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Hintergründe zu Tim Cooks Umstrukturierung: Warum John Browett Apple verlässt

Anfang des Jahres hatte Apple John Browett zum neuen Retail Chef ernannt, nachdem Ron Johnson im Sommer 2011 Apple verließ, um als CEO bei J.C. Penney tätig zu werden. Die Ernennung von Browett als Nachfolger hatte für Stirnrunzeln gesorgt, da er von der britischen Elektronikhandelskette Dixons Retail kommt, welche einen relativ schlechten Ruf genießt. Schnell flammten Diskussionen auf, ob es sich bei Browett nicht um eine ziemlich "schräge Wahl" handelt; immerhin genießen die von ihm geleiteten Ketten einen zweifelhaften Ruf und sind weder für edles Interieur noch für hohe Qualität und vorbildliche Kundenbehandlung bekannt.

Tim Cook äußerte sich in einer E-Mail recht bald zu dieser Frage und nahm Stellung. Cook gab an, mit vielen Personen gesprochen zu haben, Browett sei mit Abstand die beste Wahl unter allen in Frage kommenden Retail-Spezialisten gewesen. Browetts Aufgabe sei nicht, Dixons zu Apple zu bringen, sondern Apples bisherigen Kundenservice und Kundenzufriedenheit auf ein noch höheres Level zu heben. Intern gab es aber wohl ganz andere Motive.

In einem Bericht hieß es, dass sich Johnson gegen Tim Cooks und Peter Oppenheimers Pläne wehrte, mit den Stores möglichst viel Gewinn zu machen anstatt sich primär auf Kundenzufriedenheit zu konzentrieren. Ohne die Unterstützung von Steve Jobs, der ebenfalls keine Verkaufsmaschinerie in den Stores wollte sondern die Stores als Ort ansah, Kunden an Apple zu binden und ein großartiges Einkaufserlebnis zu bieten, war die zuvor aktuelle Politik aber nicht mehr durchzuführen. Tim Cook übte angeblich starken Druck auf Ron Johnson aus, um höhere Verkaufszahlen zu erzielen. Der neue Retail-Chef John Browett sollte eben diese Strategieänderung konsequent durchsetzen.

Apple reduziert die Anzahl der Seminare, lässt weniger Überstunden zu und misst nun den Verkaufserfolg der Angestellten in den Apple Stores. Außerdem werden die Mitarbeiter dazu angehalten, Kunden möglichst noch weitere Zubehörartikel zu verkaufen - ebenfalls unter genauer Erfassung der Leistung der einzelnen Mitarbeiter.

Mit einer der ersten großen Maßnahmen zog sich der ohnehin im Unternehmen eher unbeliebte John Browett dann aber harsche Kritik zu. So kamen Berichte auf, dass sich Apple in den Retail Stores von vielen Mitarbeitern trennt oder die Arbeitsstunden drastisch reduziert. Angesichts der Geschäftsergebnisse in den Apple Stores sorgte dieses Vorgehen für Kritik und Unverständnis. Tim Cook musste sich öffentlich entschuldigen - angeblich handelte es sich nur um einen Rechenfehler und nicht um geplantes Vorgehen.

Laut CNN Money erfolgte die Entlassung John Browetts in der vergangenen Woche, von seinen Aktien trennte er sich bereits vor Wochen. Die Hauptkritikpunkte an Browetts Arbeit lauten, die Erweiterung der Retail-Präsenz in China nicht forciert genug vorgenommen zu haben. Auch an der Art und Weise, wie die Apple Stores umgestaltet werden sollten konnte Tim Cook einfach keinen Gefallen finden; zu stark wäre die Abkehr von der bisherigen Philosophie gewesen. Eine offizielle Begründung für die Entlassung gibt es nicht; die Art und Weise der Verkündung zeigt jedoch, dass Apple John Browett keine Träne nachweint.

