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Musik-Player im Vergleich – Vier Alternativen zu iTunes

Apples iTunes ist nicht jedermanns Sache. Viele Nutzer kritisieren, das Programm sei aufgebläht, vereine zu viele Dienste und unterstütze zuwenig Audio-Formate. Daher schauen wir uns heute vier Alternativen an (Vox, Miro, Audirvana Plus, Fidelia), die auf dem Mac mit dem Quasi-Standard iTunes um die Gunst der Musikfans buhlen.

Alle vorgestellten Apps setzen unterschiedliche Schwerpunkte und kommen mit einer größeren Palette an Audioformaten als iTunes zurecht – User mit einer Vorliebe für das von Apple verschmähte FLAC-Format können also aufatmen.

Vox

Coppertino Inc. möchte mit Vox der Entwicklung von iTunes hin zu einem großen Multimedia-Verwalter entgegenwirken: Ein kleiner schlanker Player, der sich ganz auf Musik konzentriert. Das Design ist minimalistisch – die obere Leiste beinhaltet diverse Liedinformationen, darunter folgen die Bedienelemente und schließlich die Playlist inklusive Album-Cover. Auf Wunsch importiert Vox die komplette iTunes Library.

Vox macht es sich zur Aufgabe, den Nutzer nicht mit zig Funktionen zu erschlagen, die er vielleicht gar nicht braucht. Es geht um das unaufdringliche Abspielen von Musik – nicht mehr und nicht weniger. Eine Vollbild-Funktion fehlt und es gibt nur wenige Sortierungsmöglichkeiten (entweder nach Künstler oder Album). Dafür kann der User seinen Last.fm-Account eintragen, erhält eine praktische Kontrollmöglichkeit in der Menü-Leiste und sieht im Dock-Icon das Cover des ausgewählten Songs.

In der neusten Version beherrscht Vox zudem Gapless Playback und hat eine verbesserte Mehr-Geräte-Unterstützung. Vox kann zudem über einen In-App-Kauf um eine Online Radio-Funktion erweitert werden (2,69 EUR) – damit stehen tausende Radiostationen über das Internet zur Verfügung.

Vox 2.0 erfordert mindestens OS X Lion (10.7) und ist kostenlos im Mac App Store erhältlich. Die Erweiterung „Radio“ kostet als In-App-Kauf 2,69 EUR.

Fazit: Vox ist ein schlanker und minimalistischer Musik-Player, der sich auf’s Wesentliche konzentriert – das Abspielen von Musik ohne viel Schnick-Schnack und in vielen unterschiedlichen Formaten. Wer viele Funktionen oder das Abspielen anderer Medientypen erwartet, ist bei der Konkurrenz allerdings besser aufgehoben. (Vox im Mac App Store)

Miro

Das Open-Source-Projekt Miro ist in so ziemlich allem das genaue Gegenteil von Vox. Das Programm möchte – ähnlich wie iTunes – die eierlegende Wollmilchsau unter den Multimedia-Apps sein. Dem User präsentiert sich auf der linken Seitenleiste eine Masse an Features: Import der iTunes Library, Synchronisierung von Android und Kindle Fire, Kauf von Musik bei Amazon MP3 sowie Apps im Google Play Store, Abspielen und Konvertieren diverser Videoformate (auch z.B. Youtube-Videos), Podcasts + passende Quellen, das Teilen von Medien und schließlich Torrent-Downloads. Aber setzt Miro all die Funktionen auch zufriedenstellend um? Das Ergebnis ist zwiespältig.

Wer spezielle Oberflächen für Youtube oder Hulu erwartet, wird enttäuscht – Miro zeigt schlicht die Webseite an und bietet dem User an, das jeweils abgespielte Video herunter zu laden. Bei „Läden“ das Gleiche: Ein Klick auf Amazon MP3 leitet den User auf die Amazon-Homepage – will man eine MP3 öffnen, wird man zum Browser weitergeleitet. Musik kann nach diversen Kategorien sortiert werden – das Scrollen durch die Songliste fühlt sich jedoch sehr träge an.

