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Unix feiert den 45. Geburtstag

Alles begann mit einem Spiel. Vor 45 Jahren war eine Spiele-Portierung der Auslöser für die Entstehung von Unix, das die Grundlage für iOS und OS X bildet. "Space Travel" war mit 75 US-Dollar pro Spielrunde auf dem Multics-Mainframe GE635 zu langsam und teuer. So begann Ken Thompson mit der Portierung auf den günstigen Terminal PDP-7. Zur Unterstützung stießen Dennis Ritchie und andere Entwickler von Bell Labs hinzu und kurz darauf beließ man es nicht nur beim Spiel selbst, sondern entwickelte in Anlehnung an Multics auch ein neues System namens Unics (uniplexed Information & Computing Service). Es enthielt ein Dateisystem mir Ordnern, eine Shell für Datei-Operationen und das Konzept der Computer-Prozesse und Geräte-Treiber - zunächst in Assembler für den PDP-7.

Mit einer Textverarbeitung winkte schließlich finanzielle Unterstützung für das Projekt, das anfangs zwei gleichzeitig angemeldete Benutzer unterstützte. 1973 erfolgte die Überführung von Unix in die Programmiersprache C und der Siegeszug von Unix an den Universitäten setzte ein. Dank C ließ sich Unix relativ einfach auf neue und zumeist günstigere Computersysteme übertragen. Zudem war Unix im Quelltext frei erhältlich und wurde somit an den Universitäten auch zu Lehrzwecken verwendet. Ende der 1970er Jahre gab es bereits eine stattliche Anzahl von 600 verschiedenen Computersystemen mit Unix.


"Space Travel", GE635 Mainframe und PDP-11, Ken Thompson und Dennis Ritchie

Auch die intensive Weiterentwicklung von Unix begann 1973 und führte zu zahlreichen Unix-Varianten wie der BSD (Berkeley Software Distribution). Doch Anfang 1980er Jahre begann AT&T, das Unix-System der Bell Labs zu lizenzieren und kommerziell zu vertreiben. Dies schränkte den akademischen Einsatz stark ein, sodass BSD von den Universitäten eigenständig weiterentwickelt wurde und beispielsweise Internet-Unterstützung wie TCP/IP erhielt. Es begann auch die Zeit der Unix Wars zwischen BSD-Lösungen und AT&T-Lösungen, in deren Kreuzfeuer später auch Linux geriet.

Letztendlich konnte sich aber das BSD-Lager durchsetzen, auf das auch Apple aufbaut. So genießt BSD nicht zuletzt dank iOS und OS X auch auf Desktop-Computern und Mobilgeräten eine hohe Verbreitung.

Weiterführende Links:

Kommentare

halebopp
halebopp28.07.14 13:27
Glückwunsch, Unix. Ich trink 'n Bier auf dich!
Das war ich nicht - das war schon vorher kaputt!
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Walter Plinge28.07.14 13:38
Was ist denn das für eine Geschichtsklitterung? Das einzige was Linux mit Minix gemeinsam hat ist, dass viele Minix-Entwickler nach der Veröffentlichung von Linux von Minix abgewandert sind. Ansonsten hat Linux mit Minix aber auch überhaupt gar nichts zu tun.

Minix ist eine frühe Micro-Kernel-Architektur von Andrew Tanenbaum und Linux war von Anfang an als Monolith "designt". Linux ist einfach eine komplette Neuentwicklung, die sich an POSIX und System V anlehnt.
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molinar28.07.14 13:51
Wobei man nicht verheimlichen sollte, dass das BSD System durchaus nur ein Nischenprodukt war, bevor es mit dem Mach Kernel und der Adaption durch Apple einen gigantischen Boost erfahren hat. Zum Start von Apple war das System eher eines der weniger durchentwickelten UNIX Derivate.
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sierkb28.07.14 14:14
Seit Jahren ein (stets aktuell gehaltener) Klassiker:

