Panorama, HDR und GesichterHDR mit Lightroom 6Das Erzeugen von sogenannten HDR-Aufnahmen (High Dynamic Range) erfreut sich großer Beliebtheit. Kamerasensoren haben heutzutage zwar meistens einen ziemlich großen Dynamikumfang, können aber in bestimmten, sehr kontrastreichen Motivsituationen die hellen und dunklen Bildteile nach wie vor nicht so ablichten, wie das menschliche Auge sie wahrnimmt bzw. wie unser Gehirn es verarbeitet. Aus diesem Grund vermeiden Fotografen es möglichst, Motive im Gegenlicht zu fotografieren. Entweder, das Hauptmotiv erscheint dann zu dunkel, oder der Hintergrund ist überbelichtet. – Oder beides.
Hier ein Beispiel, bei dem ich meinen Arbeitsplatz mit dem dahinter liegenden Fenster in einer normalen Einzelbelichtung aufgenommen habe:
Der Hintergrund mit Blick durchs Fenster ist viel zu hell und die Bereiche des Schreibtisches viel zu dunkel. Nur der Bildschirm ist hier korrekt belichtet. Eine Möglichkeit zur Korrektur wäre es nun, die Schatten der Aufnahme aufzuhellen und die Lichter abzudunkeln, was mit den entsprechenden Reglern in Lightroom einfach möglich ist. Allerdings reichen die Belichtungsreserven selbst bei RAW-Aufnahme oft nicht aus, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Stark aufgehellte Schatten zeigen dann Rausch-Artefakte und ausgebrannte Lichter können ggf. gar nicht mehr hergestellt werden. Mit JPEG-Aufnahmen ist der Spielraum noch geringer.
Der Ausweg nennt sich HDR. Dabei werden mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung so zusammengefügt, dass im Endergebnis alle Bereiche richtig belichtet erscheinen, bzw. so, wie wir es mit unseren Augen in Natura wahrnehmen. Bislang musste für solche HDR-Aufnahmen auf andere Programme zurückgegriffen werden. Lightroom 6 bietet nun aber ein Modul, um auf sehr einfache Weise HDR-Bilder zu erzeugen. Dafür sind im Idealfall nicht mehr als zwei unterschiedlich belichtete Aufnahmen erforderlich. Drei oder mehr Belichtungen können aber zu besseren Ergebnissen führen.
Für die oben gezeigte Desktop-Aufnahme habe ich eine Belichtungsreiche mit drei Aufnahmen gemacht: Eine mit -3 EV, eine normal belichtete und eine mit +3 Belichtungsstufen. Für den Test des HDR-Moduls habe ich lediglich die unterbelichtete und die überbelichtete Aufnahme herangezogen.
Um ein HDR zu erzeugen, markiert man einfach die gewünschten Belichtungsvarianten und wählt dann aus dem Kontextmenü die Funktion
„Zusammenfügen von Fotos…“ > „HDR:“ aus. Es öffnet sich ein Fenster, in dem Lightroom nach einigen Sekunden der Berechnung das Ergebnis als Vorschau anzeigt und wo ein paar Optionen zur automatischen Tonwertkorrektur, Ausrichtung, sowie zur Beseitigung von etwaigen Kantenschatten zur Verfügung stehen. Es empfiehlt sich bei Belichtungsreihen natürlich die Verwendung eines Stativs, aber auch Aufnahmen aus der Hand, mit leichten Abweichungen zwischen den Aufnahmen, lassen sich so nutzen.
Das Besondere hierbei ist, dass das HDR auf Basis von RAW-Aufnahmen erzeugt wird, und dass Lightroom daraus ein 16-Bit DNG-RAW erzeugt, welches enorm viel Spielraum bei nachträglichen Belichtungskorrekturen bietet. So steht nach dem Zusammenfügen der Bilder beim Belichtungsregler ein Bereich zwischen -10 und +10 zur Verfügung, statt wie sonst nur -5 bis +5.
