Kurz vor Weihnachten kam ein mittlerweile bestätigter Bericht ans Tageslicht, dass der Kurz-Video-Dienst TikTok gezielt Journalisten und deren Angehörige ausspioniert. Technisch möglich wurde dies durch eine Umgehung von Apples Sicherheitsrichtlinien im Browser-Framework WebKit – beim Hersteller ByteDance lief dieses Vorgehen unter dem Namen "Project Raven". So konnte die IP-Adresse wie auch der ungefähre Aufenthaltsort der Zielperson ermittelt werden. Laut ByteDance wollte man eigene Mitarbeiter überwachen, um festzustellen, ob diese sich mit Journalisten treffen.


ByteDance spielt das eigene Verhalten herunter: Es würde sich um das Fehlverhalten einiger weniger Mitarbeiter handeln und nicht um eine konzernweite Entscheidung. Der CEO Liane Ruby will nichts von dem Tracking gewusst haben und zeigt sich "zutiefst enttäuscht".

Regierungsmitarbeiter müssen App löschen
Insgesamt 19 Bundesstaaten wie auch das Repräsentantenhaus reagierten und verbieten nun die Installation der TikTok-App auf Geräten von Regierungsmitarbeitern. Vorhandene Installationen müssen nach der neuen Anweisung deinstalliert werden. Doch in den kommenden Tagen wird durch eine nationale Gesetzgebung die Installation von TikTok auf allen Geräten von Regierungsmitarbeitern verboten – hier ist nur noch die Freigabe von US-Präsident Joe Biden erforderlich. Allgemein wird vermutet, dass Biden die neue Gesetzgebung zügig absegnet.

Komplettes Verbot?
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte bereits im Jahr 2020 ein Verbot von TikTok vorangetrieben – doch dies wurde von US-Gerichten gekippt. Der Kongress der Vereinigten Staaten will sich in den kommenden Wochen aufgrund der nachgewiesenen Spionage erneut mit der Thematik beschäftigen und möglicherweise eine komplette Sperre von TikTok in den Vereinigten Staaten erwirken. Für ByteDance würde so ein wichtiger Markt wegbrechen und es ist fraglich, ob das soziale Netzwerk in den übrigen Teilen der Welt weiterhin gewinnbringend betrieben werden kann.