum Verzicht auf dieses
Ritual bewegen würde, beginnt der Ernst des Lebens.
Nun müssen tiefgehende Eingriffe in das Gerät vorgenommen werden. Eine
Operation am offenen Herzen sozusagen. Dass das Gerät eigentlich brandneu
und funktionstüchtig war, als es Stunden zuvor gekauft wurde, ist längst
vergessen. Es sieht auch nicht mehr so aus.
SPEZIELL FÜR DIE PSYCHISCHEN BEDÜRFNISSE DES Homo Kannichalleine WURDEN DIE
JUMPER ENTWICKELT.
Kleine Steckerchen, die man am besten mit der Pinzette anfasst, die aber so
robust und idiotensicher sind, dass man damit keinen Schaden anrichten kann.
Mit Jumpern hat man viel Spielfreude, besonders, wenn die Teilchen
verschüttet werden. Hardwarehersteller mit einem Herz für den Homo
Kannichalleine gönnen ihm etliche Pins, die er mit dem Jumper verbinden
kann. Wer zwei Jumper auf zwölf Pins zu verteilen hat, beschäftigt sich
stundenlang mit den Kombinationsmöglichkeiten. Ist diese Phase nicht mit
Erfolg gekrönt, gerät der Homo Kannichalleine in eine existentielle Krise.
Soll er doch zum Handbuch greifen? Alles in Ihm sträubt sich, doch was
bleibt ihm übrig?
Widerwillig greift er zum Druckwerk. Aber geschlagen gibt er sich noch lange
nicht. Es bleibt ihm eine letzte Möglichkeit, um seine Selbstachtung als
autarker Computerbenutzer zu wahren: Sein Leseverhalten. Der Homo
Kannichalleine liest Handbücher nicht von vorne, sondern schlägt sie
willkürlich auf, blättert herum und versucht sich ohne die Hilfe des
Inhalts- oder Stichwortverzeichnisses eine Orientierung zu verschaffen..
Irgendwann stößt er auf einen Passus, von dem er glaubt, dass der auf sein
Problem zutrifft.
Entscheidend für den Glauben, dass ihm ausgerechnet dieser Tipp weiterhilft,
ist nicht die Plausibilität dieser Lösung, sondern vor allem, dass er selbst
noch nicht auf die Idee gekommen ist.
JETZT DROHT DIE SPONTANE PROBLEMLÖSUNG, was den Homo Kannichalleine mit
geknicktem Selbstbewusstsein zurücklassen würde. Glücklicherweise sind aber
fast alle Handbücher so geschrieben, dass man nicht Gefahr läuft von Ihnen
Hilfestellung zu erfahren. Entweder gehen die Autoren davon aus, dass man
die Bücher von A bis Z liest, oder sie strotzen vor technischem
Kauderwelsch, das in achtzig Prozent aller Handbücher steht. Das ist völlig
egal, denn verstehen tut das ja eh keiner. Spätestens, wenn die
Bedienungsanleitung nicht weiterhilft, folgt der Griff zum Telefonhörer. Ein
Freund wird angerufen, der ebenfalls zur Gattung des Homo Kannichalleine
gehört, und die Prozedur beginnt von vorne.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem alles wieder zusammengeschraubt und die
Treibersoftware von neuem aufgespielt wird. Alles soll wieder so sein, als
wäre das Gerät neu. Das ist die Stunde der tiefsten Verzweiflung des Homo
Kannichalleine.
Er muss sich geschlagen geben. Umtauschen kann er das Gerät nach all den
Operationen natürlich nicht mehr.
DOCH IN DIESER STUNDE DER HÖCHSTEN NOT, WENN MAN SCHON ALLE HOFFNUNG HAT
FAHREN LASSEN, GESCHEHEN ZEICHEN UND WUNDER.
Der Homo Kannichalleine entdeckt die fehlende Kabelverbindung, den
unvollständigen Installationsvorgang oder den Knopf zum Anschalten. Seine
ärgsten Feinde findet der Homo Kannichalleine im Internet. Hier wird sein
Problem schlicht geleugnet und mit einem Verweis auf die FAQ´s, die
Frequently Asked Questions, gekontert. Coole brauchen nur vier Buchstaben,
um den Homo Kannichalleine seines Selbstbewusstseins zu berauben:

RTFM - Read The Fucking Manual!






„"Diese Österreicher scheinen ihre Heimat im Kaukasus zu haben; sobald sie einen Berg sehen, müssen sie rauf" - Friedrich der Große“
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Kommentare

TT24.02.0519:10
yo, ich kenn diesen typ mensch - und er geht mir tierisch auf die nüsse!
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HauDrauf
HauDrauf28.02.0513:56
Wo es doch so schöne Handbücher gibt...
„"Diese Österreicher scheinen ihre Heimat im Kaukasus zu haben; sobald sie einen Berg sehen, müssen sie rauf" - Friedrich der Große“
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