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Geburt einer neuen Technologie-Plattform

Die älteren unter uns können sich noch erinnern, wie anfang der 80er Jahre die ersten Computer für den „Rest von uns“ auf dem Markt kamen: Der Apple ][, der ZX81, der VC20 waren die erste Gattung dieser neuen „Personal Computer“ für die Allgemeinheit. Doch die eben genannten Rechner waren noch eine andere ganz Generation als die später folgenden Rechner mit Maus und Fenster wie wir sie noch heute nutzen. Jetzt steht die nächste Generation von Geräten an: Touch Screen Devices

Sicher hat der eine oder andere von Ihnen schon den Begriff „Multitouch“ gehört und schon den einen oder anderen beeindruckenden Film auf YouTube gesehen. Wenn nicht, dann sollten Sie das nachholen. Auch kennt man berührungsempfindliche Bildschirme, wo man direkt mit den Fingern auf den Bildschirm tippen kann. Doch Multitouch geht weit darüber hinaus, wie entsprechende Videos auf YouTube und Apples iPhone deutlich zeigen. Und beide Beispiele zeigen auch, dass es bald eine völlig neue Technologie-Plattform geben wird.

Die Beführworter behaupten, dass bald alle PCs, also alle Desktop-Rechner über keine Maus und Tastatur verfügen werden und nur noch mit Multitouch daherkommen.
Die Kritiker hingegen behaupten – auch völlig zu Recht, wie ich finde – dass es keine Multitouch-Arbeitsplätze geben wird. Denn wie soll man Word, Excel, Photoshop oder Illustrator per Multitouch bedienen können? Dafür ist das nicht die geeignete Eingabeweise.

Denkt man so darüber nach und betrachtet mal das, was die einzelnen Firmen bisher so auf den Markt gebracht haben, dann zeichnet sich, wie ich finde, eine ganz klare Linie ab. Es wird eine ganz neue Art und Generation von Devices geben, die als Ergänzung zu den jetzigen PCs existieren werden. Sie werde sie aber nicht ersetzen. Insofern habe beide Lager Recht.

Wenn wir die Entwicklung der Computer von ihrer Erfindung in den 40er Jahren bis heute betrachten, dann kann man sie auch in drei Arten unterteilen:

Die erste Art: Computer mit Text Ein- und Ausgabe
Die frühen Computer – und das gilt von den ersten Rechnern von Zuse über die MS-DOS-Rechner bis hin zu den UNIX-Rechnern – waren textbasiert. Man musste Texte eingeben eingeben und als Ergebnis hat man auch wieder Texte in verschiedenen Variationen herausbekommen. Oder man musste Befehle eingeben, damit der Computer irgend was machte. Maus und Fenster gab es bei diesen ersten Geräten noch nicht. Eine intuitive Bedienung war unmöglich. Gründliche Fachkenntnisse waren notwendig um diese erste Art der Computer nutzen zu können.
Diese Art einen Computer zu bedienen war natürlich minimal benutzerfreundlich.

Die zweite Art: Computer mit Maus und Fenster
Dann kam Apple 1983 mit dem ersten serienmäßig gebauten Rechner auf dem Markt der über Maus und Fensteroberfäche verfügte. 1985 kamm dann sogar der erste Apple Macintosh heraus, den es – inzwischen sehr viel weiterentwicktelt – bis heute zu kaufen gibt. Das Besondere war ein völlig neues Paradigma in der Bedienung. Man startete jetzt nicht mehr Programme, indem man deren Namen über die Tastatur eintippte, sondern jetzt wurde mit der Maus auf das Programm gezeigt und doppeltgeklickt.

Nachdem man Apple am Anfang dafür ausgelacht hat, sind inzwischen auch eigentlich alle Hersteller auf diese maus- und fensterorintierte Art der Nutzung umgestiegen. Diese Computer zu bedienen findet man bis heute bei eigentlich allen Arten von Desktop- und Mobilrechnern. Diese Art der Bedienung ist auch gut und ausgereift, jedoch ist es nicht für alle Geräte geeignet.

