Die Handelskette Gravis wurde Mitte der 80er Jahre gegründet und betrieb in vielen Städten bereits große Geschäfte, als an Online-Stores oder gar Apple Stores noch nicht zu denken war. Für viele Mac-Fans stellten die Läden den wichtigsten Anlaufpunkt dar, um Hardware live in Augenschein zu nehmen – oder sich mit Zubehör auszustatten, wozu in den 90ern auch noch Drucker, Scanner und andere Peripherie zählten.

Ende 2012 gab Gravis nach jahrelangen Gerüchten über angebliche finanzielle Probleme bekannt, von mobilcom-debitel (eine Freenet-Tochtergesellschaft) übernommen zu werden. Das Ziel lautete damals, mehr als nur ein Apple-Händler sein zu wollen, sondern auf breitere Aufstellung hinzuarbeiten. 2014 expandierte man sogar noch, denn 12 Geschäfte von re:Store arbeiteten fortan unter dem Gravis-Label.


Freenet wird Gravis abwickeln
Die Coronazeit und monatelange Schließungen hatte Gravis überlebt, in den letzten beiden Jahren jedoch mit deutlich schlechteren Ergebnissen auskommen müssen. Jetzt ist aber klar, dass es kein Zurück zu früheren, erfolgreicheren Zeiten mehr gibt. Freenet bestätigte, den Händler abzuwickeln und keine Rettungsversuche mehr zu starten. Inwiefern bestehende Strukturen beibehalten und unter anderer Flagge weiterbetrieben werden, ist nicht bekannt – "Gravis" soll aber komplett verschwinden.

Schlechte Bedingungen für Apple-Händler
In einer Stellungnahme des Unternehmens führt man auf Nachfrage mehrere Gründe für die Pleite an. Einerseits gewährt Apple auf Hardware äußerst geringe Händlermargen und lässt mit sehr restriktiven Vorgaben zudem kaum Spielraum. Gleichzeitig befinde sich der stationäre Handel im Abschwung, was teilweise eine Nachwirkung der Pandemiezeit war, denn der Trend zum Online-Absatz habe sich noch weiter verstärkt. Mehrere Versuche der Neuaufstellung scheiterten, weswegen es keine Alternative als die Schließung gab.

Die Landschaft wird ärmer
Auch wenn die Qualität der Gravis-Läden in all den Jahren teils umstritten war, begeistertes Feedback von Store-Besuchern mischte sich mit sehr schlechten Erfahrungen, ist der bevorstehende Abschied aus dem Markt dennoch bedauerlich. Die Vertriebslandschaft wird dadurch ärmer und viele Kunden schätzen die Gravis-Läden für das Ambiente und den Umgangston – der für manch einen in den Apple Stores viel zu künstlich und einstudiert wirkt.

Webseiten noch unverändert in Betrieb
Wer den Webauftritt besucht, findet zum aktuellen Zeitpunkt noch das ganz normale Angebot vor. Der genaue Zeitplan zur Abwicklung von Gravis ist unbekannt – und ebenso, ob Freenet den Online-Store ersatzlos einstellt oder in veränderter Form anbietet.