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Kommentare

Mathias30.10.12 11:16
Na hoffentlich fährt der BWLér Cook Apple nicht voll vor die Wand.
Produkte zu früh auf den Markt bringen wie OS X 10,7, Qualitätsmängel bei der Hardware oder das leidige Thema Karten app. Sind nicht gerade förderlich. Erinnert mich voll an die frühen 90 er Jahre mit Scully und Amelio und Schindler.
Egal wie tief man die Messlatte für den Intellekt eines Menschen legt, es gibt jeden Tag jemanden der bequem darunter durchlaufen kann.
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Hannes Gnad
Hannes Gnad30.10.12 11:23
In dieser Meldung geht es um den Chef von Retail, also den Apple Stores. Themen sind "Bezahlung der Mitarbeiter", "Dienstpläne", "Gestaltung der Läden", "Standorte" usw., aber nicht das Product Management.
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crobo1330.10.12 11:23
Der BWLer wurde von Jobs geholt und als Nachfolger bestimmt. Der BWLer ist ein Grund dafür, dass Apple so viel Kohle macht.

Ich kann in dem Jahr nach Steves NICHTS erkennen, was unter Steve nicht auch passierte. Qualitätsmängel an der Hardware gab es unter Steve (iPhone 4, Risse beim iPhone 3, bei den Macbooks white etc.). Software zu früh veröffentlicht? Aperture war nicht nutzbar und die Kinderkrankheiten bei neuen OSX-Releases gab es schon immer (auch wenn ich bei ML keine hatte). Karten App, dafür musste Steves Zögling jetzt gehen, aber Apple hatte in der Vergangenheit schon ähnliche Schnitzer. Oder veröffentliche Social-Networks die keiner nutzte (unter Steve).

Seit Steve Tod ist ist es so, dass die Leute ihn noch mehr verehren und sagen "das hätte es unter Steve nicht gegeben", dabei ist das schlicht falsch. Cook hat ein gutes Apple-Jahr hingelegt.
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Eventus
Eventus30.10.12 11:25
Mathias
Patzer gabs auch bei Jobs: 10.0, diverse Materialmängel, mobile me…

Cook macht seine Sache bislang wirklich gut. Und dass in den Stores verkauft und nicht nur mit Fans und Interessenten geplaudert werden soll, ist eine berechtigte Vorgabe.
Live long and prosper! 🖖
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theFlash30.10.12 11:57
Eventus
Cook macht seine Sache bislang wirklich gut. Und dass in den Stores verkauft und nicht nur mit Fans und Interessenten geplaudert werden soll, ist eine berechtigte Vorgabe.

Profitmaximierung vor Kundenzufriedenheit zu stellen halte ich eher für sehr kurzsichtig, passt aber zur Philosphie von US Unternehmen. Genau den Eindruck hinterlässt Tim Cook, Shareholde Value über alles, sieht man ja auch gut an den gestiegenen Preisen.
Ich denke Apple könnte sich noch wundern angesichts von Nexus und Co.
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crobo1330.10.12 12:09
Laut Artikel wurde doch der Retail-Chef gefeuert, da er zu stark in Richtung Profitmaximierung ging und sich somit zu weit von der Grundidee entfernte...
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Eventus
Eventus30.10.12 12:37
theFlash
Es muss nicht von einem Extrem ins andere Extrem gehen! Ich sprach davon, dass Verkäufer in einem Store das Ziel haben sollen, zu verkaufen. Aktuell stehen die rum, plaudern, beraten und kassieren, wenn der Kunde etwas kaufen will. Das sind Berater und Kassierer – keine Verkäufer! Und diese brauchts – ein Store lebt nicht vom Genius allein.
Live long and prosper! 🖖
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Mia
Mia30.10.12 12:44
Meiner Meinung nach hat sich bei Apple gar nichts geändert, positive und negative sind gleichermaßen präsent!

Die Produkte sind immer noch ganz ok und der Rest wird schon wieder!
Und wenn nicht, Mein Gott dann halt nicht. Ich zumindest find den ganzen Apple Kram sehr hilfreich.