Éric Lévénez: Unix History
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Apfelbutz
Apfelbutz28.07.14 14:15
Gratulation. Alt aber gut.
Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat. Kriegsmüde sein, das heißt müde sein des Mordes, müde des Raubes, müde der Lüge, müde d ...
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buran63
buran6328.07.14 15:25
Danke für 45 Jahre.
Erfolg für weitere 45 Jahre.
Stille und Schweigen sind nicht Ausdruck der Missachtung des Wortes, sondern ganz im Gegenteil Zeugnisse seiner hohen Wertschätzung. *apple*
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LoMacs
LoMacs28.07.14 16:00
Unix ist dann am besten, wenn man es nicht sieht. Diesen Ansatz verfolgten SuSE, Ubuntu und andere jahrelang, aber nur Apple hat es schließlich hingekriegt. Auch das ist historisch.
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Hannes Gnad
Hannes Gnad28.07.14 16:28
Preist die Großen Alten!
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sierkb28.07.14 18:29
LoMacs
Unix ist dann am besten, wenn man es nicht sieht. Diesen Ansatz verfolgten SuSE, Ubuntu und andere jahrelang, aber nur Apple hat es schließlich hingekriegt.

Das kann man, besonders was Deinen zweiten Satz betrifft, durchaus auch ein wenig anders und differenzierter sehen und zu einem etwas anderen Schluss kommen, aber egal. Gibt dann eh nur wieder Streiterei und Glaubenskrieg hier, also lasse ich Dir da mal Deine Ansicht.
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sierkb28.07.14 18:31
Hannes Gnad
Preist die Großen Alten!

+1

„Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.“
("If I have seen further it is by standing on ye sholders of Giants.")

U.a. sagte das Isaac Newton, das Gleichnis ist aber deutlich älter.

Siehe dazu auch:

Wikipedia (de): Zwerge auf den Schultern von Riesen
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hab_auch_nen_apfel28.07.14 19:20
Ich will ja nicht zu viel Wasser in den Wein gießen, aber wieso hat sich das BSD-Lager durchgesetzt und gegen wen?
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sierkb28.07.14 20:15
hab_auch_nen_apfel:

Ich vermute, dass gemeint sein könnte der damalige harte Kampf, der ja auch juristisch ausgefochten wurde zwischen AT&T und der University of Berkley, welche ihre eigene Unix-Distribution rausbrachte, die Berkley Software Distribution (BSD), welche sich abspaltete von AT&T Unix System VI und AT&T Unix System VII (bis dahin galt AT&T Unix System V als das Maß der Dinge). Dieser juristisch ausgetragene Kampf endete damit, dass BSD am Ende keine einzige Zeile AT&T-Code mehr in sich trug bzw. alle entsprechenden Code-Zeilen durch neuen, eigenen Code ersetzt wurden, sodass AT&T kein Copyright mehr geltend machen konnte. Ab dann war BSD frei, und es konnten sich ab dann verschiedene BSD-Derivate bilden.
Ich denke, dieser Umstand, den Du berechtigt hinterfragst, ist von MTN gemeint worden.

Die Lähmung und juristische Unsicherheit, die den gesamten kommerziellen Unix-Markt (ein freies Unix gab es damals noch nicht, das konnte erst das sich damals gerade freischwimmende BSD mit seinen diversen Derivaten erreichen, war durch die juristischen Auseinandersetzungen mit AT&T noch mit sich selbst beschäftigt) durch diese als "Unix wars" bekannt gewordenen Auseinandersetzung erfasste, war ganz entscheident dafür, dass als neuer freier Stern am Himmel auf einmal Linux zusammen mit dem GNU Userland Interesse fand. Wenn damals das bis dahin nur kommerziell erhältliche Unix sich durch diese "Unix wars" selbst gelähmt und den ganzen Markt verunsichert und damit selbst ins Knie geschossen hätte – Linux wäre wohl nie entstanden bzw. hätte sich in Form von GNU/Linux nie groß verbreiten können. Es war diese Unsicherheit und diese Selbstfesselung des Unix-Lagers, das GNU/Linux damals ermöglichte, diese Situation für sich zu nutzen. Weil eben frei und frei von juristischen Auseinandersetzungen und damit verbundenen Unsicherheiten.

