Praxistest Adobe Photoshop Lightroom 6
Performance-ErfahrungenIn seiner Produktbeschreibung betont Adobe, einen enormen Geschwindigkeitszuwachs mit Lightroom 6 erreicht zu haben und spricht, je nach verwendeter Hardware und spezifischer Funktion, von bis zu mehreren 1.000% Leistungszuwachs. Auf einem Surface Pro 3 sollen beispielsweise die Distort-Funktionen sagenhafte 7.931% schneller sein. Auf einem Retina MacBook Pro immerhin noch 3.200%. – Fette Ansage!
Verantwortlich dafür ist die Unterstützung von Grafikprozessoren. Damit Lightroom Aufgaben vom Hauptprozessor auf die GPU verlagern kann, ist allerdings eine Grafikkarte erforderlich, die mindestens OpenGL 3.3 unterstützt sowie ein aktueller Grafiktreiber. Auf dem Mac ist mindestens OS X 10.9 vonnöten.
Die Grafik-Hardware des neuen Mac Pro, mit dem ich Lightroom 6 verwende, wird unterstützt, was in den Voreinstellungen unter „Leistung“ angezeigt wird:
Ob hierbei allerdings auch beide GPUs des Mac Pro genutzt werden oder nur eine, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen.Tatsächlich macht sich die GPU-Unterstützung in der Praxis deutlich bemerkbar, allerdings nicht in allen Bereichen! Beim Import von Bildern und dem Anschließenden Rendern der Vorschauen sind nur geringe Geschwindigkeitsunterschiede gegenüber Lightroom 5 spürbar. Alles, was mit der Datenbank zu tun hat, ist gefühlt weder schneller noch langsamer geworden.
Im Entwickeln-Modul mit den verschiedenen Werkzeugen zeigen sich dagegen deutliche Auswirkungen. So kann ich sämtliche Schieberegler jetzt butterweich mit verzögerungsfreier Echtzeitanzeige bewegen, während das vorher immer mit deutlichen Sprüngen vonstatten ging. Auch die Verlaufswerkzeuge lassen sich jetzt sehr flüssig handhaben. Dadurch gestaltet sich der Bearbeitungsprozess insgesamt deutlich angenehmer als zuvor. Das trifft aber leider nicht für alle Werkzeuge zu. Der Reparaturstempel zeigt nach wie vor eine gewisse Trägheit.
NACHTRAG: Kurz nach Fertigstellung der vorherigen Absätze zur Performance bin ich auf einen
Thread im Adobe-Forum Aufmerksam geworden, in dem einer der Lightroom-Entwickler,
Camera Raw Engineer Eric Chan, einige Erklärungen zur GPU-Unterstützung in LR6 gibt. Die dort getätigten Aussagen decken sich genau mit meinen oben beschriebenen Erfahrungen und bringen zusätzliches Licht in die Sache.
So beschreibt Chan beispielsweise, dass die GPU-Unterstützung derzeit nur im Entwickeln-Modul genutzt wird, dort aber auch noch nicht mit allen Funktionen (z.B. der Reparaturstempel ist ausgenommen) und nicht auf jedem System gleichermaßen viel bringt. Natürlich muss zunächst die Grafik-Hardware entsprechend leistungsfähig sein. Dann sollten sich vor allem auf Systemen mit besonders hochauflösenden Monitoren (4K, 5K) die größten Performance-Gewinne ergeben.
„The bigger the screen, the bigger the win.“ – so Chan. Am neuen Mac Pro mit zwei AMD FirePro D500 3072 MB Grafikkarten und einem Dell UP2715K Ultra HD 5K Monitor (siehe Test in
Rewind 482) ist der Leistungszuwachs in allen von Chan beschriebenen Bereichen sehr deutlich spürbar.
In bestimmten Fällen kann die Leistung bei aktivierter GPU-Unterstützung aber auch sinken. Chan erklärt das damit, dass insbesondere bei sehr großen Bildern viel Zeit dafür verloren geht, die Daten von der CPU zur GPU zu transferieren. Der Wechsel zwischen Bildern kann dadurch beispielsweise länger dauern, was in meinem Test ebenfalls nachvollziehbar war, wenn auch in nicht besonders dramatischer Weise.
Darüber hinaus verspricht Chan in dem Thread, dass die derzeitige GPU-Unterstützung nur der Anfang ist. In künftigen Lightroom-Versionen soll dieser Support noch deutlich ausgebaut wird, wobei er aber darauf hinweist, dass dies ein sehr großes Unterfangen ist und viel Zeit benötigt. Wer des Englischen mächtig ist, kann sich Chans Ausführungen in voller Länge
hier durchlesen.