Diese sich immer wiederholenden Steve oder Maps Diskussionen sind doch richtig lächerlich und ein großes Armutszeugniss für all die jenigen, die sich noch immer damit beschäftigen!
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dark-hawk30.10.12 13:15
Eventus
theFlash
Es muss nicht von einem Extrem ins andere Extrem gehen! Ich sprach davon, dass Verkäufer in einem Store das Ziel haben sollen, zu verkaufen. Aktuell stehen die rum, plaudern, beraten und kassieren, wenn der Kunde etwas kaufen will. Das sind Berater und Kassierer – keine Verkäufer! Und diese brauchts – ein Store lebt nicht vom Genius allein.

Der Store lebt davon das die Kunden kaufen, das ist schon richtig, aber niemand braucht einen Verkäufer der einem das Zeug aufschwatzt. Gerade die Applestores brauchen das nicht, denn soweit ich weiß sind die Zahlen der Stores doch großartig.
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Eventus
Eventus30.10.12 13:21
dark-hawk
Du hast auch recht, aber ich muss auch bei dir anmerken, dass es nicht nur Extreme gibt, also reines Kassieren und Aufschwatzen. Guter Verkauf ist in der Mitte. Die Leute in den AppleStores machen sichs teils zu bequem, weil eben die meisten eh schon kaufen wollen. Es ginge darum, auch die Zögernden zum Kauf zu bewegen, falls nichts Wesentliches dagegen spricht.
Live long and prosper! 🖖
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neoxfactory30.10.12 14:15
Natürlich gab es auch unter Steve Jobs verheerende Fehler aber der Steve war ein sehr charismatischer Mensch und da war das nicht so schlimm. Er hat sich gut als "Künstler" verkauft.

Jobs hat man geglaubt, dass er apple liebt und die Produkte seine "Babys" sind - dem etwas langweiligen Finanzexperten Cook traut man eher Geldgeilheit zu.
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o.wunder
o.wunder30.10.12 15:31
Ich sehe schon langsam eine Gefahr die von Tim Cook für Apple ausgeht. Nur auf Effizients zu achten, kann auch nach hinten los gehen und zwar in zwei Richtungen: Zulieferer sind verärgert und arbeiten entsprechend und Kunden sind verärgert und kaufen irgendwann nicht mehr weil die Sachen einfach zu teuer sind.

Eine gute Balance zwischen Gewinn, Einkaufspreis und Verkaufspreis ist wichtig und das sehe ich als gefährdet an.
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johnnyb30.10.12 21:43
crobo13
Laut Artikel wurde doch der Retail-Chef gefeuert, da er zu stark in Richtung Profitmaximierung ging und sich somit zu weit von der Grundidee entfernte...

Genau, DAS hier steht in dem Artikel: "Browett also tried to nickel-and-dime his employees. Apple observers scratched their heads as to why the chief of an electronics discounter was the right guy to run the Tiffany's of the device world."

Implikation: Verkäufer rein quantitativ zu bewerten, war NICHT im Sinne Cooks. Ebenso nicht, Leuten etwas und mehr "anzudrehen"...

Natürlich ist es richtig, dass man vielleicht so manche "Kippfigur" mehr zum Kauf bewegen könnte, manchmal kommt's wie Desinteresse rüber, wenn das Blauhemd allzu cool verschwindet, wenn man sagt, man wolle sich heute einfach mal nur informieren...
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Eventus
Eventus30.10.12 22:19
johnnyb
(…) manchmal kommt's wie Desinteresse rüber, wenn das Blauhemd allzu cool verschwindet, wenn man sagt, man wolle sich heute einfach mal nur informieren...
Ja, genau! Ich will in einem Laden als Interessent spüren, dass der Verkäufer glaubt, seine Produkte könnten zu meinem Glück beitragen und mein Glück sei ihm wichtig.
Natürlich weiss ich, dass er auch eigene (monetäre) Interessen im Hinterkopf hat, aber die Provision o. Ä. hat er sich dann auch verdient, wenn er mich gut und korrekt bedient, mir etwas verkauft, was mich glücklich macht.
Live long and prosper! 🖖
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