Abgesehen davon sollte auch das hier gesagt werden:
Wikipedia, System V
Obwohl System V auch ein bestimmtes Unix-Derivat bezeichnet, wird es heute üblicherweise als Bezeichnung für eine ganze Klasse von Unix-Derivaten benutzt, die von der AT&T-UNIX-Linie abstammen (im Gegensatz zur BSD-Linie). Die eigentlichen technischen Unterschiede zwischen System V und BSD verschwimmen zusehends, zum einen, da jede Linie viele Neuerungen aus der Konkurrenzlinie übernimmt, zum anderen auch aufgrund des immer höheren Verbreitungsgrades der grundlegenderen GNU-Hilfsprogramme (insbesondere der GNU coreutils) anstelle der BSD-/System-V-Programme.

GNU/Linux hat sich von jeher, auch was die API angeht, an AT&T Unix System V orientiert, später dann abgelöst wie bei allen unixoiden Systemen durch POSIX-Kompatibilität (der Name POSIX stammt übrigens von GNU-Leitfigur Richard Stallman).

Wesentliche Unterschiede zwischen System V-Systemen und BSD-Systemen:


Es ist so gesehen also mitnichten der Fall, dass BSD sich durchgesetzt hat, vor allem, wenn man bedenkt, wie sehr über die letzten Jahre über alle Systemgrenzen hinweg gegenseitige Befruchtungen und Angleichungen stattgefunden haben, die eine eindeutige Aufspaltung in 2 Lager heute sehr erschweren bis fast unmöglich machen. Weil jeder von jedem was hat.
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hab_auch_nen_apfel28.07.14 20:45
sierkb
hab_auch_nen_apfel:

Ich vermute, dass gemeint sein könnte der damalige harte Kampf, der ja auch juristisch ausgefochten wurde zwischen AT&T und der University of Berkley, welche ihre eigene Unix-Distribution rausbrachte, die Berkley Software Distribution (BSD), welche sich abspaltete von AT&T Unix System VI und AT&T Unix System VII (bis dahin galt AT&T Unix System V als das Maß der Dinge). Dieser juristisch ausgetragene Kampf endete damit, dass BSD am Ende keine einzige Zeile AT&T-Code mehr in sich trug bzw. alle entsprechenden Code-Zeilen durch neuen, eigenen Code ersetzt wurden, sodass AT&T kein Copyright mehr geltend machen konnte. Ab dann war BSD frei, und es konnten sich ab dann verschiedene BSD-Derivate bilden.
Ich denke, dieser Umstand, den Du berechtigt hinterfragst, ist von MTN gemeint worden.

Die Lähmung und juristische Unsicherheit, die den gesamten kommerziellen Unix-Markt (ein freies Unix gab es damals noch nicht, das konnte erst das sich damals gerade freischwimmende BSD mit seinen diversen Derivaten erreichen, war durch die juristischen Auseinandersetzungen mit AT&T noch mit sich selbst beschäftigt) durch diese als "Unix wars" bekannt gewordenen Auseinandersetzung erfasste, war ganz entscheident dafür, dass als neuer freier Stern am Himmel auf einmal Linux zusammen mit dem GNU Userland Interesse fand. Wenn damals das bis dahin nur kommerziell erhältliche Unix sich durch diese "Unix wars" selbst gelähmt und den ganzen Markt verunsichert und damit selbst ins Knie geschossen hätte – Linux wäre wohl nie entstanden bzw. hätte sich in Form von GNU/Linux nie groß verbreiten können. Es war diese Unsicherheit und diese Selbstfesselung des Unix-Lagers, das GNU/Linux damals ermöglichte, diese Situation für sich zu nutzen. Weil eben frei und frei von juristischen Auseinandersetzungen und damit verbundenen Unsicherheiten.