Das Ergebnis ist sehr überzeugend. Zwar ließ sich mit einer Dreier-Belichtungsreihe noch etwas mehr aus der Szene herauskitzeln, aber zwei Aufnahmen reichen durchaus, um daraus ein sehr ansehnlich HDR-Bild zu erzeugen. Die Bedienung ist zudem kinderleicht.
Panoramen mit Lightroom 6Auf sehr ähnliche Weise funktioniert auch das neue Modul zum Erstellen von Panoramen in Lightroom 6. Wer keine automatische Panorama-Funktion in seiner Kamera hat oder dieser nicht vertraut, schießt einfach eine Reihe sich ausreichend überlappender Fotos, importiert diese in LR6, markiert sie und wählt dann – wie bei HDR – über das Kontextmenü den entsprechenden Punkt zum Zusammenfügen. Nur eben für Panoramas, nicht für HDR.
Lightroom setzt die Aufnahmen automatisch zusammen und überlässt dem Nutzer dabei die Wahl, ob überstehende Ränder automatisch beschnitten werden sollen oder nicht. Die Projektion kann manuell oder automatisch bestimmt werden.
Allzu viele Panoramen habe ich damit bislang nicht erstellt, aber soweit ich das bisher beurteilen kann, sind die Ergebnisse auch bei sehr schwierigen Motiven sehr gut – wenn auch nicht ganz ohne Stitching-Artefakte. Hier ein Beispiel erstellt aus sechs Einzelaufnahmen (allerdings für die Webdarstellung verkleinert):
Gesichtserkennung mit Lightroom 6Von manchen als Spielkram oder Gimmick verspottet, von anderen als praktische Hilfe zur Einordnung von Personen geschätzt, hat sich die softwarebasierte Gesichtserkennung inzwischen in vielen Programmen etabliert, darunter auch in Apples Fotos-App. Lightroom 6 bietet nun ebenfalls eine automatische Gesichtserkennung.
Beim ersten Aufruf der Funktion (z.B. über den kleinen Button mit Gesicht in der Fußleiste unter der Gitteransicht) bietet das Programm die Option, entweder die gesamte Bilddatenbank nach Gesichtern zu durchsuchen oder nur nach bestimmten Konterfeis zu suchen. Der Scan der gesamten Datenbank kann je nach Bestand mehrere Stunden in Anspruch nehmen.
Lightroom unterteilt in der Darstellung für Gesichter nach bekannten und unbekannten Personen, wobei zunächst natürlich erst mal alle Gesichter „unbekannt“ sind. Unter den „unbekannten“ Gesichtern sind leider auch einige, die rein gar nichts menschliches an sich haben, z.B. runde Anzeigeinstrumente, Hunde mit Sonnenbrillen oder in einem Fall auch der große Buchstabe „Ü“. In der Mehrheit werden aber doch Personen erkannt und man kann sich daran machen, Lightroom die Namen beizubringen.
Die Zuteilung von Namen geht ganz einfach: Bild anklicken und darunter einen Namen eingeben. Lightroom sucht dann in der gesamten Datenbank nach ähnlichen Gesichtern und sortiert diese in der Übersicht (in der Grundeinstellung) ganz oben ein – aber zunächst nur mit einem Fragezeichen. Ist der Name richtig zugeordnet, kann man einfach ein Häkchen anklicken, oder falls die Zuordnung nicht stimmt (was manchmal vorkommt) kann ein „X“ zur Ablehnung angeklickt werden. Das geht auch mit mehreren Bildern und auch per Drag and Drop der Bilder auf das Konterfei einer bereits bestätigten Person. In den meisten Fällen funktioniert die Erkennung sehr gut, in manchen Fällen aber auch nicht. – Was manchmal Anlass zum Schmunzeln gibt:
Im geöffneten Bildstapel einer der erkannten und bestätigten Person erscheinen darunter „ähnliche“ Personen, wobei in diesem Fall kurioserweise praktisch alle nicht zugewiesenen Bilder als der Person „ähnlich“ angezeigt werden. Das ist am Anfang etwas verwirrend und die Logik dahinter nicht direkt durchschaubar. Grundsätzlich funktioniert die Zuordnung aber gut und geht flott von der Hand.