Die dritte Art: Mit Finger und Gesten, die natürlichste und einfachste Art
Es gibt eine ganze Reihe von Geräten, bei denen das Maus-Fenster-Paradigma nicht ideal ist. Es ist undenkbar ein Telefon oder einen digitalen Organzier beispielsweise mit einer Maus auszurüsten. Daher verwendet man teilweise einen Eingabestift, mit dem man winzig kleine Bedien-Elemente treffen soll. Man versucht also über einen Stift die Maus nachzuarmen. Dass das nicht ideal ist, weiß jeder, der schon mal so ein Gerät genutzt hat. Und hiermit haben wie unsere dritte Gattung von Computern: Alle die Geräte, die für Mäuse ungeeignet sind. Dazu gehören alle kleinen mobilen Geräte genau so wie große Videowände, an denen man etwas präentieren will.

Apple ist das natüch aufgefallen, dass es in dieser Gattung von Geräten keine optimale, an diese Gattung angepasste Bedienungsweise gibt. Deshalb haben sie mindestens 5 Jahre an einer Eingabemethode für diese Geräte geforscht und es ist eine sehr gute Lösung gefunden worden: Multitouch

Touch Screen Device ist also eine neue Platform, eine Plattform, die die Maus-Tastatur-Computer nicht verdrängen wird, aber sie wird sie ergänzen. Ein iPhone und ein iPod haben wir schon für diese neue Plattform. Weitere Geräte wie Computer werden folgen.

Mit Sicherheit wird so was wie ein Tablett (siehe Bild rechts, anklicken um es zu vergrößern) kommen, also ein iPhone in vielleicht den Größenordnungen so um die DIN-A5 oder DIN-A6, aber ohne Telefon. Dafür aber mit weiteren Programmen für dieses Bedienkonzept.

Doch wie wahrscheinlich ist diese Aussage? Mail, Safari, iPhoto, iTunes, Google Maps haben wir bereits für diese neue Plattform. iMovie 08 ist von der jetzigen Bedienung einer Multitouchbedienung schon sehr ähnlich und kann ganz leicht adaptiert werden. Programme wie XPress, Indesign usw. wird es für diese Plattform (vorerst zumindest) nicht geben. Und ich fresse einen Besen, wenn Apple nicht schon längst weitere Programme an dieses Multitouch angepasst hat.

Fazit
Ich erwarte für die nahe Zukunft ein ganzes Feuerwerk an Produkten an Touch Screen Devices. Touch Screen Devices sind eine ganz neue Plattform, eine ganz neues Paradigma, so wie es seinerzeit die Maus-Fenster-Computer waren. Es gibt darauf immer mehr Hinweise! Touch Screen Devices sind das ganz große Ding der nächsten Jahrzehnte! Sie werden aber nicht die bisherigen Computer ersetzen. Sie werden sie sinnvoll (zumindest bei Apple) ergänzen.

Dieser Artikel ist im Original auf der meiner Website erschienen:
http://www.uhlhorns.de/Macintosh/Touch_Screen_Device/index.html

So stelle ich mir ein Tablett vor:
Dieses Bild darf frei benutzt werden, die Nennung meines Namens wäre schön.
Hier der Link zur Originalgröße des Bildes:

© 2008 by

Kommentare

Fenvarien
Fenvarien05.06.08 21:41
Sehr interessanter Journalbeitrag!
Ey up me duck!
Agrajag05.06.08 21:59
Bisher hab ich noch KEIN Beispiel für Multitouch gesehen, der nennenswert über Spielerei liegt. Ich halte es nachwievor für deutlich überbewertet.

Ich sehe MT als Ergänzung zu den schon vorhandenen Eingabe-Methoden, als da wären: Tastatur, Maus/Trackball, Touchpad und zu guter letzt der Stift. Jedes dieser Eingabemethoden hat seine Stärken und Schwächen und kaum eine davon ersetzt die andere in allen Situationen. In manchen Situationen kann nicht mal der Stift die Maus vollwertig ersetzen (passiert mir aber fast nie).

Ich persönlich hab 100x mehr sinnvolle Verwendung für den Stift, als für MT. Ich benutze den Stift als Mausersatz (eine Wohltat bei RSI und weitaus effektiver), aber ich würde den Stift auch gerne für Skizzen und Mitschriften verwenden, was unter OSX aber so leider nicht funktioniert (unter Windows seit Jahren kein Problem).