Abgesehen davon sollte auch das hier gesagt werden:
Wikipedia, System V
Obwohl System V auch ein bestimmtes Unix-Derivat bezeichnet, wird es heute üblicherweise als Bezeichnung für eine ganze Klasse von Unix-Derivaten benutzt, die von der AT&T-UNIX-Linie abstammen (im Gegensatz zur BSD-Linie). Die eigentlichen technischen Unterschiede zwischen System V und BSD verschwimmen zusehends, zum einen, da jede Linie viele Neuerungen aus der Konkurrenzlinie übernimmt, zum anderen auch aufgrund des immer höheren Verbreitungsgrades der grundlegenderen GNU-Hilfsprogramme (insbesondere der GNU coreutils) anstelle der BSD-/System-V-Programme.

GNU/Linux hat sich von jeher, auch was die API angeht, an AT&T Unix System V orientiert, später dann abgelöst wie bei allen unixoiden Systemen durch POSIX-Kompatibilität (der Name POSIX stammt übrigens von GNU-Leitfigur Richard Stallman).

Wesentliche Unterschiede zwischen System V-Systemen und BSD-Systemen:


Es ist so gesehen also mitnichten der Fall, dass BSD sich durchgesetzt hat, vor allem, wenn man bedenkt, wie sehr über die letzten Jahre über alle Systemgrenzen hinweg gegenseitige Befruchtungen und Angleichungen stattgefunden haben, die eine eindeutige Aufspaltung in 2 Lager heute sehr erschweren bis fast unmöglich machen. Weil jeder von jedem was hat.
+1
Ich dachte schon ich lebe in einer Parallelwelt, aber so, wenn auch nicht so ausführlich, hatte ich es in Erinnerung.
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass es ohne die BSD's sicher schwieriger gewesen wäre Linux zu entwickeln und zu verbreiten.
Letzten Endes hat heute jedes Unix seinen Platz, sei es nun UNIX, Linux mit seinen Distributionen oder eben die BSD's.
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X-Jo28.07.14 20:51
Mein erster Kontakt mit UNIX: Unser erster g-Line Stepper in der Lithografie war ein GCA mit PDP-11 Workstation von DIGITAL.
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sierkb28.07.14 20:52
hab_auch_nen_apfel
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass es ohne die BSD's sicher schwieriger gewesen wäre Linux zu entwickeln und zu verbreiten.

Du meinst wohl: ohne die Selbsthemmung der BSDs. Zumal Linus Torvalds den Linux-Kernel damals OHNE AT&T-Dokumentation aus der Taufe gehoben hat. Weil die ihm nämlich zu teuer war. Also hat er den Kernel per Reverse-Engineering programmiert.
Und glaubt man Richard Stallman, so hat er damals GNU aus der taufe gehoben, OHNE auch nur eine Zeile AT&T Unix Dokumentation zu lesen geschweigedenn den Code davon anzufassen (weil er diese Geschlossenheit nämlich hasste und mit GNU unbedingt eine freie Alternative dagegenstellen wollte, die frei und transparent für jedermann war und in jeglicher Richtung). Also bestenfalls ebenfalls Reverse Engineering. Und was BSD zu der Zeit anging: das war zu genau jener Zeit noch gar nicht offen zugänglich. Und als BSD dann endlich frei war, gab es schon längst GNU, und den Linux-Kernel gab es dann auch schon.
Letzten Endes hat heute jedes Unix seinen Platz, sei es nun UNIX, Linux mit seinen Distributionen oder eben die BSD's.

+1
Volle Zustimmung.
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Thyl29.07.14 08:38
sierkb
LoMacs
Unix ist dann am besten, wenn man es nicht sieht. Diesen Ansatz verfolgten SuSE, Ubuntu und andere jahrelang, aber nur Apple hat es schließlich hingekriegt.

Das kann man, besonders was Deinen zweiten Satz betrifft, durchaus auch ein wenig anders und differenzierter sehen und zu einem etwas anderen Schluss kommen, aber egal. Gibt dann eh nur wieder Streiterei und Glaubenskrieg hier, also lasse ich Dir da mal Deine Ansicht.

