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Computerlinguistik

Fenvarien
Fenvarien24.11.0318:32
< Ein sehr interessantes Thema, Fachrichtung der Germanistik, ist die Computerlinguistik. Wer sich ein modernes Rechtschreibprogramm ansieht merkt, dass Korrekturen oft semantisch nicht korrekt vorgenommen werden.
Der Grund ist einfach: Man kann den Computer bislang noch keine Grammatik vollständig erfassen lassen. Wissenschaftler der Computerlinguistik forschen immer weiter an einer allgemein gültigen Grammatik und beziehen sich dabei auf Strukturen, wie sie z.B. in der Generativen Grammatik oder in der Konstituentenstrukturgrammatik vorkommen.

Beispiele, die die Probleme verdeutlichen:

<i>Der Hund beißt einen Briefträger</i>,

Grammatikalisch wie inhaltlich korrekt, es wird kein Fehler angezeigt.

<i>Der Briefträger beißt den Hund</i>

Grammatikalisch korrekt, inhaltlich fraglich. Es wird kein Fehler angezeigt

<i>Der Tisch haut dem Stuhl die Socken um die Ohren.
Der Schrank kauft sich zwei Gallensteine</i>

Grammatikalisch korrekt, inhaltlich aber völliger Blödsinn. Wie kann das der Computer aber lernen?
Um dieses Problem zu lösen muss man jedem Wort eine Beschreibungsdatei zuordnen, in der nicht nur rein syntaktische, strukturelle Angaben stehen (das ist nicht schwer), sondern auch semantische Komponenten mit einfließen.

Beispiel:

<i>Der Tisch kauft einen Hund</i>

Beschreibungsdatei: -belebte Dinge können nichts kaufen Computer zeigt einen Fehler

<i>Der Vogel kauft einen Hund</i>

Beschreibungsdatei: Nur +intelligente Lebewesen können etwas kaufen

Der Mann kauft einen Hund
Mann= +belebt und + intelligent Satz korrekt

<i>Der Mann kauft einen Opa</i>
Jetzt wird es problematisch: Setze ich die Beschreibung, dass nur +belebt AND -intelligent oder -belebt zu kaufen sind, tauchen spätesten bei <i>der Großgrundbesitzer kauft einen Sklaven</i> Probleme auf. Es muss also noch exakter beschrieben werden. Zu kaufen ist +belebt AND -intelligent OR +belebt AND +intelligent AND -freiwillig. Zu jedem einzelnen der über etwa 60.000 Substantive der deutschen Sprache müsste also eine sehr umfangreiche Beschreibungsdatei angefertigt werden.

Wer bis jetzt durchgehalten hat, wird die enormen Probleme beim Erstellen einer Computer-tauglichen Grammatik verstehen. Dabei war das nur <b>ein</b> Punkt, bei dem es zu Schwierigkeiten kommt. Missachtet habe ich noch Verben, Sprichwörter, polyseme Rezeptionen eines Wortes (somit entsteht die Notwendigkeit eines Disambiguierungsprozesses um die exakte Bedeutung festzustellen, Bsp. "Ente", es kann Zeitungsente, Auto, Frisur oder das Tier sein) und, und, und ...

Mich würde interessieren, ob vielleicht einer unserer Leser auch in dieser Forschungsrichtung tätig ist! Ich würde gerne mit jemandem darüber diskutieren, da mich das Thema heute in der Vorlesung sehr fasziniert hat. Der Professor meinte, dass es in den nächsten 10 Jahren noch nicht gelingen wird, ein Rechtschreibprogramm zu entwickeln, dass WIRKLICH wie ein menschlicher Korrektor arbeitet.
„Ey up me duck!“
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Kommentare

Ties-Malte
Ties-Malte24.11.0318:53
Superklasseinteressant! Nur Germanist bin ich halt nicht... (fast schade)

Aber: Wäre das Thema nicht geeignet, ein Wiki aufzusetzen? Dann ´ne Rundmail an diverse Germanistik-Institute - wäre doch gelacht, wenn da nicht was vernünftiges bei rumkäme, und zwar deutlich schneller als in 10 Jahren!
„The early bird catches the worm, but the second mouse gets the cheese.“
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Fenvarien
Fenvarien24.11.0318:56
In Erlangen kann man Computerlinguistik studieren; ich werde im nächsten Semester auf jeden Fall mehr Vorlesungen dazu besuchen.
„Ey up me duck!“
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plingo
plingo24.11.0321:17
Nun ja, es ist immer gut, neue Dinge zu lernen.
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MisterGee24.11.0321:21
Bei uns in Stuttgart kann man auch Computerlinguistik studieren. Soweit ich weiß ist das ganze an der Uni Konstanz auch sehr fortgeschritten.

.oO(und ich will mein ibook
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Paul24.11.0321:25
hi, da bin ich mit dem prof ganz einer meinung, sagt dir josef weizenbaum etwas?
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Fenvarien
Fenvarien24.11.0321:33
Ja, kenne ich. Er hat sich gefragt, ob Computer vernünftig sein können. Letztendlich ist es eine Definitionsfrage, ob man ihm zustimmt oder nicht.
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Paul24.11.0321:44
nicht nur das, er hat sich auch sehr ausführlich mit KI beschäftigt( auch mit den moralischen aspekten und den möglichen folgen, stichwort sind computer "inteligent"), zwar sehr kritisch aber auch sehr fundiert,
nach meiner ansicht ist deine idee eines so funktionierenden korrekturprogramms nur mit den mittel der KI möglich, alles andere würde dazu führen dass die entsprechenden programme einen grossrechner erfordern würden, gar nicht zu reden von den jahrzehnten an entwicklungszeit
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Paul24.11.0322:05
ich hoffe du hast das nicht als "totschlagargument" verstanden
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Fenvarien
Fenvarien24.11.0322:16
Von KI als Intelligenz bin ich nicht überzeugt. Viel mehr als auf Routinen zurückgreifen kann ein Rechner eben nicht und die Einbindung der Semantik wird wohl für immer fehlschlagen.
<i>Alle Wege führen nach Rom</i> das geht nur über eingespeicherte Vorgaben, nicht über Verständnis.
Was ist mit Sätzen wie:
<i>Rexona hängt an einem Baum</i>. Die Leistung besteht darin, Rexona als Namen aufzufassen (da kein bestimmter Artikel verwendet wird). Es könnte aber auch falsch sein, da dem Computer das Wort "Rexona" unbekannt ist. Wie will man das einem Rechner beibringen
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Paul24.11.0322:22
1. frage was hast du von den büchern von weizenbaum über KI selbst gelesen?
2. frage wie weit ist dir die biometrik und bilderkennungsproblematik vertraut? oder schachprogramme?
3. ich denke ein austausch über ichat wäre besser, habe noch etwas zeit heute, ichat: ahsnw
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