Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Jony Ive – vom Mikrowellen-Gestalter zu Apples Chief Design Officer

Die Beförderung von Apples Chef-Designer Jony Ive zum Chief Design Officer gleicht einem Rückzug auf Raten. Zwar überwacht Ive nach wie vor alle UI- und Hardware-Designs von Apple; aus dem Tagesgeschäft wird er sich aber sukzessive zurückziehen und die Arbeit vor Ort größtenteils Alan Dye (User Interface) und Richard Howarth (Hardware) überlassen – vor allem, um wieder mehr Zeit mit seiner in England lebenden Familie verbringen zu können.

Wie aber wurde Ive überhaupt zu einem der prägendsten Produktdesigner seiner Generation? Alles begann im Londoner Designunternehmen Tangerine. Dort arbeitete der spätere Design-Guru von Apple vornehmlich an Haushaltsgegenständen für Küche und Bad. Apple war damals Kunde von Tangerine und erkannte schnell Ives Ausnahmetalent. 1992 verpflichtete das Unternehmen aus Cupertino schließlich Jony Ive, nachdem er zuvor schon beratend bei der Entwicklung des PowerBooks geholfen hatte.

Allerdings fanden die damaligen Apple-Verantwortlichen keine richtige Verwendung für das junge Designgenie. Als Jony Ive schon kurz davor war zu kündigen, änderte sich bei Apple aber plötzlich alles. Steve Jobs krempelte das seinerzeit kurz vor der Pleite stehende Unternehmen nach seiner Rückkehr im Jahr 1997 auf links und beförderte Ive zum Chef für Hardware-Design. In den Folgejahren schufen Jobs und Ive Meilensteine der jüngeren Geschichte des Industriedesigns; Ives bedeutendste Kreationen sind iMac (1998), iPod (2001), iPhone (2007) und iPad (2010).


Auch privat verstanden sich Jobs und Ive bestens und wurden enge Freunde. Die beiden Apple-Ikonen tauschten sich oft aus über neue Produktideen und trafen sich jeden Mittag in Apples Kantine zum Essen. Nach Jobs Tod hielt der eigentlich als öffentlichkeitsscheu bekannte Ive sogar eine bewegende und vielbeachtete Trauerrede für seinen verstorbenen Chef vor der gesamten Belegschaft des Apple-Campus in Cupertino.

Gerüchte über Ives Abschied von Apple kamen bereits kurz nach Jobs’ Tod im Jahr 2011 auf. Ive wolle öfters bei seiner in England lebenden Familie sein, hieß es. Außerdem liege der Designer immer öfter im Clinch mit dem damaligen iOS-Chef Scott Forstall bezüglich des Interface-Designs – Forstalls Orientierung an vertrauten Gegenständen aus der realen Welt (Skeuomorphismus) konnte nicht mehr mit Ives minimalistischem Ansatz übereinkommen. Mit einer üppigen Gehaltserhöhung und der Demission von Forstall schaffte es Apple-Chef Tim Cook aber doch noch, Ive in Cupertino zu halten.

Wie Jony Ives Zukunft als Chief Design Officer aussieht, kann noch nicht abschließend beantwortet werden. Sein Verantwortungsbereich umfasst weiterhin das komplette Apple-Produktportfolio inklusive der Verpackungen – zudem hat Ive auch Einfluss auf das Aussehen der Apple Stores und des neuen Campus 2. Es wird spannend, was Ives Rückzug aus dem Tagesgeschäft für Auswirkungen auf zukünftige Apple-Produkte haben wird.

Weiterführende Links:

Kommentare

3-plus-1
3-plus-129.05.15 15:45
Wenn Ive jetzt schon geht, ärgert es mich um so mehr, dass er vorher noch erfolgreich Scott Forstall rauskanten konnte.

Wer wie mit wem gut kann ist mir wurscht und auch wie die Personen als Chef zu ihren Mitarbeitern auftreten, allerdings hätte ich gerne das iOS gesehen, dass wir heute unter der Führung von Forstall gehabt hätten.