Das ist keine Sichtweise, sondern einfach zeitlich falsch. "Hingekriegt" hat es nämlich nicht Apple, sondern NeXT, und das ist 1988 zuerst erschienen. Da gab es eine komplett grafische Verwaltung, ein verteiltes Fenstersystem, das auf Postscript basierte, einen funktionierenden Installer/Uninstaller, und alles andere auch. Und die GUI war auch besser als bei MacOSX.
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sierkb29.07.14 11:29
Thyl:

Und trotzdem kann man es anders sehen, selbst mit dieser von Dir gemachten Deutung (angesichts der ich den Eindruck habe, dass LoMacs möglicherweise was anderes gemeint haben könnte als Du für Dich grad' herleitest und auch ich wiederum was anderes). Aber lassen wir das. Jeder sieht's halt anders und möglichst nur das eigene Weltbild stützend. Hierüber zu streiten lohnt deshalb nicht, bringt nur böses Blut, finde ich.
Und die GUI war auch besser als bei MacOSX

Und auch darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen, finde ich. Deswegen habe ich auch hab_auch_nen_apfel nur allzu gerne rechtgegeben bzgl. seiner diesbzgl. Aussage „Letzten Endes hat heute jedes Unix seinen Platz, sei es nun UNIX, Linux mit seinen Distributionen oder eben die BSDs“.
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Thyl29.07.14 15:13
sierkb
Thyl:

Und trotzdem kann man es anders sehen, selbst mit dieser von Dir gemachten Deutung (angesichts der ich den Eindruck habe, dass LoMacs möglicherweise was anderes gemeint haben könnte als Du für Dich grad' herleitest und auch ich wiederum was anderes). Aber lassen wir das. Jeder sieht's halt anders und möglichst nur das eigene Weltbild stützend. Hierüber zu streiten lohnt deshalb nicht, bringt nur böses Blut, finde ich.
Und die GUI war auch besser als bei MacOSX

Und auch darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen, finde ich. Deswegen habe ich auch hab_auch_nen_apfel nur allzu gerne rechtgegeben bzgl. seiner diesbzgl. Aussage „Letzten Endes hat heute jedes Unix seinen Platz, sei es nun UNIX, Linux mit seinen Distributionen oder eben die BSDs“.

Nun ja, die zugrundegelegten Kriterien waren bei mir Mausbewegung, Homogenität der Bedienelemente, sowie Kontrastwirkung/Übersichtlichkeit der Fenster. Ich denke, dies sind objektive Kriterien. Wie lange hast Du NeXTStep verwendet? Ich von 1994 bis 2002.
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gfhfkgfhfk29.07.14 17:35
sierkb
Ich vermute, dass gemeint sein könnte der damalige harte Kampf, der ja auch juristisch ausgefochten wurde zwischen AT&T und der University of Berkley, welche ihre eigene Unix-Distribution rausbrachte, die Berkley Software Distribution (BSD), welche sich abspaltete von AT&T Unix System VI und AT&T Unix System VII (bis dahin galt AT&T Unix System V als das Maß der Dinge).
Korrekt nennt sich das System 6 bzw. System 7, die römischen Ziffern (III bis V) wurden erst später durch AT&T eingeführt. Das letzte wichtige AT&T UNIX war übrigens System V.4, das auch endlich BSD Sockets enthielt und im Grunde des Siegeszug von System V über BSD zementierte. Erst nach System V.4 wurde 4.4BSD Lite1 herausgebracht, und das war der erste Versuch sauber von Fremdcode zu machen. Es gab aber einen Fehler, so daß 4.4. BSD Lite2 nachgeliefert werden mußte. Erst zu diesem Zeitpunkt war BSD ein OSS OS ohne rechtliche Probleme, aber zu diesem Zeitpunkt war Linux schon längst auf 386 Hardware stabil zu betreiben.