Alles in allem wirkt Miro nur wenig optimiert für OS X (Design, Darstellungsfehler, Scrolling). Das erste Fenster nach dem Programmstart enthält sogar einen nicht abschaltbaren Werbebanner. Das Programm fällt dem eigenen Konzept der Feature-Masse – also viele Funktionen für viele Plattformen – zum Opfer. Es sind zwar viele Features integriert und zum Teil auch praktisch umgesetzt – etwa das Downloaden und Konvertieren von Youtube-Videos. Aber es fehlt einfach an den von iTunes bekannten Stärken wie OS X-Integration, Design und Benutzerfreundlichkeit.

Miro ist dann einen Blick wert, wenn man einen Musik-Player will, der ebenfalls Videos abbspielt, die Synchronisation mit Android-Smartphones beherrscht und Internet-Videos runterladen sowie konvertieren kann. Wer aber einen gut an OS X angepassten Multimedia-Player sucht, wird von Miro enttäuscht sein. Die App gibt es kostenlos im Mac App Store und benötigt mindestens OS X Leopard (10.5).

Fazit: Miro bietet einige interessante Funktionen wie Synchronisation mit Android-Smartphones und Download sowie Konvertierung von Internet-Videos, enttäuscht aber bei OS X-Integration und Benutzerfreundlichkeit. (Miro im Mac App Store)

Audirvana Plus

Der Audio-Player Audirvana Plus erklärt nicht etwa viele Features oder Design zu seinem Trumpf, sondern setzt beim Essentiellsten der Musik-Wiedergabe an – dem Klang. Zielgruppe sind Audiophile, die hochauflösende Audio-Files an einer teuren Anlage möglichst hochwertig wiedergeben möchten.

Das Design unterscheidet sich radikal von iTunes und ähnlichen Playern. Die Oberfläche von Audirvana ist einem Audio-Verstärker nachempfunden – inklusive einem Drehknopf für die Lautstärke, den der User wie bei einem richtigen Verstärker bedienen muss. Man kann dafür allerdings auch die Apple Remote verwenden.

Das Programm kommt spartanisch daher und bietet von der Oberfläche her nicht viel mehr als die Verstärkeransicht und auf Wunsch die Playlist der aktuell abgespielten Songs – das war’s. Die Konzentration auf ein Maximum an Audioqualität zeigt sich bereits an der Display-Anzeige, die angibt, welcher Dateityp mit welcher Bitrate abgespielt wird inklusive dem verwendeten DAC (Digital-Analog-Wandler).

In den Einstellungen gibt es zudem die Möglichkeit, Audio Filter zu verändern und Sampleraten nicht mehr von Apple CoreAudio konvertieren zu lassen, sondern von dem aus dem Studiobereich bekannten iZotope 64-Bit SRC. Sehr Vorsichtige können zudem einstellen, dass für die Musikwiedergabe eventuell schädliche Hintergrunddienste wie Spotlight und Time Machine während der Audiowiedergabe deaktiviert bleiben.

Übrigens ist es möglich, iTunes weiter zu verwenden, ohne auf die Sound-Optimierung durch Audirvana zu verzichten – iTunes lässt sich per Hog Mode mit der Sound-Engine von Audirvana betreiben.

Die audiophilen Qualitäten des Players wurden auf folgendem System getestet: Mac Mini (2012) + Verstärker/DAC Teac A-H01 (verbunden per USB) + Boxen Klipsch RF-7. Alle verwendeten Songs sind Apple Lossless-Dateien – entweder als CD-Rip (16 Bit/44 Khz) oder hochauflösend (24 Bit/96 Khz). Gleich vorweg: Die Unterschiede zwischen iTunes und Audirvana waren marginal, wenn überhaupt vorhanden. Erst nach diversen Malen hin und her switchen erschienen die Höhen bei Audirvana etwas angenehmer, was aber genauso gut ein psycho-akustischer Effekt aufgrund der Erwartungshaltung gewesen sein kann.

Audirvana Plus kostet 74 EUR, kann aber 15 Tage lang kostenlos getestet werden. Vorausgesetzt wird mindestens OS X Snow Leopard (10.6), 2 GB RAM und ein Mac-kompatibler DAC.

