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Verizon kauft AOL für 4,4 Milliarden Dollar

Der amerikanische Mobilfunkanbieter Verizon hat den früheren Online-Riesen AOL gekauft – oder besser das, was davon noch übrig ist. Mit 50 Dollar pro Aktie bietet Verizon etwa 17 Prozent mehr als den am Montag gehandelten Aktienwert. Der Mobilfunkanbieter verspricht sich von dem Deal, zukünftig von AOLs automatisierter Werbe-Technologie sowie dem großen Angebot an Online-Videos zu profitieren und dadurch den Umsatz zu steigern. AOL-CEO Tim Armstrong bleibt auch nach der Übernahme Geschäftsführer.

Die Erfolgszeit von AOL liegt schon einige Jahre zurück. In den 1990er-Jahren stieg das amerikanische Unternehmen zum größten Internet-Anbieter der Welt mit über 30 Millionen Kunden auf. Auch in Deutschland führte der erste Weg ins Internet bei vielen Nutzern über die AOL-Einwahlsoftware. Der Werbespruch "Bin ich da schon drin oder was?“ der damals noch nicht unbedingt als Internet-affin geltenden Tennislegende Boris Becker dürfte ebenfalls noch einigen Deutschen im Gedächtnis sein. Die massenhaft verteilten Werbe-CDs per Post und Magazinen bescherten dem ehemaligen Internet-Riesen hierzulande zudem eine zweifelhafte Popularität.


An der spektakulären Fusion mit dem Medienkonzern Time Warner im Jahr 2000 verhob sich AOL allerdings. Der Investition von 164 Milliarden Dollar Anfang des neuen Jahrtausends folgte im Jahr 2003 bereits ein Verlust von 99 Milliarden Dollar. Gegenüber diesen Summen wirkt der jetzige Verkaufspreis von gerade einmal noch 4,4 Milliarden Dollar geradezu lächerlich – besser können Zahlen den Niedergang eines Konzerns nicht dokumentieren. Nach der gescheiterten Allianz mit Time Warner und diversen weiteren Rückschlägen war AOL zuletzt kaum noch als Provider aktiv, sondern investierte unter anderem in Newsseiten wie Huffington Post.

Kurioserweise nutzen in den USA immer noch 2,1 Millionen Nutzer AOL als Internetprovider, obwohl die angebotene Technik hoffnungslos veraltet ist. Statt mit DSL-Geschwindigkeit zu surfen, müssen sich AOL-Kunden nach wie vor mit Technik aus den 1990er-Jahren begnügen. Statt Highspeed-DSL bietet AOL immer noch analoge 56K-Modems – das ist selbst für Youtube-Videos auf der niedrigsten Qualitätsstufe zu langsam. Die durchschnittliche Internetgeschwindgkeit deutscher Haushalte (8,8 Mbit) ist über 160 Mal schneller als Internet per Analog-Modem. Am ehesten lässt sich das Analog-Tempo noch mit einer auf GPRS gedrosselten Mobilfunkverbindung vergleichen.

Die Gründe der Kundentreue sind vielfältig: Während manche den Zugang inzwischen gratis nutzen können, wissen andere wahrscheinlich schlicht nichts vom schnellen DSL-Internet oder bleiben prinzipiell bei ihrem gewohnten Internetanschluss. Zudem ist die Internetabdeckung insbesondere in den ländlichen Gebieten der USA teilweise nicht optimal; dortige Kunden sind dankbar für jede Art von Online-Zugang, egal wie langsam die Verbindung schlussendlich ausfällt.

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Kommentare

nane
nane12.05.15 17:07
"Bin ich da schon drin oder was?“
+1
Das Leben ist ein langer Traum, an dessen Ende kein Wecker klingelt.
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Grolox12.05.15 17:13
Baupläne für Bomben brauchen nicht so hohe Geschwindigkeiten....
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sierkb12.05.15 18:01
heise (09.05.2015): Wie in den 90ern: Millionen US-Bürger gehen noch per Modem ins Netz
Für 2,16 Millionen US-Bürger steht die Zeit still: Sie wählen sich immer noch per 56-KBit-Modem ins Internet ein. Das geht aus dem Quartalsbericht des Internetabieters AOL hervor, den das Unternehmen am vergangenen Freitag veröffentlicht hat.
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nane
nane12.05.15 20:23
sierkb
Ja nicht nur in D ist das Internet auf dem flachen Land "Neuland"
Das Leben ist ein langer Traum, an dessen Ende kein Wecker klingelt.
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Der Mike
Der Mike12.05.15 20:28
Danke, Boris!

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