Abgesehen davon begeistert mich persönlich die Gestaltung der Hardware nach Jobs auch nicht mehr. Wohlgemerkt, Retina-Bildschirme sind keine Designeraufgabe. Die wären auch in anderer Verpackung gekommen.

Was haben wir denn nach 2011 gehabt? Der iMac wurde immerr mehr verklebt und der ergonomisch platzierte SD-Card-Slot wanderte nach hinten und die RAM-Öffnung unten verschwand. Wofür? Sieht immer noch auf den ersten Blick gleich aus.

Dann kam ein neuer Mac Pro in Tradition des NeXTCube doch für ein angemessenes Ensemble legt Apple noch nicht mal farblich angepasste Tastatur und Maus bei.

Dann der Mac mini. Board, Erweiterbarkeit und Leistung geschrumpft. Aber wirkt sich das auf die Form aus? Nö, der wurde - um die Kunden besser blenden zu können - immer schön weiter in dem Gehäuse des Vorgängers verkauft.

Ja, von einem tollen Fernseher wurde spekuliert - auch in Jobs Biographie - und was passierte? Ersatzlos gestrichen! Oh man. Na gut, eine Chance hat Ive noch, mal sehen ob ein iPad Pro kommt, das man gedockt oder aufgestellt als Desktop und unterwegs als Tablet nutzen kann und das diese Idee zumindest besser umsetzt als die Microsoft Surfaces.

Wenn aber diesbezüglich auch gar nichts kommt, dann wäre wirklich Ive an Stelle Forstalls besser schon viel eher gegangen.

Ives Leistung in der Vergangenheit will ich gar nicht klein reden. Man muss die Leute ja auch nicht rauswerfen, doch wenn ihre Ideen aufgebraucht sind, dann gebt ihnen ein festes GEhalt und lasst andere ran. Damit hat Apple doch Erfahrung und das funktioniert bei Wozniak seit 1994 (Ende des letzten Apple ][ Nachfolgers?) ja auch blendend.
0
hab_auch_nen_apfel29.05.15 16:19
3-plus-1
Wer war Scott Forstall Was wäre wenn zählt hier leider nicht, da wir nur das kennen, was da ist und das ist durchwachsen, ohne Frage! Ich sehe aber auch Chancen: jetzt wird das iCar, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, VIER Räder haben und man wir eher nicht in liegender Stellung, quasi auf einer Bahre, einsteigen Hurraahhh!!!!
0
Ritchey
Ritchey29.05.15 22:11
"... gleicht einem Rückzug auf Raten."
Hier werden ja ganz schön harte Fakten geschaffen.
Mir erscheint dabei die Analyse von John Gruber unter Umständen viel einleuchtender:
Steve Jobs war unangefochtener Alleinherrscher, der auch das letzte Wort in Sachen Design hatte.
Ive berichtete an ihn und nach Jobs' Tod berichtete er an Tim Cook.
Darüber hinaus erhielt er zusätzlich zur Hardware noch Designverantwortung für alle weiteren Bereiche. Genauso, wie sich auch Jobs eingemischt hat, wie das GUI oder die Tische in der Kantine auszusehen haben.
Einer alleine kann das nicht schaffen. Durch die Reduzierung seiner administrativen Aufgbaben kann Ive sich nun 100% auf das konzentrieren, für das er geboren wurde.
http://daringfireball.net/2015/05/jony_ive_promotion_chief_design_officer

Natürlich ist das nur eine Einschätzung und die Zeit wird es zeigen.
MTN scheint mehr zu wissen...
0
Bazooka Joe
Bazooka Joe29.05.15 23:04
Ich habe noch gut die Meldung von 2011 im Hinterkopf, dass er damals schon nicht mehr arbeiten sondern zur Familie wollte. Das jetzt scheint der Kompromiss zu sein, dass Apple den Namen Jony Ive weiterhin führen kann, aber die Arbeit machen andere.
0

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.