Fazit: Kostspieliger Musik-Player mit Konzentration auf Sound-Optimierung. Für Audiophile mit hochwertiger Anlage und goldenen Ohren einen Test wert – alle anderen können getrost bei iTunes bleiben. (Audirvana Produktseite)

Fidelia

Die Funktionen sind rar gesät, das Design ist gewöhnungsbedürftig – aber darum geht es den Entwicklern auch nicht. Die Entwickler von Audiofile-Engineering verfolgen mit Fidelia das gleiche Ziel wie Audirvana: kompromisslose Klangoptimierung. Die Programmoberfläche ist ebenfalls einem klassischen HIFI-Verstärker nachempfunden, kann aber auf Wunsch auch in eine kompaktere Ansicht umgewandelt werden.

Der Nutzer erhält über das User Interface die nötigsten Informationen – z.B. Liedname, -länge und Dateityp. Die Lautstärke wird wieder über einen Drehknauf reguliert. Praktisch für z.B. eingehende Anrufe während des Musikhörens ist der DIM-Knopf – darüber wird die Musik umgehend deutlich leiser gestellt.

In den Einstellungen kann man den bereits von Audirvana bekannten Sampleraten-Konverter von iZotope aktivieren. Leider fehlt der sogenannte Hog Mode – also iTunes zu verwenden, aber Lieder über den Sampleraten-Konverter des parallel laufenden Fidelia auszugeben. Über die iOS-App "Fidelia Remote" (8,99 EUR) kann Fidelia bequem per iPhone oder iPad gesteuert werden.

Ebenso wie bei Audirvana Plus wurden die audiophilen Qualitäten des Players auf folgendem System getestet: Mac Mini (2012) + Verstärker/DAC Teac A-H01 (verbunden per USB) + Boxen Klipsch RF-7. Alle verwendeten Songs sind Apple Lossless-Dateien – entweder als CD-Rip (16 Bit/44 Khz) oder hochauflösend (24 Bit/96 Khz). Das Ergebnis ist dasselbe wie bei Audirvana Plus: Nur marginale – wenn überhaupt vorhandene – Hörunterschiede zwischen iTunes und Fidelia (angenehmere Höhen). Es kann wiederum ein psychoakustischer Effekt aufgrund der Erwartungshaltung gewesen sein.

Fidelia ist im Mac App Store für 17,99 EUR erhältlich und benötigt mindestens OS X Lion (10.7) –zudem bietet der Hersteller auf seiner Homepage eine kostenlose Testversion (15 Tage). Per In-App-Kauf gibt es zudem „Fidelia Advanced“ und „FHX Headphone Processor“ für je 44,99 EUR. „Fidelia Advanced“ bietet Hog Mode, Zwischenspeichern des jeweils abgespielten Songs im RAM und zusätzliche Optionen bei den Klangeinstellungen; „FHX Headphone Processor“ soll das Hörerlebnis über Kopfhörer optimieren.

Fazit: Preisgünstiger als der Konkurrent Audirvana Plus. Für Audiophile mit hochwertiger Anlage und goldenen Ohren einen Test wert – alle anderen können getrost bei iTunes bleiben. (Fidelia ist im Mac App Store nicht mehr verfügbar)

Anmerkung zu Audirvana Plus und Fidelia

Da das Hörempfinden extrem subjektiv ist, sei jedem Interessierten empfohlen, die kostenlosen Testversionen an der eigenen Anlage auszuprobieren. Unser Test erhebt keinen Absolutheitsanspruch, sondern stellt nur das Hörergebnis eines Redakteurs dar.

Grundsätzlich gilt: Wenn man keine hochwertige Anlage oder teure Kopfhörer besitzt, die über ein externes DAC mit dem Mac verbunden sind, machen Player wie Fidelia oder Audirvana nicht viel Sinn – dafür sind die Unterschiede zu marginal. Zudem sollten die Musik-Dateien in einem verlustfreien (FLAC, ALAC, WAV, AIFF) und – wenn möglich – hochauflösenden Format vorliegen. Erst dann können sich Fidelia und Audirvana Plus lohnen – sofern man einen Unterschied hört.

Vox Miro Audirvana Plus Fidelia
Hersteller: Coppertino Participatory Culture Foundation Audirvana Audiofile Engineering
Preis: kostenlos (+ In-App-Käufe) kostenlos 74 Euro 17,99 Euro (+ In-App-Käufe)
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