Netflix in Apple-TV-App: Gastspiel währte nur kurz


Die App namens Apple TV, manchmal auch nur TV genannt, ist als anbieterübergreifendes Streaming-Portal gedacht: Wer ein iPhone, iPad, Apple TV, einen Mac oder eine Vision Pro besitzt, bekommt eine bunte Mischung an Filmen, Dokumentationen und Serien kredenzt. Deren Zusammensetzung passt sich den Sehgewohnheiten sowie den verwendeten Streaming-Diensten an. Während Angebote von Sky und Amazon seit Jahren in Apples App auftauchten, blieben Inhalte von Netflix außen vor – bis letzten Freitag:
Plötzlich erschienen Stranger Things, The Witcher und Squid Game in der Apple TV-App. Doch nach einigen Stunden verschwanden sie wieder. Es soll sich um einen Fehler gehandelt haben.
Die unangekündigte Veränderung hätte ohnehin eine äußerst überraschende Wendung in der Strategie von Netflix dargestellt: Seit Jahren will der Streaming-Anbieter nicht in der Medienbetrachtungs-App erscheinen und setzt stattdessen auf eigene Apps. Der Anbieter ist bekannt dafür, den eigenen Empfehlungsalgorithmus stets weiterzuentwickeln. Dafür wertet der Konzern das Zuschauerverhalten bis aufs Kleinste aus – und regelt Bedienoberfläche, Vorschlagslogik und Inhaltsgestaltung entsprechend nach. Gelangten Kunden über externe Angebote auf Inhalte, entginge Netflix die Information darüber, wie die Kunden den jeweiligen Inhalt entdeckten.
Netflix will mehr AufmerksamkeitStattdessen ist ein umgekehrter Trend in der Strategie des Inhaltsanbieters zu beobachten: In der Netflix-App erscheinen Zusatzinhalte wie Spiele. Nutzer mit aktivem Netflix-Abonnement können bestimmte Eigenentwicklungen sowie lizenzierte Titel auf iPhone oder iPad spielen. Der Download erfolgt, ebenso wie bei der Netflix-App, über den offiziellen App Store des iPhone oder iPad. Eine plötzliche Kehrtwende bezüglich der Präsenz von Netflix-Inhalten in Apples Wiedergabe-Portal wäre ein so bedeutender Strategiewechsel, dass dies zumindest mit einer Pressemitteilung einhergegangen wäre.
Begrenzte VielfaltWas in der TV-App (zusätzlich von Apple TV+) zu sehen ist, können Anwender nur per Download oder Löschung entsprechender Apps beeinflussen. Je nach Land unterscheidet sich das potenzielle
Angebot: In Deutschland sind es 21 (fünf davon nur per Streaming), in Österreich und der Schweiz jeweils fünf. Die deutschen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sind unterschiedlich vertreten: ARTE sowie ZDF klinken ihre komplette Mediathek ein, von ARD gibt es nur die Tagesschau. Anerkannte Apps präsentieren sich in der Seitenleiste als „Kanäle und Apps“. Diese kann man am iPad selektiv ins pillenförmige Menü verfrachten, welches bei ausgeblendeter Menüleiste erscheint. Sportmuffel, welche den automatisch eingeblendeten MLS-Eintrag loswerden wollen, gucken in die Röhre: Was Apple in die Menüs setzt, bleibt auch da.
Das obere Menü in der iPad-TV-App lässt sich begrenzt anpassen.