Da aber SUN mit Solaris 2 auch auf System V.4 umgeschwenkt war, gab es de facto kein wichtiges UNIX mehr, was nicht mehr auf AT&T UNIX basierte. AIX, Solaris, IRIX, HP-UX, QNX, OSF/1 sind allesamt V.4 Varianten. OSF/1 ist in diesem Zusammenhang interessant, weil es das einzige V.4 mit einem Mach Kernel war.

Auf Basis dieses Mach Kernels hat Apple Zusammen mit der OSF Linux auf Mach portiert MkLinux Projekt. Abgesehen von FreeBSD, NetBSD und OpenBSD ist der einzige BSD Abkömmling iOS/OSX, der noch vertrieben wird. Überhaupt dünnt sich der UNIX Stammbau doch recht stark aus. Nur noch AIX, HP-UX, Solaris und QNX sind übrig, dazu kommen die diversen *BSD OSS Varianten und natürlich Apple iOS und OSX.

sierkb
Und glaubt man Richard Stallman, so hat er damals GNU aus der taufe gehoben, OHNE auch nur eine Zeile AT&T Unix Dokumentation zu lesen geschweigedenn den Code davon anzufassen (weil er diese Geschlossenheit nämlich hasste und mit GNU unbedingt eine freie Alternative dagegenstellen wollte, die frei und transparent für jedermann war und in jeglicher Richtung).
GNU war eine Initiative ein freies UNIX anbieten zu können, aber das fing zuerst als Sammlung von Programmen im Userland an. Das wichtigste Projekt ohne das Linux nie entstanden wäre, ist der GCC. Damals stand das noch für GNU C Compiler, erst später kam C++ und dann die anderen Sprachen dazu. Erst nachdem Linux etabliert war, wurde es von Stallmann als GNU/Linux anerkannt. Stichwort Hurd.
molinar
Wobei man nicht verheimlichen sollte, dass das BSD System durchaus nur ein Nischenprodukt war, bevor es mit dem Mach Kernel und der Adaption durch Apple einen gigantischen Boost erfahren hat.
SunOS 1.x bis 4.x (Solaris 1.x) waren BSD, ditto ältere HP-UX Versionen. Die Bedeutung von BSD schwand sehr stark als AT&T V.4 herausgebracht hatte, weil es nun mit geringem Aufwand möglich war BSD Programme auf System V zu portieren.
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sierkb29.07.14 19:46
gfhfkgfhfk:

+1
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sierkb30.07.14 07:04
Thyl
Wie lange hast Du NeXTStep verwendet? Ich von 1994 bis 2002.

NeXTStep nie in Ermangelung des Originals. Allerdings hatte ich in dem fraglichen Zeitraum und noch länger darüberhinaus den, design- und funktionsmäßig der NeXTStep-Oberfläche nachempfundenen, Windowmaker , in Verbindung mit X11 unter GNU/Linux verwendet und über mehrere Jahre hinweg präferiert.

Und trotzdem teile ich Deine diesbzgl. Ansichten nicht, dass NeXTStep bzw. dessen Bedienoberfläche in jeglicher Hinsicht nun besser gewesen sein soll als das was OSX heute anbietet. Zumal OSX davon ja Einiges Wesentliches übernommen hat und es sich, finde ich, im Vergleich dazu nicht unbedingt zum Schlechteren hin verändert hat.