Ich persönlich kann mit MT nicht viel anfangen und würde gerne mal eine WIRKLICHE Anwendung dafür sehen, also etwas, was über Spielerei hinausgeht. Ich hab nichts fdagegen, wenn Apple das in OSX einbaut, aber ich würde mir wünschen, wenn sie den Stift-Support auch noch ausbauen würden.


PS: Ich benutze ein Wacom Graphire Bluetooth A5.
riessi05.06.08 22:16
Interessanter Beitrag - vor allem das fazit trifft auch meine Meinung. Touchscreen ist ja ganz nett und manchmal auch hilfreich - aber ein Glossy (iMac, MacBook) mit den Fingertappern drauf :sick:
so faszinierend das iPhone eines Freundes von mir auch ist - das erste was ich an dem Ding, gesehen habe waren die Fingerabdrücke.
Stellt euch das mal am Monitor vor
ich krieg schon von Kollegen eine am Latz, wenn ich am Monitor wohin zeige und den Bildschirm treffe.

Tool198205.06.08 23:02
Interessanter Artikel,

und Anwendungsszenarien: Präsentationssysteme / Lernsysteme wo zwei oder mehr Leute an irgendwas arbeiten können. Aber MT wird halt eine kleine (und ja das betone ich) Nische besetzen. Oder schonmal (ausser im Kindesalter) mit dem Finger Farbe auf irgendwas verteilt? ;o) - Manchmal ist ein Stift das sinnigste Eingabemedium. Manchmal die Tastatur. Aber in allen Dingen wo Du etwas präsentieren möchtest könnte MT seine Stärken ausspielen.
Erwarte nichts, dann ist alles ein Extra. Für mehr Hirn im Apfelland! Vote for iHirn! Think before you make se Mund auf. Danke.
Der Apple
Der Apple06.06.08 00:37
ich würde "touchscreen" und "multitouch" nicht so gegeneinander abgrenzen. multitouch ist in meinen augen eine weiterentwicklung des touchscreens.
es gibt schließlich auch geräte, die sowohl finger, als auch stift akzeptieren. ich denke da zb. an das htc-smartphone von einem guten freund. allerdings mag ich es nicht sonderlich gerne, weil die fingereingabe nicht gut funktioniert.
was ich aber sagen will: der trend muss zu multitouch mit der stift-option gehen. dann werden solche gerät auch für grafiker, designer, fotografen, ... sehr interessant uns nützlich. gut wärn dann geräte von der kleine des iphones mehr oder weniger stufenlos hoch zu einem 30" cinema display mit multitouch-/stift-eingabe.

aber wie der schreiber schon richtig sagte: wir stehen gerade an dem anfang!

ps. die maus hat die tastatur nie abgelöst. so wird auch der/die finger/stift nie maus und tastatur ablösen. *-touch-* wird sich als weiteres eingabegerät etablieren, wenn es denn preislich attraktiv wird.
Es kommt nicht nur auf die Geschwindigkeit an! Sondern viel mehr auf die Leistung ;-)
Oceanbeat
Oceanbeat06.06.08 01:38
Was das Potential für möglich MT-Anwendungen stark erweitern würde, wären für mich drucksensitive Touchscreens. Dann bräuchte man nicht mehr den Töpferkursus in der Toscana buchen, sondern würde einfach mal die 3D Knete-Application anwerfen.
Und wenn einem dann mal ein besonders schönes Stück gelungen ist, beamt man die Objektdaten mal an den STL-iTunes-Store, der das ganze für ein paar Mark in ein reales Objekt verwandelt...
Alles Science-Fiction?
Wenn das Universum expandiert, werden wir dann alle dicker...?
Gerhard Uhlhorn06.06.08 11:37
@ Fenvarien: Danke.