Und auch, dass NeXTStep damals Display PostScript in Verbindung mit X11 hatte, Mac OS X heute hingegen eine davon abgeleitete und für Apple letztlich lizenzrechtlich viel günstigere Alternative, nämlich PDF (aufsetzend auf Quartz statt wie unter NeXTStep noch X11), finde ich keine Entwicklung zum Schlechteren hin – Display PostScript ist, was den Einsatzzweck angeht, sicher Overkill gewesen und lizenzrechtlich viel zu teuer (auch das war sicherlich mit ein Grund, der den Preis der NeXT-Rechner damals in die Höhe trieb, und diese sich deshalb, aufgrund des hohen Preises, nicht ausreichend verkaufen konnten). Apples heutigen PDF-basierten Ansatz finde ich keine schlechte Alternative zum Display PostScript-Ansatz, im Grunde sogar die bessere von beiden, zumal PostScript insgesamt an Bedeutung verloren zu haben scheint gegenüber früherer Zeit, auch wenn's im Druck und unter Unix im Allgemeinen noch eine nicht kleine Rolle spielt. Das zentrale Drucksystem unter Unices, CUPS, war jahrelang PostScript-basiert. Seit CUPS in den Händen von Apple ist und Apple die Fort- und Weiterentwicklung von CUPS bestimmt, geht auch da der Zug ganz klar weg von PostScript-Verarbeitung unter der Haube und hin zu PDF-Verarbeitung unter der Haube. Und alle anderen Unices und Linux-Distributionen müssen diesen Schritt der Konversion von interner PostScript-Verarbeitung hin zu interner PDF-Verarbeitung, ob sie wollen oder nicht, mitmachen, wenn sie CUPS weiterverwenden und nicht forken wollen. Und tun das auch nach und nach, das ist zu beobachten.
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gfhfkgfhfk30.07.14 19:52
sierkb
Und auch, dass NeXTStep damals Display PostScript in Verbindung mit X11 hatte,
NeXTSTEP hatte eben kein X11!. Man mußte extra einen X11 Server nachinstallieren, wenn man X11 Software nutzen wollte. Damals unter NeXTSTEP war das Graphiksubsystem noch netzwerktransparent und auf DPS basierend. X11 mit DPS gab es dann unter Solaris, AIX, IRIX, OSF/1 bei den anderen bin ich mir nicht mehr sicher.
sierkb
Display PostScript ist, was den Einsatzzweck angeht, sicher Overkill gewesen und lizenzrechtlich viel zu teuer (auch das war sicherlich mit ein Grund, der den Preis der NeXT-Rechner damals in die Höhe trieb, und diese sich deshalb, aufgrund des hohen Preises, nicht ausreichend verkaufen konnten).
DPS war sicherlich nicht der Grund weshalb die NeXT Workstations so teuer waren. Unter anderem dank des DPS gab es einen günstigen NeXT Laserdrucker, der dank Software PS RIP in der NeXT auf die teure Hardware verzichten konnte. Dazu kam, daß man auch problemlos eine andere Implementation von DPS hätte nutzen können. Heute hat z.B. kaum ein Drucker mehr eine Original Adobe PS Implementation.

Von den anderen Anbietern gab's deutlich günstigere Workstations als von NeXT, und die Hardware von NeXT war auch nicht so außergewöhnlich leistungsfähig. Aber schon damals gab es extravagante Sperenzchen wie das extra teure Gehäuse des NeXT Computers bzw. NeXTcubes oder die zu Anfangs nur vorhandenen MO Drives. Der NeXTcube war bis auf den verbauten DSP ein recht einfach gestricker Computer, erst mit der NeXT Dimension hatte er wirklich etwas besonderes zu bieten. Aber diese mußte für einen extrem hohen Aufpreis dazu gekauft werden - de facto hat sich der Preis mehr als verdoppelt. Ohne NeXT Dimension gab's auch bei NeXT einen popelige 08/15 Framebuffer wie bei all den anderen UNIX Anbietern, allerdings gab es bei denen meist mehr Farben und nicht nur wenige Graufstufen.
sierkb
Apples heutigen PDF-basierten Ansatz finde ich keine schlechte Alternative zum Display PostScript-Ansatz,
Es ist deutlich weniger leistungsfähig. PostScript erlaubt es nämlich vollständige Programme auszuführen, während PDF nur noch Bildinformationen beinhalten kann. D.h. der RIP muß bei einem PDF Konzept bereits vor der Erzeugung des PDFs stattfinden. Das wird unter anderem vor dem Hintergrund von HiDPI Monitoren wieder von Bedeutung. Mit DPS kann man direkt auflösungsunabhängigen Output generieren, während man bei PDF extra für die gewählte Auflösung der Output generieren muß. Technisch gesehen ein dramatischer Rückschritt.
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sierkb30.07.14 22:47
gfhfkgfhfk:
NeXTSTEP hatte eben kein X11!. Man mußte extra einen X11 Server nachinstallieren, wenn man X11 Software nutzen wollte. Damals unter NeXTSTEP war das Graphiksubsystem noch netzwerktransparent und auf DPS basierend. X11 mit DPS gab es dann unter Solaris, AIX, IRIX, OSF/1 bei den anderen bin ich mir nicht mehr sicher.