@ Agrajag: Also, ich halte das iPhone und den iPod touch ganz und gar nicht für Spielerei! Wie oft macht man sich mal eben einen Ausdruck von irgendwas, sei es zur Korrektur in angenehmer Umgebung (z.B. Terrasse) oder um es jemanden zu zeigen. Ein A4-Tablett, superdünn und mit Multitouch wäre eine große Erleichterung für mich. Buchhaltung auf der Terrasse in der Sonne? Okay, das ginge zur Not auch mit einem Laptop, doch selbst ein MacBook Air wäre mir dafür noch zu sperrig. Ein A5-Tablett wäre dafür genau das richtige! Natürlich müsste die Buchhaltungssoftware auch darauf angepasst sein.
Agrajag06.06.08 12:45
Gerhard: Ok, bei Devices wie dem iPhone/Touch macht es Sinn, aber bei Desktop-Rechnern hab ich noch keine WIRKLICH sinnvolle Anwendung gesehen. Ein paar Photos drehen kann es ja ohl nicht gewesen sein. Oder eine Erdkugel mit den Fingern drehen. Ist zugegebenermaßen nett, aber nichts, weshalb ich mehr Geld ausgeben würde.

Und bei einem Tablett-PC hätte ich für einen Stift weitaus mehr Verwendung, als für MT. Eine einfache Touch-Bedienung würde auch reichen (ergänzend). Aber dann hätte man das Problem, wann eine Berührung absichtlich ist, oder wann sie vom Handballen beim Schreiben stammt.

Für einige Bereiche dürfte MT sicherlich eine Bereicherung sein, so, wie man einfache Touch-Displays auch in einigen Bereichen Sinnvoll sind (SB-Terminals z.B.). Aber wer hat denn ernsthaft für privat Verwendung für Touchpanels im Allgemeinen. Das hat doch alles nur spielerischen Charakter.

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren. Her mit den Sinnvollen Verwendungsmöglichkeiten, außer SB-Terminals oder iPhone/Touch.
Gerhard Uhlhorn06.06.08 13:35
Agrajag: Das genau habe ich doch gesagt. Beim Desktop ist Multitouch nicht sinnvoll, aber bei mobilen Devices schon. Und ein Tablett kannst Du Dir wie ein iPhone, nur halt mit größerem Display und mehr Software vorstellen. Es ist gut zum Surfen, zum Lesen von PDFs, zum Mailen, zum Verwalten und anhören bzw. ansehen von Fotos, Musik und Filmen.

iMovie 08 hat jetzt schon ein Bedienkonzept, dass dem von Multitouch sehr nahe kommt, so dass auch iMovie leicht für ein Tablet angepasst werden könnte. Auch meine lieblings Buchhaltungssoftware MonKey Bilanz könnte leicht an MT angepasst werden, so dass man die Buchhaltung leicht auf einem Tablett machen könnte.
Gerhard Uhlhorn06.06.08 13:37
Nachtrag: Ein Tablett könnte man ja auch leicht mit beidem, also Stift und MT ausstatten. Denn bei einem Tablett wäre ein Stift zum Zeichnen und Schreiben sehr sinnvoll. Kinder/Studenten könnten zur Schule nur noch so ein Tablett mitnehmen, auf dem ein elektronischer Collageblock und alle Fachbücher als PDF drauf sind.
DioKhan09.06.08 09:42
Steve Jobs hat das damals bei Walter Mossberg sogar zugegeben...

"wir haben für uns entdeckt, dass die Zukunft nicht in Workstations sondern in kleinen Gadgets liegt, die spezielle Funktionen übernehmen werden"

Halt ich übrigens für nicht schlecht... Der Ipod/Iphone hats vorgemacht. Der Kindl von Amazon machts nach, könnte aber eigentlich mit Multitouch noch besser sein! Wichtig ist, dass die Dinger immer optimal auf die Anforderungen zugeschnitten sind -
Sprich: Kindl - so einen Text lesen/anbieten wie nen normales Buch
Heißt in dem Fall, dass man den Hintergrund so gestalten muss, das er dem nachkommt.
Gerhard Uhlhorn09.06.08 09:58
DioKhan: Ja, so ist es. Während viele andere Hersteller versuchen die eierlegende Wollmilchsau zu schaffen und dabei mehr oder weniger unbrauchbare Geräte bauen, konzentriert sich Apple ganz auf die Zielgruppe und baut Geräte, die nur das eine können, das dann aber dafür sehr gut.

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