Ja, hast Recht. Mein Fehler. Ergibt anders ja auch keinen Sinn. Danke für die Richtigstellung
Wikipedia, Display PostScript
Display PostScript enthielt jedoch kein Window-System, sondern war zum Betrieb in Verbindung mit einem existierenden Windowing-System gedacht, zum Beispiel X Window. In dieser Form wurde Display PostScript auch von Unternehmen wie Sun Microsystems, IBM und SGI auf deren Workstations eingesetzt.

Das Betriebssystem Mac OS X von Apple nutzt mit Quartz ein ähnliches System zur Bildschirmdarstellung, im Gegensatz zu Display PostScript wird hier nicht PostScript als Datenquelle benutzt, sondern das Portable Document Format verwendet.
Quelle: Wikipedia(de): Display PostScript
DPS war sicherlich nicht der Grund weshalb die NeXT Workstations so teuer waren.

Ich habe nicht gesagt, dass es DER Grund war. Aber es hatte sicherlich mit reingespielt in den Preis, dass Apple dafür ganz gut Lizenzgebühren an Adobe hat abdrücken müssen (was, wie man nachlesen kann, wohl der Grund für Apple war, auf was lizenzrechtlich Preiswerteres, eben auf PDF, zu setzen). Mal ganz abgesehen von den ganzen anderen Dingen, die den Kasten teuer gemacht haben und die Du liebevoll „Sperenzchen“ nennst.
Es ist deutlich weniger leistungsfähig.

Das habe ich doch auch gesagt. Aber offenbar ist es leistungsfähig genug bzw. erfüllt genau den Zweck, den es erfüllen soll. Wenn es anders wäre, hätte es Apple wohl nicht gemacht und Display PostScript beibehalten bzw. würde es wieder einführen, weil es die anstehenden Aufgaben besser löst. Aber offenbar stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis da nicht bzw. man kommt zu gleichen/ähnlichen Ergebnissen auf anderem Wege und das ohne horrende Lizenzgebühren an Adobe abzudrücken. Wäre es anders – warum macht Apple es dann nicht anders bzw. revidiert seine diesbzgl. Entscheidung zugunsten der angeblich besseren Lösung?
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gfhfkgfhfk31.07.14 18:51
sierkb
Mal ganz abgesehen von den ganzen anderen Dingen, die den Kasten teuer gemacht haben und die Du liebevoll „Sperenzchen“ nennst.
Da steckte auch nur ein Standardboard für Workstations drin. Die einzige Besonderheit war der Motorola 56001 DSP, das gab es nicht unbedingt bei den anderen Systemen. Der Rest war so ziemlich Standard: SCSI Chip, Ethernet, Audio In/Out, Grafik(Framebuffer), serielle Schnittstellen. Dafür fehlten der sonst übliche Parallelport. Teuer waren beim Cube das Gehäuse (Magnesium) und wie bereits angesprochen die MOs. Die NeXTstations waren beliebige UNIX Standardware. Die Motorola CPU+FPU waren hingegen Massenware und nichts besonderes, wenn auch nicht billig. Am Ende der Lebenszeit der NeXT Systeme kamen dann diverse RISC Systeme auf den Markt, die deutlich leistungsfähiger waren. Die meisten davon im damals sehr beliebten Pizzaboxformat, weil man darauf die schweren 20" und 21" CRTs stellen konnte. Die Krönung der Pizzaboxentwicklung war sicherlich SUNs SS20.
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